Sonntagabend auf der Couch. Während ich durch Instagram scrolle, mache ich eine Entdeckung. Die queere Organisation „Liebe Wen Du Willst“ macht sich dort über non-binäre Pronomen lustig. Hä, wie passt das zusammen? Genau in diesem Moment startet ein Livestream des Vereins. Die zwei Ü30er-Vorstandsmitglieder Steve und Vivi sitzen mit Dosenbier an ihrem Couchtisch. Im Stream dazugeschaltet sind jugendliche Mitglieder:innen des Vereins. Stammtisch-Atmosphäre.
Während die Vorstände folgenden Kommentar aus dem Chat aufgreifen: „Es ist doch nicht schwer, Neo-Pronomen zu verwenden, wenn es den Personen dadurch besser geht!“, entgegnet Vivi: „Man könnte den Spieß auch einfach umdrehen, warum möchtest du mir etwas aufzwingen, was ich vielleicht gar nicht möchte?“ Weitere Kommentare werden von ihr und Steve in Kindersprache nachgeäfft.
Zur Deeskalation lädt dieser „Vorstand“ eine jugendliche non-binäre Person in den Stream ein: „Alle Personen, die sich nicht mit dem Geschlecht, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, identifizieren, sind trans, darunter fallen ganz klar nicht-binäre Personen“, sagt sie. „Häääää, what the fuck, was ist das für ein Widerspruch?“, brüllt Steve ins Mikro und beendet das Gespräch, die eingeladene Person wird aus dem Livestream geschmissen. Und man denkt: Respekt, ihr Superbrains, ihr habt den Umgang mit Jugendlichen wirklich verstanden!
Nachdem ich die Kotze runtergeschluckt habe, nehme ich die Homepage der Organisation unter die Lupe: Zwischen fragwürdigen Videos und skurrilen Beiträgen wird das ausgewiesene „Krisentelefon“ offensichtlich von einem 17-Jährigen geführt. Ich will jungen Menschen nicht ihre Kompetenzen absprechen, aber ein 17-Jähriger könnte dir sagen, dass dies keine ratsame Besetzung ist. Ich hatte genug.
„Wie kann man diese Menschen stoppen?“, dachte ich. Nachricht an mein Team: „Leute, morgen liegt ein Haufen Arbeit vor uns!“ Die Ergebnisse unserer Recherchen tragen wir in einem Insta-Video zusammen, welches über Nacht viral geht: fast 240.000 Klicks! Der Hashtag #LiebeWenDuWillst macht die Runde. Sogar Sven Lehmann, der grüne Queerbeauftragte der Bundesregierung, schaltet sich in die Debatte ein und warnt auf Twitter vor dem „gefährlichen Content“ des Vereins. „Bitte wendet Euch an professionelle Beratungsstellen, wenn Ihr Hilfe braucht!“ Das war ein Stich ins Wespennest – und wir sind noch lange nicht fertig!
Kommentare 9
Nun hat dieser Verein die nichtverdiente Aufmerksamkeit. Ich finde Inhalt und Stil dieses Artikels dem Thema wenig angemessen. Alles wirkt irgendwie zusammengestückelt, unstrukuriert und wenig reflektiert.
PS Was sind Mitglieder:innen? Das :innen scheint mir wenig logisch.
<<<PS Was sind Mitglieder:innen? Das :innen scheint mir wenig logisch.>>>
Drei widersprüchliche Gedanken.
a) Das erscheint mir wiederum sehr logisch. Würde man beim Innen-Sprech dies bei einem Neutrum weglassen, wüsste man ja wieder nicht, ob wirklich alle oder vielleicht nur Diverse gemeint sind.
b) Natürlich ist es Unlogik. Die Innensprecher und -schreiber wollen das generische Maskulinum durch ein generisches Femininum ersetzen und übersehen dabei geflissentlich, dass sämtliche Anwürfe gegen das generische Maskulinum damit konterkariert werden.
c) Das hat nichts mit Logik zu tun. Es geht um Deutungshoheit und damit um Macht.
Mein Mitgefühl dient dem Autor, wenn einem der Mageninhalt hochkommt, empfehle ich Gaviscon. Wahrscheinlich ist der empfindliche Magen auch für weitere textliche Entgleisungen verantwortlich, da sich aus meiner Sicht nur rudimentäre Zusammenhänge ermitteln lassen.
Soviel habe ich jedoch verstanden. Es geht hier um Anhänger der neuen politischen Bewegung: "Bastel dir eine Minderheit." Das ist ja sehr wok, eigene sexuelle Fantasien so zu stilisieren, dass sie irgendwie die Berechtigung zur Opferrolle ergeben. Dann hat man den Status einer verfolgten Minderheit erlangt und kann sich dann lautstark Gehör verschaffen.
Ach ja, was ich immer schon sagen wollte und keiner hört zu, schade, ich muss wohl selbst erkunden, wo ich für mich Minderheitenschutz beantragen kann. Mit Paragrafen groß geworden zu sein, die meine Identität strafrechtlich bedrohten, reicht anscheinend nicht mehr aus.
Verschiedene Identitätsvereine in Wokistan möchten üm Aufmerksamkeit buhlen, verbunden mit Aussicht auf Staatsknete.
Das sorgt für harte Bandagen im Verdrängungswettbewerb um die Fleischtöpfe. Mal gucken, wer am Ende übrig bleibt...
Ich frage mich dabei immer, wie gefahrlos lassen sich solch tradierten und bewährten Konzepte auflösen.
Selbst wenn sie immer einen Aspekt der Willkürlichkeit beinhalten, stehen sie doch auch für Stabilität und haben die Gesellschaft erst hervorgebracht, in der auch ein Queerer zu sich finden kann.
Wer beim Auflösen nicht vorsichtig ist, landet in der angstvollen Egosauflösung oder wie es die Buddhisten sagen im Nirvana. Ich glaube, dass man in sich in so einem Zustand nach dem Vertrauten sehnt, denn ohne dieses ist keine Orientierung möglich. Man fragt ja einen Verunfallten auch nach seinem Namen, um zu testen, ob er noch einen Realitätsbezug herstellen kann.
Drum ist hier Weisheit und Demut angesagt. Das schließt nicht aus, dass man über Begriffe, deren Bildung und deren Auswirkung auf unser Handeln reflektiert und sich für eine Transformation stark macht, allerdings ist auch progressive Politik nur im Hinblick auf ein Verständnis der eigenen Bedingtheit möglich.
Ich find schon, dass es um Minderheiten gehen kann, ohne gleich das große ganze anzusprechen. Das Problem ist, wenn Minderheiten das große ganze verneinen- das ist hier nicht der Fall. Das Problem ist ja, dass Vereine niemand kontrolliert, jedenfalls so lange sie keine öffentlichen Gelder bekommen. Ich mag queere Menschen und hab die radical faeries entdeckt.
Ich habe wohl nie einen schlechteren Artikel im Freitag gelesen. Null Substanz, keine Aussage, kein Argument, hingerotzt, dumm. Das ist aber wohl das Niveau, auf das wir zunehmend gefasst sein müssen, das in Zukunft nicht mehr überboten werden wird. Die Höhe Instagram eben.
Die Möglichkeit in der Presse etwas zu veröffentlichen, geht mit sehr viel Verantwortung einher. Aus meiner Sicht wird der Autor dieser Verantwortung nicht gerecht. Also helfe ich gerne aus. Hier die Stellungnahme der bösen Gegenseite. Der Fairness wegen:
https://www.liebewenduwillst.de/statement-zu-aktuellem-shitstorm/
ich bin stets bemüht, die Regeln des Genderns in Text und Sprache zu befolgen und bin sehr verwirrt, dass Sie, Herr Tönsfeuerborn, nun in Ihrem Artikel ein geschlechtsneutrales Substantiv wie "das Mitglied" zu "Mitglieder:innen" gendern. Können Sie mir dafür eine Erklärung geben? ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür.