Lumpensammler der Geschichte

Inseln der Organisation in der Empirischen Suppe Zum 100. Geburtstag des Ethnologen und Anthropologen Claude Lévi-Strauss
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Man könnte es für Koketterie halten: Seit seinem wohl bekanntesten Werk Traurige Tropen (1955) hat Claude Lévi-Strauss immer wieder auf sein schlechtes, wahlweise "verheerendes", ja "selbstzerstörerisches Gedächtnis" hingewiesen, das ihn Teile seines Berufs- und Privatlebens verdrängen lasse. Jetzt wird der Mann 100 Jahre alt und wirkt, wie erst jüngst in einem Gespräch mit dem renommierten Anthropologen Constantin von Barloewen in der Frankfurter Rundschau, hinsichtlich seines Erinnerungsvermögens praktisch nicht beeinträchtigt.

Wie soll man sich seinem gewaltigen Werk heute nähern? In aller Bescheidenheit bezeichnet Lévi-Strauss sich selbst als "gewöhnlichen Kantianer" und "wahrscheinlich geborenen Strukturalisten". Einer Er