Lust auf Frust

Wahlmüdigkeit Die Bürger wenden sich von der Demokratie ab. Schuld daran sind die Fehlentwicklungen im politischen Mainstream der letzten 20 Jahre, meint der Politologe Serge Embacher
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Die Demokratie in Deutschland ist in einem bedauernswerten Zustand. Immer mehr Menschen fühlen sich von politischen Entscheidungen, vor allem aber von der Art und Weise, wie sie zustande kommen, abgeschreckt und angeödet. Obschon in den Parlamenten jeden Tag über ihr Schicksal und ihre Lebensbedingungen entschieden wird, glauben sie nicht (mehr), dass ihr Kreuz auf dem Wahlzettel irgendeine Bedeutung hat. Sie wenden sich ab und zeigen sich gleichgültig. Ein Ende der Depression ist nicht abzusehen. An der letzten Bundestagswahl haben sich noch 70,8 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt – der mit Abstand schlechteste Wert in der Geschichte der Bundesrepublik. Alles politikferne und bildungsferne Ignoranten, Abstimmung der Unterschicht mit Füßen? Wohl kaum