Was es heißt, lebendig zu sein

Lyrikkolumne Unser Kolumnistin Beate Tröger liebt die Lyrik. Was sie dieses Mal fasziniert: Viele Gedichte handeln zwar vom Tod, aber gerade da spricht aus ihnen eine Liebe zum Lebendigsein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2022

Es sind vornehmlich Werke von toten Dichtern, um die es diesmal in dieser Kolumne geht. Die große amerikanische Dichterin Mary Ruefle schreibt in Über die Toten, einer Kurzvorlesung, die im Schreibheft Nummer 97 unter dem Titel Die Natur der Dinge erschienen ist: „Dichter, egal, welchem Lager sie angehören, sind Menschen, die von einer Sache besessen sind, von der niemand eine Ahnung hat. Das wäre der Tod.

Sie sprechen mit den Toten und haben einen Draht zu den Toten und schreiben über den Tod, als hätten sie ihn vollbracht (…) AB DEM AUGENBLICK, IN DEM SIE TOT SIND, KÖNNEN SIE UNS ALLES BEIBRINGEN. Wieso – warum ist das so? Ich glaube, es liegt daran, daß all ihre Gedichte über den Tod ab dem Augenblick, in dem sie tot sind, zu