„Ich will dir helfen, Laura“

Machtmissbrauch Tanguy Viels „Das Mädchen, das man ruft“ war für Frankreichs höchsten Literaturpreis nominiert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2022
Der französische Schriftsteller Tanguy Viel
Der französische Schriftsteller Tanguy Viel

Foto: Joel Saget/AFP/Getty Images

Ist Macht ein Verbrechen? „Kommt darauf an“, sagt der Polizist, der auf dem Revier in der bretonischen Kleinstadt die Aussage einer jungen Frau aufnimmt. Die junge Frau, die Anzeige erstattet, heißt Laura. Sie ist zwanzig Jahre alt und hat bereits einige Jahre als Model in Rennes gearbeitet. Direkt vom Schulhof wurde sie abgeworben, sie hat nicht mal ihr Abitur gemacht. Immer noch blendend schön, aber schon etwas ausgebremst vom Leben, kehrt sie an die Küste zurück zu ihrem Vater, der als Boxer einst eine Berühmtheit war. Doch die prächtigen Zeiten von Max Le Corre sind vorbei, in seinem Leben war das Hell-Dunkel „erschütternder als auf einem Gemälde von Caravaggio“. Immerhin hat er Arbeit gefunden als Fahrer des Bürgerme