Als auf den Bildschirmen das Ergebnis verkündet wurde, brach vor dem Louvre in Paris ein wahrer Jubel aus. Emmanuel Macron, der Kandidat der liberalen Bewegung "En Marche", hat die Präsidentschaftswahl in Frankreich gewonnen.
Er konnte nach ersten Prognosen 65,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, seine Gegnerin Marine Le Pen nur 34,2. Für Macron ist das ein weit besseres Ergebnis, als in Umfragen zuvor geschätzt.
Die Macron-Anhänger feierten auf dem Platz vor der Glaspyramide ausgelassen, schwenkten die Fahnen: Ihr Kandidat hat die Rechtspopulistin Le Pen nicht nur deklassiert. Er hat auch einen Rekord gebrochen. Macron, 39, wird der jüngste Staatschef in der Geschichte der Republik, und das mit einer Partei, die nicht mal ein Jahr alt ist. Nur Napoleon Bonaparte war mit 30 noch jünger.
In seiner Ansprache richtete Macron einen Gruß an seine Gegnerin Le Pen. Er respektiere ihre Wähler: "Ich weiß, dass die Risse in unserer Nation manche dazu getrieben haben, den Extremen ihre Stimme zu geben. Ich weiß um die Wut, die Zweifel und die Angst, die sie damit ausgedrückt haben." Macron betonte, für sie kämpfen und die Nation einen zu wollen. Er werde Frankreich und Europa "verteidigen", denn "es geht um unsere Zivilisation, um unsere Art, frei zu leben".
Dabei war es zuletzt ein schmutziger Wahlkampf gewesen. Keine 48 Stunden vor dem Wahltag wurde das Team um Emmanuel Macron Opfer eines Hackerangriffs. Interne E-Mails, Verträge und Rechnungen tauchten im Internet auf, zusammen mit erfundenen Dokumenten. Auch die Gegner Macrons hatten mit Social Bots und Fake News operiert – nicht nur der rechtsradikale Front National, sondern auch das Team der „Les Républicains“ um François Fillon, mit der Anti-Macron-Webseite „Ridicule.TV“.
Das ist für Macron nicht nur deshalb unangenehm, weil seine junge Bewegung „En Marche“ in den sozialen Netzwerken entstanden ist, sondern auch, weil Digitalisierung und Datenschutz zu seinen Kernthemen gehören.
Es ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Macron nun als achter Präsident der Republik stemmen muss. Selten waren die Erwartungen an einen Staatschef in Frankreich so hoch, selten ein Kandidaten so jung im politischen Geschäft.
Macron muss nun ein tief gespaltenes Land vereinen. Er muss die Rechtspopulisten weiter in Schach halten, auch bei den anstehenden Parlamentswahlen. Er muss die Frustrierten, die sich dem Front National zuwandten, genauso hinter sich bringen wie die Abgehängten, die sich in den Vororten und Brennpunkten radikalisieren.
Vor allem aber wird er daran gemessen, ob er sein Versprechen umsetzen wird, die Wirtschaft zu beleben und die Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Dafür hat er umfassende Arbeitsmarktreformen angekündigt, will die Unternehmer entlasten und die Lohnnebenkosten senken.
Schon jetzt zeichnet sich Widerstand gegen diese Maßnahmen ab: Laut einer Umfrage des Instituts BVA für die Wirtschaftszeitung „La Tribune“ sind 49 Prozent der Franzosen gegen eine Novelle de Arbeitsrechts, nur 38 sind dafür. Macron hatte auch angekündigt, die Arbeitsmarktreformen per Verordnung durchzusetzen. Das lehnen sogar 70 Prozent der Franzosen ab.
Warum also sollte Macron nun etwas gelingen, an dem bereits frühere Präsidenten gescheitert sind? Nicolas Sarkzoy hatte die Reformen nie wirklich angepackt. François Hollande hatte es versucht – und damit den Zorn der Gewerkschaften erregt. Auch viele seiner Wähler waren enttäuscht, weil sie sich linke Reformen erhofft hatten und keine französische Agenda 2020.
Aus Frust über das Zaudern und Zögern Hollandes hat Emmanuel Macron schließlich die Regierung Hollande verlassen – und seine eigene Bewegung gegründet. Die steht jetzt voll hinter ihm. Anders als Hollande hat Macron den Wählern seine Pläne von Anfang an offengelegt, sogar auf die Gefahr hin, mögliche linke Unterstützer zu verprellen. Zwischen ihm und den Anhängern von Jean-Luc Mélenchon klafft ein Graben, den Macron auch mit besten Worten nicht zuzuschütten vermochte. So vermied es Mélenchon, eine Wahlempfehlung für Macron zu geben, und viele seiner linken Unterstützer wählten in der zweiten Runde ungültig. 25,3 Prozent der Wahlberechtigten enthielten sich - ein Rekord.
Das größte Problem werden für den angehenden Präsidenten die Gewerkschaften sein. Mit ihren Streiks haben sie in den vergangenen Jahrzehnten schon viele Reformprojekte gestoppt.
Andererseits hat Macron bereits bewiesen, was er kann. 2015 verabschiedete das Parlament das nach dem damaligen Wirtschaftsminister benannte „Macron-Gesetz“, das starre Beschäftigungsregeln aufweichte.
Als Präsident wird Macron nur erfolgreich sein, wenn er früh auf die Gewerkschaften zugeht und die Sozialpartner einbezieht. Er hat ja auch Argumente: Wenn jeder der rund eine Million kleiner und mittlerer Betriebe auch nur einen neuen Mitarbeiter einstellt, wären eine Million Menschen weniger arbeitslos.
Leicht wird es aber auch aus einem anderen Grund nicht: Macron muss bis zur Parlamentswahl am 11. und 18. Juni ohne eigene Unterstützer regieren. Bis dahin ist er noch im Wahlkampf. Sein Ziel muss sein, möglichst viele seiner „En Marche!“-Kandidaten in die Nationalversammlung zu bringen, um danach überhaupt seine Reformpläne durchsetzen zu können.
Bekommt er keine eigene präsidiale Mehrheit, muss er für jedes Gesetzesprojekt Koalitionen schmieden und Verbündete bei den konservativen Les Républicains oder den Sozialisten suchen. Er müsste einen Premierminister einer anderen Partei ernennen. Eine solche „Cohabitation“, bei der Präsident und Premier von verschiedenen Parteien kommen, hat es seit 15 Jahren in Frankreich nicht mehr gegeben. Zwar würde all das das starre französische System auflockern und die Politiker zu mehr Kompromissen zwingen. Andererseits würde es Macrons Reformprojekt deutlich verlangsamen.
Und wie schnell die Franzosen enttäuscht sein können mit einem Staatschef, der nicht liefert, musste François Hollande schmerzlich erfahren. Er könnte als unbeliebtester Präsident in die Geschichte eingehen.
Präsident der Rekorde

Foto: David Ramos/AFP/Getty Images
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Geschrieben von

Kommentare 32
Wenn jeder der rund eine Million kleiner und mittlerer Betriebe auch nur einen neuen Mitarbeiter einstellt, wären eine Million Menschen weniger arbeitslos.
Das darauf noch keiner gekommen ist!? Spitzenplan.
"Dafür hat er umfassende Arbeitsmarktreformen angekündigt, will die Unternehmer entlasten und die Lohnnebenkosten senken."
und
"Das größte Problem werden für den angehenden Präsidenten die Gewerkschaften sein. Mit ihren Streiks haben sie in den vergangenen Jahrzehnten schon viele Reformprojekte gestoppt."
und
"Andererseits hat Macron bereits bewiesen, was er kann. 2015 verabschiedete das Parlament das nach dem damaligen Wirtschaftsminister benannte „Macron-Gesetz“, das starre Beschäftigungsregeln aufweichte."
Interessiert @Petra Sorge nicht die völlig undemokratischen Umstände, wie das sogenannte E-Khomri-Gesetz in Frankreich durchgezogen wurde? Und schaut man sich die Inhalte genauer an, dann lässt sich lesen, wie sich Arbeitgeber zukünftig leichter "überflüssiger" Arbeitnehmer entledigen können.
Ich kann mich nur wundern, dass mit alten neoliberalen Rezepten positive Erwartungen geschürt werden (und dafür wieder einmal der ehemals positiv für Arbeitnehmer besetzte Begriff "Reformen" herhalten muss), die in Deutschland den Arbeitsmarkt dank Hartz IV gespalten haben. Auch wenn Macron sich davon distanziert, dürfte es auf ähnliche Konzepte hinauslaufen.
"[...] Zwar würde all das das starre französische System auflockern[...]"
- das starre französische System -
Mehr muss man eigentlich nicht lesen/wissen, um zu wissen, dass "der Freitag" inzwischen ein stinkreaktionäres Blatt geworden ist.
Armer G. Gaus.
>>Macron hatte auch angekündigt, die Arbeitsmarktreformen per Verordnung durchzusetzen. Das lehnen sogar 70 Prozent der Franzosen ab.<<
Andererseits hat ihm Sigmar Gabriel schon Unterstützung zugesagt. Und er hat ja den Ausnahmezustand auf seiner Seite: Ich denke, Sie können beruhigt französische Aktien kaufen, Frau Sorge.
Der Anteil der Wahlberechtigten, die für Macron gestimmt haben, beträgt laut amtlichem Endergebnis 49,2% (0.754*0.66*100%). Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die Skepsis überwiegt.
Ich denke Ihre Rechnung ist unvollständig, da die ungültigen (weißen) Stimmzettel in Ihrer Rechnung nicht einbezogen sind. Je nachdem wo ich lese, werden Zahlen zwischen 9 und 20% gehandelt. Dies führt wiederum zu einem Stimmenanteil Macrons von 36 bis 44% führen.
Sehr geehrter Weinsztein, ich würde (nach derzeitigem Wissensstand) Rafaela beim "Süppchen kochen" behilflich sein. So wie ich das sehe gehört Frau Sorge durchaus zum Autorenteam und wenn ich aktuell die Freitag-Seite öffne, ist es der erste Artikel der erscheint....
Update:
http://mobile.interieur.gouv.fr/Actualites/L-actu-du-Ministere/Resultats-globaux-du-second-tour-de-l-election-du-president-de-la-Republique-2017
Es sind 43,75%.....
Die Nation ist gespalten!
Wenn bei einer Wahlbeteiligung der französischen Wähler von 74,62 Prozent Emmanuel Macron am 08.05.2017 um 6:48 Uhr 66,1 Prozent für ihn gestimmt haben, dann sind das 49,32 Prozent der Wahlberechtigten überhaupt.
Damit sieht sein Ergebnis längst nicht mehr so gut aus. Dann haben sich nämlich ca. 50,68Prozent der Wähler gegen ihn entschieden. Ergebnis: Die Nation ist gespalten! Emmanuel Macron findet in seinem Land eine ähnliche Situation vor, wie Premierministerin Theresa May im Vereinigten Königreich oder Donald Trump in den USA.
Es ist Gott-sei-Dank auf Dauer nicht möglich, die Gegenbewegungen, die die etablierte Politik ganz überwiegend selbst herbeigeführt haben, zu ignorieren. Das jedenfalls wird immer deutlicher.
Dieses Problem hat Deutschland nicht. Hier gibt es keine Gegenbewegungen.
>>Dieses Problem hat Deutschland nicht. Hier gibt es keine Gegenbewegungen.<<
Deswegen haben ja Gabriel, Scherkel und Mulz auch gleich ihre Solidarität mit dem Macronismus versichert. Im Namen der deutschen Untertanen, Amen.
Ergänzung: In der Tat, auch in diesem Text sind die „weiße Stimmen“ nicht berücksichtigt. Ich hörte soeben auf WDR 2, dass es davon bei dieser Wahl ca. vier Millionen gegeben hat. Die SZ ging gestern Abend noch von 12 Prozent ungültigen Stimmen und 25 Prozent Nichtwählern aus und gab als Quelle hierfür das französische Innenministerium aus.
ist die gute Petra im Macron Wahlkampfteam?
Hier wird Ihnen geholfen:
http://elections.interieur.gouv.fr/presidentielle-2017/FE.html
88,53% der abgegebenen Stimmen waren gültig bzw. 66,01% der wahlberechtigten Franzosen haben sich für einen der beiden Kandidaten entschieden und Macron wurde von 43,63% der wahlberechtigten Franzosen gewählt....
Ein Artikel wie er so 1:1 auch bei SPON oder Tagesschau hätte stehen können.
Viel unbegründete Lobhudelei für den Marktradikalen, nur Persönliches, kein Inhalt. Seichte Desinformation. Damit blamieren Sie den Freitag in der Tat, aber vor allem auch sich selbst.
Herzlichen Dank!
" (...) den irgendein Dummkopf hier veröffentlicht hat. Der wiederum nicht für den Freitag steht."
Ob das jetzt eine freundlichere Formulierung ist, mit der Sie die freie Journalistin belegen? Aber bisher bin ich doch davon ausgegangen, dass die unter blauem Logo veröffentlichten Beiträge über den Redaktionstisch gelaufen sind: irritierend ist es schon.
Da bleibt ja jetzt nur noch die Frage zu klären, was in Zukunft die Amtsprache der EU sein wird, Deutsch oder Französisch? (for all se germans in uns: is natürlich ´ne rhetorische Frage. ;D).
Mal sehn, wann der erste Politiker vom neuen Europa schwadroniert...
Der obige Artikel ist voller neoliberalen Allgemeinplätze, wie wir sie vom neoliberalen Macron kennen. Ist das jetzt die neue Linie beim Freitag?
sorry, aber die perspektive von frau sorge kommt mir arg hirngewaschen vor.
"Wenn jeder der rund eine Million kleiner und mittlerer Betriebe auch nur einen neuen Mitarbeiter einstellt, wären eine Million Menschen weniger arbeitslos."
Mir ist klar, wie das passieren wird. Man macht Geschenke an die Angebotsseite, also Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Es geht nur um Quantität, aber nicht um die Qualität des Arbeitsverhältnisses - "Sozial ist, was Arbeit schafft." Das ganze Dingen hat Agenda 2010 written all over it.
Hier in absoluten Zahlen das Endergebnis
Macron 20,7 Mio
Le Pen 10,6 Mio
Nichtwähler: 12 Mio
Ungültigen: 4,1 Mio
Quelle: http://elections.interieur.gouv.fr/presidentielle-2017/FE.html
34 % der Stimmberechtigten Wähler haben entweder ungültig gewählt oder sind der Wahl fern geblieben.
Insgesamt gesehen hat Macron, wenn man es an allen Wahlberechtigten bemisst also 42 % bekommen. Von diesen 42 % haben aber nur 55 % Macron aus Überzeugung gewählt. Der Rest nur um Le Pen zu verhindern. Man kann damit also sagen, dass Macron nur ungefähr jene 23 % hat wie im ersten Wahlgang. Man wird nun sehen, wie sich Front National aufstellen wird. Wird sie eine Patriotische Partei neubegründen um die Republikaner einzufangen? Das könnte ihr helfen die Mehrheitsfraktion im Parlament zu bilden.
Auf der anderen Seite gibt es dann die Linke mit ihren starken 20+ Ambitionen aus der Vorwahl hervorgehend. Wie wird sich das sozialdemokratische Lager dann also spalten? Einmal eine FDP von Macron die Sozialdemokraten bindet und dann Melenchon als Linke, welche Sozialdemokraten bindet.
Es könnte also durchaus sein, dass es dann nur noch 3 Blocke im Parlament gibt.
1. En Marche als neue FDP
2. Front National, die sich neu benennen wird als Patriotenpartei
3. Die Linke, die versucht Sozialdemokraten weiter einzufangen.
Sozialdemokraten werden keien Rolle mehr spielen wie man schon bei der Präsidentenvorwahl gesehen hat.
Ein Teil der Republikaner werden in einer Le Pen Patriotenpartei aufgehen.
Wie kann es dazu kommen? Das liegt am Wahlsystem in den Bezirken.
Wir hätten dann also ein Parlament, was dann mit einer sehr starken Le Pen Partei bei 25 % + rechnen muss.
Eine En Marche FDP, die ungefähr das gleiche haben wird.
Und hoffentlich auch einer ebenso grossen Linken Partei.
Daraus eine Politik zu machen, wie sie sich Macron vorstellt wird äusserst schwierig werden.
Er wird also wie schon angekündigt per Dekret regieren und eine Agenda 2010 einfach als Präsident bestimmen.
Das wird natürlich Unruhen hervorrufen. Es liegt Revolution in der Luft.
Die CGT und Melenchon haben heute schon zu Demonstrationen aufgerufen gegen Macron und gerade jetzt aktuell gibt es schon in Paris Demonstrationen, wie man im Livestream auf RT sehen kann.
https://www.facebook.com/rtdeutsch/videos/1008219202641642/
Macron wird seine Anweisungen aus Berlin von Merkel und Schulz bekommen, wie er seine Agenda 2010 umsetzen soll und wird das Land in einen permanentnen Generalstreik versetzen, was das Land lähmen wird und natürlich auch wirtschaftlich lähmt. Man wird es der Linken in die Schuhe schieben und dann hat Le Pen freie Bahn um durchzustarten. Nur wird Merkel und Schulz Frankreich dann knebeln und unterwerfen unter "Sachzwänge" die sich Wirtschaftspolitisch ergeben.
Linke werden dann keine Rolle mehr spielen und haben sich bis dahin selbst zerfleischt.
Dann entscheidet nur noch nationale Identität um die Würde zu erhalten oder die Unterwerfung unter das Diktat der Deutschen.
Dieser Artikel ist exemplarisch für die heutige Presse: unkritischer Inhalt mit einem Titel wie man ihn bei der Bildzeitung finden könnte.
Macron ist nicht zu beneiden. Frankreich ist ein marodes Land. Die letzte Innovation ist vermutlich die Concorde, und selbst die steht trotz Wiederbelebungsversuche im Museum. Die mangelende Innovationsfähigkeit versucht man nun in der Automobilbranche durch den Einkauf deutschen Know-hows zu schließen. Das wird schiefgehen - und die Zeche werden die Opel-Mitarbeiter und am Schluss der deutsche Steuerzahlen bezahlen.
Frankreich bedarf einer grundlegenden Überholung. Das kann einer alleien nicht leisten.
Dieser Artikel ist exemplarisch für die heutige Presse: unkritischer Inhalt mit einem Titel wie man ihn bei der Bildzeitung finden könnte.
Macron ist nicht zu beneiden. Frankreich ist ein marodes Land. Die letzte Innovation ist vermutlich die Concorde, und selbst die steht trotz Wiederbelebungsversuche im Museum. Die mangelende Innovationsfähigkeit versucht man nun in der Automobilbranche durch den Einkauf deutschen Know-hows zu schließen. Das wird schiefgehen - und die Zeche werden die Opel-Mitarbeiter und am Schluss der deutsche Steuerzahlen bezahlen.
Frankreich bedarf einer grundlegenden Überholung. Das kann einer alleien nicht leisten.
Die Mehrheit der Französsinen und Franzosen lehnt besserwisserische Belehrungen deutscher Herrenmenschen ab. Sollte Macron versuchen das deutsche Modell zu kopieren, ist ein neues 68 eine wahrscheinliche Entwicklung. Die durch die Delegitinierung der 5. Republik ebenfalls diskreditierte Altlinke wird nur noch eine organisatorische Rolle spielen, für das aufständische Frankreich, das die 6. Republik anstrebt. In Frankreich ist um Mélenchon eine neue Bewegung entstanden, deren Bedeutung von deutschen Salonlinken unterschätzt wird. Es geht in erster Linie um die Beseitung der bisherigen Präsidentialdiktatur durch eine neue, soziale 6. Rebuplik. Das ist weder rechts noch links sondern einfach demokratisch und sozial. Macron wird keine 5 Jahre regieren.
Ich würde es nicht so geharnischt ausdrücken, zumal ich nicht weiß, inwiefern der "Freitag" direkt für die Community-Beiträge verantwortlich zeichnet. Dieser Macron-Jubel-Artikel war jedenfalls so miserabel wie überflüssig, weil inhaltlich - wenn man von "Inhalt" sprechen kann - überall in gleicher Art zu finden.
Ich hoffe auch, dass es Jean-Luc Mélenchon gelingt, seine Bewegung aufrecht zu erhalten und letztendlich zu einer Partei zu formieren. Woher Sie allerdings Ihren revolutionären Optimismus nehmen, ist mir schleierhaft. Aber ich wünsche mir, dass Sie recht haben.
@stephan, Woher mein revolutionärer Opitimusmus im Bezug auf Frankreich kommt, ist die Geschichte. Frankreich ist einschließlich Frau Le PEN republikanisch, in Deutschland leben die Nachkommen von Massenmördern. Frankreich hat nach fairen Prozess den König und die Königin ihren Kopf modern und schmerzfrei vom Rumpf getrennt, öffentlich und unter den Jubel des Volkes von Paris. In Deutschland hat man die wenigen Revolutionäre, die es gab wie Karl und Rosa, hinterrücks erschossen. Ihre Mörder wurden nie bestraft. Deshalb wird der revolutionäre Funke in Frankreich wieder zünden. 2 Millionen waren in Frankreich im Generalstreik gegen Hollandes Arbeitsmarktreformen, 1968 waren 6 Millionen im Generalstreik. Damals verweigerte die französische KP die Machtübernahne und de Gaulles siegte und gründete die 5. Rebulik, ganz auf ihn zugeschnitten. Jetzt greift Mélenchon den Volkswillen auf und fordert die Neugründung Frankreichs durch die 6. Republik. In Deutschland versteht man das nicht, weil hierzulande nicht mal in der DDR alle Nazischergen ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden. Für die Neugründung Frankreichs werden Parteien im alten Sinne nicht mehr gebraucht, sondern vielschichtige Bewegungen....Verceromos
@stephan, Woher mein revolutionärer Opitimusmus im Bezug auf Frankreich kommt, ist die Geschichte. Frankreich ist einschließlich Frau Le PEN republikanisch, in Deutschland leben die Nachkommen von Massenmördern. Frankreich hat nach fairen Prozess den König und die Königin ihren Kopf modern und schmerzfrei vom Rumpf getrennt, öffentlich und unter den Jubel des Volkes von Paris. In Deutschland hat man die wenigen Revolutionäre, die es gab wie Karl und Rosa, hinterrücks erschossen. Ihre Mörder wurden nie bestraft. Deshalb wird der revolutionäre Funke in Frankreich wieder zünden. 2 Millionen waren in Frankreich im Generalstreik gegen Hollandes Arbeitsmarktreformen, 1968 waren 6 Millionen im Generalstreik. Damals verweigerte die französische KP die Machtübernahne und de Gaulles siegte und gründete die 5. Rebulik, ganz auf ihn zugeschnitten. Jetzt greift Mélenchon den Volkswillen auf und fordert die Neugründung Frankreichs durch die 6. Republik. In Deutschland versteht man das nicht, weil hierzulande nicht mal in der DDR alle Nazischergen ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden. Für die Neugründung Frankreichs werden Parteien im alten Sinne nicht mehr gebraucht, sondern vielschichtige Bewegungen....Verceromos
um das an nur einem punkt näher zu erläutern:
"Und wie schnell die Franzosen enttäuscht sein können mit einem Staatschef, der nicht liefert, musste François Hollande schmerzlich erfahren. Er könnte als unbeliebtester Präsident in die Geschichte eingehen."
richtig unbeliebt gemacht hat sich hollande mit dem versuch einer arbeitsmarktreform a la schröder (mit macron als verantwortlichem minister). den versuch brach er nach massiven protesten ab. daraus zu konstruieren, dass er unbeliebt gewesen sei, "weil er nicht geliefert habe", erinnert sehr an die hiesige großmedienpropaganda zu zeiten der einführung von hartz 4. wie der ganze artikel, der 7x den damals sehr beliebten euphemismus "reform" enthält.
Ich schätze Sie als Autor und Kommentator sehr. Ich finde es ebenfalls sympathisch, dass Sie eine Lanze für den Freitag brechen. Ich wünschte mir, dass irgendwann auch wieder reinen Herzens tun zu können.
"Macron will Frankreich verdeutschen". (Alfred Grosser am 8. Mai in der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Ich fasse die hastigen short-paragraphs mal zusammen: Der arme Macron - nicht Frankreich oder seine Menschen - hat Linke und Rechte sowie nur blockierende Gewerkschaften vor sich. Hoffen wir nur, dass er tun kann, was er bewiesenermaßen sehr gut kann - neoliberales Zurechtstutzen, upps, pardon: Reformieren - und damit die Leute hinter sich eint. Muss ja nur, Kleinigkeit, jeder kleine Betrieb eine Person einstellen, und Frankreich ist auf'm Weg. Und dann ist er der zweite Napoleon. Republik oder Kaiserkrone - sei's drum ... Einfach mal auflockern - sollen sich die anderen im Spektrum nicht so haben.
Und so etwas redaktionell im Freitag! Schönen Dank auch ...