Magna Charta einer DDR-Perestroika

15 Jahre SPD-SED-Papier Was Erich Honecker als Erfolg des Dialogs nach außen feierte, sollte ihm innenpolitisch schwer auf die Füße fallen - er unterschätzte die Brisanz des Dokuments für ein reformreifes Land
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Die Überraschung war perfekt. Nach Jahrzehnten erbitterter Kontroversen und Feindschaft zwischen beiden Parteien präsentierten die SPD-Grundwertekommission und die Akademie für Gesellschaftswissenschaften der SED am 27. August 1987 erstmals ein gemeinsames Grundsatzpapier. Das Dokument sorgte für positive Irritation. Nicht alle wussten sie zu nutzen. Statt die Karten neu zu mischen, wurden sie nicht selten nach den alten Farben sortiert. Die Kritiker im Westen sahen darin einen "Verrat an der westlichen Wertegemeinschaft", die im Osten eine beginnende "Sozialdemokratisierung" der SED und Aufweichung der DDR. Das gemeinsame SPD-SED-Papier bleibt bis heute umstritten.

Rolf Reißig war vor 15 Jahren Mitautor des gemeinsamen Papiers. Heute leitet er das Brandenburg-Berli