Aktivistinnen und Aktivisten der sozialen Bewegungen, Arbeiterinnen und Arbeiter, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Kulturschaffende aller Länder!
Das Ungeheuerliche ist geschehen: Der Krieg ist endgültig in unseren Alltag in Europa zurückgekehrt. Derzeit werden die großen Städte in der Ukraine zu Schlachtfeldern. Friedliche Menschen werden von Granaten und Raketen zerfetzt oder unter den Trümmern ihrer Behausungen begraben. Wer die barbarischen Angriffe in den Kellern oder U-Bahn-Schächten überlebt, wird durch Hunger, Kälte, Wasserentzug und Dunkelheit in die Flucht getrieben. Die Barbarei hält wieder Einzug.
Seit mehr als 20 Jahren hat sich dieses Inferno angebahnt und immer mehr ausgebreitet: Zuerst in Tschetschenien und Jugoslawien, dann in Afghanistan, im Irak und bis heute in Jemen, Syrien und anderen Regionen des Nahen Ostens. Nun hat es erneut Europa erreicht und mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine katastrophale Ausmaße angenommen. Die überbauten und von Millionen Menschen bewohnten großstädtischen Agglomerationen wurden zur wichtigsten Kampfzone der beiden Armeen.
Die Brutalisierung der militärischen Konflikte hat vielfältige Ursachen. In ihr kam die wachsende Rivalität der imperialistischen Großmächte zum Ausdruck, die sich in den letzten Jahrzehnten hinter den Fassaden der weltwirtschaftlichen Globalisierung aufbaute. Das kapitalistische Weltsystem zeigte wieder einmal sein Janusgesicht. Einerseits setzte es auf den renditeträchtigen Weltfrieden globalisierter Güterketten und Informationssysteme, um die Ausbeutung der arbeitenden Klassen neu abzustufen und bis in die letzten Winkel des Planenten voranzutreiben. Andererseits entfesselte es immer gewaltsamere Kämpfe um geostrategische Einflusszonen. Typisch dafür ist China, das sein Projekt der Kontinente verbindenden Neuen Seidenstraße mit territorialen Ansprüchen auf Taiwan und das Südchinesische Meer kombiniert hat. Typisch dafür sind aber auch die USA. Um seine Welthegemonie ökonomisch zu sichern, hat Washington seinen ostasiatischen Gegenspieler zur verlängerten Werkbank seines Produktionspotenzials gemacht. Gleichzeitig sabotiert Washington das chinesische Projekt der Neuen Seidenstraße auf allen Ebenen und unternahm alles, um ein friedliches ökonomisches Verhältnis zwischen China, Russland und Europa zu untergraben. Parallel dazu hat die US-Administration ihr militärisches Bündnissystem, die NATO, gegen die Russische Föderation in Stellung gebracht, um die Integration des Nachfolgers des untergegangenen Sowjet-Imperiums in ein erweitertes Europa mit stabiler Friedensordnung und gegenseitigen Sicherheitsgarantien zu verhindern. Dass der ökonomische Druck hier den gleichen Stellenwert hat wie in der Positionierung gegen China, zeigt die Sabotage von Nord Stream 2. Was den USA Russland gegenüber gelang, erwies sich im Fall China als Bumerang und begünstigte Chinas Aufstieg zur konkurrierenden Weltmacht. Als dritter Faktor der Barbarisierung kam schließlich der islamistische Fundamentalismus ins Spiel, eine zutiefst regressive Variante des Anti-Imperialismus, die einen patriarchalen Gottesstaat anstrebt. Menschheitsbedrohend wurden diese Entwicklungen dadurch, dass alle beteiligten Konfliktparteien auf Kriegsmaterial zurückgreifen konnten, in dem sich die technologischen Schübe der kapitalistischen Entwicklung zu einer immer größeren Vernichtungskraft der konventionellen Waffensysteme bündeln.
Nur vor diesem Hintergrund ist der am 24. Februar entfesselte Aggressionskrieg Russlands gegen die Ukraine zu verstehen. Aus diesen Zusammenhängen erklärt sich auch die Vorgeschichte. Als das Sowjetimperium zusammenbrach, erkauften sich die USA die russische Zustimmung zur Einbeziehung des geeinten Deutschlands in die NATO gegen die Zusage, die NATO nicht weiter nach Osteuropa auszudehnen. Zu dieser Zeit standen die Chancen zur Demokratisierung und Öffnung Russlands in Richtung Europa recht günstig. Diese Chance wurde jedoch nach wenigen Jahren vertan. Seit 1997 begann die unterschwellige und schließlich auch offen vorangetriebene Osterweiterung der NATO sowie in ihrem Schlepptau der Europäischen Union. Von der russischen Machtelite und der Mehrheit der Bevölkerung wurde diese Exklusion als Demütigung empfunden. Es gab auch gegenläufige Tendenzen zur Verständigung, insbesondere in Frankreich und Deutschland; sie wurden jedoch durch das neue Sonderbündnis der USA mit den osteuropäischen Staaten zunichte gemacht. Durch diese Hybris wurden in Russland die äußeren Bedingungen für die Durchsetzung einer imperialistischen Revisionsstrategie geschaffen, die von Teilen der Machtelite seit dem Untergang der Sowjetunion propagiert wurde und dann in der Putin-Ära gipfelte. Auch die von diesem Revisionskurs ausgehenden Warnsignale – Georgien-Krieg 2008 und Krim- Annexion 2014 >– wurden missachtet. Stattdessen wurde in der Ukraine der Aufbau der NATO-Infrastruktur vorangetrieben, obwohl sich das Land seit 2014 im Bürgerkrieg mit indirekter Beteiligung Russlands befand. Die gemeinsamen Manöver der ukrainischen Streitkräfte mit der NATO im September 2021 markierten dann das Überschreiten der roten Linie. Das direkte Vorrücken der NATO in 1.200 Kilometern Länge an die russische Westgrenze war für die russische Macht- und Militärelite unerträglich, und sie entschied sich zum Angriffskrieg gegen die Ukraine vor deren formellem Eintritt in die NATO.
Bei diesen Überlegungen geht es nicht etwa um eine rechtfertigende Apologetik. Der Aggressionskrieg gegen die Ukraine kann durch nichts legitimiert werden. Es geht nur um die Klarstellung, dass diesem katastrophalen Angriffskrieg imperialistische Aggressionsakte auch von Seiten des Westens voraufgingen, die in Putin-Russland eine allen imperialistischen Machteliten gemeinsame geostrategische Logik provozierten. Man stelle sich vor, die Russische Föderation hätte mit Kuba und Mexiko einen Militärpakt geschlossen und würde in der Karibik und direkt vor der Südgrenze der USA eine gegen sie gerichtete militärische Infrastruktur aufbauen!
Dieser Vergleich macht deutlich, dass wir in diesem katastrophalen Poker der imperialistischen Mächte nicht Partei sein können. Wir verurteilen die russische Aggression aufs Schärfste. Wir lehnen aber auch die Machteliten des Westens mit aller Entschiedenheit ab. Statt sich das Scheitern ihrer maßlosen Expansionsziele einzugestehen, drehen sie jetzt an der Eskalationsschraube und machen sich für einen umfassenden Wirtschaftskrieg sowie für weit reichende militärische Hilfsaktionen und Waffenlieferungen stark.
Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir mit dieser Positionierung gegen alle direkten wie indirekten Parteien und Akteure des Ukraine-Kriegs gegenwärtig nur eine verschwindende Minderheit darstellen. Aber wir dürfen unsere Identität, unsere Orientierung an den sozialen und emanzipatorischen Kämpfen für Gleichheit und Selbstbestimmung nicht an die Logik des imperialistischen Kriegs und den Zynismus der Kriegshetzer auf allen Seiten abtreten. Wir sind dafür mitverantwortlich, dass das militärische Gemetzel, das Töten von Zivilisten, die Bombardierungen, die Aushungerung und die Massenvertreibung der ukrainischen Bevölkerung sofort aufhören und die Zerstörung der sozialen Infrastrukturen gestoppt wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass die NATO und der Westen die Ukraine bis zum letzten wehrfähigen Ukrainer verteidigen lassen und der russische Generalstab das Sterben zigtausender Soldaten – überwiegend Wehrpflichtige – in Kauf nimmt. Wir wollen aber auch nicht später von unseren Kindern und Enkeln gefragt werden, warum wir nichts gegen die Ausweitung des Ukraine-Konflikts zu einem europäischen Großkrieg oder gar zu einem nuklearen Armageddon unternommen haben. Diese Gefahr ist aufgrund der massiven militärischen Unterstützung seitens der USA und der NATO sowie der umfassenden Wirtschaftssanktionen ständig gewachsen. Wir sind keine passiven Zuschauer. Wenn noch weiter an der Eskalationsschraube gedreht wird, könnten wir in den nächsten Wochen genauso mit den Schrecken des Kriegs konfrontiert sein wie gegenwärtig der ukrainischen Zivilbevölkerung.
>Wir fordern:
(1) Einen sofortigen Waffenstillstand und den Abzug aller Kampftruppen aus allen städtischen Agglomerationen
(2) Den Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine. Die Entwaffnung und Auflösung aller paramilitärischen Verbände auf dem Staatsgebiet der Ukraine
(3) Die sofortige Beendigung der Waffenlieferungen und der verdeckten Beteiligung der NATO am Krieg
(4) Die sofortige Aufhebung der Sanktionen und die Beendigung des Wirtschaftskriegs
(5) Die Aufnahme von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine unter der Aufsicht der OSZE. Zusicherung der unbefristeten Neutralität der Ukraine und Abbau der NATO-Infrastruktur in der Ukraine als Gegenleistung für umfassende und international abgesicherte russische Sicherheitsgarantien.
(6) Die Etablierung der Ukraine als unabhängiger Brückenstaat zwischen NATO/EU und Russland unter dem Dach der OSZE. Bilaterale Wiederaufbau- und Wirtschaftsverträge der Ukraine mit der EU und der post-sowjetischen Zollunion.
Wir sind uns sehr wohl darüber im Klaren, dass diese Forderungen so lange in der Luft hängen, wie sie nicht von den sozialen Bewegungen, den arbeitenden Klassen und den kritischen Intelligenzschichten in einer international koordinierten Kraftanstrengung erzwungen werden.
Es ist deshalb höchste Zeit zur Mobilisierung eines breiten antimilitaristischen Widerstands, der umfassend und transnational in die sozialen Kämpfe integriert wird. Dieses Vorgehen ist keineswegs chancenlos, wie die Einbeziehung des Widerstands gegen den Vietnamkrieg in die globale Sozialrevolte der späten 1960er Jahre gezeigt hat.
Wir schlagen deshalb als erste Schritte zur Mobilisierung des Widerstands vor:
(1) Den Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine und die übrigen Kriegsgebiete der Welt durch Boykottaktionen
(2) Den Start einer Kampagne zur Verweigerung des Militärdiensts in allen Armeen, die direkt oder indirekt am Ukraine-Krieg beteiligt sind: Missachtung der Einberufungsbefehle, Befehlsverweigerung, Desertion aus den Kampftruppen und Nachschubeinheiten Russlands, der Ukraine und der NATO. Aufbau einer breiten Solidaritätsbewegung für die Kriegsdienstverweigerer
(3) Die Beteiligung an den Hilfsaktionen für unterschiedslos alle Geflüchteten aus der Ukraine und den anderen Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten
(4) Es ist höchste Zeit, gegen die Desorientierung der Friedens- und Protestbewegung Position zu beziehen. Die Massendemonstrationen auf der ganzen Welt und die Interessen der arbeitenden Klassen sind gegen alle imperialistischen Mächte gerichtet und dürfen nicht einseitig Partei ergreifen. Ihr Ziel war und ist die Überwindung von Ausbeutung, patriarchaler Unterdrückung, Rassismus, Nationalismus, Naturzerstörung und die Durchsetzung der individuellen und sozialen Menschenrechte. Nun ist der Kampf gegen die wieder aufgelebte Barbarei hinzugekommen.
Es ist höchste Zeit, dass sich die Kriegsgegner aller Länder zusammenschließen, bevor es zu spät ist. Die Gefahr des Einsatzes nuklearer Waffen ist real. Wir müssen alles unternehmen, um das zu verhindern. Dies ist unsere Verantwortung gegenüber unseren Kindern und Enkeln!
14.03.2022
Erstunterzeichner:
Sergio Bologna, Historiker und Logistikberater, Mailand
Rüdiger Hachtmann, Historiker, Berlin
Erik Merks, Gewerkschaftsfunktionär i.R., Hamburg
Karl Heinz Roth, Historiker und Mediziner, Bremen
Bernd Schrader, Soziologe, Hannover
Kommentare 37
Wo kann man eigentlich unterschreiben?
Alle Kriege gehören ohne Wenn und Aber geächtet. Gegen einige Vorschläge hier, wie eine "Lösung" der Ukraine-Krise erfolgen sollte, allerdings habe ich Bedenken, weil alle bisherigen auch keine "Lösung" bewirkten. Die Lösungen scheitern regelmäßig an verkommenen Politikern und Medien.
wird hier ein wunsch-konzert angekündigt ?
der veranstaltungsort ist im wolkenkuckucksheim ?
was treibt die unterschreiber aus ihrer welt?
jedenfalls verkennen die die wirk-lichkeit, mit einem wirk-lichen kriegs-betreiber,
der seinen betrieb militärisch organisiert hat, und sein geschäfts-modell
(entgegen begrenzter nach-frage) auf dem welt-markt mit gewalt etablieren will.
Dem Wunsch nach Unterschrift schließe ich mich an.
Eine eigene Webseite oder Hinweis auf petition.org o.ä. wäre da sinnvoll.
Öl, Waffen, Werte & viel Testesteron - stoppt den Wahnsinn Jetzt!
Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass es in Russland auch ein Volk gibt, dass sich solidarisierend ihrer korrupten Machthaber/Oligarchen entledigen möchte/würde? Wobei der Begriff "Oligarch" gleich auf die westlichen Eigentumsraffer übertragen werden kann, was den dann gemeinsamen Ziel-Nenner betrifft.
Es bedurfte schon immer jener, die den Blick über den Alltag hinaus warfen und sich wohl analoges anhören durften. Und da vermisse ich aktuell Aktionen/Persönlichkeiten wie diese hier und hier.
Sie pinkeln aber auch regelmäßig neben das Pöttchen. Was Sie absetzten, ist Irrsinn. Und ja - es hat mich angeekelt, was Sie hier abgesetzt haben.
was für eine doofe frage, die Sie, als frager, völlig de-maskiert: als nicht-leser
und persönlichkeits-sucher mit erloschenem licht auf dem markt(sokrates-parodie)
Schliesse mich dem Wunsch nach Unterschrift an!
Ok, damit bestätigen Sie wohl auf ihre Art die 'Leerzone' ihrer limitierten Schwarz-Weiß-Weltentschlüsselungsversuche. Es wäre allerdings nützlich, wie auch für das Logbuch entlastend, wenn Sie ihre 'Duftmarken' nicht an jeder Ecke setzen würden. Beispiele dafür lassen sich viele finden, das letzte hier.
hätte ich Ihre dürftige basis an argumenten, kenntnissen,
eingeschränkter wahrnehmungs-fähigkeit, und ideologischer fixierung,
würde ich mich auch mit äußerungen zurück-halten.
und würde mich aufs fragen-stellen beschränken...
aber dem ist nicht so.
und (im modus des nach-gebens,kapitulierens) das feld weniger-klugen zu überlassen:
halte ich nicht für klug.
wie können Sie mir sowas empfehlen !
merken Sie nicht, daß das auf Sie zurück-fällt ?
Überheblichkeit war schon immer die Schwester vermeintlich Wissender. Aber wenn es ihrer eigenen Therapierung dient, (...).
Exit.
sagen Sie es doch positiv: bescheidenheit ist das signum des ignoranten.
er begnügt sich mit dem, was er weiß. mehr braucht er nicht....
schon gar : lästige nach-fragen, die verbittet er sich, wenn er kann: wie putin...
In der Tat, warum gibt es Oligarchen nur in Russland und in der Ukraine. Donald Trump und etliche andere sind es ja offensichtlich auch, werden aber Unternehmer und Investoren genannt...
Diesen Aufruf kann ich unterschreiben!
Vernünftige Vorschläge, denen man eigentlich nichts hinzufügen kann.
Eine Möglichkeit zu unterschreiben halte ich auch für sinnvoll, als Mittel gegen die weiter zugenommene Dominanz der schrillen Töne.
Alles richtig.
Bleibt die Frage, wie kann der Text, können die Gedanken Verbreitung finden? In den Abendnachrichten wird der Text mit Sicherheit nicht verlesen werden. Und mindestens von den dt. Talkshows hat man ja schon lange nichts mehr zu erwarten.
Auf youtube in aller Ruhe verlesen. Und dann möglichst häufig verlinken, so dass er wirksam wird?
Danke für den Aufruf !
Es muss alles dafür getan werden diesen Irrsinn auf diplomatischem Wege zu stoppen.
Einen Traum, einen Wunschgedanken hätte ich noch: Alle ukrainischen und russischen Mütter marschieren zu Hunderttausenden aufeinander zu und umarmen sich!!!! Denn ich glaube, dass die Mutterliebe die größte Kraft ist, Frieden zu schaffen. Und dann bin ich dafür, dass alle Kriegsdenkmäler - vor allem in Friedhöfen und öffentlichen Plätzen - verschwinden.
alte weiße männer erzählen in patriarchalem ton, wie es laufen soll. und was die ukraine zu tun hat (so als spielball der machtblöcke). unterscheidet sich im denkansatz nicht von der herangehensweise ehemaliger und aktueller imperien. i am so sick of it.
"Die gemeinsamen Manöver der ukrainischen Streitkräfte mit der NATO im September 2021 markierten dann das Überschreiten der roten Linie. Das direkte Vorrücken der NATO in 1.200 Kilometern Länge an die russische Westgrenze war für die russische Macht- und Militärelite unerträglich, und sie entschied sich zum Angriffskrieg gegen die Ukraine vor deren formellem Eintritt in die NATO."
das genannte mannöver fand mit ca. 6000 soldaten i.d. nähe von lviv statt, also eher a.d. polnisch-ungarischen grenze. vorangegangen war ein mannöver mit 200.000 soldaten aus russlandf und belarus in belarus nahe der ukrainischen grenze. so viel kontextualisierung sollte schon sein.
das ist ein unterstützenswerter aufruf. danke!
wo kann ich bitte unterschreiben?
es gab 21 neben dem um lviv auch noch dieses nato-manöver:
https://www.ukrinform.de/rubric-defense/3317939-militarmanover-joint-efforts-rnbo-stimmt-fur-zugang-auslandischer-truppen.html
Danke für diesen Aufruf!
Ich habe ihn auch erst jetzt entdeckt nach dem Hinweis von @Flegel. Es wäre wünschenswert, den Artikel ganz oben auf der Titelseite zu platzieren.
Ich habe leider Zweifel, ob man damit durchdringen kann bei der propagandadauerbeschallten Bevölkerung hierzulande - und anderswo. Beim Vietnamkrieg konnte man im Westen direkt an die USA appellieren, den Krieg zu beenden, um weiteres Leid - auch für die eigenen Soldaten - zu vermeiden. Es ging der Protestbewegung quasi um die Verteidigung der eigenen moralischen Ansprüche.
Aber nun, wo Russland angegriffen hat, ist es schwer, unbedarften Menschen zu erklären, dass man ein Kriegsende fordert ohne eine harte Bestrafung Russlands - und sogar eine weitgehende Erfüllung ihrer Forderungen.
Wie will man das verständlich machen? Wie soll man das einem Kind erklären?
P.S.: Ich spiele hier nur den advocatus diaboli. Natürlich bin ich unbedingt für eine sofortige Beendigung des Krieges.
Danke für Statement.
stimmt. finde bisher keine angaben über den ort dieses zweiten manövers. sie?
rein numerisch sind wir dann bisher bei ca. 20.000 mann starken nato-übungen (wovon eine sicher nicht a.d. russischen oder belarussichen grenze stattgefunden hat) im anschluss an eine ca. 200.000 mann starken russisch-belarussichen übungen direkt a.d. ukrainischen grenze.
mir geht es im kern darum, dass i.d. formulierung des obigen manifests an vielen stellen, so auch der von mir zitierten, eine einseitige betrachtung durchschimmert, die i.d.. fall an verzerrung grenzt. und dadurch das ansinnen der verfasser selbst torpediert.
davon abgesehen ist für mich das "westliche bündnis" immer noch das imperialste, keine frage. einfach aus dem grund, weil es das stärkste ist. wäre russland so stark, wäre es genau so imperial. evtl mit anderen mitteln der durchsetzung. der angriff auf die ukraine ist im kern ein zeichen von schwäche.
auf die schnelle finde ich das:
"The exercise, which will last through to 30 September and will be centered on the execution of joint tasks by the Armed Forces of Ukraine and partner nations (NATO members), will take place in all of Ukraine’s major military training locations, as well as in the waters of the Black Sea and the Sea of Azov."
https://www.overtdefense.com/2021/09/29/the-strategic-command-and-staff-training-joint-efforts-2021-exercise-starts-in-ukraine/
und zumindest das assowsche meer würde schon deutlich, im sinne des aufrufs, dem donbass, der krim und russischen grenzen nahe sein.
wie auch immer. man kann sicher jedes manöver der einen seite als antwort auf eines der anderen verstehen. das ist dann genau die "spirale der unsicherheit", von der augstein gerade schrieb und die es zu durchbrechen gilt.
"... Nun ist der Kampf gegen die wieder aufgelebte Barbarei hinzugekommen...."
Sollte sich nicht jeder der Frieden will frei machen von allen Gedanken des "Kampfes"?
Unabhängiug davon - jedenfalls würde auch ich das gerne mittragen. Wo? Wie?Herzlichen Dank für diese Gedanken.
Übrigens hatte auch der Infosperber - trotz der Trennung von Christian Müller - unerwartet einen schönen Vorschlag für ein Friedensangebot gemacht: " Der Stärkere soll nachgeben und ein Friedensangebot machen! "Mit dem "Stärkeren" ist ja in diesem Fall ja der seine Hände in Unschuld waschende Westen gemeint.
Und dies wäre durchaus auch im Sinne einer Friedenslogik (anstatt "Sicherheitslogik"), auch wenn diese Argumentation noch kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine entstanden war - die Argumentation dazu:
"... Zur Wahrheitgehört es aber auch festzustellen, dass diese Konstellation bereits das Versagen beim Aufbau einer belastbaren Friedensordnung seit 1990 widerspiegelt. Und hieran trägt der Westen, der als Gewinner aus dem Kalten Krieg hervorgegangen ist, zwar nicht die Allein-, aber die Hauptverantwortung, indem er Russland die gleichberechtigte Mitwirkung an einer gesamteuropäischen Neuordnung vorenthielt. Es stünde der NATO und ihren Mitgliedstaaten daher gut zu Gesicht, hier denersten Schritt zu machen ..."
"alte weiße männer erzählen in patriarchalem ton, wie es laufen soll"
Lieber alt und weiß als ein Milchbärtchen aus Erftstadt.
zu NATO-Manövern 2021 im Bereich der russischen Grenze und dem Wunsch nach "Kontextualisierung": Jacques Baud sagt dazu im vorgestern erschienenen Interview in "Zeitgeschehen im Fokus":
"Am 24. März 2021 hat Selenskyj das Dekret erlassen, das besagt, dass er die Krim zurückerobern werde. Er hat Vorbereitungen dazu getroffen. Ob das seine Absicht war oder nur ein politisches Manöver, das weiss man nicht. Was man aber gesehen hat, ist, dass er die ukrainische Armee im Donbas-Gebiet massiv verstärkt und im Süden Richtung Krim zusammengezogen hat. ... Gleichzeitig hat die Nato im April letzten Jahres ein sehr grosses Manöver zwischen Baltikum und Schwarzem Meer durchgeführt. ..." usw.
Ich weiß nicht, ob das so korrekt ist. Wenn ich mir aber die Vita von Jacques Baud (auf S.2 im Interview) ansehe, dann halte ich es für durchaus glaubwürdig.
Das ist ein sehr schöner Gedanke.
Weil es aber im Kriegsgebiet schwierig und gefährlich sein wird, könnten doch hunterttausende Mütter (einschließlich hier lebende und geflüchtete Ukrainerinnen und Russinnen) hier im vorerst noch "sicheren" Westen schon einmal damit anfangen ...
"Denn ich glaube, dass die Mutterliebe die größte Kraft ist, Frieden zu schaffen."
Sicherlich Emotionen haben Kraft. Doch mit jedem Tag mehr, wo Menschen unnötig sterben, steigt auch das Risiko, dass Mutterliebe vom Haß verdrängt wird. Der Syrienkrieg war in seinen letzten Zügen unglaublich von Hass & Aufputschmitteln dynamisiert worden. Was dort angerichtet wurde, spiegelt sich jetzt durch die Medien in unsere Köpfe.
bin auch alt und weiß, die barthäärchen werden langsam grau, irgendwann sind sie dann auch weiß-milchig ;)
In Pisa haben sich Flughafenmitarbeiter geweigert, eine als humanitär Hilfe getarnte Fracht mit Waffen, Munition & Sprengstoff in Flugzeuge zu laden.
Ja, das wäre es! Allen voran die Mütter Baerbock & Co. Aber die Komfortzone verlassen ist dann doch zu viel verlangt.
>> das genannte mannöver fand mit ca. 6000 soldaten i.d. nähe von lviv statt, also eher a.d. polnisch-ungarischen grenze. <<
Seit 2021 flog die U.S.-airforce "Aufklärungs"-Missionen über der Ukraine, entlang der russisch-ukrainischen Grenze. teilweise bis knapp in den russischen Luftraum hinein, Wenn das kein Vorrücken der NATO (des NATO-Anführers) ist, was dann?
Vielen Dank auch für den Hinweis auf dieses Manifest, das ich auch unterschreiben würde und dem eine weite Verbreitung zu wünschen ist.
hier ein Link zu den U.S. Air Force Luftmanövern über der Ukraine:
https://www.thedrive.com/the-war-zone/43663/u-s-air-force-e-8-jstars-radar-jet-flies-rare-sortie-directly-over-eastern-ukraine