Manifestationen der Macht

Baukunst In der russischen Stadt Nischni Nowgorod wird der sozialistische Klassizismus der Stalin-Ära wiederentdeckt. Es ist ein ambivalentes Erbe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2015

Hochragende Säulen, strahlend weiße Balustraden, darüber hinaus eine Reihe von Statuen kerniger Arbeiterinnen und Sportler. Auf den ersten Blick scheinen sie direkt aus der Antike zu stammen. Aber im Gegensatz dazu tragen sie weder Schwerter noch Amphoren, sondern Werkzeuge und Bälle. Wer nach Nischni Nowgorod reist, eine Industriemetropole rund 400 Kilometer südlich von Moskau, dem fällt sofort ein architektonisches Erbe auf, das lange Zeit umstritten war, das aber jetzt immer mehr Anhänger in Russland findet.

Die einstige, etwas verschlafene Provinzstadt des Zaren am Zusammenfluss von Oka und Wolga stieg während der Industrialisierung der 1930er Jahre zu einer Sowjetmetropole auf. Unter dem neuen Namen Gorki wurde sie schnell zu einer der grö