Marschbefehl Afghanistan

Hintergrund ISAF in Afghanistan ...

ISAF in Afghanistan

Am 1. Januar 2008 gehörten 41.144 Soldaten aus 38 Nationen zur International Security Assistance Force (ISAF), die ursprünglich auf einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates (Resolution 1386) vom 20. Dezember 2001 zurückgeht. Das Mandat wurde seither mehrfach verlängert und modifiziert - seit August 2003 wird das ISAF-Kontingent von der NATO geführt.

Anfang 2004 wurde das Aktionsfeld der ISAF-Truppen auf den Norden Afghanistans ausgeweitet, ein Jahr später auf die Westprovinzen. Als Ende Juli 2006 auch der Osten und der umkämpfte Süden dazu kamen, wurde faktisch das gesamte Territorium Afghanistans zum ISAF- beziehungsweise NATO-Operationsraum erklärt.

Die Bundeswehr stellt derzeit 3.155 Soldaten für diese Mission, die in Kabul und im Norden des Lande stationiert sind.

Am 1. Januar 2008 standen zugleich 7.500 Mann internationale Truppen in Afghanistan, die dem Kommando der USA im Rahmen der Operation Enduring Freedom (OEF) unterstehen - nicht der Führung von ISAF.


Stärke der Bundeswehr

2001/2002 - 450 Mann
Nachdem der Bundestag am 22. Dezember 2001 mehrheitlich das Mandat für einen deutschen Part bei ISAF bewilligt hat, wird zunächst ein Korps von etwa 450 Soldaten entsandt, das im Raum Kabul patrouilliert und stationiert ist. Es entsteht als deutscher Stützpunkt das Camp Warehouse. Im März 2002 nehmen 125 Soldaten an Hilfsaktionen für Erdbebenopfer in Nordafghanistan teil.

2002/2003 - 2500 Mann
Am 20. Dezember 2002 verlängert eine Bundestagsmehrheit das ISAF-Mandat und beschließt zugleich die Zahl der entsandten Soldaten auf 2.500 zu erhöhen.

2003/2004 - 2.250 Mann
Es gibt inzwischen eine deutsche ISAF-Basis im Norden (Kunduz), als am 30. Oktober 2004 die Bundeswehrmission durch das Parlament in Berlin wiederum für weitere zwölf Monate bestätigt wird. Es gilt eine Personalobergrenze von 2.250 Soldaten

2004/2005 - 3.000 Mann
Unter dem Eindruck einer sich verschlechternden militärischen Lage votiert der Bundestag am 28. September 2005 nicht nur für ein auf 3.000 Soldaten aufgestocktes deutsches Afghanistan-Korps, erstmals wird auch die Erlaubnis für einen befristeten Einsatz in anderen Landesteilen über die Nordregion und den Raum Kabul hinaus erteilt.

2006/2007 - Tornados
Am 9. März 2007 fallen im Bundestag zwei Beschlüsse, die eine neue Qualität des deutschen Militäreinsatzes signalisieren: Es sollen sechs Tornado-Flugzeuge nach Afghanistan entsandt werden, zugleich kann nun eine Gesamtpersonalstärke von 3.500 Mann ausgeschöpft werden.

2007/2008 - 3.500 Mann
Am 12. Oktober 2007 stimmt das Parlament in Berlin einer Personalstärke von 3.500 Soldaten und einer Verlängerung aller Formen des deutschen Engagements für ein weiteres Jahr zu - der ISAF-Mission, dem Tornado-Einsatz und der Beteiligung an der Operation Enduring Freedom.

Opfer der Bundeswehr

6. März 2002 - beim Entschärfen einer Flugabwehrrakete auf einem ehemaligen Militärgelände bei Kabul sterben zwei deutsche und drei dänische Soldaten.

21. Dezember 2002 - während eines Erkundungsfluges über der afghanischen Hauptstadt kommen beim Absturz eines CH-53-Hubschraubers sieben deutsche Soldaten ums Leben.

29. Mai 2003 - als ein Militärfahrzeug auf eine Mine fährt, stirbt ein Bundeswehrsoldat - ein weiterer wird verletzt.

7. Juni 2003 - ein deutscher Konvoi wird auf der Fahrt zum Kabul International Airport angegriffen. Dabei werden vier deutsche Soldaten getötet, 29 zum Teil schwer verletzt.

14. November 2005 - dem Sprengstoffanschlag auf ein deutsches ISAF-Fahrzeug in Kabul fällt ein Bundeswehrangehöriger zum Opfer - zwei Soldaten werden schwer verletzt.

19. Mai 2007 - bei einem Attentat im Stadtzentrum der nordafghanischen Stadt Kunduz kommen drei Mitglieder des deutschen ISAF-Kontingents ums Leben.


Afghanistan nach dem 11. September 2001

Ende eines Emirats
Die USA vermuten Basen des Terrornetzwerkes al-Qiada in Afghanistan und beginnen am 7. Oktober 2001 mit einer Militärintervention. Schon nach kurzer Zeit kapituliert die Taliban-Regierung - der 1996 ausgerufene Staat Islamisches Emirat Afghanistan bricht zusammen.

Die Nordallianz und afghanische Exilgruppen einigen sich Ende 2001 bei Bonn auf das Petersberger Abkommen und eine provisorische Regierung unter dem Präsidenten Karzai. Mit dem Mandat des UN-Sicherheitsrates wird ein internationales Truppenkontingent (ISAF) entsandt, um die neue Regierung und den Wiederaufbau zu sichern.

Relative Stabilisierung
Ende 2003 wird eine verfassungsgebende Loya Jirga einberufen, die kurz darauf Afghanistans neue Konstitution bestätigt. Bei landesweiten Wahlen siegt im Oktober 2004 Präsident Karzai. Das Votum ist die Vorstufe zu Parlamentswahlen, die nach vielen Verzögerungen schließlich im September 2005 stattfinden.

Nicht auf eigenen Füßen
Der Aufbau homogener Staatsstrukturen misslingt, nicht nur wegen ethnischer Divergenzen, auch weil die Nordallianz auf einer dominierenden Stellung in der Zentralregierung beharrt. Zudem beanspruchen in den Provinzen oft Warlords eine weitgehende Autonomie.

Im Fiskaljahr 2003/04 kann das Gesamtbudget des afghanischen Staates in Höhe von 2,27 Milliarden Dollar nur in einem Umfang von 200 Millionen Dollar durch Eigeneinnahmen gedeckt werden - der Rest wird durch internationale Hilfsgelder und Kredite bestritten. Bei Monatslöhnen von durchschnittlich 40 Dollar bleibt die Lage der Bevölkerung prekär. Afghanistan wird zum Hauptumschlagplatz des internationalen Opiumhandels.

Rückkehr der Taliban
Seit 2005 operieren Militäreinheiten der Taliban wieder vorzugsweise im Osten und Süden und bringen ganze Regionen unter ihre Kontrolle. Allein 2006 kommt es zu 106 Selbstmordattentaten. Die internationalen Truppen, besonders die US-Verbände der Operation Enduring Freedom, intensivieren ihre Kampftätigkeit. Wie schon vor ihrer Machtergreifung 1996 verfügen die Taliban über Basen und Rückzugsräume in Pakistan. Bei Luftangriffen sterben immer wieder unbeteiligte Zivilisten.

Meinungsbilder in Deutschland

Sollte die Bundeswehr weiterhin in Afghanistan stationiert bleiben oder sollte sie sich zurückziehen?
(Angaben in %)

Möglichst zurückWeiterhin bleibenKeine Meinung

Juni 200754442

August 200764333

Oktober 200762344

Finden Sie es generell richtig oder falsch, dass die Bundeswehr am NATO-Einsatz in Afghanistan beteiligt ist?
(Angaben in % )

richtig falsch

Gesamt5245

SPD-Anhänger6434

CDU/CSU-Anhänger5740

FDP-Anhänger6035

Grünen-Anhänger5939

Anhänger "Die Linke"2771

Quelle: Infratest dimap / 2007

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