Ihre Ankündigungen sind stets so vollmundig wie deren Umsetzung traurig: So ziemlich alles, was die Beteiligten des jährlichen „Nationalen Informationstechnik-Gipfels“ anpacken, scheitert oder misslingt. Da hilft selbst die persönliche Teilnahme von Bundeskanzlerin, Justiz-, Wirtschafts- und Innenminister nichts. Soll sich das ändern, müssten sich die Computerexperten bei ihrem nächsten Treffen am Dienstag in Stuttgart daran erinnern, welchem Zweck Technik eigentlich dient.
Die Begeisterung der Experten für Funkchips etwa bescherte den Deutschen einen teuren E-Perso, der nicht sicherer ist, dafür aber Kontrollen durch die Behörden erleichtert. Oder die elektronische Gesundheitskarte: Sie wird es wegen Sorgen um den Schutz von Krankendaten nur in einer so weit abgespeckten Version geben, dass inzwischen sogar Sympathisanten nach dem Sinn der Investitionen fragen.
Selbst das 2007 zum Anlass des IT-Gipfels geschaffene Amt des „Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik“ hat bisher eher zweifelhafte Projekte angeschoben, etwa das System „De-Mail“. Es soll ermöglichen, dass rechtsgültige Dokumente auch per E-Mail verschickt werden können. Die Entwicklung dauerte Jahre, erst kürzlich nahm das System den Testbetrieb auf. Dumm nur, dass die Deutsche Post mit einem Konkurrenzsystem schon im Dezember die ersten sicheren Mails verschicken will.
Sollen die Projekte des diesjährigen Gipfels sinnvollere Ergebnisse liefern, muss ein Umdenken einsetzen. Neue Technologien scheitern nicht an technischen Details. Es ist vielmehr die Akzeptanz der Nutzer, in diesem Fall also der Bürger. Sie ist der genaueste Gradmesser, ob Technik ihren Bedürfnisse entspricht – oder denen der Entwickler oder Auftraggeber.
Seit dem ersten IT-Gipfel 2006 monieren Kritiker, dass Datenschützer und politische IT-Aktivisten in die Beratungen einbezogen werden müssten. In der Tat gebe es dann eine Chance, dass sie daran erinnern, was neue Technik den Menschen ermöglichen kann: mehr Freiheit, nicht nur mehr Komfort.
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