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Veganes Leben Der Verzehr von Fleisch ist aus der argentinischen Lebensweise kaum weg­zu­denken. Dennoch machen sich dort immer mehr Projekte für fleischlose und vegane Ernährung stark

Laut Statistik isst jeder Argentinier mehr als 70 Kilo Fleisch pro Jahr. „In diesem Land, das für das „beste Fleisch der Welt“ bekannt ist, kommt man sich als Vegetarier oder Veganer vor wie ein Atheist im Vatikan“, wie ein niederländischer Tourist in Buenos Aires einmal gesagt hat. Essen ist eine persönliche Angelegenheit, die aber mit gesellschaftlicher, politischer und kultureller Bedeutung aufgeladen ist.

Veganer argumentieren ethisch-politisch und führen Gesundheit, Umweltschutz, Speziesismus oder Tierschutz als Gründe für die Entscheidung zu ihrer Lebensweise an. Der Veganismus (eine Ernährungsweise, die Produkte vermeidet, die aus jeglicher Art der Ausbeutung von Tieren stammen, wie Honig, Leder, Kosmetika, die an Tieren getestet wurden, etc.) stellt bestimmte Prinzipien der kapitalistischen Gesellschaft infrage und eröffnet verschiedene Möglichkeiten, diese von innen zu verändern. Vegetarische Ernährung, die Wiederverwertung von Dingen und Lebensmitteln, „freie Tauschbörsen“, auf denen verschiedene Waren in freiem Umlauf sind, die Reduzierung der Umweltverschmutzung, indem man beispielsweise generell auf Autofahren verzichtet und sich mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt oder die Besetzung leerstehender Häuser sind Beispiele für Strategien, die Veganer und Freeganer praktizieren, um das Leben im Alltag zu verändern.

Für uns hatte die Arbeit an dieser Reportage persönliche Gründe: Einige von uns sind schon seit langem Vegetarier und wir alle halten eine bewusste Ernährung für eine eminent politische Sache. Die persönliche Lebensweise gründet nicht nur auf einer individuellen Entscheidung, sie prägt auch unser kollektives Handeln: Urban Gardening, Märkte, auf denen selbst gemachte Produkte angeboten werden, der gemeinsame Kauf von organischem Gemüse oder Führungen zu Öko-Dörfern am Stadtrand, die nach den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung leben.

Und auch wenn uns bewusst ist, dass es in bestimmten Teilen der oberen städtischen Mittelschicht einen gewissen Modetrend zum Bioprodukt als Statussymbol gibt, so kann dies unser Interesse an Verhaltensweisen, die mehr politisches Engagement bei alltäglichen Entscheidungen einfordern, nicht schmälern. Mit dieser Auswahl an Bildern wollen wir in Zeiten des Hyperkonsumismus eine Vorstellung von Autonomie vermitteln: Wie können wir gesündere Gewohnheiten wiederentdecken – Lebensweisen, die uns wieder mit einer anderen Logik in Verbindung bringen als der des Wachstums, die sich der Geschwindigkeit der Großstadt und der Unmittelbarkeit unserer elektronischen Geräte entzieht?

Cooperativa Sub ist ein Zusammenschluss junger Fotografen in Buenos Aires. Sie teilen Büro, Webseite und die Einnahmen. Ziel des Kollektivs ist es, mehr zu schaffen, als die Summe der einzelnen Teile.

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Übersetzung: Holger Hutt

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