Mein Weg zu Sachbuch und Artverwandtem

Reihenweise Taschenbücher Erhard Schütz übertrifft das Jubiläum des „Freitag“ sogar noch um fünf Jahre. Ein Rückblick
Ausgabe 45/2015
So in etwa könnte das Bücherregal von Erhard Schütz aussehen
So in etwa könnte das Bücherregal von Erhard Schütz aussehen

Foto: Thomas Meyer/Ostkreuz

Der Freitag feiert seinen 25. Geburtstag, und ich feiere (mich) mit, denn ich bin gar schon 30 Jahre dabei. Meine erste Veröffentlichung hatte ich bei der westlichen Vorläuferin des Freitag, der DVZ, im Sommer 1985. Unfreiwillig. Jemand hatte 90 Prozent meiner Rezension zu einem Roman in der FR abgeschrieben. Karl Deiritz bot mir zur Wiedergutmachung an, dort zu publizieren. Ich startete im Sommer 1986 mit einer Polemik zur Ruhrgebietsliteratur. Danach schrieb ich unter anderem über Krimis, Peter Handke, Kazuo Ishiguro, Christoph Ransmayr, Ian McEwan. Also Belletristik. Mein erstes Sachbuch rezensierte ich im Januar 1991, nun bereits im Freitag, Band 5 der Schriften Siegfried Kracauers. Zwar weiterhin Literarisches, Paul Auster, Peter Kurzeck, Michael Wildenhain im selben Jahr noch, aber zunehmend Sachliches. Theoretisierendes (Paul Virilio, Marc Augé), Ethnologisches (Nigel Barley), Länderporträts (Karl Heinz Götzes Französische Affairen), Tagebücher (Ernst Jünger), Wissenschaftliches (oft übers „Dritte Reich“, zur Großstadt oder zu Berlin). Immer wieder Reportagen (Christoph Dieckmann, Niklas Meienberg) und Feuilletonsammlungen, von Auburtin bis Goldt, Knobloch bis Walser – immer noch meine Lieblinge, die Epiker des Augenblicks.

Wiewohl: Waren das wirklich Sachbücher? Nach den Kriterien von Buchhandel oder Stiftung Lesen nur zum Teil: Schul- und Fachbücher haben da eine eigene Kategorie zu bilden, strittig ist die Unterscheidung von politischem Buch und Sachbuch, Ratgeber sollten, strengeren Regeln folgend, nicht darunter gerechnet werden, auch Lexika nicht. Biografien schon. Reportagen auch, aber nicht so ganz klar, weil ja eigentlich doch eher literarisch ambitioniert. Feuilleton, weil eindeutig literarisch, keinesfalls. Christoph Links hat sich damals vergeblich für eine dritte Säule eingesetzt.

Weder die damaligen Redakteure, Ulrike Baureithel, Detlev Lücke, Jörg Magenau, Ingo Arend, noch heute Michael Angele haben sich darum geschert. Noch ich. Im Oktober 1995 bekam ich eine unregelmäßige Kolumne, Reihenweise Taschenbücher. Darin ging’s kreuz und quer von Krimis bis zu Historiografischem, Reiseberichten bis zu Theoretischem. 2002 wurde daraus das circa viermal im Jahr erscheinende Sixpack, das nun stärker sachbücherlich war. Seit 2012 nun – einmal im Monat – Sachlich richtig. Die ist nun richtig sachlich. Nein, nicht ganz. Nicht nur, weil der Ton nicht immer sachlich ist. Sondern vor allem, weil es ein weites Feld ist, das bestellt sein will. Wissenschaftliche Werke haben es zum Beispiel immer schwerer, ein breiter interessiertes Publikum zu finden. Das liegt nicht immer daran, dass sie so unkommunikativ geschrieben wären, sondern an den Segmentierungen der Branche wie an der Überproduktion auch hier. (Jetzt kein Lamento über die Sammelbänderitis und die geschraubtesten Themen. Ich nahm ja selbst dran teil.)

Überproduktion ist das generelle Stichwort. Wenn die Kataloge fürs Frühjahr und den Herbst, eigentlich das ganze Jahr über, ins Haus kommen, wird mir schwindelig. Dabei kriege ich gar nicht alle. Selbst das, was mich interessiert, und das, wovon ich denke, dass es in den Freitag gehörte, lässt sich nicht alles lesen. Andererseits bekomme ich gar nicht alles Gelesene in den Kolumnen unter. Bleibt nur, möglichst auch auf die Verlage zu achten, die bei den Buchhandelsketten kaum zu finden sind, und darauf, was zusammenpassen, was nicht nur belehren, sondern auch unterhalten könnte. Vor allem dies: die alte Faustformel zu ignorieren, nach der Frauen Romane, Männer Sachbücher lesen. Na ja, das sagt der männliche Sachbuchschreiber.

Info

Die Kolumne Reihenweise Taschenbücher existierte von Oktober 1995 bis Februar 2002

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Dieser Artikel ist Teil der Jubiläumsausgabe zum 25. Geburtstag des Freitag

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