Mensch, guck in die Luft

Anthropozän Birgit Schneider präsentiert uns eine beunruhigende Wahrheit: Die Instrumente, die uns die Welt zeigen, verändern sie zugleich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 01/2019

Als Ulrich Beck 1985 sein Buch Risikogesellschaft fertigstellte, konnte er nicht ahnen, dass ihm die Geschichte noch vor Erscheinen seiner Thesen unwiderlegbare Beweise in die Hände spielen würde. Wenige Monate später explodierte Reaktor 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl. Nach Tagen sowjetischer Verschleierungen traute im wunderschönen Monat Mai niemand mehr der Heiterkeit des Himmels, der Reinheit des Regens, der Weiße der Milch. Weder dem Salatblatt noch dem Futtermais konnte man anfühlen, wie viel Becquerel in ihm steckten, von Pilzen ganz zu schweigen. Wir leben unter einem technologischen Überbau, in dem unsere evolutionär geprägten Sensorien für Risiken nur noch eingeschränkte Dienste verrichten. Die Risiken, die durch Industrial