„Drive My Car“ von Ryûsuke Hamaguchi: Mit Tschechow im Auto

Roadmovie Ryûsuke Hamaguchi bringt in „Drive My Car“ das Murakami-Feeling auf die Leinwand. Den existenziellen Lebensfragen geht er mit eindrücklicher Leichtigkeit und großer Poesie auf den Grund
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2021
Tôko Miura (Misaki Watari) und Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) fühlen sich beide für den Tod eines Menschen verantwortlich
Tôko Miura (Misaki Watari) und Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) fühlen sich beide für den Tod eines Menschen verantwortlich

Foto: Janus

Kaum sitzt er im Auto, schaltet Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) das Tonband ein. Es ist eine Audiokassette. Der Schauspieler und Regisseur gilt als Tschechow-Experte, zu hören ist Onkel Wanja. „Für meine Methode ist es wichtig, den Fluss des ganzen Stücks zu verinnerlichen. Deshalb höre ich es immer wieder“, sagt Kafuku. Nur Wanjas Dialoge fehlen, die spricht er selbst in den perfekt getimten Pausen ein.

Die junge Frau, die sich die Erklärung seiner Arbeitsweise als privilegierter Künstler anhören muss, zeigt sich wenig begeistert. Tôko Miura (Misaki Watari) wurde dem widerwilligen Kafuku vom Theaterfestival von Hiroshima, wo er den Wanja inszenieren soll, als Chauffeurin zugeteilt. Außerdem soll sie ans Steuer seines eigenen Wage