Mit weißer Weste

Gegner der Konvention Willy Brandt im Spiegel der bildenden Kunst
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"Lebensläufe kann man nicht auf Flaschen ziehen". In dem Satz, den Willy Brandt 1987 in seine Abschiedsrede als SPD-Parteivorsitzender in der Bonner Beethovenhalle flocht, steckt ein größeres Wissen, als die lapidare Sentenz anklingen lässt: davon, dass die eigene Biographie Umwege nimmt, manchmal nehmen muss, die sich jeder Standardisierung widersetzen. Und bei welchem deutschen Politiker lassen sich diese Umwege besser studieren als bei dem 1992 verstorbenen Ex-Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden. Am 18. Dezember 1913 als unehelicher Sohn einer Lübecker Verkäuferin geboren, stieg er über den Umweg des norwegischen Exils in den Jahren der Nazi-Diktatur 1969 zum ersten SPD-Bundeskanzler der alten Bundesrepublik, gar zum Friedensnobelpreisträger auf. E