Was der Vesuv längst hätte begraben können, vollbringt nun ein Abfallprodukt der Moderne: Die Kulturstadt Neapel versinkt unter Müllmassen. Die Deponien quellen über. Zuletzt demonstrierten hunderttausend Neapolitaner teilweise gewaltsam gegen den Müll und die Ratten und gegen die Camorra, die das schmutzige Geschäft beherrscht. Zugleich greifen die Proteste über: In der Region Kampanien wehren sich Bürger gegen die Wiedereröffnung einer Deponie und auf Sardinien wurden Mülltransporter aus Neapel mit Steinen beworfen. Seit 14 Jahren stinkt nun in der Stadt regelmäßig der Müll zum Himmel. Acht Sonderkommissare hat die Regierung in Rom schon ernannt. Alle sind sie gescheitert. Jetzt soll der neue "Müllminister", Gianni De Gennaro, aufräumen. Leicht wird dies nicht: Gibt es zur Verschiffung nach Sardinien und Sizilien, die auf Widerstand stößt, eine Alternative? Die Ausfuhr nach Deutschland oder in die Schweiz wird auf Dauer zu teuer sein. De Gennaro wird das Müllproblem nur lösen, wenn die Camorra in Neapel keine Industrieabfälle aus dem Norden Italiens mehr illegal entsorgen kann. So lange für sie aber der Unrat so wertvoll ist wie wahres Gold, wird die Stadt weiter im Müll der Moderne untergehen.
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