Muss warten

Würdigung Mit nun 80 Jahren blickt Volker Braun auf ein bewegtes Leben zurück. Die DDR machte es ihm nie leicht. Der Westen auch nicht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2019

Volker Braun hat sich seine Verse nicht und nicht das dialektische Denken ausreden lassen. Sprache in Form. Denken in Widersprüchen. Damals nicht in der DDR. Heute nicht. Ein Denken und Sprechen, das mit dem Benennen der wirklichen Zustände anfängt, was deren Kenntnis voraussetzt und das Standing, sie auszuhalten. Aber damit nicht schließt, und schon gar keinen faulen Frieden. Sondern sie in Bewegung setzen will, diese Widersprüche, tatsächlich, endlich, hoffentlich, einer Schärfung oder Lösung zu. „Es genügt nicht die einfache Wahrheit.“

So hieß ein Reclam-Bändchen mit Notaten und Gedichten, das 1975 erschien. Nach erheblichem Hickhack, und das hatte mit ebendem Denken, ebendieser Rede zu tun. Der Autor wagte den Widerspruc