Mutmaßungen über den "Pöbel von Jedwabne"

EINE SCHEUNE IN OSTPOLEN AM 10. JULI 1941 Und keine "historische Debatte" über die Entdeckung von Helden und Schurken in der eigenen Geschichte
Exklusiv für Abonnent:innen

Mein liebes Polen ist von einer bösen Wahrheit überfallen worden. Es geschah ganz plötzlich. Schon seit Monaten gab es nach ersten Publikationen der Rzeczpospolita diverse Artikel in Wochen- und Tageszeitungen, in denen das Wort "Jedwabne" auftauchte - doch schien es zunächst im Gedröhn von "Lustration" (*) und "Big Brother" zu verhallen. Erst das Buch Sasiedzi ("Die Nachbarn") von Jan Tomasz Gross, der im nordöstlichsten Winkel des Landes einen waghalsigen Verleger gefunden hatte, verhalf der schrecklichen Kunde zum Durchbruch: Am 10. Juli 1941 haben die Einwohner des nördlich von Lomza gelegenen, kaum 3.000 Seelen zählenden Städtchens Jedwabne (die Ortsbezeichnung deutet auf Seide) ihre jüdischen Mitbürger zuerst auf fürchterlic