Mystik und Mogelperspektive

Königsdisziplin Die moderne Lyrik aus Korea gleicht einem Streifzug durch leere Paradiese
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Für Ostasien-Reisende hat sich der Dichter Matthias Politycki vor einigen Jahren eine pikante Mutprobe ausgedacht. Im Titelgedicht seines Gedichtbandes Ratschlag zum Verzehr der Seidenraupe (2003) kokettiert er mit einem exotischen Ess-Ritual. Mutig tritt hier ein deutscher Dichter an einen Kochtopf in der südkoreanischen Stadt Pusan heran, wo in einem "dunkelbraun brodelnden Sud" zu Hunderten die Seidenraupen köcheln. Indes: Der Dichter bleibt tapfer und verzehrt ein dunkel gesottenes Kleintier. Ob mit solchen bizarren Details der kulturelle Appetit auf Korea geweckt werden kann, ist eher zweifelhaft.

Insofern ist es sehr zutreffend, wenn Politycki seine lyrischen Korea-Impressionen unter die Überschrift Westöstliche Konfusionen stellt. Denn es herrscht im hiesigen