Hämmer und Schaufeln schwingend, mit lodernden Maschinengewehren und Tastaturen erobern Drogendealer neuerdings das deutschsprachige Filmerzählen; sie plündern dabei den literarischen Kanon genauso wie sie Fernsehpreise an sich reißen – mit operettenhafter Gewalt. Es findet sich eine wahre Geschichte der Gewalt darunter: In ihr sieht man Deutschlands berühmtesten echten Drogenverkäufer, den Dealer Maximilian Schmidt, wie er sich selbst in einer exakten Nachbildung seines Kinderzimmers spielt. Schwer bewaffnete Männer stürmen herein. Einer schlägt ihm mit einem Maschinengewehr ins Gesicht, obwohl er unbewaffnet ist und kooperiert. Die Männer trampeln auf ihm herum, während sie den Raum durchsuchen. Es ist die Verhaftungs-Szene in der neuen Netflix-Dokumentation Shiny_Flakes: Teenage Drug Lord.
Bei der Beschreibung des Angriffs im Interview zeigt Schmidt Verständnis für das Vorgehen der Polizei. Er erzählt, wie die Beamten „mehrfach“ über ihn getrampelt seien, „weil da zu wenig Platz war, aber auch weil’s (ihnen) Spaß gemacht hat“. Aufnahmen von Schmidt nach der Verhaftung zeigen sein geprelltes Gesicht. Der Präsident des Landeskriminalamts Sachsen, Petric Kleine, sagte, eine Festnahme sei etwas, das „nicht mit ‚leg dich jetzt mal hin‘ und ‚sei mal schön leise‘“ abgehandelt sei: „Da wird halt auch zugegriffen.“
Maximilian Schmidt kaufte und verkaufte Drogen im Gesamtwert von 4,1 Millionen Euro, ohne Anwendung von Gewalt. Außerdem verriet er 14.000 Kunden, indem er ihre Daten aufbewahrte und dabei half, Dutzende von ihnen, auch Dealer, strafrechtlich zu verfolgen. Dennoch fürchten weder er noch die Filmemacher, die ihn unter anderem bei einer Zugfahrt zu einer Zeugenaussage gegen einen ehemaligen Kunden begleiten, jemals Rache oder Vergeltung. Im echten Leben eines Drogendealers in Deutschland hat die schlimmste Verletzung der kriminellen Ehre – massenhafter Verrat an die Polizei und Mithilfe bei der Strafverfolgung – keine Konsequenzen wie im Fernsehen oder im Film. Sie schadet nicht einmal dem Star-Image des Dealer-Helden.
Illegal – aber ehrlich
Im wirklichen Leben wissen Dealer, dass Gewalt und Konflikte schlecht fürs Geschäft sind. Laut der Kriminologin Dr. Bettina Paul verläuft der illegale Drogenhandel in Deutschland kaum anders als die meisten der legalen Geschäfte, oft nur ehrlicher. In jüngeren Erzählungen spiegeln das aber höchstens die zwei Dealer aus Thorsten Nagelschmidts Großstadtroman Arbeit aus dem Jahr 2020 wider. Da gibt es weder Schlägereien noch Morde.
Spezifischer dem Dealer-Genre zuzuordnen ist die Neuverfilmung eines anderen, und zwar des berühmtesten deutschen Großstadtromans überhaupt, Berlin Alexanderplatz. Regisseur Burhan Qurbani nutzt den Klassiker, um darin auch Dealer mit schwarzafrikanischem Flüchtlingshintergrund zu porträtieren. In einer Szene sitzt ein weißer Drogenboss nackt im Whirlpool mit jenem schwarzen Geflüchteten, den er für seine Crew anheuern will. Er bettelt um eine Antwort auf die Frage, was das Schlimmste sei, das dieser getan habe: „Hast du jemanden umgebracht?“
Der Unterboss, selbst ein psychopathischer Killer, scheint eine Parodie für das Publikum zu sein, das eine Begeisterung für Dealer-Gewalt entwickelt hat. Denn was unterscheidet den echten vom Möchtegern-Dealer? – natürlich die Bereitschaft zum sadistischen Mord und anderen Grausamkeiten.
Später wird ebendieser Geflüchtete die wohl bekannteste TV-Dealer-Waffe schwingen und eine Hammer-Attacke gegen „die Araber“ anführen, die ihm eine Beförderung zum Anführer einer Drogengang einbringt. In der ersten beabsichtigten Gewalttat der Netflix-Produktion Skyline schlägt eine Frau ebenfalls mit einem Hammer auf eine Hand. Und auch in der ersten Folge von 4 Blocks, die mit dem Mord eines Drogenbosses an einem Polizisten endet, hebt der väterliche Clan-Boss einen Hammer, um einem Mann das Bein zu brechen – und damit seinen inneren Dealer zu offenbaren. Randnotiz: Noch nie hat in Deutschland jemals ein Dealer einen Polizisten gejagt, um ihn zu töten.
Als der erste vermeintlich echte Dealer in der auf der eingangs erwähnten Kinderzimmer-Geschichte basierenden Netflix-Serie How to Sell Drugs Online (Fast) auftritt – „der Albaner“, gespielt von Tartortreiniger Bjarne Mädel –, schlägt er mit einer Schaufel eine Taube aus dem Flug und tritt auf sie ein. Kleine Knochen knirschen. Später zerschlägt er einen Igel mit der Faust (ein Über-Dealer braucht keinen Hammer). Die „echten“ Dealer sind hier wahre Cartoon-Killer, im Gegensatz zu den Schülern, die zwar mit dem Dealen anfangen, aber immer wieder vor dem Töten zurückschrecken. Dealer-Gewalt wird als Witz behandelt. Aber die Bedrohung, die von ihr ausgeht, treibt die Geschichte voran.
Tatsächlich der Wirklichkeit entspricht dagegen in der Serie die Darstellung so mancher Schülerinnen als leidenschaftliche und ungemein kundige Drogenkonsumentinnen, die nie die Opfer sind. Auch wenn die Heuchelei, dass aller Drogenhandel schlecht sei, nicht infrage gestellt wird, beerdigt die Serie damit doch das Erbe von Christiane F., wo Kinder, insbesondere Mädchen im Teenageralter, immer nur die hilflosen Opfer von Dealern waren.
Echte Einzelhändler des Drogengeschäfts tauchen in kaum einer dieser Geschichten auf. Wenn sie es tun, arbeiten sie alle für gewalttätige Bosse: in Skyline auf den Frankfurter Straßen, in 4 Blocks in den einschlägigen Berliner Parks, und in Berlin Alexanderplatz, wo weiße Gangster die Hasenheide übernehmen.
In Wirklichkeit werden Berliner Parkhändler nicht von einem Clan oder weißen Gangstern kontrolliert. Die Szenen in 4 Blocks und Berlin Alexanderplatz zeigen unterwürfige schwarze Männer, die den Befehlen eines dürren Clan-Teenagers und eines weißen Vizebosses gehorchen. Sie leisten den geläufigen Vorstellungen von Straßendealern Vorschub: der bei den es gut meinenden Linken, dass Straßendealer Opfer seien, und der bei den Law-and-Order-Rechten, dass Dealer immer zu gewalttätigen Gangs gehören. Für jeden, der Männer in diesen Parks kennt, sind solche Szenen nicht nur rassistische Beleidigungen. Sie sind absurd.
Tatsächlich umfasst der Drogenhandel sowohl in der Berliner Hasenheide als auch im Görlitzer Park Freiberufler und Gruppen, die sich mehr oder weniger entsprechend ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusammengefunden haben. Sie haben sich in Gebieten niedergelassen, die seit einem Jahrzehnt weitgehend dieselben geblieben sind. Einige davon sind Flüchtlinge. Subsahara-Afrikaner arbeiten, auf sich allein gestellt, seit den 80er Jahren im Drogenverkauf und sogar im Schmuggel. Es stimmt zwar auch, dass türkische, arabische und andere Gruppen wichtige Importeure sind und dass einige davon Drogen auf Kredit liefern, was zu gewaltsamen Schuldeneintreibungen führt – exklusive Lieferanten gibt es aber nicht.
6.796 Drogenkriegsgefangene
Scheinrealistische Unterhaltungsserien wie 4 Blocks mit ihren an Stühle gefesselten, gefolterten, rivalisierenden Bandenmitgliedern oder Produktionen wie Dogs of Berlin mit ihren Fantasie-Geheimräumen in Wänden, gefüllt mit vergoldeten Maschinengewehren und Bergen von Bargeld und Drogen, behaupten erst gar nicht, dass ihre Geschichten mehr als eskapistische Märchen seien. Das gilt auch für das anspruchsvollere How to Sell Drugs Online (Fast). Eine Produktion wie Berlin Alexanderplatz aber tut das. Burhan Qurbani versprach, Alfred Döblins Literaturklassiker so anzupassen, dass er sich „um die Community von Dealern im Park Hasenheide in Berlin“ dreht – um ihnen zu helfen. Die Stiftung Lesen koproduzierte Lehrmaterial, das als Download zur Verfügung steht, für Vorführungen in Gymnasien.
Und Qurbanis Film könnte das gelingen, was er beabsichtigt, trotz seiner Unwahrheiten. Ähnlich wie D. W. Griffiths rassitischer Stummfilm Die Geburt einer Nation (1915) zu einem Klassiker für das Verständnis der weißen Vorherrschaft in den USA geworden ist, könnte Berlin Alexanderplatz zu einem Klassiker für das Verständnis des Trugbilds unserer Zeit werden, dass schwarze Parkhändler devote Mitglieder gewalttätiger Banden sind. Ein Trugbild, das dazu beträgt, die bedeutsamste Quelle von Drogengewalt im Park zu rechtfertigen: die tägliche Bedrohung, nicht durch Gangsterbosse, sondern seitens der Polizei, selbst wenn diese ihre Arbeit richtig macht. In demütigenden öffentlichen Spektakeln schickt die gleiche Gesellschaft, die den privaten Drogenkonsum mehr und mehr toleriert, regelmäßig bewaffnete Beamte in die Parks, um Dealer zu jagen, ihr Eigentum und ihr Geld zu beschlagnahmen und um einige von ihnen zu inhaftieren.
Ein Dealer, dessen Profil ich 2017 in einer Ausstellung gezeigt habe, wurde nach seiner Verhaftung im Görlitzer Park wegen des Besitzes von Cannabis mit Verkaufsabsicht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er gesellte sich zu 6.796 Drogenkriegsgefangenen in Deutschland. Dabei stellen Razzien in Parks nur einen Bruchteil dieser strafrechtlichen Androhungen oder Anwendungen von Polizeigewalt dar. Allein im Jahr der letzten Zählung, 2019, summierten sich die Polizeiaktionen auf 395.747 Fälle im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes.
Realistischere Darstellungen von Dealern in fiktionalen Stoffen werden die gewählte Vertreter der zweitgrößten deutschen Partei nicht davon abbringen, Todesstrafen für Drogenhändler zu fordern. Aber sie könnten anderen dabei helfen, ihr ignorantes Mitleid und ihre Angst gegen eine angemessene Solidarität einzutauschen.
Zu den Arbeiten des Künstlers Scott Holmquist über Parkdealer gehören unter anderem die Ausstellungen Andere Heimaten: Herkunft und Migrationsrouten von Drogenverkäufern in Berliner Parks (2017) und Dealer Poses (2019) sowie die Protestkunst-Aktion LAST HERO: 24-hour Park Drug Dealer Solidarity Sit-in (2019)
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Dass die Darstellung der Drogenökonomie in den meisten Produktionen vor Klischees strotzt – d’accord. Ebenso, dass ständig dieselben Stereotypen zum Zug kommen. Klassiker: wechselseitige Übergabe von Drogen-Großlieferung und Geld – undenkbar ohne zwei, drei Automobile auf jeder Seite inklusive bewaffnete Truppe und Abgleiten in Gewalt. Allerdings ist es ein Fehler zu konstatieren, dass das Ganze gewaltfrei abliefe. Zumindest die Zulieferwege werden flächendeckend von Kartellen kontrolliert – N’Drangheta, Russen, Lateinamerikaner; in den Ursprungsländern oft Warlords in Kombination mit einer korrupten Exekutive. Hinzu kommt, dass die organisierten Gruppen längst ihr Risiko streuen und einen Mix aus illegalen, halblegalen und legalen Geschäftszweigen unterhalten – von »sauberen« Immobilien und Beteiligungen über Sportwetten und Geldwäsche bis hin zu Menschenhandel und Zwangsprostitution.
Summa summarum reden wir über einen Topf, in dem viele mit rumrühren; im Bereich Rotlicht & Security mittlerweile etwa großteils Banden aus dem Biker-Milieu. Natürlich läuft es an der Basis weitaus unzugespitzer ab als in Serien wie »4 Blocks« oder die (eh nur Klischees transportierende) Produktion »Dogs of Berlin«. Ebenso richtig ist sicher, dass das Hauptrisiko der kleinen Dealer in Hasenheide und anderswo das stetige Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei ist – wobei der Aufenthaltsstatus oft wie ein zusätzliches Damoklesschwert über den Köpfen hängt. Friedlich jedoch ist das alles ganz sicher nicht. Auch wenn es sich einschlägige Crime-Produktionen oft (nicht: immer!) leicht machen und stetig denselben Stereotypen-Mix mit jeweils etwas anderer ethnischer Optik präsentieren.
Der Verkauf harter Drogen ist also keine Gewalt?
Wer vor 30 Jahren Alki war, kann sich noch daran erinnern, daß es außer in ein paar Clubs, Kneipen, Nachttanken, Kiosken (bis 20 Uhr) und teuren Schnellbeschissen Alkohol wochentags nur bis 18:30 gab und für den ist es bereits Gewalt, daß an jeder Ecke Alk verkauft wird und ihm dann auch noch eingeredet wird, er wäre selbst Schuld.
Ein Filmchen, in dem der (Ex-)Drogensüchtige seine Dealer aus Rache abschlachtet, wird's natürlich auch nicht geben, nicht nur, weil der Süchtige dazu keine Kraft hat, es zu einem Buch zu machen und wer Berlins Döblin erleben will, muß sich ja nur mit genug Alk zu den 80er-Überbleibseln und (Ex)Junkies in den Görli setzen.
Die Gewalt, über die dann berichtet werden könnte, interessiert aber niemanden, sie schafft es nicht mal in Statistik.
Genauso wenig wie die Gewalt des süchtigen Dealers, der seine Kunden zuhause empfängt und der dann halt die Nachbarschaft terrorisiert und einschüchtert, um in Ruhe seine Geschäfte zu machen und dem dafür in den 80er die Beine gebrochen worden wären.
Derartige Dealer gibts in jeder Berliner Strasse, beim nächsten Späti Infos dazu und der Späti freut sich auch über Kunden, die ihm gerne den Verkauf von Alk an Amokker-Nachbarn verbieten wollen.
Journalisten sind offensichtlich genauso weltfremd wie Filmemacher.
Aber es naht Hoffnung: Robin Hood und Ausbrecherkönig Vassilis Paleokostas hat auf der Flucht seine Autobiographie verfasst, Filmrechte dazu bekommt aber nur das Anarchistische Schwarze Kreuz.
Mit dem Mythos Dealer sollte aufgeräumt werden.
Die gefährlichste Droge ist ja legal frei zugänglich. Was unter Alkoholeinfluss geprügelt (häusliche Gewalt) wird, geht auf keine Kuhhaut.
Ich habe selber 5 Jahre lang Erfahrungen in dem Milieu gemacht und kenne viele Leute, die (teils extreme) Gewalt im Zusammenhang mit Drogenhandel erfahren, oder ausgeübt haben. Ich gehöre selber dazu.
Ich kann vieles aus dem Artikel nachvollziehen, z.B. dass die größte Gewalt von der Polizei ausgeht und dass Gewalt in den meisten Filmen/Serien übertrieben dargestellt wird.
Kaum jemand will Konflikte, das ist klar, jedoch spielt Gewalt eine zentrale Rolle. Die allgegenwärtige Angst davor verpfiffen, ausgeraubt, oder beschissen zu werden führt dazu, dass es nahezu unerlässlich wird, sich zumindest ein Image als potenziell gewalttätiger Mensch zuzulegen. Und ein Image bedarf nun mal Pflege. Angst spielt übrigens auch eine entscheidende Rolle wenn man selbst verpfeift, ausraubt, bescheißt etc.
Die permanente Angst und der Umgang damit (manche schaffen es nicht, andere stumpfen ab), wäre mal ein Thema für Filme/Serien mit dem man den Alltag von Dealer*innen authentischer wiedergeben könnte.
Dazu, dass der Drogenhandel "oft nur ehrlicher" verlaufe, denke ich nicht, dass man das so verallgemeinern könnte. Zwar hat Vertrauen eine größere Bedeutung, als in der legalen Wirtschaft, jedoch kommen Vertrauensbrüche ziemlich häufig vor.
der deutsche film halt preisgekrönt fernab jeder realität.
Ich kenne die Geschichten ebenfalls – gut genug, um zuzustimmen und gleichfalls gut genug, um mir hier nähere Ausführungen zu sparen: Der marodierende Polizeiapparat mitsamt dem ihm vorstehenden politischen Personal ist eh bereits derart Out of Control, dass handfeste Beweise sowie ein genügend großes Medium im Rücken die einzige Chance sind, mit diesem Wissen keinen Schaden zu nehmen. Die Story mit dem Typen, der im Prinzip wegen Flegelhaftigkeit auf Twitter von einem höchstpolitisch veranlassten Polizei-Rollkommando wohnungsdurchsucht und computerbeschlagnahmt wurde, will ich hier nicht nochmal aufwärmen – oder, ja: halt eben doch. Derartiges ist halt der Klassiker, um Öffentlichkeit und kritischen Medien ein Zeichen zu übersenden. Mit der Botschaft: »Wir können auch anders«.
Ich denke, dieses schleichende Übergleiten in Zustände, die man sonst ausschließlich Ländern wie Rußland zuschreibt, ist auch der ursächliche Grund dafür, dass Film- und Serienproduktionen unter dem Label »etwas härter« tatsächlichen Realismus scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Sicher gibt es Ausnahmen – die Serie »Narcos« etwa. Aber das ist im Prinzip eine True-Crime-Doku mit Spielhandlung, und außerdem in der Historie angesiedelt. In Germany ist der Stand halbwegs wahrheitsgestreuer Stoffe noch prekärer, weil halt auf allen Ebenen die auf dem Pädagogiktrip befindlichen Öffentlich-Rechtlichen ihre Finger mit drin haben. Entsprechend zieht die Klischeehaftigkeit sowie die pädagogisch leitende Staatshand selbst solche Produktionen in Mitleidenschaft, die gemeinhin einen recht guten Ruf haben. Paradebeispiel: »Berlin Babylon«.
Natürlich schlüpft ab und an eine Klartext-Produktion durch. Beispiele: die beiden Ö/R-Serien »Im Angesicht des Verbrechens« und »KDD«. Allerdings: Nachdem die anfälligen Preise abgeräumt wurden (ja: auch Intendanten und Redakteure wollen als »cool« gelten), hat man sie blitzschnell im Giftschrank versenkt.
Wie man kulturell mit dieser in Watte verpackten respektive institutionalisierten Filmsparte-Repression umgeht, weiß ich nicht. Ich glaube, da fällt auch mir wenig mehr ein als: Man muß sich ja nicht jeden Mist reintun.