Nach dem Sechs-Tage-Krieg

Dokumentation Verheerend ...

Verheerend

Am 11. Juni 1967 sind die Armeen Ägyptens, Jordaniens und Syriens geschlagen - der dritte arabisch-israelische Krieg endet mit einer schweren Niederlage für die arabische Welt. Israel hält fortan den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen und das Westjordanland besetzt - und zieht sich trotz mehrfacher und nachdrücklicher Forderungen des UN-Sicherheitsrates (Resolution 242/ 1967) bis heute nicht zurück.


Gescheiterte Revanche

Überraschend rücken am 6. Oktober 1973 syrische Truppen auf die Golanhöhen vor, während Ägyptens Armee versucht, den Sinai zurück zu gewinnen. Der Kriegsbeginn fällt auf den jüdischen Versöhnungstag Jom Kippur wie auf den islamischen Fastenmonat Ramadan, beide geben dem Waffengang ihren Namen. Nach drei Wochen ist die arabische Allianz erneut gescheitert. 1977 schert Ägypten unter dem Präsidenten Anwar as-Sadat aus der arabischen Front aus und unterzeichnet mit Israel den Camp-David-Vertrag - bis 1979 räumen daraufhin die israelischen Truppen den Sinai. Im Gegenzug bilden Algerien, Syrien, Libyen, Südjemen und die PLO im Februar 1978 eine "Front der Festigkeit und des Widerstandes".


Schwarzer September

Nachdem König Hussein von Jordanien im September 1970 die PLO mit ihren militärischen Formationen gewaltsam aus Amman vertreiben lässt, entsteht im Libanon die neue Basis für eine palästinensische Präsenz. Parallel dazu wird der individuelle Terror zur bevorzugten Kampfform etwa für die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) und andere Gruppierungen, die immer wieder Flugzeuge entführen und Attentate verüben, so während der Olympischen Spiele 1972 in München - bei einem Anschlag der Gruppe Schwarzer September sterben elf Israelis, fünf Palästinenser und ein deutscher Polizist.


Refugium Tunis

Am 6. Juni 1982 rückt die israelische Armee in den Libanon ein, stößt bis Beirut vor, wo sie Tausende PLO-Kämpfer belagert und zur Kapitulation auffordert. Nachdem am 14. September 1982 der designierte libanesische Präsident Bashir Gemayel bei einem Attentat getötet wird, verüben falangistische Milizen unter den Augen der israelischen Interventionsarmee ein Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila am Rande von Beirut - es gibt mehr als 1.000 Tote. Die PLO muss den Libanon verlassen und weicht in das vom Zentrum des Konflikts mit Israeli relativ weit entfernte Tunis aus. Erst im Jahr 2000 räumt die israelische Armee auch den letzten Quadratmeter libanesischen Bodens.


Krieg der Steine

Im Dezember 1987 beginnt in den besetzten Palästinenser-Gebieten der "Krieg der Steine" - die erste Intifada. Besonders Jugendliche tragen die Rebellion, auf die Israel mit militärischer Gewalt reagiert. Auf dem Höhepunkt der Konfrontation festigt die PLO ihren Status als unbestrittene Vertreterin der Palästinenser. Yassir Arafat ruft 1988 einen eigenständigen Staat aus, der Palästinensische Nationalrat erkennt die UN-Resolutionen zu Palästina und damit indirekt die Existenz des Staates Israel an - sie distanziert sich von terroristischen Methoden. 1993 ebbt die Intifada ab


Autonomie ohne Befreiung

1993 schließlich erkennt auch Israel die PLO quasi als legitimen Verhandlungspartner an, als unter norwegischer Vermittlung Geheimverhandlungen mit dem Ziel eines Abkommens beginnen. Am 13. September 1993 unterzeichnen Arafat und der damalige israelische Premier Rabin den Oslo-I-Vertrag, der den Palästinensern eine begrenzte Autonomie im Gaza-Streifen und im Westjordanland zugesteht, ohne dass die israelische Militärpräsenz qualitativ verringert wird. Yassir Arafat wird 1996 zum Präsidenten einer Autonomiebehörde mit Sitz in Ramallah gewählt, doch die nach dem Oslo-Prozess anstehenden "Endstatus-Verhandlungen" werden immer wieder hinausgeschoben.


Palästina ohne Arafat

Der Oslo-Prozess gerät durch die gescheiterten Camp-David-Gespräche zwischen US-Präsident Clinton, Israels Premier Barak und Yassir Arafat im Juli 2000 in seine bis dahin schwerste Krise. Als im September des gleichen Jahres Israels Oppositionsführer Ariel Sharon den Tempelberg in Jerusalem besucht und damit der Al-Aqsa-Moschee nahe kommt, bricht in den Palästinenser-Gebieten die zweite Intifada aus und wird blutiger als die erste: Palästinenser verüben Selbstmordanschläge, die israelische Armee tötet palästinensische Führer. Im Februar 2005 kommt es zum Waffenstillstand - kurz zuvor, am 11. November 2004, ist Yassir Arafat in einem französischen Militärspital in Clamart bei Paris gestorben.


Sharons Mauer

Seit 2001 Premier, verstärkt Ariel Sharon den Siedlungsbau im Westjordanland und lässt eine heftig umstrittene Sperranlage zur Abgrenzung der Autonomiegebiete errichten. Eine nach dem Irak-Krieg 2003 von den USA, Russland, der EU und den Vereinten Nationen als Kompass für einen friedlichen Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern entwickelte Road Map sorgt für keine Entspannung. Gegen Widerstände in seiner Regierungskoalition setzt Sharon im September 2005 den Rückzug der Israelis aus dem Gaza-Streifen durch, lässt das Gebiet aber danach von der Außenwelt abriegeln. Nachdem im Januar 2006 die Hamas Wahlen zum Palästinensischen Nationalrat gewinnt, erinnert die einsetzende israelisch-palästinensische Konfrontation an die erste Intifada von 1987.


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