
Foto: AFP/Getty Images
Jens Spahn
Der halbe Rebell
Law-and-Order-Potenzial: 90 %
Multikulti-Faktor: 10 %
Wirtschaftsnähe: 70 %
LGBTQ-Profil: 90 %
Grenzschutz: höchste Priorität
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 30 %
Nein, dass Jens Spahn gemeinsame Sache mit AfD-Frontfrau Alice Weidel machen wird, dafür gibt es bisher keine Anzeichen. Vielmehr steht dem CDU-Präsidiumsmitglied Spahn wohl ein „christlich-abendländisches Bollwerk“ (der Freitag 25/2018) mit Alexander Dobrindt (CSU) und Christian Lindner (FDP) vor Augen. Dafür feierte er Verschärfungen des Asylrechts sowie Victor Orbáns Wirken als Grenzschützer und redete viel über das, was auch Weidel & Co. umtreibt: Muslime und deren mutmaßliche Schwierigkeiten mit westlichen Freiheitsrechten. Zur Zeit nimmt den 38-Jährigen sein Amt als Gesundheitsminister so ein, dass er bei der CDU-Vorsitzenden-Wahl Anfang Dezember eine ähnliche Rolle wie im Kampf um die Fraktionsspitze jüngst spielen dürfte: keine tragende.

Foto: AFP/Getty Images
Annegret Kramp-Karrenbauer
Die Vorsichtige
Law-and-Order-Potenzial: 60 %
Multikulti-Faktor: 40 %
Wirtschaftsnähe: 70 %
LGBTQ-Profil: 10 %
Grenzschutz: mittlere Priorität
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 90 %
Wenn es schlecht läuft für Annegret Kramp-Karrenbauer, dann wird von ihr nach dem Ende der Ära Merkel dieser eine Satz in Erinnerung bleiben: „Ich glaube, das ist auch ein Zeichen von Stärke, auch von Führungsstärke.“ Mit diesen Worten lobte die CDU-Generalsekretärin das Handeln der Bundeskanzlerin im Streit um den Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen. Eine Woche zuvor hatte sie noch Verständnis gezeigt für den überall vernehmbaren Ärger ob des Deals. Die ehemalige saarländische Ministerpräsidentin sucht sieben Monate nach ihrem Amtsantritt noch nach einer Rolle zwischen dem Image als „Mini-Merkel“ und dem der basisnahen Zuhörerin. Sie gilt als mögliche Merkel-Nachfolgerin und will sich aus der Schusslinie halten.

Foto: AFP/Getty Images
Wolfgang Schäuble
Die Übergangs-Hoffnung
Law-and-Order-Potenzial: 80 %
Multikulti-Faktor: 10 %
Wirtschaftsnähe: 80 %
LGBTQ-Profil: -
Grenzschutz: hohe Priorität
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 50 %
Sogar Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung hat Wolfgang Schäuble gerade empfohlen: „Das Land als Kanzler in einer Zeit des Übergangs zu stabilisieren, das könnte sein letzter Dienst sein.“ Etlichen Liberalen wie Konservativen gilt er als beruhigendste Lösung, sollte Merkels Macht vollends implodieren – spätestens, seit er auf dem Historikertag kluge Worte gegen neue Nationalisten und den alten Traum von einer homogenen Gesellschaft fand. Nur: Was sagt es über das politisch-publizistische Establishment, wenn ihm ein 76-jähriger Verfechter des deutschen Euro-Nationalismus als Hoffnung gilt? Wohl dass er Krisen nicht zu lösen, sondern sie nur aufzuschieben imstande ist. „Extend and pretend“ nennt Schäubles Ex-Gegenspieler Yanis Varoufakis solch einen Modus Operandi gern.

Foto: AFP/Getty Images
Armin Laschet
Der Loyale
Law-and-Order-Potenzial: 50 %
Multikulti-Faktor: 100 %
Wirtschaftsnähe: 70 %
LGBTQ-Profil: 40 %
Grenzschutz: keine Priorität
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 100 %
Er sei ein Grünen-Versteher, ein Gutmensch, eben der „Türken-Armin“, spotten einige in der CDU. Obwohl Armin Laschet in Nordrhein-Westfalen als Ministerpräsident seit 2017 eine Koalition mit der FDP anführt, liest sich sein Werdegang wie ein Beweis dafür, dass Schwarz-Grün im Bund ein logisches Regierungsbündnis wäre. Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance lautet der Titel seines Buches. 2005 wurde er in NRW der erste Integrationsminister im Land. Er pflegt den Kontakt zu muslimischen Verbänden und ist zugleich tief verwurzelt im katholischen Glauben. Seine Unterstützung für Merkels Weigerung, im Jahr 2015 die Grenzen für Flüchtlinge zu schließen, leitet er daraus ab. Sollte es der Kanzlerin an den Kragen gehen, könnte er zu ihren letzten Verteidigern zählen.

Foto: AFP/Getty Images
Ursula von der Leyen
Die Angeschlagene
Law-and-Order-Potenzial: 60 %
Multikulti-Faktor: 40 %
Wirtschaftsnähe: 90 %
LGBTQ-Profil: 30 %
Grenzschutz: gegen Russland!
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 100 %
Lange Zeit schien es in der CDU nur eine Nachfolgerin für Angela Merkel geben zu können: Ursula von der Leyen. Die Geschäfte der Verteidigungsministerin zugunsten der Rüstungslobby riefen kaum öffentliche Kritik hervor, und so konnte sie für ihr Ressort ein Budget herausschlagen, das die Verteidigungsausgaben zum zweitgrößten Posten im Bundeshaushalt macht. In letzter Zeit aber läuft es für von der Leyen gar nicht mehr. Erst der Brand nach einem Raketentest der Bundeswehr im Emsland, und jetzt fordert der Koalitionspartner SPD auch noch rasche Aufklärung wegen Unregelmäßigkeiten bei Beraterverträgen ihres Ministeriums. Ohrenbetäubend klingt da das Schweigen von der Leyens in der derzeit größten Krise jener Kanzlerin, der sie doch eigentlich seit vielen Jahren treu ergeben ist.

Foto: AFP/Getty Images
Peter Altmaier
Der Leutselige
Law-and-Order-Potenzial: 30 %
Multikulti-Faktor: 60 %
Wirtschaftsnähe: 70 %
LGBTQ-Profil: 80 %
Grenzschutz: keine Priorität
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 1.000 %
In einer gar nicht so fernen Zeit, als der Union zumindest noch stabile Zweier- Koalitionen sicher waren, da schien Angela Merkels rechte Hand, Peter Altmaier, ein möglicher Nachfolger zu sein – zumal, wären die der Kanzlerin zugeschriebenen Pläne für Schwarz-Grün einmal Realität geworden. Der leutselige Altmaier gehörte schließlich zum entsprechenden Gesprächskreis, der Pizza-Connection des Unions- und Grünen-Nachwuchses. Heute aber müht er sich mit dem einen Auftrag ab: als Wirtschaftsminister die CDU mit dem bei den Koalitionsgesprächen mit der SPD erlittenen Verlust des Finanzministeriums zu versöhnen. Viel mehr als Lobeshymnen auf den großen Helden der CDU in diesem Amt, Ludwig Erhard, sind von Peter Altmaier jedoch bisher nicht zu vernehmen.

Foto: AFP/Getty Images
Daniel Günther
Der Jamaikaner
Law-and-Order-Potenzial: 40 %
Multikulti-Faktor: 90 %
Wirtschaftsnähe: 70 %
LGBTQ-Profil: 60 %
Grenzschutz: keine Priorität
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 80 %
Manch einer hofft, in Kiel ließe sich die politische Zukunft der CDU wie der ganzen Republik betrachten: Seit bald zwei Jahren schwebt das Kieler Jamaika-Bündnis auf einer Harmonie-Wolke, die Zustimmungswerte hoch, die Bedeutung der AfD klein. Voll des Lobes für Ministerpräsident Daniel Günther, 45, sind seine einstigen Verhandlungspartner Wolfgang Kubicki und Robert Habeck. Mit der Kanzlerin, von der ihn politisch nicht viel trennt, soll Günther inzwischen per Du sein; innere Ruhe strahle er so aus wie sie, wirke dabei aber nicht bleiern, sondern fröhlich. Sollte Jamaika im Bund einen neuen Anlauf nehmen und Günther als Gewährsmann dienen, dürfte in der Union innere Ruhe kaum einkehren: Vor allem der CSU ist er viel zu liberal, gerade in der Flüchtlingspolitik.

Foto: AFP/Getty Images
Julia Klöckner
Die Zweckoptimistin
Law-and-Order-Potenzial: 50 %
Multikulti-Faktor: 30 %
Wirtschaftsnähe: 70 %
LGBTQ-Profil: 20 %
Grenzschutz: gegen Wölfe!
Popularität im Osten: -
Mieterschutz: -
Antwort auf Renten-Frage: -
Loyalität zu Merkel: 40 – 80 %
Als sich im vergangenen Jahr abzeichnete, dass die Verhandlungen für eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen scheitern könnten, da übernahm Julia Klöckner die Zuständigkeit für Durchhalteparolen. Frohen Mutes trat sie immer wieder vor die Presse, um in wenig variantenreichen Formulierungen zu wiederholen, Jamaika werde kommen. Wahrscheinlich musste sie niemand zum Dauerlächeln drängen. Zweimal trat Klöckner in Rheinland-Pfalz als Spitzenkandidatin an, beide Male verlor sie gegen die SPD. Ihrem Selbstvertrauen schadete das nicht. Als Bundeslandwirtschaftsministerin fiel sie während der Sommerdürre durch Zweckoptimismus auf. Auch an ein schnelles Ende der Großen Koalition glaubt sie nicht, denn „unterhalb der Wahrnehmungsebene“ werde sehr gut gearbeitet.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.