Nass, krank, unversichert

Zukunft Der Klimawandel verschärft nicht nur den globalen Verteilungskampf, sondern auch die soziale Frage innerhalb Deutschlands
Ausgabe 45/2017
Nass, krank, unversichert

Illustration: der Freitag

Energiekosten Wenn Stürme, Eis und Hagel Stromleitungen und andere Teile der Infrastrukturzerstören, führt das zu höheren Energiekosten. 85Prozent ihrer Gesamtkostenkönnten energieintensive Unternehmen laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung 2050 allein für Energie berappen müssen – vielleicht ist aber auch auf den bisherigen politischen Kurs Verlass: das Kapital verschonen, privaten Haushalten die Kosten aufbürden, die Arm-Reich-Schere weiter auseinanderklaffen lassen.

Verletzliche Handelsketten Als Thailand 2011 von einer Flutkatastrophe heimgesucht wurde, führte das zu Produktionsausfällen von Zulieferbetrieben der hiesigen Autoindustrie wie dem Chiphersteller Rohm. Häufen sich Extremwetterereignisse im globalen Süden, so trifft das aber nicht nur die „dreckigen“Sektoren im Norden, sondern ganz allgemein eine so auf Just-in-time-Produktion angewiesene Exportwirtschaft wie die deutsche.

Waldbrände Der Feuertod für Bäume, Tiere und Menschen wird kein auf Südeuropa beschränktes Phänomen mehr sein. „Die typische Sommerdürre, die wir aus Spanien und Portugal kennen, drängt mit der Klimaerwärmung in den Osten Deutschlands vor“, sagt Greenpeace-Experte Karsten Smid. „Stehen die staubtrockenen Wälder erst einmal in Flammen, können Temperaturen von 800 Grad entstehen und starke Winde die vernichtende Feuerwalze mit bis zu 100 Metern pro Minute durch die Wälder treiben.“

Hochwasser Eine höhere Niederschlagsmenge erhöht das Hochwasser-Risiko. Die Anzahl mittlerer Hochwasser des Rheins könnte bis 2050 um 50 Prozent zunehmen, die sogenannter Jahrhunderthochwasser um 15 Prozent. Dies wird Auswirkungen auf den Versicherungsschutz privater Wohnhäuser haben. Die Prämien steigen ins Unermessliche, wenn die Heimatregion bereits von Hochwasser betroffen war– Sicherheit nur für Reiche.

Flucht Mehr als 200 Millionen Menschen wird der Klimawandel in den nächsten 30 Jahren in die Flucht schlagen, sagen mehrere Studien voraus. Steigende Meeresspiegel, anhaltende Dürren und Klimakatastrophen werden es bald unmöglich machen, in einigen Teilen der Welt zuleben. Umwelt- und klimabedingte Flucht ist laut der Genfer Flüchtlingskonvention jedoch kein anerkannter Asylgrund.

Krankheit Bis 2020 wird sich die Zahl der Hitzetage verdoppeln, bis 2040 sogar vervierfachen. Mit der Hitze steigen der Stress, die Zahl von Krankheitstagen und Todesfällen. Vermeintlich tropische Krankheiten werden in Deutschland Nährboden finden, Hautgeschwüre in Folge der „Leishmaniose“ etwa normal werden. Auch Denguefieber oder Gelbfieber könnten bis 2050 in Deutschland auftreten.

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