Neue Demut

Literatur Der Mensch nimmt eine Sonderstellung in der Natur ein. Wie lässt die sich bestimmen, ohne in Größenwahn zurückzufallen? Ein Sammelband will’s wissen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2020

Der Klimawandel, das sind wir. Die Pandemie auch. Das Artensterben sowieso. Bleibt zu wissen, wer dieses Wir ist. Um den Schlamassel aus Katastrophen und Deutungen positionieren zu können, hat sich der Begriff „Anthropozän“ durchgesetzt. Ursprünglich die Benennung eines neuen Erdzeitalters (über dessen Relevanz die Geologen noch uneins sind), ist das Wort inzwischen zur allgemeinen Chiffre in Kultur, Politik und Alltag avanciert. Allerdings stellt der Einzug des Menschen in die Naturwissenschaft die Geisteswissenschaft vor eine besondere Herausforderung: In den letzten Jahrzehnten wurde die Geisteswissenschaft nie müde, ihn aus dem eigenen Gedankengebäude hinauszuwerfen. Als Erkenntnisgegenstand konnte „der Mensch“ nur essenzialistisch,