Neue Lyrik – neue Impotenz

Möchtegern-Dichtung Plattes Zeug wurde schon immer geschrieben. Es ließ sich nur nie so leicht veröffentlichen. Um Literat zu werden, bedarf es heute nur noch einer Tastatur. Eine Polemik
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Was an neuer Lyrik zu lesen ist, erscheint zu oft als die introvertierte Innenschau in der bemühten, die erste Person allzu wichtig nehmenden Ausdrucksweise von Selbsthilfegruppen. Man blättere in den Publikationen der Independent-Verlage, klicke sich durch die einschlägigen Blogs, überfliege die Leseproben der Klappenbroschüren oder lese sich die Elaborate der vielen, vielen Preisträger laut vor. Man wird das alles kaum unterscheiden können, weil das Substanzielle und Markante fehlt; vor allem wird man den künstlerischen Ausdruck, ach, überhaupt nur die Aussage vermissen. Auf einer Website des ambitionierten Leipziger Literaturverlages finden sich „Gedichte“ wie das von Karolin: „// wenn du gehst // sag mir bescheid wenn du ge