Neue Villen braucht das Land

Soziale Gerechtigkeit Um den Wohnungsbau zu fördern, plant die Große Koalition ein Baukindergeld. Davon profitieren wieder einmal vor allem Besserverdienende
Kinder und Bauen, das soll in Zukunft zusammengehören. Doch am Ende kommt wieder nur Unsinn heraus
Kinder und Bauen, das soll in Zukunft zusammengehören. Doch am Ende kommt wieder nur Unsinn heraus

Foto: imago/Frank Sorge

Wohnen ist teuer. Das merken diejenigen, deren Einkommen in den vergangenen Jahren kaum gestiegen ist, und vor allem diejenigen, die nicht aus vermögenden Familien stammen. Wohnen verbraucht den Großteil des Einkommens. Miet- und Immobilienpreise sind in Deutschlands Großstädten in jüngster Zeit drastisch gestiegen, die Gentrifizierung schreitet fort, es fehlt massiv an Wohnraum. Wer sonst, wenn nicht die neue Regierung sollte diese Misere lösen, zumindest abmildern.

Neben der Förderung des sozialen Wohnungsbaus und der Änderung der Mietpreisbremse, die sich als nahezu erfolglos erwiesen hat, will die Große Koalition nun Familien dabei helfen, ein eigenes Haus oder eine Wohnung kaufen zu können. Bedacht werden sollen Menschen, deren zu versteuerndes Jahreseinkommen 75.000 Euro nicht übersteigt. Für sie zeigt sich der Staat großzügig: 1.200 Euro pro Kind und Jahr über eine Laufzeit von zehn Jahren. Zwei Kinder bringen den bau- oder kaufwilligen Eltern also 24.000 Euro Bezuschussung. Wenn sich das nicht lohnt!

Viele Familien in Großstädten, deren Wohnung zu klein oder zu teuer ist, werden das Baukindergeld sicher rasch beantragen. Mit dem entsprechenden Eigenkapital lässt sich bestimmt bald das passende Eigenheim finden. Aber was ist mit jenen, die kein Eigenkapital haben? Die so wenig verdienen, dass sie die Ratenzahlungen für eine eigene Immobilie nie abzahlen können? Und die ohnehin erst gar keinen Bankkredit bekommen? Diejenigen sind von vornherein ausgeschlossen von der zunächst großzügig klingenden Familienförderung.

Alle zahlen, nicht alle profitieren

Das scheint bei der Union und der SPD offensichtlich niemanden so richtig zu stören. Schon klar, es geht nicht alles auf einmal. Unabhängig davon wird diese recht kostspielige Subvention von allen Steuerzahlern finanziert, also auch von jenen, die sich nie eine eigene Immobilie leisten können. Zudem werden weiterhin große Immobilienfonds davon profitieren, indem der Zuschuss des Staats in die neuen Preise einfließt – und diese somit weiter steigen lässt.

An den Machtverhältnissen im Wohnungsmarkt ändert sich demnach nichts. Luxuswohnungen – von großen Investoren vor allem zur Kapitalanhäufung genutzt – werden mitnichten günstiger. Die Gewinne der mächtigen Fondsinvestoren werden weiter sprudeln. Fazit: Die Steuerzahler tragen weiter ihren Teil dazu bei, die großen Haie zu füttern.

Bebaubare Grundstücksflächen für Privatpersonen in Großstädten bleiben nach wie vor rar, durchschnittlich bezahlte Erwerbstätige können sich durch diese Prämie noch lange kein Eigenheim leisten. Das Baukindergeld ist ein unsinniges, viel zu kleinteiliges Vorhaben, das keinen bezahlbaren neuen Wohnraum schafft. Da scheint das LEGO-Set „Stadtleben“ um vieles besser geeignet, um neuen Wohnraum auch für kleine Leute zu schaffen.

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