A
Alter Tobak Ost Wenn ich an meine kleine, drahtige und immer elegante Omi denke, dann sehe ich sie nach getaner Hausarbeit in ihrer Lieblingsküchenecke sitzen – die Beine übereinander geschlagen – und eine „Alte Juwel“ rauchen. Das war ihre Marke. Mit 2,50 Mark für eine Schachtel, eine der preiswertesten in der DDR erhältlichen Filterzigaretten. Es gab sie in einer klassisch schlichten Pappschachtel mit braun-grünem Streifendesign. Nachwende-Vermarktungsclou für die ostdeutsche Zielgruppe war: „Ich rauche Juwel, weil ich den Westen schon getestet hab.“ 2015 wurde die Produktion eingestellt, weil die größeren Abschreckhinweise nicht mehr drauf passten.
Sehr beliebt bei den Arbeitern in der DDR war die filterlose „Karo“. Nach der Wiedervereinigung übernahm Philip Morris die Marke und behielt in seinem Marketing-Konzept mit dem Slogan „Anschlag auf den Einheitsgeschmack“ das Image der Ost-Marke bei. Meine erste hieß „Club“. Cool, oder? Elke Allenstein
B
Bewegung Punk und Hardcore schließen traditionell Alkohol und Drogen mit ein. Der Punk, wie man ihn kennt, schert sich demonstrativ einen Dreck um den Leistungsethos. No future, also auch keine Rücksicht auf die eigene Gesundheit.
Tatsächlich aber gibt es ausgerechnet hier schon seit den frühen 1980ern eine „cleane Unterströmung“: Straight Edge. Ihre Mitglieder erkennen sich an einem schwarzen X, das ursprünglich minderjährigen Besuchern von Punkkonzerten auf den Handrücken gemalt wurde. Sie sehen aber ansonsten aus wie Punks und verhalten sich auch so. Straight Edger lehnen Alkohol und Drogen strikt ab, teilweise auch Koffein, vorehelichen Sex (➝ Powerbank) und in späteren Bewegungen wie Hardline und Vegan Straight Edge auch tierische Produkte: Extrem kann offensichtlich auch extrem nüchtern heißen. Sophie Elmenthaler
D
Diskurs Richard Kleins 1995 erschienenes Buch Schöner blauer Dunst. Ein Lob der Zigarette muss man jedem ans Herz legen, dem an einem tiefer inhalierten Diskurs (➝ Alter Tobak Ost) zum Thema gelegen ist. Der amerikanische Literaturwissenschaftler findet mit Italo Svevos Roman Zenos Gewissen den Weg in ein Gedankengebäude, das sich ganz und gar mit der Zigarette als kulturelles Zeichen befasst. Beim Lesen löst sich jeder Zweifel alsbald in Luft auf.
„Zigaretten sind schlecht. Aus diesem Grund sind sie gut – nicht gesund, nicht schön, aber erhaben“, schreibt Klein. Er sieht im Rauchen die Behauptung eines Eigensinns, findet hier Ästhetik und Erotik und folgt damit Remarque, der geschrieben hat, Zigaretten seien das, was von der Zivilisation übrigbleibe, wenn der Krieg die letzten Spuren einer liberalen Erziehung ausgelöscht habe. Rauchende Gewährsmänner sind Sartre, Humphrey Bogart, Baudelaire, Jean Cocteau, Dylan Thomas und eben Zeno Cosini, der am Ende des Romans erkennt, dass es vor allem der vergebliche Kampf gegen das Rauchen war, der seinem Leben Halt gegeben hat. Marc Peschke
E
Ex-Raucher Lange schon habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Manchmal, wenn ich in trauter Runde sitze und jemand sich eine Zigarette anzündet, befällt mich Wehmut. Der Rauch wirkt wie eine Madeleine, er setzt Erinnerungen frei. Spezifischer geschieht dies bei kaltem Rauch, der sich in den Bibliotheksbüchern ablagerte. Ich ziehe Benjamins Passagenwerk heraus und noch heute rieche ich den Rauch des Jahres 1992, sehe, wie ich damals qualmend über dem Text grübelte. Derrida schrieb in einem Text über Baudelaire zur Poetik des Tabaks (➝ Diskurs), dass er eine Lust sei, von der nichts bleibe. Das stimmt nicht. Sein Sediment findet sich in den Büchern der Raucher. Lars Hartmann
G
Gewissen, schlechtes Während einige nur gelegentlich kaufen, geben andere ihr gesamtes Taschengeld dafür aus. Die coolen Jungs haben schon in der fünften Klasse (➝ Bewegung) damit begonnen. Man findet sie in klobig, grau oder grell, casual oder crazy – und deshalb gibt es keinen jungen Menschen, der seinen Charakter nicht durch seine ganz persönlichen Sneaker zu unterstreichen wüsste. Auch das kribbelnde schlechte Gewissen begleitet einen Schritt und Tritt: Wo früher die eigene Gesundheit litt, wird jetzt, ganz im Stile des Outsourcing, der gleichaltrige Bengale bemitleidet, der die sündhaft teuren Treter für einen Hungerlohn zusammenflickt. Josa Zeitlinger
I
Intervallfasten – absolut hip und hilft auch, wenn Pfunde verschwinden sollen, die möglicherweise durch die Aufgabe des Rauchens draufgeschauftelt wurden. Auch das Ritual erinnert ans Rauchen. Beim Rauchen wie beim Intervallfasten geht es um die Frage: Wie lange halte ich aus ohne Nikotin- oder Nahrungsmittelzufuhr? Intervalle zwischen dem Zigarettenkonsum können sehr nervend sein, erinnere ich mich.
Intervallfasten kann in verschiedenen Formen gemacht werden: Ganztägig fasten, alle zwei Tage fasten oder – wie ich – im 8:16 Stil. Das bedeutet: 8 Stunden lang darf gegessen werden, dann ist 16 Stunden Pause. Klappt gut, vor allem weil die Nacht auch zur Fastenzeit zählt. Ich hab dadurch schon fast 10 Kilo runter. So unterschiedlich können Pausen wirken. Rauchfreie Zeiten – ins Unendliche verlängert – sind absolut gesund. Unendliche Nahrungsmittelpausen sind nicht zu empfehlen. Magda Geisler
K
Karussell Das Schöne am Nikotin ist, dass es immer gut tut. Ob gestresst oder unterspannt, ob allein oder nicht, ob glücklich oder im Loch, jede Dosis stimuliert und belohnt. Das Experiment, mit dem Rauchen aufzuhören, kam mir vor wie ein Sprung von einem Karussell. Dem Karussell, das immer neue Nachfragen und Bedürfnisse generiert. Die Zigarette ist wirkungsvoller Bestandteil dieses Modells. Es dauert nur etwa ein, zwei Stunden, bis das Bedürfnis aufkommt, die Nächste zu rauchen. Dazwischen verfestigt sich die seltsame Psycho-Doktrin, das eigene Rauchen sei ein wichtiger Teil der persönlichen Strahlkraft oder gar Identität. Ich rauche seit einiger Zeit nicht mehr und ich werde damit wohl erst in meinen 80ern wieder anfangen, falls es dazu kommt. Das Gefühl (➝ Gewissen, schlechtes) von wenigstens einem dieser unzähligen Karusselle abgesprungen zu sein, ist einfach zu gut. Auch der körperliche Entzug ist aus dieser Perspektive leichter durchzustehen, übrigens. Marc Ottiker
Kick Früher war Profifußball Rock n’ Roll. Da entstanden Bilder von Klaus Augenthaler – in der Kabine mit Zigarette (➝ Zigarre) und Schampusglas. Früher waren Mario Basler, Peter Neururer und natürlich Walter Frosch.
Heute ist das Savoir Vivre perdu. Als Carlo Ancelotti beim FC Bayern entlassen wurde, wurde unter anderem kritisiert, dass der Fitness-Trainer in der Kabine rauchte. Zum Glück gibt es Snus. Dieser portionierte Tabak, den man sich in kleinen Beuteln, gemischt mit Salz, Wasser und Aromastoffen für den schnellen Nikotin-Kick unter die Oberlippe klemmt, ist im Profisport schwer beliebt. So berichtete es das Magazin 11 Freunde. Die Vereine selbst sind wenig auskunftsfreudig. Snus bleibt im Großen und Ganzen ein unsichtbares Laster, ein heimlicher Kick, kompatibel mit dem Streben nach Vermarktbarkeit. Ist das denn wirklich besser? Wohl kaum, denkt man sich, und ... vermisst Klaus Augenthaler. Benjamin Knödler
P
Panschen Echt hot ist ja schon länger die E-Zigarette. Weil sie die Flüssigkeit (neudeutsch: Liquid) nur verdampft, statt verbrennt, gilt sie als weniger schädlich. Manche Apologeten verteidigen sie sogar als gesund. Ein Schmarrn, der sich hält, weil es noch keine Langzeitstudien gibt. Solange verpesten E-Ziggis optisch die Luft (➝ Zigarre). Die wabernden Nebelschwaden lösen den Impuls aus, die Feuerwehr zu rufen, und nehmen auf Konzerten allen anderen die Sicht.
E-Ziggis sind albern und sie stinken nach allem möglichen aromatisiertem Quatsch. Weil man sich die Flüssigkeiten selbst mischen kann, ist wirklich alles Nasen-Unverträgliche dabei: Lebkuchen-Salbei und Mojito, Kokosnuss-Vanille und Latte Machiato, Haselnuss-Himbeere und Cola-Mango-Crumble. Tobias Prüwer
Powerbank Ich sitze in meiner Lieblingsbar und stecke mir eine Zigarette an, ich warte auf mein Date. Am Nebentisch rauchen sie auch. Er raucht Tabak, aber sie? Sie raucht anders (➝ Intervallfasten). Auf dem Marmortischchen vor ihr liegt eine rote Powerbank, daran hängt ein weißes USB-Kabel, an dem USB-Kabel hängt eine blaue E-Zigarette, an der E-Zigarette hängen ihre roten Lippen und aus ihren schwarzen Nasenlöchern kommt weißer Dampf.
Ich bin so froh, das zu sehen. Ich weiß jetzt, es gibt noch mehr auf der Welt, als mich und das Date, das sich verspätet. Es gibt mehr als alles, was ich dem Date erzählen könnte. Es gibt die Forschung, die Wissenschaft, die Außenwelt, Planeten, Sonnen, Galaxien, Protonen, Atome, Universen, Ewigkeiten. Vielleicht landet gleich ein Ufo, kurz bevor das Date kommt und nimmt mich mit, auf einen Planeten ohne Rauch und ohne Nacht und ohne Dates. Ruth Herzberg
S
Selberdrehen Lange Zeit galt es als Ausweis von Armut oder Geiz. Mitleidig wurde angeschaut, wer den Tabak hervorkramte, die Krumen auf dem Blättchen verteilte, Filter einsetzte, alles zusammenrollte. Nur zum Schnorren (➝ Ex-raucher) waren sich die Fertigzigarettenraucher nie zu fein. „Drehst du mir eine, ich kann das nicht?“
Woher der Imagewandel kam, lässt sich schwer sagen. Waren es studentische Kreise, Hipster, irgendeine Subkultur, die Selberdrehen salonfähig machten? Jedenfalls hat die Industrie das Potenzial erkannt. Dünne Filter – die vorher erhältlichen machten Kippen zu klobigen Schloten – sind seit 20 Jahren erhältlich. Das Angebot auch an unparfürmierten Tabaken ist groß, Selberdreher entdecken, dass sie auf diese Weise ihre Dosis Tabak selbst besser variieren können und so ihr Rauchverhalten an den Alltag anpassen. Das können auch Pfeifenraucher, sie liegen wieder leise im Trend, Und ihre aromatisierten Tabake riechen weitaus besser als jener Dampf der E-Ziggi. Tobias Prüwer
Z
Zigarre Ja, ich tue es! Ich bin aber beileibe nicht affektiert! Zigarrerauchen macht man nicht spontan, einfach so (➝ Diskurs). Und wenn, dann ist es räudig. Bei mir war es mein väterlicher Freund Rainer aus dem mondänen München, der mir den Weg zu den Zigarren bahnte. Ich derweil versuchte mich vorher etwas kläglich an Zigarillos. R. zeigte mir nun den Weg durch die Anbaugebiete, brachte mir Anschneiden, Anzünden und vor allem das Rauchen bei – was keiner Zigarette gleicht. Trial and error bestimmen die Zigarre: Genuss und Kotzen liegen nah beieinander. R. brachte mir auch bei, welches Werkzeug ich brauche: Feuerzeug und Anschneider, teuer. Und Routine. Wir sitzen samstags zum „Zirkel“ zusammen, trinken Kaffee und genießen unsere Zigarren. Aus Freude, nicht aus Status. Gänzlich unborniert. Das geht, schauen Sie vorbei. Jan C. Behmann
Kommentare 19
A cigarette is the perfect type of a perfect pleasure. It is exquisite, and it leaves one unsatisfied (Oscar Wilde)
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Kauder hält schützend seine Hand über eine Industrie, deren Produkte nachweislich Krankheit und Sterblichkeit fördern! Die Tabakindustrie!Und CDU-Gesundheitssminister Spahn hält sich beim Tabak vornehm zurück, d.h. er plädiert für „weiter so“!Und jetzt fällt der Name Kauder auch in Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen gegen die Waffenfirma Heckler&Koch! Auch nicht gerade eine Industrie, die die Gesundheit fördert!Was für Politiker! Was für Christen!https://youtu.be/sBom50KrkBk
Es fehlen zum Beispiel E wie Epigenetik ( https://derstandard.at/2000074824439/Rauchen-Eine-Gefahr-fuer-Muetter-Kinder-Enkel ) und R wie Radioaktivität ( http://www.sueddeutsche.de/panorama/warum-tabak-radioaktiv-ist-ein-rauch-wie-roentgenaufnahmen-pro-jahr-1.857291 )! Aber ok, man muss manchmal einfach Prioritäten setzen.
»Panschen. Echt hot ist ja schon länger die E-Zigarette. Weil sie die Flüssigkeit (neudeutsch: Liquid) nur verdampft, statt verbrennt, gilt sie als weniger schädlich. Manche Apologeten verteidigen sie sogar als gesund. Ein Schmarrn, der sich hält, weil es noch keine Langzeitstudien gibt. (…)«
Die Raucher waren ja schon immer für allerlei Hetze wohlfeil. Wie dieser aus gesammelten Plattitüden und Vorurteilen gestehenden »Kolumne« zu entnehmen, hat der Freitag nun auch die Dampfer(innen) bzw. E-Zigarette-Konsument(inn)en als veritable Zielgruppe zum Bedreckkübeln entdeckt. Politisch ist dieses selbstgefällige, von fachlicher Ahnung ungetrübte Dampfablassen einer hohlen Redaktionsnuss zwar noch weiter rechts angesiedelt als die diesbezüglichen Positionen von Medizinern oder auch dem Gesundheitsministerium (siehe tagesschau.de hier). Vielleicht macht es aber trotzdem Sinn: Da der Freitag sich bereits länger an der Seite derjenigen engagiert, die die Soziale Frage als überholt deklarieren, ist es nur folgerichtig, dass sämtliche Zielgruppen, die nicht in die gelackt-nachhaltige Cloud selbsternannter Großstadt»hipster« passen, zum Target erklärt und zum Abschuss freigegeben werden. »Sie« verdampfen Aromasubstanzen, die dem Hipster nicht ins Weltbild passen – also müssen sie weg (Frage: Sind die Lager und Maßnahmen freitagsseitig auch schon angedacht?).
Was bin ich froh, dass ich euer Print-Gakrakel (mit Maria-Furtwängler-Interviews zu »Kommunismus« etcetera) schon länger nicht mehr im Abo beziehe (auch wenn die Inkasso-Auslösesumme nicht von schlechten Eltern war). So muß ich mir nicht auch noch den Vorwurf machen, Sozialhetze dieser Güte mit finanziert zu haben.
Jetzt aber: Wenn mensch nicht raucht sind Stickoxide und Feinstaub aus Reifenabrieb vollkommen unschädlich! Hammer doch gelernt, menschenskind.
Ich hab mir von diesem Typen – Tobias Prüwer heißt er – mittlerweile mal etwas den einschlägigen Background angeguckt: anscheinend so ein Straight Edge-Hipster, der seine Weltanschauung anderen Leuten notfalls auch mit rabiaten Mitteln überzuziehen gewillt ist und sich darüber hinaus auch im Bereich Populärkultur für den Durchblicker schlechthin hält. Jedenfalls ist mit seinem Beitrag in der Kolumne oben sichergestellt, dass er mit seinem zweifelslos vorhandenen Bashing-Talent bruchlos vom Freitag zur BILD-Zeitung wechseln kann, falls dem Freitag-Herausgeber mal die überzeugenden Argumente ausgehen sollten. Vor allem, wo Springer – der Job soll schließlich auch Spaß machen –doch die größeren Opfergruppen in petto hat, auf denen man herumtrampeln darf.
Andererseits muß ich zugeben, dass ich mit Gewinn vernommen habe, welche Abschaumsorten nach der linksliberalen Machtübernahme vermutlich nicht mehr allzuviel zu lachen haben. Als überzeugter Hedonist und Probat normallegerer Sitten fühle ich mich erneut in meiner Gewissheit bestätigt, dass angesichts derartiger Fanatiker die Zahnbürste am besten in Kofferweite aufgehoben ist.
Lieber Herr Zietz, Sie tun dem Herrn Prüwer ein bisschen unrecht...? Böse suf den Schlips treten wollten wir niemandem. Und es gibt neben diesem Beitrag doch noch andere, die sehr liebevoll sind, fast schon proustisch im Stil und voller Empathie für den (Ex-)Raucher. Herzliche Grüße, Katharina Schmitz
Hallo Frau Schmitz,
da Sie offenbar dazu auserkoren wurden, die Wogen zu glätten, at first: Bei mir hat jeder – Herr Prüwer selbstverständlich inklusive – die Chance, einen hinterlassenen bescheidenen Eindruck wieder gutzumachen.
Abgesehen von der (üblen) Zielrichtung stimmt an seinem Beitrag leider auch sachlich so gut wie kein Wort. Dass Dampfen den Gesundheitswert etwa von Biokarotten hätte, behaupten nicht einmal Dampfer(innen) selber. Fact ist – und über DEN PUNKT sind sich ALLE einig, Schulmedizin, Gesundheitspolitiker und selbst der Kreis der üblichen Reglementierer in- und außerhalb der EU – dass Dampfen WENIGER schädlich ist als herkömmliche Zigaretten. Dass es (bislang) keine Langzeitstudien gibt, ist einerseits zwar richtig. Im Rahmen des Kurztextes dient diese Info jedoch lediglich als frei aufpumpbarer Assoziationsblaster, wo die geneigten Leser(innen) selbst alles Schlimme hineininterpretieren können.
Das mit den aufdringlichen Aromen: In der Tat ist mir der Fall einer »Selbstversorgerin« bekannt, die ihre Liquids selber anmixte und von der Freundinnen sagten, sie neige dazu, es aromatechnisch etwas zu übertreiben. Die von Prüwer beschriebene Szenerie jedoch ist, mit Verlaub, »Fantasy« (vielleicht hat er beim Schreiben ja was anderes geraucht?) Wie auch Sie wissen, ist Rauchen im Gastronomiebetrieb (zumindest Indoor) generell untersagt; E-Ziggis fallen da – nach meiner aller Erfahrung – selbstverständlich ebenso drunter. Ebenso ist Ihnen sicher bekannt, dass auch die meisten Club- und Hallenkonzerte mittlerweile strikt rauchfrei sind – mit Dampfschwaden egal welcher Aromaklasse ist da nix. Sicher mag es, speziell vielleicht auch in Leipzig, die ein oder andere Ausnahme geben. Da die aber sicher für beide Nikotin-Konsumarten gilt, würde ich einfach mal sagen: Wer sich bei einem Livegig von Gauloises- oder Marlboro-Rauchschwaden nicht gestört fühlt, aber von Mojito, Kokosnuss-Vanille und Latte Machiato schon, argumentiert ein bisserl doppelstandardig – finden Sie nicht?
Wie auch immer: Ich würde mich freuen, wenn Ihr Blatt von der Linie, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu bashen, abkäme. Im Sinn des Anliegens, mehr Menschen für eine fortschrittliche Politik zu gewinnen, wäre das sicher zielführender als das Wecken von Vorurteilen, die keiner Überprüfung standhalten. P. s.: Einer derjenigen, der bei der drohenden EU-Regulierung dieses Bereichs 2013/14 (ein paar Hardliner aus den Brüsseler Chefetagen wollten diesen Bereich komplett trockenlegen) das Schlimmste mit verhindert hat, war der spätere SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Was lernen wir daraus? Engagement für Maß und Menschlichkeit lohnt sich manchmal durchaus – während die Fanatiker meiner unmaßgeblichen Meinung nach weder mittel- noch langfristig irgendeinen Blumenpott gewinnen.
Lieber Herr Zietz, ich fürchte, Fakt ist, dass sie seinen Humor nicht lustig finden, und niemand zwingt Sie! TP hat übertrieben, aber das ist ja gerade sein Stil, gefällt nicht jedem, gut und okay. Ich dachte aber schon, dass E-Ziggis in Gebäuden nicht unter das Rauchverbot fallen und war sicher, dieses Beispiel stammt aus Herrn Prüwers eigener Anschauung, sonst wäre es ja wirklich nicht witzig, weil ohne Kern einer Wahrheit. PS. ich wollte Sie auf die anderen Beiträge lenken, hat ja leider nicht funktioniert. Beste Grüße! KS
Was ist denn nun? Rauchen Sie oder rauchen Sie nicht? Ein solches Herummäandern um eine kleine Anmerkung zeigt ganz anderen Dampf, der aber mit dem Rauchen wohl weniger zu tun hat. So ein Theater. Bei der Gelegenheit: Ich empfehle bei der Gelegenheit mal das Intervallfasten. :-))))))))))
also ich rauche, sehr, sehr angelegentlich, fragen Sie den Kollegen ;-)
Ich wollte es ja vom zeternden Zietz wissen. Es gibt - nebenher- wenige Gelegenheitsraucher. Die sind aber die eigentlichen Genußraucher sagt man.
Als ich - vor vielen Jahren - noch geraucht habe, war das bei mir "Alles oder Nichts". Aber, ist lange her.
"Zigaretten seien das, was von der Zivilisation übrigbleibe, wenn der Krieg die letzten Spuren einer liberalen Erziehung ausgelöscht habe."
Jetzt mal Wort für Wort:
"Rauchen ist vielleicht das letzte Indiz für Zivilisation, wenn der Krieg die letzten Spuren einer liberalen Erziehung ausgelöscht hat."
Je schwerer Zichten gerade dann zu kriegen sind, desto offensichtlicher stimmt der Satz.
»Was ist denn nun? Rauchen Sie oder rauchen Sie nicht? Ein solches Herummäandern (…)«
Was wollen sie noch wissen? Bankkonto, lückenloser Lebenslauf? Dass ein Großteil der »Linken« im Ernstfall die besten Blockwarte abgibt (beziehungsweise eigentlich auch nur für diese einzige Aufgabe in den Startlöchern steht), war mir schon vor dem Stoßen auf diesen Hetzartikel bewußt. Andererseits vergebe ich mir nichts, wenn ich die Info hier einstelle: Ja – ich dampfe. Fühlen Sie sich nun in Ihrem vorurteilsbeladenen Feindbild genügend bestätigt?
Super. Sie rauchen also. Warum aber regen Sie sich über diesen Beitrag so auf? Ich sehe keine Hetze gegen Raucher. Die Überlegung ging wohl eher darum, dass Rauchen einfach nicht mehr "cool" ist und dass jetzt so allerlei andere Sachen als hippe Rituale Ersatz schaffen sollten. Das ist doch legitim.
Ich selbst zum Beispiel habe viele Jahre meines Lebens geraucht und rauche nun viele Jahre nicht mehr, was mir - abgesehen von Gewichtsproblemen - ganz gut tut. Aber, der Zorn, den Sie so dokumentieren ist mir - aus meinen Raucherzeiten - nicht unvertraut. Erst später habe ich gesehen, dass ich damit nichts getan habe, als eine Sucht zu verteidigen. Wenn man nicht mehr raucht, lacht man allerdings darüber. Aufgehört habe ich mit 50 Jahren. Also viele viele Jahre Rauchererfahrung.
So, das hätten wir: Jetzt bitte noch die Vermögenfrage: Ich finde Rauchen ist doch sehr teuer. Worauf verzichten Sie denn alles, um dieses schreckliche Laster zu finanzieren? Wann haben Sie denn angefangen mit dem Rauchen. Ich war 15 Jahre alt . Sehr jung also.
Für Infos bin ich - im Interesse einer lückenlosen Überwachung - sehr dankbar.
Das im Kommentarteil kritisierte "Framing" von E-Zigaretten-Konsumenten ist in der Tat ärgerlich – vor allem, wo es in einem weiteren Stichwort ("Selberdrehen") bruchlos fortgesetzt wird.
Gipfel des Ganzen ist allerdings, dass die mit unbelegten Behauptungen angereicherten Werturteile eines Redaktionsautors mittels dem Löschen kritischer Artikel dazu sowie die Sperre des darauf hinweisenden Bloggers unter den Teppich gekehrt werden soll. Angesichts eines derartigen Umgangs mit Kritik an (sachlich falschen oder auch unangemessenen) Redaktionsbeiträgen stellt sich schon die Frage, was in dem "Zentralorgan" Freitag noch für bare Münze genommen werden kann.
Klaro – nur "Dampf". Aber wer schon kleine Fehler nicht bereit ist zuzugeben, der wird bei großen sicher nicht für sich reklamieren können, vertrauenswürdig zu sein.
Im Thema Rauch wie in so vielem Anderen (wie etwa dem Streben, Wirtschaftsflüchtlinge der Welt aufnehmen zu wollen, statt Abhilfe in Ursprungsländern anzugehen) kristallisiert sich unterschiedliches Funktionsprinzip von Moral und Ethik.
Ersteres ist extern angelegtes über den Kamm Scheren und Adaptieren überkommener Gewichtung. Methodisch in Volkstümlichkeit und Theologie, welche Denkfäule in der Anmaßung entgegenkommt, unendliche Konstellation im Leben mit allgültigen Formeln abzudecken.
Bei der Rückkehr / Übernahme puritanischen Prinzips aus US-Bibelgürtel, ist es doch eine Kerzenspende wert, daß sich wissenschaftliche Beobachtung jüngst dennoch traute, nebenher immerhin Zuträglichkeit der Kontemplation, Ausspannung und geistigen Regenration vor allem kreativen Geistes beim Rauchen zu benennen.
Wie im Artikel bereits erwähnt, auch Tabakgenusses unterschiedlicher Weise.
Sukzessive zunehmenden Griff nach Schachteln aus einem Sortiment von 5000 diverser zur Suchtsteigerung als Additiv eingesetzter Chemikalien von Azeton bis Ammoniak zum einen, deren ätzend schmorender / Tabak toxisch weit überholender Inhalt im Dasein industrieller Unantastbarkeit und Profitrefugiums sich öffentlicher Betrachtung entzieht.
Zum anderen bewußterer und zumeist deutlich gemäßigterer Konsum von Selbstdrehern. Wer um konsistenzabhängiges Aroma weiß, entsprechend aufzubereiten und zu rollen vermag, wurde schon zu Zeiten vermeintlich prekären Tabakbeutels derart von Schachtelrauchern angegangen, daß es auf Parties zur Ganzzeitbeschäftigung auszuarten drohte.
In Übersee zu wenngleich belassenerer Fertigware gezwungen, fiel es meinereins denn auch erstaunlich leicht, das Rauchen aufzugeben. Erst anderweitige Unerträglichkeit brachte mich nach 2 Jahren und 4 Monaten der Abstinenz zurück zum Glimmstengel.
Auf jeden Fall entgeht unbedarftem Zeitgeist die retardierte Tendenz, wo man Gastwirten untersagt, ausgewiesene Stätten für Raucher zu betreiben.
denk-faul-heit und denk-fäule: notiert.
rauchen-meditieren, denken-rauchen-miteinander-geist-austauschen.
dazu eine bequeme sessel-haltung:
fehlt nur ein swingender begriff: holy-smoke-yoga?
Es mag Ihnen nicht zusagen, daß es am Rauchen auch Seiten geben soll, die in einer Weise Förderliches aufweisen.
Das sollte Sie als zu Differenzierung Begabten nicht davon abhalten wahrzunehmen, was als Argument angeführt wurde. Dies waren nicht besagte Effekte beim Rauchen, sondern wieder zunehmend reanimierte Prinzipien des Moralismus und Gouvernantentums.
Sie laufen auf Relevanteres hinaus als bloß hysterischen Raucherbann.