„Gender-Wahn“, „Gender-Gaga“, „Gender-Ideologie“ – das sind bekannte Diffamierungen gegen feministische Analysen und Kritiken zu bestehenden Traditionen und Normen in unserer Gesellschaft. Man muss keine Super-Feministin sein, um zu erkennen, dass diese üble Nachrede über „böse Frauen“, die Männer hassen oder alle Kinder durch Sexualerziehung in den Schulen „homosexuell machen“ würden, ganz klar in die konservative Ecke einzuordnen ist. Anders ist es aber mit Diskursen von manchen Feminist*innen zur wahren Natur des weiblichen biologischen Geschlechts, in der sie den Ursprung ihrer Unterdrückung sehen. Unter einem falsch verstandenen Materialismus verweisen sie trans Frauen aus feministischen Räumen und politischen Kämpfen. Es handelt sich dabei um reaktionäre Diskurse und Positionen im feministischen Gewand, die in linken Kreisen ernst genommen werden und Einfluss haben. Die trans Feindlichkeit und reaktionäre Positionierung dahinter wird oftmals nicht erkannt.
Ein prominentes Beispiel dafür ist die anhaltende Debatte um J.K. Rowlings letzten umstrittenen Tweet zur Dauerbrenner-Frage „Wer oder was sind jetzt eigentlich Frauen?“. Ohne Menstruation ist man oder besser gesagt frau in dieser Hinsicht bei Rowling raus. Die Autorin wurde aufgrund transfeindlicher Positionen kritisiert, weil sie sich über einen Artikel lustig machte, in dem von Menstruierenden gesprochen wurde und fragte, welches Wort es dafür gegeben habe. „Frauen“, ist doch klar, könnte man nun denken. Dass trans Männer und manche nicht binäre Personen auch menstruieren können, bietet jedoch einigen Feminist*innen Anlass, sich über den Versuch inklusiver Sprache zu amüsieren. Diese Position grenzt offensichtlich Personen aus, die nicht menstruieren und sich als Frauen definieren sowie Menschen, die menstruieren und sich nicht als Frauen definieren. Dass eine derartige Essentialisierung von Körpern ad absurdum getrieben werden kann und Frauen in Menopause, ohne Brüste, ohne Eierstöcke etc. dann wahrscheinlich auch fürchten müssen, nicht mehr „echt genug“ zu sein, bleibt bei diesen Diskursen offen.
Wer würde also Kritik an dieser Ausgrenzung zurückweisen und warum? Naida Pintul eilt mit dem im Freitag erschienenen Artikel „Verfolgende Unschuld“ J.K. Rowling zu Hilfe, da diese angeblich nur gesagt habe, dass Frauen Frauen seien. Pintul behauptet, dass Feminist*innen, die sich für die Rechte von trans Personen einsetzen, nie mehr von Frauen oder Mädchen sprechen, Geschlecht einfach insgesamt als Analysekategorie über Bord werfen würden, keine materialistische Analyse vorweisen könnten und sich stattdessen auf „Sprachmagie“ verließen.
Eins ist klar: Misogyne Beleidigungen gegen Rowling sind vollkommen inakzeptabel. Sie sind unhaltbar und bieten keine Grundlage für eine Auseinandersetzung zu transfeindlichen Positionen in unserer Gesellschaft. Dieser Artikel soll daher eine konstruktive Reflexion zur Debatte liefern und ihre Widersprüchlichkeit auf materieller, feministischer und marxistischer Ebene aufzeigen. Denn wer darauf verweist, dass Geschlecht sozial hergestellt wird, behauptet nicht, dass Geschlecht nicht existiert.
Im Gegenteil, Feminist*innen zeigen permanent auf, dass Geschlecht eine zentrale Kategorie ist, die unsere Leben und unsere Gesellschaft strukturiert. Damit gibt es ein Analysewerkzeug, um nachzuvollziehen, wie zum Beispiel Mädchen mit Vulva und Mädchen mit Penis abgewertet werden. Wichtig ist, dass Feminismus für alle Mädchen kämpft. Wichtig ist, dass jegliche cis-heterosexistische Unterdrückung und Gewalt zurückgewiesen wird, und nicht nur ein Teil von ihr.
Selbstverständlich kann und muss auch von Frauen und Mädchen gesprochen werden – gerade trans Frauen und trans Mädchen kämpfen dafür. Aber Begriffe von Geschlechtsidentitäten müssen kontextspezifisch reflektiert und besprochen und nicht ahistorisch vorausgesetzt werden. Begriffe und Sprache so zu erweitern, dass komplexe Lebensrealitäten und Unterdrückungssituationen besser verstanden werden können, erlaubt zum Beispiel Unterschiede in der Diskriminierung von cis und trans Frauen zu berücksichtigen und zugleich zu sehen, dass sie sich aus derselben patriarchalen Gewalt speisen.
Zum Beispiel kämpft eine starke feministische Bewegung in Argentinien gegen Gewalt an Frauen. Trans Frauen haben in Argentinien nur eine Lebenserwartung von 35-40 Jahren, weil sie überproportional von Gewalt betroffen sind. Bei Feminiziden – den Morden an Frauen aufgrund ihres Geschlechts – ist es zentral hinzuschauen, wer wie und warum betroffen ist. Dies muss Bestandteil einer Politik gegen jegliche Gewalt an Frauen sein.
Biologistische Argumente sind reaktionär
„Nun mag man folgendes für unkontrovers halten: Weibliche Anatomie ist global – in Abstufungen – Grundlage für zahlreiche Arten von Unterdrückung,“ so Pintul. Darin schwingt die Annahme mit, progressive Feminist*innen und trans Aktivist*innen würden die materielle und biologische Dimension von Geschlecht leugnen und von Frauen als Unterdrückten ablenken. Diese These ist symptomatisch für eine verzerrte Debatte, die weit über den Fall Rowling hinausreicht.
Was ist das Problem mit biologistischen Erklärungsmustern à la „weibliche Anatomie“ sei die „Grundlage für zahlreiche Arten von Unterdrückung“? Die Idee dahinter ist, dass Frauen unterdrückt würden, weil sie bestimmte biologische Merkmale wie Brüste oder Uterus haben. Mit dieser Ansicht wähnt man sich in Sicherheit, nicht postmodernem Sprachreduktionismus zu verfallen und die eigenen Argumente auf real existierende Materie aufzubauen. Eine biologistische Argumentation wird hier jedoch mit einer materialistischen Analyse verwechselt.
Die englischsprachige Unterscheidung zwischen sex und gender erlaubt eine Differenzierung zwischen biologischem Geschlecht und sozialer Geschlechtsidentität. Diese Unterscheidung hilft, die zahlreichen Formen von Geschlecht greifbar zu machen. Transfeindliche Argumentationen stützen sich mit Vorliebe auf sex, also das sogenannte biologische Geschlecht. Mit der naturwissenschaftlichen Unterscheidung von Mann und Frau scheint man doch auf der sicheren Seite zu sein, oder? So einfach ist es jedoch nicht. Selbst biologisch gesehen gibt es mehr Geschlechter. Verschiedene Formen von Intergeschlechtlichkeit sind nur ein Beispiel davon.
Anstatt Geschlecht und Geschlechterunterdrückung als funktional für die kapitalistische Produktionsweise zu verstehen, wird von einer ewig währenden Biologie ausgegangen, die allein bestimme, was Geschlecht sei. Anstatt die Verwobenheit patriarchaler und kapitalistischer Strukturen zu analysieren, um zu begreifen, dass arbeitende Frauen aufgrund ihrer Position im Reproduktionsprozess unterdrückt werden, wird behauptet, die „weibliche Anatomie“ sei Grundlage der Unterdrückung.
Nach der marxistischen Feministin Tithi Bhattacharya bedeutet Reproduktionsarbeit: Erstens die tägliche Erneuerung der Arbeiter*in und ihrer Arbeitskraft. Dazu zählen unter anderem das Zubereiten von Essen und Waschen der Kleidung, um die eigene Arbeitskraft immer wieder in den kapitalistischen Produktionsprozess einbringen zu können. Zweitens die Erhaltung der nicht arbeitenden Mitglieder der Arbeiter*innenklasse, siehe Kinder, kranke oder ältere Menschen. Und zuletzt die generationelle Erneuerung der Arbeiter*innenklasse, also das Gebären von Kindern. Diese Tätigkeiten werden überwiegend Frauen zugeschrieben. Das hat Einfluss auf die Lohnarbeit, in der Frauen – mit und ohne Kinder – nach wie vor schlechter bezahlt werden. Deutschland besetzt laut Statistischem Bundesamt den zweitschlechtesten Platz im europäischen Vergleich und liegt mit 21 Prozent Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen weit vorne in punkto Ungerechtigkeit.
Patriarchale Strukturen existierten bereits vor dem Kapitalismus, doch die Frage bleibt, welche Bedeutung der Fähigkeit zur Reproduktion der Arbeiter*innenklasse im Kapitalismus zugeschrieben wird und ob sie in einer zukünftigen Gesellschaft nicht eine andere haben kann. Die Geschlechterfrage ist von der Klassenfrage nicht zu trennen. Sie auf eine scheinbar statische Biologie zu reduzieren, führt meist zu reaktionären Ansichten wie der, dass trans Frauen keine Frauen seien.
Feminist*in und transfeindlich?
Transfeindlichkeit ist kein neues Phänomen im Feminismus, doch in den letzten Jahren bekam eine Gruppe von so genannten radikalen Feminist*innen (RadFems) wieder Aufschwung. Ihr politischer Kampf richtet sich nicht ausschließlich nach oben – das heißt gegen diejenigen mit Macht und Einfluss, welche von der unterdrückenden Ordnung profitieren – sondern auch gegen Personen, die noch weniger Status in unserer Gesellschaft genießen.
Körper werden genutzt, um an ihnen Kategorien von Macht und Unterdrückung zu manifestieren. Sexismus, Rassismus und Ableismus spielen hierbei eine Rolle. Eine Essentialisierung von Körpern und der daraus folgende Schluss, Körper allein wären der Grund für eine bestimmte soziale Stellung, sind aber falsch: Es geht immer um Machtverhältnisse. Von Spaltungen all derer, die auf verschiedene Weise von dieser Gesellschaft unterdrückt werden, profitiert einzig und allein die bereits herrschende Klasse. Es muss daher einen gemeinsamen Kampf gegen Ausbeutung und Diskriminierung von cis Frauen und trans Frauen geben, weil alle Frauen unter dem gleichen Joch des Patriarchats leiden. Andere üben Macht über uns aus, bestimmen wie wir zu sein haben und was unserer Geschlechtsidentität entspricht und was nicht.
Die Debatte, wer Frau genug ist und wer nicht, wirft alle Frauen und andere Geschlechter wieder weit zurück in die Vergangenheit, indem sie festlegt, welches Aussehen und welche Handlungen und Codes als weiblich genug gelten. Dass trans Frauen daher oftmals gezwungen sind, sich als eindeutig „zuordnungsfähig weiblich“ darzustellen und manchen nur abgenommen wird, dass ihre weibliche Identität durch Operationen besiegelt werden könne, ist nicht nur unhaltbar, sondern auch unfeministisch.
Wer wehrt sich beispielsweise seit Jahren gegen die Streichung der Abtreibungsparagrafen §218/ §219a StGB? Es sind konservative, ultra-religiöse Gruppen, die die bestehende kapitalistische Ordnung von Ausbeutung der einen und Profite der anderen nicht ändern wollen. Das sind diejenigen, die ein Problem damit haben, dass Frauen sexuell selbstbestimmt leben. Es sind auch die gleichen, die Sexarbeiter*innen stigmatisieren und bevormunden. Es sind diejenigen, die Migration als „Mutter aller Probleme“ bezeichnen. Das sind diejenigen, die LGBTQI* zu Risikogruppen stigmatisieren und ihnen verbieten Blut zu spenden.
Es hat also gar keinen Sinn, diese Spaltung in feministischen Reihen aufrecht zu erhalten, sondern es ist endlich an der Zeit, Unterschiede und diverse Erfahrungen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern voneinander zu lernen und miteinander gegen die Strukturen zu kämpfen, die uns belästigen, unterdrücken und töten. Ein gemeinsamer solidarischer Kampf ist nicht nur moralisch richtig, sondern auch notwendig, um eine Chance zu haben, ihn zu gewinnen.
Kommentare 18
Das Interessanteste am Artikel ist für mich der Hinweis auf "eine scheinbar statistische Biologie". Hä? (Hessisches Fragewort mit zwei Buchstaben.)
Ich habe oft von 'toxischer Männlichkeit' und von 'alten weißen Männern', ganz besonders in früher linken Foren gelesen und im wirklichen Leben gehört. Will sagen: das hehre Anschreiben gegen "die feministische Spaltung" geht an den gesellschaftlichen Realitäten vorbei.
Was mich als Vertreter jener häufig mit Hass und Verleumdungen überzogenen Gruppe angeht: I would prefer not to ...
Das Problem ist, dass kein Mensch klar definieren kann oder auch will, was »Gender« eigentlich bedeuten soll:
Ist es die Biologie? Hier sind in natura nur zwei Geschlechter möglich. Okay – mit 0,001 % biologischen Grenzfällen. Allerdings. Der Bezug auf die biologischen Fakten wird von den Genderisten, siehe Butler, strikt verneint.
Ist es das soziale Geschlecht – nach Butler oder auch de Beauvoir? Sicher – hier kann man endlos theoretisieren und auch rumanalysieren. Aber, Hand aufs Herz und abgesehen von der Dringlichkeit dieses Ziels: Ist es überhaupt wünschenswert, dass Männer und Frauen (in fernerer oder auch nicht mehr so fernerer Zukunft) gleich sind? Gleich in den Rechten? Sicherlich. Im Restlichen gleich halte ich persönlich jedoch eher für einen Horror denn für ein erstrebenswertes Ziel.
Allerdings: Wir sind bei Wasauchimmer 4.0, und die Sache ist zwischenzeitlich NOCH komplizierter. Denn: Wenn man Texte aus der Queer- und Genderecke genauer liest, wird klar, dass dort eine dritte Auslegung favorisiert wird. Salopp formuliert könnte man es als das »sexuelle Geschlecht« bezeichnen. Im Klartext ist gemeint, dass sexuelle Orientierung, die Rolle, die man (gerade) einnehmen möchte – kurz: das, was man in der neueren Diskussion in den Sack »Identität« packt – das »Gender«, oder kurzum: die Person ausmachen soll. Aus dieser gewagten Hypothese wird nicht nur Selbstverständliches abgeleitet – also dass man jedem Menschen, ergo auch seiner/ihrer sexuellen Orientierung mit Akzeptanz begegnen soll (sofern diese gewaltfrei und einvernehmlich ausgelebt wird). Abgeleitet daraus werden ziemlich skurrile (oder, bei Lichte betrachtet: anmaßende) Sonderrechte – etwa, wenn Personen, die sich feelingstechnisch (gerade) als Mann/Frau vom Mond oder sonstwas betrachten, auf Sonder-Anredeformen wie »Profess*x« und ähnlichen Sprach-Albernheiten bestehen.
Mit anderen Worten: Wenn jemand sich einen Papier-Dreispitz baut und mit »Napoleon« angeredet werden möchte, kann man das (auch) als (vergleichsweise harmlose) Marotte betrachten. Wenn daraus jedoch ernsthafte Handlungs-Reglements für den Rest der Welt gebastet werden, ist irgendwo der Wurm drin. Im Rahmen dieser Diskussion indess kann man die Sache einfacher handhaben: Der Begriff »Geschlecht« taugt schlicht und simpel nur zur Beschreibung biologischer Tatsachen. Alles andere ist Humbug und führt zu der Form fortgeschrittener Selbstreferenzialität, wie wir sie in obenstehendem Artikel wieder mal genießen können.
Da ist ein Fehler im Artikel. Es steht LGBTQI* . Es muss LSBTTIQ+*$ heissen nach neustem soziologisch wissenschaftlichen Stand. Dabei wird aber ein weisser hetero cis Mann nicht erwähnt. Ich kämpfe seit Jahren auch dafür, dass endlich rothaarige hetero cis Männer mit aufgenommen werden. Schließlich setzt sich Boris Becker vehement für weibliche "people of color" ein, die auch eine Minderheit als Gender Identität sind.
Früher gab es nur LGB. Das war rein auf sexuelle Ausrichtung bezogen. Wir sind doch heute viel weiter und sollten die Identität auch an Haarfarbe und Nasengröße festlegen. Oder?
<ironie off>
Ein zweiter Fehler:
Im übrigen, wenn man von Hormonen, Anatomie, Evolution und Psyche spricht, ist das schlicht Biologie und nicht biologistisch. Wer Biologie negiert ist ein Theologe und kann sich zu Religioten gesellen. Soziologie hat heute nichts mehr mit Wissenschaft oder Analyse zu tun. Es ist Theologie mit einem festgelegten Erkenntnisergebnis, was aus der Prämisse heraus sich selbst bestätigt. Es gibt einen Gott und in der Theologie beweist man die Existenz Gottes. Das sind "Genderstudies" und hat mit Wissenschaft nix zu tun. Da finde ich Astrologie Ergebnis offener als älteste logisch empirische "Wissenschaft".
Wer auf Butler abfährt ist ein intellektueller Tiefflieger und kann sich Adorno Sozialpädagoge Nennen. Vom intellektuellen Gehalt her rangiert es wohl aus wissenschaftstheoretischer Sicht hinter der Astrologie. Aber Frauen lieben ja Esoterik. =D
Ansonsten stimme ich Richard vollumfänglich zu.
Da ist ein Fehler im Artikel. Es steht LGBTQI* . Es muss LSBTTIQ+*$ heissen nach neustem soziologisch wissenschaftlichen Stand. Dabei wird aber ein weisser hetero cis Mann nicht erwähnt. Ich kämpfe seit Jahren auch dafür, dass endlich rothaarige hetero cis Männer mit aufgenommen werden. Schließlich setzt sich Boris Becker vehement für weibliche "people of color" ein, die auch eine Minderheit als Gender Identität sind.
Früher gab es nur LGB. Das war rein auf sexuelle Ausrichtung bezogen. Wir sind doch heute viel weiter und sollten die Identität auch an Haarfarbe und Nasengröße festlegen. Oder?
<ironie off>
Ein zweiter Fehler:
Im übrigen, wenn man von Hormonen, Anatomie, Evolution und Psyche spricht, ist das schlicht Biologie und nicht biologistisch. Wer Biologie negiert ist ein Theologe und kann sich zu Religioten gesellen. Soziologie hat heute nichts mehr mit Wissenschaft oder Analyse zu tun. Es ist Theologie mit einem festgelegten Erkenntnisergebnis, was aus der Prämisse heraus sich selbst bestätigt. Es gibt einen Gott und in der Theologie beweist man die Existenz Gottes. Das sind "Genderstudies" und hat mit Wissenschaft nix zu tun. Da finde ich Astrologie Ergebnis offener als älteste logisch empirische "Wissenschaft".
Wer auf Butler abfährt ist ein intellektueller Tiefflieger und kann sich Adorno Sozialpädagoge Nennen. Vom intellektuellen Gehalt her rangiert es wohl aus wissenschaftstheoretischer Sicht hinter der Astrologie. Aber Frauen lieben ja Esoterik. =D
Wundert mich bei Ihnen nicht, lieber Rüdiger, dass Sie sofort losheeschern. Sie sind soch einer, der ganz bestimmt Geschmack daran hat, sich immer wieder neu zu erfinden. Identitäten wechseln am laufenden Mann, Zugehörigkeiten ausprobieren, muss ja nicht sexuell sein. Aber, das ist mir so - über die Jahre - aufgefallen. Wo Sie sind, ist doch gleich Spaltpilz angesagt. Und kraftvolle Hauruck-Statements.
Allerdings leugnen die Diskutantinnen nicht, dass es Biologie und biologische Merkmale gibt, allerdings ist mit "biologistisch" die Reduktion auf Biologie allein gemeint. Das ist für Ihren Horizont sicherlich zu astrologisch.
Überall mal reinschnuppern, überall mal ein bisschen aufmischen. Von daher findet sich bestimmt auch noch ein H in der Abkürzungsreihe - speziell für Sie.
Liebe Magda
Wie es der Zufall will habe ich sogar gestern noch ein paar alte Artikel von mir aus den 90ern gelesen. Gerade auch meine surreale Determinismus Reihe. Ich muss sagen, dass ich heute letztlich das gleiche schreiben würde in der Grundaussage, nur da ich heute wesentlich mehr weiß als damals und die Erkenntnisse heute wesentlich genauer und detailierter sind würde ich die Argumente noch weiter ausführen.
Insofern kann ich sogar heute sagen, dass mein Denken ein Grundlinie hat seit 30 Jahren, die ich nie verlassen habe.
Wahrscheinlich hast du gerne etwas in meine Sätze interpretiert. Das gleiche Schicksal hatten viele Denker immer aus dem Zusammenhang interpretiert zu werden. Nietzsche kann ja auch für das eine und sein Gegenteil misbraucht werden. Oder man denke generell an Dialektiker. Oder wenn du es religiös willst der Talmud insgesamt.
Dialektik ist für viele ein rotes Tuch wenn man gerade jakobinischer Reinheitsfundamentalist ist. Differenzieren verträgt sich nicht mit Absolutheitsanspruch
Ja, Super. Kann ich mir vorstellen, dass Du das Gleiche schreiben würdest, - vielleicht - ein bisschen durchgeschüttelt. Aber, ich gelobe, Dich nicht - wie den großen Nietzsche - zu missbrauchen.
Die Wendung vom jakobinischen Reinheitsfundamentalismus zieht sich auch durch Deinen facebook account und am Ende stammt sie gar nicht von Dir?
Ich habe ja gar nichts dagegen, aber ich halte Dich weniger für einen Dialektiker, sondern eher für den Hersteller kleidsamer Wortgirlanden.
@ Magda, @Rüdiger Heescher,
Tja, Rüdiger Heescher, man sollte Philosophie, auch politische Philosophie, nicht mit Soziologie verwechseln. Mann sollte auch nicht Wissenschaften abwerten, die neben der Empirie hermenneutische, dialektische, ästhetische und psychologische und narrative Techniken einsetzen, die sie entschieden näher ans Leben bringen.
Es lohnt sich, von Judith Butler nicht nur gehört oder gelesen zu haben, dass sie was mit "Gender" zu tun hat, sondern ebenso klug und fallbezogen über "Undoing Gender" schrieb.
Sie, Herr Heescher, berufen sich ja nun in der Antwort auf Magda auf die Konsistenz ihres denkerischen Selbstentwurfs. Seit langer Zeit dächten Sie das und jenes, heute sogar fundierter als je zuvor.
Dieser Selbstentwurf, nicht nur im Denken, sondern im eigenen Alltag, in der eigenen Lebenswelt, ohne allzu viele soziale, psychische, konventionelle und legalistische Zwänge, ist aber genau das, was Judith Butler interessiert, wozu sie Auskunft gibt, weil die Möglichkeit dazu, festgemacht am Gechlecht, in anderer Art und Weise am Aussehen, trotz anderslautender moralischer Ansprüche unserer Gesellschaften, nicht ausreichend gewährleistet ist.
In diesem Zusammenhang beschämen Sie sich doch selbst, wenn Sie in einem Kommentar Butler, Adorno und andere als intellektuelle Tiefflieger angehen und unterstellen, diese kennten nicht den Unterschied zwischen Biologie, die für dieses Fragestellungen eher harmlos ist, und biologistisch. Mit "Gottesbeweisen" oder säkularen Doktrinen die den Gottstatus anstreben, hat das wenig zu tun. Dafür aber viel mit dem Selbstanspruch unserer Gesellschaften und den Forderungen aus den entsprechenden Verfassungen.
Negieren studierte Theologen die Biologie?- Nein. Das machen höchsten einige Evangelikale und einige katholische Sekten, die dafür sogar eigenständige Universitäten unterhalten und mittlerweile von zwei sich für mächtig haltenden Staatsmännern unterstützt werden. - Der eine wird hoffentlich bald aus dem Spiel genommen.
"Soziologie hat heute nichts mehr mit Wissenschaft oder Analyse zu tun." - Stimmte das je, so lohnte sich der logisitische, statistische und psychologisch- technische Aufwand nicht, zum Beispiel "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" über langjährige Studienzeiträume zu verfolgen, um valide und nicht einem Bias unterliegende Ergebnisse erzielen zu können.
Vielleicht hat doch Magdas Gespür, Sie seien schlicht auf der Suche nach ein wenig Wochenendspannung und Provokation, sich nicht getäuscht?
Christoph Leusch
Mit Hermeneutik stehe ich auf Kriegsfuss, schon alleine weil es der Prädikatenlogik widerspricht. Das überlasse ich gerne den Literaten unter den Soziologen. So gewichtig schwafeln können nur sie und glauben mit Worten die Wirklicheit verändern zu können. Steht ja sogar in diesem Artikel, dass es ihr Thema ist:
"Begriffe und Sprache so zu erweitern, dass komplexe Lebensrealitäten und Unterdrückungssituationen besser verstanden werden können, erlaubt zum Beispiel Unterschiede in der Diskriminierung von cis und trans Frauen zu berücksichtigen und zugleich zu sehen, dass sie sich aus derselben patriarchalen Gewalt speisen."
Nun denn. Ich komme aus den Naturwissenschaften und orientiere mich lieber an dem was ist. Nicht wie ich mir Begriffe zusammenzimmere, dass es für eine Ideologie passt.
Physikalische Begriffsbildung ist mir dann doch näher als hohles Geblubber mit intelligentem Antlitz, was gutmeinend erscheint aber keine Substanz hat.
Struktur im Denken ist wichtig. Das will der poststrukturalismus ja überwinden. Wer keine Struktur mehr erkennt wird beliebig. Es ist also sogar Intellektfeindlich.
Jetzt sagen Sie nur, sie haben mit physikalischen und chemischen Methoden und hoffentlich ein wenig realer Biologie, die Gesellschaftsstrukturen und ihre eigene Persönlichkeit untersucht, Herr Heescher? Es soll übrigens auch Physiker geben, die behaupten, alle anderen (Natur-)Wissenschaften seien nicht mehr als entfaltete Physik.
Herzlichst
Christoph Leusch
Lieber Christoph
sicher nicht, aber wie z.B. Karl Marx oder Paul Feyerabend erlaubt naturwissenschaftliches Denken auch gesellschaftliche Dinge zu betrachten ohne Kategorienfehler zu begehen oder sogar sie absichtlich mit hermeneutischen Tricks für die Ideologie zu benutzen.
Das gehört heute für Feministen zum guten Ton und wundern sich wieso man auf Kategorienfehler hinweist, wo sie doch nur Gutes wollen.
Gut gewollt ist nicht gut gekonnt.
Da sollte man sich bei Adorno ohne konstruktuvistische Brille eher mal seine originäre Kant/Hegel auseinandersetzung anschauen, denn Konstruktivismus gab es zu seiner Zeit noch nicht.
Insofern immer lieber original bleiben und Adorno ist ganzes Gegenteil von Tiefflieger gewesen. Nur wenn man Adorno Konstruktivismus Gehirngewaschen liest, dann kommt halt eine Judith Butler bei raus.
Ist ja nett. Aber daraus eine Ideologie zu basteln ist schon Megatieffliegerei.
Dann halte ich mich doch lieber ab klares (naturwissenschaftliches) Denen von Karl Marx und Paul Feyerabend. Dort findet man wenigstens keine Kategorienfehler. Da finden bei der Wurzel Analyse statt.
Madame, ...
Monsieur, ...
Brächte es nicht vielleicht mehr, auf den Kommentar von Herrn Zietz einzugehen? Der Heescher-Effekt ist doch total veraltet.
Wow!
"Selbst biologisch gesehen gibt es mehr Geschlechter. Verschiedene Formen von Intergeschlechtlichkeit sind nur ein Beispiel davon."
Die Formen geschlechtlicher Nichteindeutigkeit sind keine verschiedenen Geschlechter. Dass die Autorinnen das hier so drehen wollen, ist ideologisch. Die dogmatische Verzerrung von Naturgesetzlichkeiten und Naturwissenschaft seitens einiger LGBTI... Vertreter*... weist Ähnlichkeiten mit religösen Fanatikern auf.
Wo tatsächlich eine anatomisch geschlechtliche Uneindeutigkeit vorliegt, ist nachvollziehbar, dass die Bezeichnungen "Intergeschlechtlichkeit" oder "Drittes Geschlecht" anstatt der klinischen Einschätzung "Fehlbildung" nicht nur von den Betroffenen bevorzugt wird, sondern sie auch auf auf behördlicher Ebene Anerkennung erfahren konnte.
Umarmungen können zuweilen tödlich sein. Ganz besonders im prä-letalen Turbo-Kapitalismus.
Dies gilt ganz besonders, wenn aus früheren "Schmuddelkindern" Vorzeige- und Hätschelkinder werden. Beispiele gibt es genug: vor fünfzig Jahren bestimmte noch ein §175 das Leben schwuler Männer, heute gibt es schwule Minister zum Vorzeigen. Damals gab es Feministinnen mit sozialem Impetus, die Begriffe wie sozial, arm et. al. benutzten, heute die reduzierten Nachfolgerinnen von Alice Schwarzer.
Die Sprache ist ein Transportmittel besonderer Güte. Sie kann sich nicht dagegen wehren, vereinnahmt, verschwurbelt, verdreht und missbraucht zu werden.
Bei der gestrigen Berichterstattung über den CSD in Frankfurt wurde mir schlecht. Soviel staatstragende Unterwürfigkeit der Feiernden. Mich hätten Fakten mehr interessiert als Elogen.
Etwa Hinweise auf Untersuchungen über den gesellschaftlichen und sozialen Status von LGBTI... Menschen.
Umarme den Tiger ... und er wird zum Schaf. (Hessisches Sprichwort) "Manfred, was meinst Du dazu?" "Määääh."
In Hessen gibt's doch keine Tiger!?^^
Im Franfurter Zoo oder im Opel-Zoo bestimmt ... :-)