Nicht zu virtuos

DDR Wie schafft es Clemens Meyer nur, dass einen die tristen Geschichten in „Die stillen Trabanten“ so fesseln?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2017

Das Leben ist einfach nicht schön. Aber es wird gelebt. Sie arbeitet bei der Bahn, reinigt die Abteile in den Zügen. Sie hat einen Chef. Sie sammelt die Flaschen, die sie unter den Bänken findet, in einem Beutel und kommt so zu einigen Euro mehr im Monat. Sie ist schon lange nicht mehr jung. Spätabends, nach Ende der Mittelschicht, geht sie in eine Raucherkneipe und trinkt dort ein oder zwei Gläschen Mariacron. Dort trifft sie eine Frau, vielleicht 60 Jahre alt. Die trinkt Piccolo-Sekt. Beide kommen ins Gespräch, nicht sogleich intensiv. Die andere Frau ist Friseurin, ihr Arbeitsplatz gehört keineswegs zu den vornehmsten in Bahnhofsnähe. Auch sie wird dort getriezt. Die Frauen scheinen es für selbstverständlich zu halten. Ihre Begegnungen v