Nichts verkommen lassen

IM KINO Agnes Varda geht in ihrem Dokumentarfilm "Die Sammler und die Sammlerin" den neuen Ausgestaltungen eines alten Phänomens nach - dem "Aufsammeln", der anarchischen Resteverwertung
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Ein Gemälde von Francois Millet zeigt eine Gruppe Frauen auf einem Stoppelfeld, die sich nach einzelnen Kornähren bücken. Die Ernte ist vorbei, die Frauen sammeln die spärlichen Reste auf. Sie sind "glaneurs", Sammlerinnen. Diese Art der Nachlese war für die arme Landbevölkerung lange Zeit ein wichtiger Beitrag zum Lebensunterhalt. Auf einem anderen Bild aus der derselben Epoche von Jules Breton sieht man eine aufrecht stehende Frau mit einem Bündel Ähren auf der Schulter und einem Blick, der die Erschöpfung zeigt, aber auch den Stolz über das Tagwerk: "La glaneuse" - die Sammlerin. Agnes Varda hat sich auf die Suche nach den Erben dieser Frauen begeben. In einer spielerischen Metamorphose tauscht die Grande Dame der Nouvelle Vague das