Kennen Sie diese Akademiker, die Taxi fahren, Bier zapfen oder in klapprigen Autos Päckchen, Pizza oder Personalcomputer durch die Gegend befördern? Mein Freund Niels ist ein Intellektueller von genau dieser Sorte. Niels hat viele Nebenjobs, die zusammen keine Vollzeitbeschäftigung ergeben. Manchmal fühlt er sich freier, selbständiger und kreativer als all die Menschen mit geregelten Arbeitszeiten. Manchmal bloß als Verlierer. Was haben ihm sieben Jahre Studium gebracht?
Niels' Leben ist ein dauerhaftes Provisorium. Es bewegt sich zwischen ruinösem Arbeitspensum und Lethargie, zwischen geistigen Höhenflügen und Resignation. Weil er immer nur jobt, bleibt ihm ein angemessener Umgang mit Leistungsdruck fremd. Es fehlen ihm dafür die Schutzmechanismen des gewöhnlichen Lohnabhängigen. Ständig hat er das Gefühl, sich zu verzetteln.
Verzetteln? Eigentlich wollte ich bloß einen kleinen Einblick in Niels' Lebenssituation gewähren, damit Sie verstehen, warum er manchmal am Wochenende auf dem Übungsgelände eines Automobilklubs arbeitet. Während des sogenannten Sicherheits trainings trägt er die Verantwortung für exakt angeordnete Hütchen und frisch gebrühten Kaffee. Bei dieser Tätigkeit begegnet Niels immer wieder einem bestimmten Typ Autofahrer, dem älteren Herrn mit Hut. Mühsam wird während des Kurses versucht, diese Herren zu wagemutigen Brems-, Beschleunigungs- und Schleuderübungen zu bewegen. Mit mäßigem Erfolg.
Die Beschreibung des älteren Herren (und seines Fahrverhaltens) hätte ich geben wollen und dann einen Aufruf an Ihre Toleranz folgen lassen ...
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