Nimm ein Cocktailglas

Philosophie Groß denken, konkret denken, frei sein, revoltieren, Liebe machen, kritische Literatur lesen. Warum es heute wieder gute Gründe gibt, sich zum Existenzialisten zu machen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2016
Audrey Hepburn 1957 als „Süßer Fratz“ im Existenzialistenlook
Audrey Hepburn 1957 als „Süßer Fratz“ im Existenzialistenlook

Foto: United Archives/Imago

Ich wurde jung zur Existenzialistin: als ich das Geld, das mir meine Oma zum 16. Geburtstag geschenkt hatte, für Jean-Paul Sartres Der Ekel ausgab. Mich reizten der Buchumschlag, mit Dalís zerfließenden Uhren vor einer kränklich grünen Felsformation, und der Klappentext, der einen „Roman über die Entfremdung des Individuums und das Rätsel des Seins“ verhieß. Ich wusste weder, was am Sein rätselhaft war, noch, was „Entfremdung“ bedeutete, obwohl ich dafür zu jener Zeit selbst das beste Beispiel bot.

Ich hatte bloß das Gefühl, das Buch könnte mir gefallen. In der Tat: Mit der Hauptfigur Antoine Roquentin fühlte ich mich sofort verbündet, wie er durch eine Kleinstadt am Meer irrt, auf Baumstä