Noch bei Trost?

Sterben „Es bleiben die ­Bäume, die du gepflanzt hast“: So manch ein Geisteswissenschaftler arbeitet als Trauerredner, ein guter Schriftsteller muss er dafür aber nicht sein
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Die Klage über die Versachlichung des Todes ist einer der bekanntesten Topoi des Kulturpessimismus. Rainer Maria Rilke warf der modernen Gesellschaft vor, sie lasse die Menschen nicht ihren „eigenen Tod“ sterben. Seine 1906 erschienene Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, ein Lobgesang auf die Eigentlichkeit des Sterbens und einer der ersten Bestseller der modernen Hochliteratur, trugen zahllose junge Patrioten im Tornister, als sie freiwillig in den Ersten Weltkrieg zogen – oft genug, um wirklich den eigenen Tod zu finden, der aber mit Rilkes Existentialismus nichts gemein hatte. Selbst heute, da man Särge bei Ebay ersteigern kann, sehnen sich, wie es scheint, weitaus mehr Menschen nach einem richtigen Tod als nach einem richtigen Leben. Obwohl