Noch eine Frau für Abrüstung

Abrüstung Für die demokratische US-Politikerin Ellen Tauscher beginnen in dieser Woche die Anhörungen, um ihre Eignung als designierte Staatssekretärin für Abrüstung zu testen

Mit ihrem vor 110 Jahren erschienenen Roman Die Waffen nieder! wurde die Österreicherin Bertha von Suttner nicht nur als Autorin, sondern auch als Friedensaktivistin berühmt. In ihrer Tradition sehen sich zahlreiche für Abrüstung, Frieden und Frauenrechte eintretende Nichtregierungsorganisationen, darunter die mitten im Ersten Weltkrieg 1915 in Den Haag gegründete "Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit“.

Auch heute sind prominente Politikerinnen engagierte Streiterinnen für Frieden und Abrüstung. Zu nennen wären die Abrüstungsaktivistinnen Rebecca Johnson aus Großbritannien, Patricia Lewis aus Irland und die in Deutschland wirkende Schottin Xanthe Hall, die Kanadierin und ehemalige UN-Vizegeneralsekretärin, Louise Fréchette, sowie die Skandinavierinnen Gro Harlem Brundtland, Alva Myrdal, Maj-Britt Theorin und Hilka Pietala.

Aus den USA wurden Jody Williams – sie gründete die Anti-Minen-Kampagne – und die gegen den Irakkrieg protestierende Soldatenmutter Cindy Sheehan über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Neu aber ist, dass unter Präsident Obama auch in der Regierung gleich mehrere Frauen Verantwortung für Frieden, Sicherheit und Abrüstung tragen: Außenministerin Hillary Clinton, UN-Botschafterin Susan Rice, die Chefunterhändlerinnen für strategische Waffen, Rose Gottemoeller, und für nukleare Nichtverbreitung, Susan Burk.

Kritik an einer Raketenabwehr

Zu ihnen gesellt sich nun Ellen Tauscher. Sollte sie die Anhörungen dieser Woche im US-Senat überstehen, wird sie als Staatssekretärin für Rüstungskontrolle und internationale Sicherheit im State Department die Abrüstungsvision ihres Präsidenten mit Leben zu erfüllen haben. Die bisherige demokratische Abgeordnete im Repräsentantenhaus tat sich bereits im Verteidigungsausschuss als Vorsitzende des Unterausschusses für strategische Nuklearstreitkräfte immer wieder als Kritikerin der hemmungslosen Aufrüstungspolitik der Bush-Regierung hervor.

Tauscher stimmte zwar ursprünglich für den Irakkrieg, wurde dann aber bald zur energischen Befürworterin eines raschen Truppenabzugs aus dem Zweistromland. Auch dem umstrittenen Projekt einer Raketenabwehr steht sie kritisch gegenüber. Erst kürzlich erklärte sie, die dabei verpulverten Ressourcen fänden eine bessere Verwendung, würde man sie zum Schutz von US-Streitkräften vor Kurzstreckenraketen und Marschflugkörpern verwenden, statt vergeblich zu versuchen, Interkontinentalraketen aus dem All abzuschießen. Die Befürworter einer Stationierung von Komponenten einer US-Raketenabwehr in Polen und Tschechien seien Hysteriker, machte sie sich sich lustig, sie liefen herum, „als brenne ihnen das Haar.“ Das Argument, die USA und Europa stünden sonst nackt da, sei „schlichtweg falsch."

Grandiose Herausforderung

Ellen Tauscher Interesse für Politik wurde nicht über die Sicherheitspolitik geweckt, sondern Familienfragen. 1951 in Newark, New Jersey als Kind einer Sekretärin und eines Vertrauensmanns der Gewerkschaft Food and Commercial Workers geboren besuchte sie ein College und erwarb später einen Bachelor für frühkindliche Erziehung, anschließend ging sie ins Bankenwesen. 1989 schließlich gründet sie in Kalifornien die erste nationale Forschungsstätte zur Unterstützung von Eltern, die Kinderbetreuer überprüfen wollen. Außerdem gründete sie eine Stiftung, um Geld für die Computer-Ausstattung an Schulen zu sammeln.

1996 kandidierte Tauscher in Kalifornien erstmals für den US-Kongress, war auf Anhieb erfolgreich und widmete sich als Parlamentarierin der Frauenpolitik, konzentrierte sich im Laufe der Zeit aber auch auf nationale Sicherheit und Heimatschutz. Ihre Entscheidung, nun vom Kongress in die Administration zu wechseln, begründete sie vor ihren kalifornischen Wählern so: Sie wolle verhindern, „dass Atomwaffen Terroristen in die Hände fallen“, und sie wolle eines Tages die Welt von diesen schrecklichen Waffen befreien. „Das ist meine Leidenschaft geworden. Und ich hoffe meine Lebensaufgabe.“

In der Tat ist die Umsetzung der vom amerikanischen Präsidenten in seiner Prager Rede vom 5. April angebotene Vision einer atomwaffenfreien Welt eine grandiose Herausforderung. Die von Obama vorgeschlagenen zehn Schritte sind konkrete und realistische Maßnahmen auf dem Weg dorthin – sie sind ein Indiz für Neues Denken in Sachen nuklearer Abrüstung.

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