Als erstes zum Strand und Mittags wieder und
jeden drauffolgenden Morgen.
Immer. Bis endlich die Landkruste brennt, reißt
und abplatzt: Frei!
Weite, Wind, Möwenschrei. Immer. Als ich Kind war,
allein, zu zweit und als das Kind Kind war –
seit fünfunddreißig Jahrn und
mit Wenders Handke: so ist es heute noch:
Feuchtes Morgensalz verschleiert die Strandcaféscheiben, später gibt’s Appelgeback met
Slagroom, Mittags Sand, abends wirft der Himmel sein rotes Feueraug ins Meer oder
ins Wolkengeball.
Und Laufen.
Laufen am Strand. Endlos
Füße, Finger durch Sand und
Wasser ziehn, bis unter der Gischt die Haut dampft
den Brand, den Widerpart spürn ohne Druck.
Seele durchspüln, Hirn durchsieben, Herz durchpumpen
durchs Feuer springen, von Dünung zu Dünung
gegen den Landwind,
der ungerührt Kinderbälle ins Meer bläst, zu schnell für Mama und Papa
so stark, dass Falter todblind aufs Wasser taumeln.
Welle um Welle verläufts Landgeheck.
Doch, wenn die See das Elementgesicht hisst,
brüllend sandauf rast,
hockt Angst.
Schon ziehn Rettungsbrigadeure die Tore auf.
SOS! Sie schäumen hinaus. Der Leuchtturm pulst Licht.
Tausend Tode stirbts Landherz
bis kühl der Morgen aus der Düne kriecht
Ebbe spuckt tote Vögel und Müll und Mollusken.
Und doch ist die Wasserlinie Leben,
ist Reisen und Schweigen, Nur-sein.
Jedes Mal
neu.
Die Ocean City Fotos stammen von Pat Meise, der seit 1977 in Ausstellungen vertreten ist und seit 1980 als freier Fotograf arbeitet. Das Gedicht über den Ort hat Sylvia Meise geschrieben. Sie hat Sinologie und Philosophie studiert, veröffentlicht in Literaturzeitschriften und arbeitet seit 1989 als freie Journalistin und Autorin. Als Bild-Text-Team arbeiten beide für diverse Medien und bloggen auf
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