Oma war dagegen

9/11 Der Tag gilt als Zäsur. Aber was soll das für „die USA“ bedeuten? Unser Autor sucht vergeblich nach einer einenden Erzählung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2021
Mit Krieg geht es immer schlimmer aus, als man denkt, sagte Oma noch am Telefon
Mit Krieg geht es immer schlimmer aus, als man denkt, sagte Oma noch am Telefon

Foto: Rick Friedman/Corbis/Getty Images

Als die Türme zusammenbrachen, schleppte ich Kartons vom Haus meiner Oma zum Umzugswagen. Das Altersheim wartete. Ich wusste nicht, ob ich wegen der vielen Toten oder wegen der tristen neuen Unterkunft meiner geliebten Oma weinte, als wir endlich fertig waren. Aber zum Trauern war ohnehin nicht viel Zeit. Zwei Tage später fuhr ich mit meinen Eltern von Traverse City, Michigan, nach Chicago, wo ich ins Studentenwohnheim zog. Auf dem Campus herrschte das Gefühl vor, dass der Sears Tower weit weg war. Vorsichtshalber mied man Downtown, bis sich alles wieder beruhigt hätte.

Niemand war ernsthaft gegen den Krieg in Afghanistan. Wir waren angegriffen worden. Der Gedanke, nichts zu tun, erschien so absurd, wie im Regen stehen zu bleiben und zu hoffen, dass man nicht nass wird.