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Stadtschloss Ortrun Bargholz und Clemens Schöll fordern den Wiederaufbau des Palasts der Republik. Hier erklären sie warum
Ausgabe 30/2021
Im Zweifel für den Zweifel. Und den Palast der Republik
Im Zweifel für den Zweifel. Und den Palast der Republik

Foto: Ronny Hartmann/AFP/Getty Images

Wir fordern und fördern den Wiederaufbau des Palasts der Republik. Klingt unrealistisch und verrückt? Denken Sie zurück an das Jahr 1992: Wilhelm von Boddien gründete mit anderen jenen Verein, der später in Förderverein Berliner Schloss umbenannt wurde. 2006 wurde ein kulturell intensiv genutztes Gebäude abgerissen, das nur aufgrund politischen Drucks nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde. Und 2021 eröffnete ein Schloss-Neubau, erbaut für 680 Millionen Euro. Hätten Sie 1992 gedacht, dass der Schloss-Neubau jemals real würde?

Nun, da der Schloss-Neubau beginnt, Patina an seinen rekonstruierten Fassaden anzusammeln, wollen wir mit dem Förderverein Palast der Republik e. V. nicht tatenlos zusehen, wie die Zeit des Sichverstetigens und Vergessens beginnt. In Berlins Mitte wird ein Zustand eintreten, von dem von Boddien schwärmt und der uns Unbehagen bereitet: ein Berlin, das eine Kontinuität seit dem Kaiserreich vorgibt; ein Berlin, das keinen Zweiten Weltkrieg verursacht und erlitten hat; ein Berlin, das keine DDR gesehen hat; und ein Berlin, das keinen Wiedervereinigungsprozess erlebt hat und noch erlebt.

Wir wollen diesem Verdrängen mit unserem Förderverein, im wahrsten Sinne des Wortes, konstruktiv etwas entgegensetzen. Unser Wirken zielt auf die langfristige Gestaltung des Stadtraums und in gewisser Weise ganz Deutschlands ab: Wer wird in zehn, in 100 oder 200 Jahren in Berlins Mitte baulich repräsentiert sein?

Wir setzen uns dafür ein, dass alle vier Fassaden des Palasts im Zustand von 2005 originalgetreu wiederaufgebaut werden: ohne Asbest, ohne politische Embleme, dafür mit einer diversen kulturellen Nutzung. Kurzum, wir fordern den Wiederaufbau des Palasts der Republik als gesamtdeutsches Erbe, nicht der DDR. Unser Fünf-Punkte-Plan folgt bewährten Mustern: Bronze-Denkmal, Fassaden-Simulationen, Musterecke, Abriss, Neubau-Konzeption. Mit Unterstützung der Zivilgesellschaft werden wir sowohl die Strategien der Vergangenheit entlarven als auch erneut erfolgreich die Meinungsbildung beeinflussen: für eine historische und komplexe Stadt.

Ortrun Bargholz und Clemens Schöll vertreten als Vorstand den 2020 gegründeten Förderverein Palast der Republik e. V.; mehr im Netz unter palast.jetzt

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