Patria und Patriarchat

Essay Die russische Föderation ist auf der Suche nach einer neuen nationalen Identität. Dabei droht sie, ein Entwicklungsland neuen Typs zu werden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2017
Enthusiasmus pur: In Rostov-on-Don wird die Annexion der Krim gefeiert
Enthusiasmus pur: In Rostov-on-Don wird die Annexion der Krim gefeiert

Foto: Sergei Venyavsky/AFP/Getty Images

Mit dem Amtsantritt Wladimir Putins zum Jahrtausendwechsel stellte sich die Frage: Wohin geht Russland nach einem Jahrzehnt der rückhaltlosen Westwendung? Für den Westen war Putin eine Sphinx, die zwischen alter Macht und neuer Ordnung schillerte, neoliberaler Modernisierer und zugleich rückwärtsgewandter Stabilisierer. Auch im Land selbst war offen, wohin die Reise gehen sollte. Philosophen wie Igor Tschubajs, Bruder und zugleich erklärter Antagonist des in Russland übel beleumundeten Privatisierungsmanagers Anatoli Tschubajs, sahen Russland „wieder auf dem Weg zu sich selbst“.

Mich animierte die unentschiedene Situation seinerzeit zu dem Titel Aufbruch oder Umbruch, in dem ich versuchte, die von Putin ausgehende widersprüchliche Dynamik zu er