Politik der Sinne

Zum 100. Geburtstag von Alberto Giacometti Der Künstler litt am Raum und bewahrte ihn
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Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kann in vielerlei Hinsicht von einem Verlust an Räumlichkeit gesprochen werden. Psychologen berichten von Kindern, deren Raumwahrnehmung durch den Umgang mit der Mattscheibe als vorherrschender Umgebung unterentwickelt bleibe. Erwachsene, die sich nicht mehr auf den eigenen Füßen, sondern mittels ihre Sinne überschreitender Maschinen fortbewegen, verlieren unbemerkt das Gefühl für Nähe oder Distanz. Eben damit hängt auch zusammen, dass Generationen ohne Geografie aufwachsen. Überall ist um die Ecke. Metropolitaner irren in ihrer Stadt umher, als seien sie im Dschungel. Die Architektur, Raumkunst par excellence, spielt zwar heute eine hochwirksame Rolle, ihr aktuelles Metier ist aber weniger die Gestaltung des Raume