Putin und die Gnade der späten Geburt

Russland Der Kreml verwirft das "Prinzip der nuklearen Abschreckung", um sich durch Offensivgeist auf die "Kriege der Zukunft" und den Strategiewechsel der USA einzustimmen
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Russland hat zwar gekränkten Widerstand gegen die gerade auf dem Prager Gipfel beschlossene Stufe II der NATO-Osterweiterung aufgegeben, nicht aber seine strategischen Ambitionen als Nuklearmacht. Die US-Doktrin der präventiven Kriege, bei denen auch ein Ersteinsatz von Kernwaffen erwogen wird, haben den Kreml animiert, seinerseits die defensive Funktion des eigenen Atomarsenals zur Disposition zu stellen und auf offensivere Optionen umzuschalten.

Unbeeindruckt von allen öffentlichen Debatten über künftige Kriege setzten Russlands Strategieplaner bis weit in die neunziger Jahre hinein auf atomare Abschreckung, um eine nukleare wie auch nichtnukleare Aggression gegen das eigene Territorium zu verhindern. Natürlich - so hieß es seinerzeit - könne es nic