Über Begehren

Roman Garth Greenwell schickt einen schwulen US-Dozenten zur Selbstfindung nach Sofia
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2022

Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass Romane aus minoritärer Feder die Trennschärfen zwischen Autobiografie und Autofiktion zunehmend verwischen. Eduard Louis und Ocean Vuong sind die prominentesten Vertreter dieser neuen Literatursparte, deren Prosa sich durch eine unbekümmerte Mischung aus Erdachtem und Dokumentiertem, aus Beichte und Bekenntnis auszeichnet – was mal mehr, mal weniger anregende Bücher hervorbringt. Ihre auffallend wohlwollende Rezeption zeigt, dass Vorstellungen von queerer Literatur als etwas Randständigem im Schwinden begriffen sind. Wenn es um Marktplatzierung geht, weisen diese Titel nunmehr einen potenziellen Bonus auf – ein verlegerischer Umstand, der sie merklich von ihren Wegbereitern unterscheidet, die noch im spät