Es sitzen verkackte Nazis in unserem Parlament“, schreit Johannes Rögner, als er auf die Bühne kommt. Er ist in schwarz gekleidet, hält in der einen Hand das Mikrofon, die andere streckt er zur Faust geballt in die Luft. „Nichts hat sich geändert“, ruft er. Zustimmendes Grölen aus dem Publikum.
Etwa 1.000 Menschen, die meisten Ende 20, sind an diesem Februarabend in die Arena gekommen, Wiens alternatives Kulturzentrum. Sie blicken zur Bühne, das einzige, was da leuchtet, ist das Abbild einer roten Sonne. „History repeats itself“, ruft Rögner. Die Scheinwerferlichter gehen an und er beginnt zu rappen: „Immer wieder (immer wieder) Wiederholung (Wiederholung)“.
Johannes Rögner, Jakob Häglsperger und Martin Steer sind „Frittenbude“. Der Name sei zufällig entstanden, so ungewöhnlich wie ihr Stil. Rögner singt, Steer spielt Gitarre und Häglsperger macht die Beats.
Ein Teil des Systems
Seit 14 Jahren füllen die drei Konzerthallen, vor allen Dingen im deutschsprachigen Raum. Einige ihrer Lieder sind Hymnen geworden, sie werden auf Demonstrationen gegen rechten Hass und Hetze gespielt. Sie versuchen mit ihrer Musik und auf Konzerten die Waage zu halten, wollen politische Inhalte vermitteln und gleichzeitig ein Vakuum schaffen, man soll der Welt für einen Abend auch einfach mal entfliehen können.
Vor einem ihrer Gigs auf ihrer Tour zum neuesten Album Rote Sonne sitzen die drei im Backstage-Bereich der Arena. Im Kühlschrank Limo, Bier und Kokosnuss-Wasser. „Wie erstaunt alle waren, dass in Thüringen ein FDP-Politiker sich zum Ministerpräsidenten mit der Unterstützung der AfD hat wählen lassen“, antwortet Rögner, wenn man ihn zum Aufstieg der Rechten in Deutschland fragt. „Ey, das ist nicht verwunderlich, sondern das ist die Realität. Und zwar schon länger.“ Er schüttelt ungläubig den Kopf. Die Augen vor der Gesellschaft und der Politik zu verschließen findet er naiv, falsch und fast unmöglich.
Sie würden aber eigentlich nicht Musik machen, um politisch zu sein oder so zu agieren, sagen sie. Dass sie sich positionieren, ihre Wertvorstellungen in die Texte einfließen lassen, sehen sie als vollkommen normal an. Es liege in ihrer Verantwortung als Band, die in der Öffentlichkeit steht. Frittenbude wollen andere darin bestärken, laut zu sein. Laut gegen Ungerechtigkeit, laut gegen rechts – wie auf einer Demo. Jeder, der in seinem Beruf mit Leuten in Kontakt steht, solle das tun – Lehrende oder Bäckereifachverkäufer*innen. „Jeder, der eine große Reichweite hat, sollte seinen Mund aufmachen“, erklärt Frontmann Rögner. „Wir haben das Glück, dass uns ein paar mehr Leute zuhören.“
In ihrem neuen Album geht es aber nicht um Revolte. Sondern um Liebe. Die sei ja auch politisch. Nicht jeden, den man liebt, könne man auch öffentlich lieben, sagen sie, und denken dabei zum Beispiel an Homosexuelle auf dem Land.
Ein Satz, dem jeder zustimmen würde. Während des Konzerts erstrahlt der Saal in tiefrotem Licht. „Raus mit dem ganzen Hass! Raus mit euren Mittelfingern!“ ruft Rögner. Ein Meer aus Mittelfingern bewegt sich ekstatisch im Takt mit dem Beat. „Gegen so Arschlöcher, wie HC Strache. Fick HC Strache. Die Dunkelheit darf niemals siegen“, schreit Häglsperger am Drum-Pad.Es mag unterkomplex klingen, aber es reicht ihnen, auf der Bühne zu stehen und ein Statement abzugeben.
Johannes Rögner stammt, genau wie sein Bandkollege Martin Steer, aus dem kleinen, bayrischen Geisenhausen, ganz in der Nähe von Landshut. Sie haben sich beim Skaten kennengelernt, es war sonst wenig los. Auf einer Fahrt zu einem kleinen Festival, gemeinsam mit Jakob Häglsperger, merkten sie, dass sie musikalisch auf einer Wellenlinie lagen. Häglsperger habe ein paar Beats, an denen er damals herumprobierte, ausgepackt. In der kleinen Karre auf dem Weg zum Festival habe es sich gut angefühlt, dann sagten sie: „Hey, lass uns ’ne Band gründen.“
In einem Luftschutzbunker unter der Turnhalle in Geisenhausen fingen sie mit dem Proben an. Kein leichtes Unterfangen, an diesen Raum heranzukommen. Die ländliche Vernetzung musste stimmen, ein Verwandter in irgendeinem wichtigen Verein aktiv sein, damit man einen der Räume zugesichert bekam. Vetternwirtschaft, die „bis heute nervt, aber uns damals auch kurzzeitig zu Gute kam“.
Den ersten Auftritt als Frittenbude hatten sie in der alten Kaserne in Landshut als Vorband des Electropunk-Musikerduos Mediengruppe Telekommander, das war 2006. Etwa 500 Leute seien da gewesen. „Wir dachten, dass sie uns ausbuhen würden“, sagt Rögner.
Ein Shirt von Audiolith – ein Statement
Die Exilbayern wollten der unpolitischen Feierkultur seit jeher etwas entgegensetzen. Spaß machen soll es, aber auch das Politische soll normal sein, ganz selbstverständlich. 2006 gegründet, reihten sich Frittenbude damals in eine Handvoll Gruppen ein, die Ähnliches verfolgten. Ihr Stil, eine Mischung aus elektronischer Tanzmusik und Punk, war vergleichbar. Und alle verstanden sich als links, zuweilen linksradikal. Heimat dieser Bands, zu deren prominentesten Vertretern etwa die noch immer aktiven Egotronic zählen, wurde das Hamburger Label Audiolith, gegründet im Jahr 2003 vom Erzieher und Anlagenmechatroniker Lars Lewerenz. Er erkannte das Potenzial des teils sehr rauen, aber immer tanzbaren Sounds der Bands dieser Ära. „Electropunk“ war Mitte der 00er-Jahre eine regelrechte Welle, Audiolith wurde schnell zur Marke.
Wie stilprägend das Label war, lässt sich aus einem der bekanntesten Frittenbude-Songs herauslesen: „Du kaufst der Frau, die du liebst, ein Shirt von Audiolith, das sie auch laufend anzieht, weil es da draußen nichts gibt.“ Fans wissen bis heute, welches Shirt „mit den schönen großen Buchstaben“ gemeint ist, und tatsächlich konnte man dieses Textil eine Zeit lang in so manchem alternativen Jugendzentrum sehen. Mittlerweile sind die Audiolith-Bands stilistisch weniger homogen, dafür aber politsch immer auf einer Linie. Die bekanntesten Namen sind Kraftklub und Feine Sahne Fischfilet. Lewerenz bleibt sich treu, er wollte immer Musik für „Jugendliche, die mit der Gesellschaft nicht klar kommen“, veröffentlichen. Dass es bei alldem auch was zu feiern geben muss, war und ist selbstverständlich.
Sie spielen ihr Stück Die Dunkelheit darf niemals siegen – es geht gegen Antisemitismus, die identitäre Bewegung und was sonst noch so von rechts kommt. Das Lied ist Teil des Albums, ist aber bereits vor der Veröffentlichung 2019 erschienen. Sie hätten den Release des Songs einfach nicht mehr zurückhalten können, nachdem in Chemnitz im August 2018 ein rechter Mob durch die Straßen marschierte, Menschen angriff und verletzte. Das Lied sehen sie auch als Protest gegen den stillen Protest, das Schweigen. „Es musste einfach raus“, sagt Rögner. Es gibt kein aufwendig produziertes Musikvideo, keine Promotion. Nur Text, der wie bei Karaoke in dicken Lettern auf dem Bildschirm erscheint: „Sie sagen, dass sie uns wieder jagen, dabei haben sie niemals damit aufgehört, Rechtspopulisten, identitäre Faschos“.
Für ihn sei es einfach selbstverständlich, Antifaschist zu sein, sagt Rögner. Aber es gehe nicht nur um rechte Hetze. Es soll eine Zustandsbeschreibung der Gesellschaft sein. Eine, in der sie anprangern, die „aufgeklärte Welt“ würde sich mit Bio-Gemüse und Spenden an NGOs ein reines Gewissen erkaufen wollen. Das System bleibe das gleiche. „Man rettet die Welt nicht, wenn man mal kurz in den Bio-Laden einkaufen geht“, sagt Martin Steer, der Gitarrist, vor dem Konzert. „Es wird doch mittlerweile auch für die breite Masse immer eindeutiger, dass eine kapitalistische Lebensweise an ihre moralischen Grenzen stoßen muss.“ Aber sie wollen niemanden von oben herab verurteilen, sagen sie, nehmen sich selbst nicht aus. Sie gehen auch zu Bio-Company, spenden an NGOs und sind Teil des Systems „und somit Teil des Problems“. Sie seien sich dessen bewusst. Und das reicht ihnen. Dann spielen sie das Lied, mit dem ihre Karriere richtig losging.
Mindestens in 1.000 Jahren brachte 2008 den Durchbruch. Auch meine Freund*innen und mich zog es vor etwa zehn Jahren zum ersten Frittenbude-Konzert, genauer auf das Wurm-Festival, in eine heruntergekommene Lederfabrik in Oberösterreich.
Alle strömten aus den umliegenden Dörfern dahin, es ging um Spaß, mal wieder richtig saufen und feiern. „Das Ambiente war ähnlich dem einer Zeltdisco“, sagt Steer heute. „Bisschen chaotisch, aber gut.“
Bis heute ist Mindestens in 1.000 Jahren ihr erfolgreichstes Lied. Kurz nach der Veröffentlichung gründete sich die antinationale Jugendzeitung Straßen aus Zucker – inspiriert von einer Textzeile. Die Zeitung zumindest erscheint jetzt halbjährlich mit einer Auflage von 180.000 Stück in Spanisch, Deutsch und Englisch – und präsentiert zusammen mit Sea-Watch die Rote-Sonne-Tour von Frittenbude. Straßen aus Zucker?

Foto: ZweiKameraden/Imago Images
Rögner singt von einer Straße, die zum Horizont führt und die nicht steinig ist. Von einer absoluten Utopie, die es niemals geben wird. Vom schönen Leben.
„Wir woll’n die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker ... Schneien soll’s Geld und ab und zu Futter.“ Jeder könne sich da seinen eigenen Reim drauf machen.
„Seht ihr die Fahne da hinten?“, ruft Steer später auf der Bühne und zeigt mit dem Finger in eine dunkle Ecke. Da wird eine weiße Fahne mit blauer Schrift geschwenkt. Jeder, der möchte, solle seinen Plastikbecher den Aktivist*innen von Viva con Agua geben. So könne das Pfand an die NGO gespendet werden. Außerdem hat eine regionale Gruppe von Fridays for Future einen Infostand aufgebaut. Die Bewegung hätte die Band einfach gefragt. Für Frittenbude ging das klar. Fridays for Future unterstützen, für Klimaschutz sein – und gegen rechts – das ist auch die Haltung der Fans, und damit kann man heute Platten verkaufen, Geld verdienen und Arenen füllen.
Frittenbude ist bei dem Hamburger Independent-Musiklabel Audiolith unter Vertrag, sie haben ihrem Label sogar ein Liebeslied geschrieben, Bilder mit Katze. Immer wieder hätte man versucht, ihren Musikstil in Schubladen zu packen. Eher Techno-Punk, Electronica oder Pop? „Wir haben uns auf keinen Stil festgelegt, passen nirgends hin und haben somit Platz, uns auszuleben“, sagt Steer. Etikette würden nur einschränken.
Mit dem Begriff „Punk“ können sie sich identifizieren, sagen sie, weniger mit der Musik als mit dem Prinzip, sich von keinem etwas vorschreiben zu lassen. Sie entscheiden selbst, was sie machen und wie sie es tun. Einen Manager gibt es nicht, die Zusammenarbeit mit denen, die sie bisher hatten, habe nicht funktioniert. „Wir sind einfach überhaupt nicht autoritätshörig“, sagt Steer und lacht. Das gilt auch in der Band, sie entscheiden alles im Konsens.
Wenn sich einer nicht mit einem Lied identifizieren kann, dann wird es auch nicht veröffentlicht. Vielleicht ein Grund dafür, dass sie noch zusammen sind. Sie produzieren die Inhalte für Facebook, Instagram und Twitter im Alleingang, und positionieren sich dort zu politischen Entwicklungen. Nach der Wahl in Thüringen posteten sie auf Facebook und Instagram das Foto des Blumenstraußes, das die Thüringer Linken-Politikerin dem Ministerpräsidenten Kemmerich kurz nach der Wahl vor die Füße geworfen hatte, dazu der Hashtag #alwaysantifacists. So wie die meisten Follower. Wenn er manchmal die Kommentare in sozialen Netzwerken liest, lässt sich Rögner zur Debatte mit rechten Hetzern verleiten. „Man will denen nicht die Genugtuung geben, dass man Angst hat“, sagt er, aber die Botschaften findet er beängstigend.
Die drei Musiker sind mittlerweile Mitte/Ende Dreißig, sie sind mit ihren Zuhörern älter geworden, gehen nicht mehr so viel feiern wie früher und bringen den Nudelsalat in der Tupperdose mit auf die Hausparty. Dem konservativen Kleinbürgertum, in dem sie in Niederbayern aufgewachsen sind, entsagen sie noch immer, dahin könnten nicht zurückzugehen, auch nicht in der Rente, wenn sie je eine bekommen.
Am Ende des Konzertes rufen sie: „So, und jetzt umarmen wir uns alle.“ Manche Zuschauer sind irritiert, dass es jetzt keine „Wall of Death“ gibt, sondern eine „Wall of Hugs“. Frittenbude will keinen Hass, eher Wellnessurlaub und Demo in einem.
Kommentare 13
Das Nazis immer da waren zieht sich von Adenauer bis heute. Und heute wie damals (Bahlsen, Volkswagen) verbandeln sie sich in alter Kriegsgewinnler-Manier mit dem Kapital, wie man anhand der Finanzkrise (faule Griechen/Italiener) 2008 und dem Hass auf den smartphonetragenden Flüchltling 2015 sehen konnte. Bei der rechten Rhetorik die ein Franz-Josef-Strauß an den Tag legte wie ein Sarrazzin, Merz oder Lindner was Asylanten betrifft braucht man sich nicht wundern wenn in einer durch Neoliberalismus und Angst vor Abstieg geprägten Mehrheit sowas wie die AfD rauskommt...
ja, verwunderung ist fehl am platze.
wenn der (welt-)kenner abgeklärt am abend,
vor dem prasselnden kamin-feuer, sein brandy-glas schwenkt.
welcher (weinbrand-) geist spricht aus Ihnen?
Ich bin kein weltgewandter, kein Weltoffener (was im Neoliberalismus bedeutet, dass man Gelder schnell in FInanzoasen verstecken kann und dahin, wo es sich unbemerkt vermehrt), der in seiner linksliberalen Blase lebt. Ich bin ein Mindestlöhner, dessen Eltern durch die Treuhand ihren Job verloren, heute arbeitslos sind und der sich grade so über den Monat rettet. Zumindest ein wenig kann ich nachvollziehen, warum die Menschen dieser Demokratie überdrüssig sind. Geschickt versteht es der Neoliberalismus, seinen Sozialstaatsabbau durchzudrücken, seine Feindbilder aus dem Kalten Krieg zu erneuern und dabei das Volk zu spalten.
Ich wollte nur versuchen, Gründe für den Zuspruch zur AfD aufzuzeigen und zu finden; dass das jeder so sieht setze ich nicht voraus.
Wenn ich mir einen Brandy leisten können, wäre ich nicht hier sondern in meiner abgehobenen links-liberalen Blase und würde über Gender-Toiletten diskutieren :)
ja. so verstehe ich es eher.
das welt-getriebe hält nicht an, hat nicht mal einen ernsthaften seiten-blick
auf prekäres durch-hangeln.
was sich da wichtig dünkt/wichtig macht, drückt einen (mindest-löhner)
in die über-gangene rand-zone der überflüssig-(v)erachteten.
und die suche nach alliierten ist wenig aussichts-reich.
da ist viel bitterkeit gegen verbitterndes nicht-gesehen-werden.
oder?
„Zumindest ein wenig kann ich nachvollziehen, warum die Menschen dieser Demokratie überdrüssig sind.“
Empathie ist begrüßenswert, nach dem Mund reden aber nicht!
Willy Brandt in seiner Regierungserklärung am 28.10.1969: „Wir wollen mehr Demokratie wagen. … Wir stehen nicht am Ende der Demokratie, wir fangen erst richtig an. … Wenn wir leisten wollen, was geleistet werden muss, brauchen wir alle aktiven Kräfte unserer Gesellschaft.“
Wenn Sie schon das Pseudonym „Der_Geist_von_Willy_Brandt“ benutzen, dann sollten Sie sich ein wenig mehr in das Ansinnen dieses mutigen und klugen Staatsmannes hineindenken. Gerade er wäre in der heutigen Situation ein glühender Verfechter für mehr Demokratie, für zum Beispiel die Stärkung der Gewaltenteilung und den Schutz vor extremen Positionen. Wo stünde die SPD dann heute?
Sie sollten aufpassen, dass Sie am Ende nicht zum „Geist_von_Jörg_Haider“ mutieren (schreibt ihnen ein in der Nachbarschaft von Willy Brandt sozialisierter Bürger der BRD).
Ja da wurde viel übersehen und Verbitterndes durchgedrückt, leider unter der SPD mit Gerhard Schröder. Unsinnige Privatisierungen durch klamme Kommunen und Städte, unzureichende Sozialleistungen, mit dem Blender Rürup die gesetzliche Rente pulversiert zu Gunsten einer Versicherungswirtschaft.
Gnadenlose Austeritätspolitik in der EU (ausgenommen Portugal, das zeigt dass das eben nicht alternativlos ist) insbesondere in Griechenland und Italien, denen die Schuld für Spekulationen von Banken in die Schuhe geschoben wurde, bestimmt das Prekariat. (Tatsächlich ist mein Arbeitsvertrag im August auch schon wieder zu Ende). Da fällt es Ewiggestrigen wie Höcke oder Kalbitz leicht, Stimmen zu fischen. Wäre ich ein dummer Faschist, ich würde es nicht anders machen.
Die Leute wollen leichte Antworten in einer Welt der Vetternwirtschaft, Firmenanwälten und Beratern, die sich am Staat schadlos halten. Weil Putin und Xi Jinping das eben nicht zulassen (was nicht heißt das ich Menschenrechtsverletzungen in ihren Staaten gutheiße) wird der Kampf gegen den Osten wiederbelebt. Dazu noch die gnadenlose Zerstörung und Ausbeutung des Planeten. Wo soll das enden? Wann wird das alles angeprangert wie es FfF beispielsweise beim Klimawandel getan hat?
Verzeihung Sie haben das wohl falsch verstanden ich bin der Demokratie nicht überdrüssig. Ich nehme das nur im Freundeskreis und leider, leider auch bei meinen Eltern war. Mit dem Geist von Jörg Haider werde ich mich nicht infizieren
Prima! Ich wollte ja nur davor warnen, da es hier im Forum so manchen gibt, der solch eine Tendenz in seinen Äußerungen versprüht.
Ich denke wir brauchen eine einerseits sehr besonnene (natürlich auch empathische) und andererseits eine klare und unmissverständliche Haltung, damit die von Ihnen und auch von mir beobachteten Tendenzen in gegenteilige Bemühungen umgekehrt werden können. Dies braucht auch die Klugheit eines Egon Bahr.
Es wäre auch eine unentschuldbare Tat, mit Willy Brandt irgendwelchen rechtsextremen Stuss zu verschleiern. Früher war ich eher radikaler Linker, mit wirren oder zielführenden (das müssen andere entscheiden die mehr Ahnung haben) Gedanken wie bedingungsloses Grundeinkommen, Abschaffung der staatlichen Grenzen etc. aber stets gegen Faschismus.
Erst durch die "NachDenkSeiten" des Herrn Albrecht Müller, der mit Brandt zusammengearbeitet hat, wurde mir das Wirken und Leben dieses Kanzlers bekannt. Auch wenn meine Eltern in der DDR "Willy" gerufen haben, wusste ich da vorher nicht viel von. Die "NachDenkSeiten" sind wirklich eine gute Alternative zu unserem "Qualitätsjournalismus" (FAZ, Zeit, Spiegel, Welt, taz) der dem Neoliberalismus seit Jahrzehnten unters Volk mischt und ihn als alternativlos erscheinen lässt. Ich glaube das nicht, die wenigsten Arbeitslosen sind selbst schuld an ihrer Lebenslage und ich werde mit der Angst vor Hartz 4 ins Prekariat getrieben, wo mich der Arbeitgeber dann zur Selbstausbeutung treibt.
"Ich glaube das nicht, die wenigsten Arbeitslosen sind selbst schuld an ihrer Lebenslage" ...
Ein Punkt zwischen beiden Satzteilen hätte den Inhalt verständlicher gemacht.
Die von Ihnen angedeuteten Verhältnisse sind zweifelsohne skandalös. Ihnen persönlich alles Gute!
Achtung: Auch die "NachDenkSeiten" bedürfen eines kritischen Blicks!
s.u.a.: https://taz.de/Onlinemagazin-Nachdenkseiten/!5242175/
und: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/nachdenkseiten-die-fragwuerdige-anti-luegenpresse-front-li.7527
Tut mir leid beim Schreiben unterlaufen mir des öfteren Fehler insbesondere wenns länger wird.
Naja die "NachDenkSeiten" prangern da aber schon das Richtige an. Das Feindbild Russland und der absolut böse Putin, in den Tagesthemen genauso wie in der FAZ, taz, Zeit etc. jeden Tag derselbe Stuss. Aufrüstung ("Verantwortung übernehmen" heißt das bei AKK) wird nicht hinterfragt sondern hofiert und auch bei Anne Will oder "hart aber fair": Immer nur Transatlantiker a la Norbert Röttgen unterwegs, obwohl Julian Assange ganz klar die Verbrechen der USA nachgewiesen hat. Die Missbrauchsvorwürfe ihm gegenüber sind übrigens haltlos. Die USA unterdrückt Journalismus sobald er nicht konform geht mit ihrer Sichtweise und prangert das dann bei Russland oder China an. Die NATO unter Führung der USA beginnt die Kriege im Nahen Osten, beliefert alle Seiten mit Waffen und um die Flüchtlingswelle muss sich Europa kümmern, Amerika ist da fein raus dann.
Ich hatte einen Account bei der Zeit und der taz, wo viele meiner Kommentare gelöscht wurden, die weder beleidigend noch antiseitisch noch sonst irgendwas waren. Ich prangerte nur den Neoliberalismus und diese Meinungsmache gegen Russland an.
Man kann mit den Machern der "NachDenkSeiten" auch jederzeit in Kontakt treten, wo schnell geantwortet wird es finden regelmäßig Veranstaltungen statt wo diese sich auch Kritik an ihnen stellen.
Ich habe Sie verstanden.
Ein "kritischer Blick", der auf einer grunsätzlichen Charaktereigenschaft beruht, sollte keine Seite aussparen.
Das stimmt man sollte eben offen sein, andere ausreden lassen und alle Medien nutzen. Auch wenn es mir widerstrebt, sehe ich mir auch Reden von Friedrich Merz oder Christian Lindner an, die eigentlich komplett gegensätzliche Thesen vertreten. Toleranz ist das ungute Gefühl, dass der andere vielleicht am Ende doch Recht hat.
Bei der Taz und der Zeit schaue ich immer noch vorbei, es gibt auch sehr gute, fundierte Artikel wie die Taz beispielsweise beim Aufdecken von Missbrauch in Jugendheimen. Aber die alternativen Medien sind auch einen Blick wert. Beim Thema Naher Osten oder Systemkritik sind die etablierten Medien mir persönlich zu einseitig geworden.
Ihnen alles Gute und vielleicht liest man sich ja wieder :)