Richterin der Liebe

Zuschauerquote Ab diesem Jahr misst Deutschland den Fernsehkonsum auch bei Nicht-EU-Ausländern. Was wird dort eigentlich geguckt? Eine Augenzeugin berichtet
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 01/2016
Für viele, deutsch oder nicht-deutsch, komisch: die deutsche Tatort-Tradition
Für viele, deutsch oder nicht-deutsch, komisch: die deutsche Tatort-Tradition

Foto: Teutopress/Imago

Die blonde, vierköpfige Familie Müller sitzt nach dem Abendessen gemeinsam auf dem Sofa, die Kinder sind gestriegelt und gekämmt, und dann ertönt wie jeden Abend der magische Gong. Markant kündigt er die Tagesschau im Ersten an. In den folgenden 15 Minuten wird ein Sprecher die wichtigsten Nachrichten auf das Gnadenloseste komprimieren und mundgerecht wiedergeben, während Vater, Mutter und die beiden Kinder gebannt auf den Sportteil und den Wetterbericht warten.

So in etwa stellte ich mir als Heranwachsende den typischen Fernsehabend einer urdeutschen Familie vor. Heute glaube ich, dass diese Vorstellung vor allem auf der Indoktrination durch meinen Geschichtslehrer beruhte, der nicht müde wurde zu betonen, wie gut und wichtig diese Tagesschau sei und dass