Riskier mit Gott

Kirchenbanken Die Kirchen in Deutschland existieren nicht im wirtschaftsfreien Raum - und sind von der Finanzkrise genauso betroffen wie die Geschäftsbanken

Zum Jahreswechsel haben christliche Würdenträger die Finanzkrise als Beweis für die Nichtigkeit des irdischen Strebens nach Reichtum gebrandmarkt. Aber auch die Kirchen in Deutschland existieren nicht im wirtschaftsfreien Raum: Einige ihrer Gliederungen sind ebenso vom Platzen der Spekulationsblase betroffen wie die Kirchenbanken von der Lage an den Finanzmärkten. Darüber hinaus wird erwartet, dass sich die Rezession in sinkenden Einnahmen bemerkbar machen.

Angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen fahren die Kirchen seit Jahren einen Sparkurs. Zwar stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer zuletzt wegen der guten konjunkturellen Lage teilweise wieder an. 2007 summierten sie sich auf rund neun Milliarden Euro für beide Kirchen, deutlich mehr als 2005, als mit rund 7,6 Milliarden Euro die niedrigsten Einnahmen seit der Jahrtausendwende verzeichnet wurden.

Die Finanzlage hat einige Verantwortliche in den Kirchen offenbar dennoch dazu verleitet, auf riskante Modelle der Geldvermehrung zu setzen. Im Spätherbst des vergangenen Jahres machte das Bistum Aachen Schlagzeilen: 40 Millionen Euro waren beim Pleitebankhaus Lehmann Brothers angelegt worden. Auch die Oldenburger Landeskirche verspekulierte sich: Anlagen bei Lehmann und Goldman Sachs führten nach Medienberichten zu Verlusten von insgesamt rund 4,5 Millionen Euro. Die Kölner Pax-Bank hatte ebenfalls auf Lehman-Zertifikate gesetzt, unter den Kunden waren nicht nur einzelne Sparer, sondern zum Beispiel auch die Düsseldorfer St. Matthäus-Gemeinde.

Auswirkungen der Finanzkrise bekommen die Kirchen auch an anderer Stelle zu spüren. Der Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum, Kardinal Paul C. Corders, zeigte sich besorgt – der Rat, der kirchliche Hilfsaktionen organisiert, müsse »jetzt mehr nachdenken, wie wir Geld auftreiben können«. Außerdem rechne man angesichts der Wirtschaftskrise mit zurückgehenden Spendeneinnahmen. Der Finanzchef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thomas Begrich, beruhigte zwar: »Wir müssen nicht wegen der Finanzkrise hingehen und Kindergärten schließen.« Allerdings werde man Auswirkungen durch die Zins- und Kursentwicklungen »wie alle anderen hinnehmen müssen«.

Das trifft auch auf die deutschen Kirchenbanken zu, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Die neun Institute firmieren als eingetragene Genossenschaft und haben Ende 2007 eine Bilanzsumme von insgesamt rund 28 Milliarden Euro ausgewiesen (siehe Tabelle). Sie gehören dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken an, der die Sicherung der Einlagen zu 100 Prozent organisiert.

Die meisten Kirchenbanken haben allerdings trotz der Krise für das vergangene Jahr gute Geschäftszahlen angegeben. Der Vorstandssprecher der katholischen Darlehenskasse Münster verweist auf eine insgesamt »konservative Anlagestrategie«. Man habe nicht in Produkte investiert, die mit dem amerikanischen Hypothekenmarkt in Verbindung stehen, heißt es immer wieder. Allerdings wies die Wertentwicklung von Investmentfonds der Kirchenbanken wie etwa der Fonds »LIGA-Pax-Aktien-Union« im vergangenen Jahr teilweise deutlich nach unten.

Kirchenbanken
Bilanzsumme Ende 2007 in Milliarden Euro
Evangelische Darlehensgenossenschaft 4,385
Evangelische Kreditgenossenschaft 4,231
LIGA Bank 4,126
KD-Bank für Kirche und Diakonie 3,831
Bank im Bistum Essen 3,312
DKM Darlehenskasse Münster 3,177
Bank für Kirche und Caritas 2,969
Pax Bank Köln 1,792
Landeskirchliche Kredit-Genossenschaft Sachsen 0,455

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