Rollenprosa

Linksbündig Martin Walsers Gebrauchsroman
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Was der FAZ-Kulturchef Frank Schirrmacher ein "mit antisemitischen Klischees" spielendes "Dokument des Hasses" genannt hat, ist in Wirklichkeit die typisch Walser´sche Gebrauchsprosa. Sie ist denen gewidmet, "die meine Kollegen sind", den pulsierenden Margen zwischen Starkult und Demütigung hilflos ausgeliefert. Wer je die heiß gemachte und dann fallengelassene Kartoffel war, wer sich je peripher oder zentral, zeitweise oder dauerhaft von der Macht des Marcel Reich-Ranicki getroffen gefühlt hat und der Lächerlichkeit preisgegeben sah, soll sich zwei Stunden lang so richtig auf dessen Kosten amüsieren. Wie sonst auch scheut Walser weder Provokation noch mauvais gout und legt seinen Figuren stilistisch verbrämten Klatsch und Tratsch in den Mund. So mün