Rosenkranz und Makramee

Heimerziehung Er hatte eine schwere Zeit hinter sich, als er im Alter von neun Jahren ­Schwester Dorothea kennenlernte. Sie war seine letzte Chance
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Schwester Dorothea ist ihm heilig. Es soll nichts Schlechtes über sie verbreitet werden. Bis vor zwei Jahren hat er ihr regelmäßig zu Weihnachten geschrieben, und jedes Mal hat sie ihm geantwortet. Mehr als 20 Jahre lang. „Deinen lb. Brief habe ich heute erhalten. Ich will dir sofort danken...“. Höflich, freundlich, herzlich waren die Briefe und inhaltsleer. Er hat sie nur anfangs besucht und sie später nie wieder gesehen, er hat ihr nie erzählt, wie es privat um ihn steht. Dass er keine Familie im herkömmlichen Sinn hat, keine Frau, keine Kinder. Er hat diese Stelle leer gelassen, und sie hat nicht gefragt nach dem blinden, verwundbaren Fleck.

Seine Briefe hat er immer auf weißes Papier geschrieben und eine leere Karte mit religiösem