Für Barack Obama war es eine gute Woche. Nicht nur seine Gesundheitsreform, sondern auch die Homoehe wurde vom obersten Gerichtshof der USA landesweit als rechtmäβig anerkannt. Das Weiβe Haus leuchtete in Regenbogenfarben, und jeder konnte sich bei Facebook einen Rainbow-Filter über das Profilbild legen. Der etwas abgenutzten Symbolik wurde aktuelle Bedeutung gegeben. Zeigte das Farbenmeer doch ein Amerika, wie wir es uns erträumen: fortschrittlich und bunt.
Ein machtvolleres Symbol gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen in der westlichen Welt ist kaum denkbar. Denn es geht nicht nur um die Teilhabe an sozialen Privilegien, sondern um ein politisches Grundrecht. Nichts weniger ist die Möglichkeit der Eheschlieβung, wie Hannah Arendt dargelegt hat. Innerhalb der westlichen Zivilisation ist nun ein Schlussstrich gezogen worden unter eine Geschichte der Kriminalisierung und Pathologisierung Homosexueller, die in Deutschland dazu führte, dass schwule Männer in die KZs gesteckt und die Überlebenden bis heute nicht rehabilitiert worden sind.
Die Bundesregierung hat sich trotz des Stimmungsumschwungs, der schon vor sechs Wochen nach dem Referendum in Irland zu Gunsten der Homoehe deutlich wurde, beharrlich in dem verlogenen Paradox eingerichtet, dass sie einerseits zwar selbstverständlich gegen Diskriminierung sei, aber andererseits eben auch gegen die Homoehe. Auf den Einwand, dass der Mangel an rechtlicher Gleichstellung aber gerade eine entscheidende Form der Diskriminierung darstelle, gerät der schmallippige Regierungssprecher Steffen Seibert fortwährend in Bedrängnis. Er weiβ dann auch nichts mehr zu sagen, während seine Chefin einfach den Mund hält.
Mit der Entscheidung des obersten Gerichtshofs in den USA ist das Wegducken für Angela Merkel aber etwas schwieriger geworden. Allzu deutlich tritt zu Tage, was für ein sozial rückständiges Land Deutschland ist. Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Der liberale Westen endet am Rhein. Von Nordamerika, inklusive Mexiko und Kanada bis nach Westeuropa, inklusive Irland und Spanien, haben inzwischen alle die Homoehe. Die oftmals für Osteuropa allein konstatierte rechtliche Diskriminierung und Homophobie beginnt vor unserer Tür.
Für soziale Argumente ist Angela Merkel bekanntlich oft taub, und die SPD will wegen so einer Kleinigkeit nicht den Koalitionsfrieden aufs Spiel setzen. Man müsste ihnen klarmachen, wie aus Diskriminierung sexueller Minderheiten heute ein Standortnachteil wird. Wenn Deutschland ein attraktiver Arbeitsplatz für gut ausgebildete Fachkräfte in einer globalisierten Wirtschaft sein will, muss es nicht nur seine Vorstellungen einer ethnisch homogenen Nation über Bord werfen, sondern auch seine kleinbürgerliche Hetero-Normativität.
Das Argument der Wirtschaftstauglichkeit – in den USA feiern die wichtigen groβen Firmen von Apple bis American Airlines symbolstark mit – führt allerdings auch die Grenzen der Homoehe als Institution des sozialen Fortschritts vor Augen. Denn ins neoliberale Gefüge flexibilisierter Lebens- und Arbeitsformen scheint sie nur allzu gut hinein zu passen. Viele Lesben und Schwule sind sich bewusst, dass das Recht auf Eheschlieβung zweischneidig ist. Bedeutet Akzeptanz in diesem Fall doch eine Form der Sichtbarmachung, die zugleich auch unsichtbar macht. Denn das, was an lesbischen und schwulen Lebensformen tatsächlich anders sein kann, verschwindet hinter dem harmonisierenden Bild der Ehe für alle.
Kommentare 31
Oh Gott! Rückständiger als Amerika? Das geht nun wirklich nicht. Tut was, bevor es zu spät ist!
@Peter Rehberg
Danke für den Artikel. Bitte gestatten Sie mir einige Ergänzungen und Anmerkungen.
LGBT-Aktivisten und „ganz normale“ :-) Schwule und Lesben sind nicht so begeistert, wenn von „Homo-Ehe“ die Rede ist, denn es handelt sich richtiger Weise um ein gemeinsames Eherecht für heterosexuelle und homosexuelle Paare, das durch die Öffnung der Zivil-Ehe erreicht wird. Das ist in den unten aufgeführten Ländern so und es unterscheidet sich eben deutlich von der Übergangsnotlösung der sog. „Eingetragenen Partnerschaft“, die ein eigenes Rechtsinstitut für gleichgeschlechtliche Lebenspaare darstellt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichgeschlechtliche_Ehe
Es erschiene Ihnen doch sicher auch abwegig, würde man von ‚Juden-Ehe’ sprechen, wenn es sich um jüdische Eheleute handelt, wenn von ‚Schwarzen-Ehe’ die Rede wäre, nur weil die Eheleute eine schwarze Hautfarbe haben oder wenn sogar (im rasstistisch vorbelasteten Sinne) von einer ‚Misch-Ehe’ gesprochen würde, sobald unterschiedliche Ethnien eine Ehe eingehen.
Die ARD ‚Tagesschau’ und das ZDF ‚heute’ haben, nach entsprechender Intervention, inzwischen fast komplett darauf verzichtet von „Homo-Ehe“ in ihren Nachrichtensendungen zu sprechen und stattdessen den Begriff „Ehe-Öffnung“ gewählt, solange es noch kein gemeinsames Eherecht in Deutschland gibt.
u.a. die nachstehend aufgelisteten Länder öffneten die Zivil-Ehe für gleichgeschlechtliche Lebenspaare:
Niederlande 2001 +++ Belgien 2003 +++ Kanada 2005 +++ Spanien 2005 +++ Südafrika 2006 +++ Norwegen 2009 +++ Schweden 2009 (zuvor, seit 1995 Eingetragene Lebenspart- nerschaften) +++ Argentinien 2010 +++ Island 2010 +++ Portugal 2010 +++ Brasilien 2013 +++ Dänemark 2013 (zuvor, seit 1989 Eingetragene Lebenspartnerschaften) +++ *Frankreich 2013 (zuvor nur Eingetragene Lebenspartnerschaften / Pacte Civil möglich) +++ Neuseeland 2013 +++ Uruguay 2013 +++ Großbritannien 2014 +++ Luxemburg 2014 +++ Irland 2015 +++ Grönland 2015 +++ Guam 2015 +++ USA (in etwa 32 Bundesstaaten inzwischen eingeführt) usw.
Während die meisten der aufgeführten Länder von Anfang an ein einheitliches Eherecht für alle Eheleute (heterosexuelle und homosexuelle) schafften, ersetzten die Länder Dänemark, Schweden und *Frankreich, die zuvor eine ähnliche Regelung, wie das deutsche „Lebens-partnerschaftsgesetz“ hatten, ihre Übergangslösungen bereits vor Jahren durch die Eheöff-nung für gleichgeschlechtliche Lebenspaare ersetzt (*in Frankreich gibt es, nachdem die Zivil-Ehe geöffnete wurde, nunmehr die Möglichkeit zwischen Ehe und Pacte Civil zu wählen).
Kürzlich wurde in den USA, wie Sie in Ihrem Artikel richtig erwähnen, durch Urteil des 'Supreme Court' vom 26. Juni 2015 rechtlich verbindlich entschieden, dass evtl. Eheverbote für gleichgeschlechtliche Paare in allen Bundesstaaten der USA verfassungswidrig sind.
Die deutsche Bundesregierung, unter der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel, gerät nun in der Tat immer mehr in Argumentationsnot, denn während etwa in Spanien und Frankreich sozialistische Regierungen die Zivil-Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen ließen, war es in Großbritannien ein konservativer Regierungschef David Cameron (also Merkels Parteifreund in der EU), der die Ehe-Öffnung zu seiner eigenen Chef-Sache erklärte, mit Verve vor der Konservativen Partei dafür stritt und ihre Akzeptanz bei den eigenen Konservativen erreichen konnte. Die Verabschiedung in Unterhaus und Oberhaus verlief dann völlig unaufgeregt und reibungslos. Als die britische Queen das Gesetz unterzeichnete trat es in Kraft.
Und auch im stark katholisch geprägten Irland waren es, neben Linken und Liberalen, eben ausdrücklich auch die Konservativen, die im Vorfeld der Volksabstimmung für die Ehe-Öffnung warben, der dann von den Iren mit überwältigender Mehrheit und bei hoher Wahlbeteiligung zugestimmt wurde.
Also Frau Merkel, auf wen meinen Sie eigentlich Rücksicht nehmen zu müssen? Etwa auf religiöse Fundamentalisten, wie das ‚Forum Deutscher Katholiken e.V.’, die ‚Deutsche Evangelische ‚Allianz’ oder gar den Verein der eindeutig reaktionären katholischen ‚Pius Bruderschaft’, die alle zusammen selbst unter CDU/CSU-Mitgliedern nachweisbar nur einen verschwindend geringen Prozentsatz von Unterstützern und in der Gesamtgesellschaft so gut wie keine Relevanz haben?
Nach der parlamentarischen Sommerpause werden im Bundestag Gesetzesinitiativen von DIE LINKE. und GRÜNE für ein Gesetz zur Ehe-Öffnung erfolgen. Die SPD, die im letzten Bundestagswahlkampf noch mit dem Slogan „Die volle Gleichstellung gibt es nur mit uns“ warb, sollte sich endlich dafür stark machen die Abstimmung im Bundestag fraktionsübergreifend frei zu geben, wie ja auch das Grundgesetz bestimmt, das die Abgeordneten einzig ihrem Gewissen unterwirft, nicht jedoch einem "verfassungswidrigen" Fraktionszwang oder gar unzulässigen Weisungen von "religiösen Großsekten", wie die nachstehend dokumentierte:
2003 hat die sog. „Kongregation für die Glaubenslehre“ der Römisch Katholischen Kirche, unter dem damaligen Kardinal (und späteren Papst) Ratzinger, Parlamentarier (auch in Deutschland!) detailliert angewiesen, wie sie zu handeln haben:
„Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht [sic], klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen [sic] Gesetzestext zu geben ist eine schwerwiegend unsittliche [sic] Handlung.“
Kommentar: Diese Anweisung des katholischen Klerus stellt, ganz besonders in einem säkularen Staat, eine verfassungswidrige und damit unzulässige Beeinflussung dar („hat der katholische Parlamentarier“) und Druckausübung („unsittliche Handlung“), auf die lt. Grundgesetz nur ihrem Gewissen verpflichteten und von Weisungen unabhängigen Volksvertreter.
Dazu schreibt das ‚Centre of the Studies of Discrimination based on Sexual Orientation’ an der ‘Freien Universität’ Berlin bereits 2013 u.a.
„Mit diesem Druck (…) verlässt die katholische Amtskirche die wesentlichen Grundlagen eines repressionsfreien demokratischen Diskursrahmens. Die katholische Kirche lädt einmal mehr schwere Schuld auf sich. Sie legitimiert durch ihren unbarmherzigen Kampf gegen die gleichgeschlechtliche Liebe und die damit verbundene Form des staatlich anerkannten Zusammenlebens in einer Partnerschaft, das erneute Anwachsen von Homophobie, Verfolgung und Diskriminierung (…), dies ist schändlich.“
Der deutsche Kardinal Ratzinger hat in einer Stellungnahme der sog. ‚Kongregation für Glaubenslehre’ am 03.06.2003 zu Homosexualität und gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften u.a. folgendes erklärt:
„Die homosexuelle Neigung [sic] ist objektiv ungeordnet [sic] und homosexuelle Praktiken gehören zu den schweren Sünden [sic]. Ferner sei der Staat [die grundgesetzlich vorgegebene Trennung von Staat und Religion wird hier massiv missachtet] auf die Notwendigkeit [sic] hinzuweisen, das Phänomen [sic] in Grenzen zu halten (…) homosexuelle Beziehungen sind in keinem Fall zu billigen“
Ratzinger beruft sich dabei sogar noch auf das angebliche „Gemeinwohl“ [sic]
Dazu noch einmal das ‚Centre of the Studies of Discrimination’ an der FU, Berlin:
“(...) was verlangt etwa das Gemeinwohl? Der Vatikan ist aufgrund historischer und aktueller Fakten sicherlich nicht in einer Situation, das Gemeinwohl in einer demokratisch pluralistischen Gesellschaft zu dekretieren. Er ist einer von zahlreichen Teilnehmern an einer immer währenden Werte- und Gemeinwohlfindungsdiskussion. Nicht mehr und nicht weniger …“
Gruß
Saul Rednow
@JR’s China Blog schrieb am 12.08.2015 um 10:10 Uhr u.a.
„Oh Gott! Rückständiger als Amerika? …“
Ja!
Und das will schon etwas heißen, gegenüber einem Land in diesem Punkt ins Hintertreffen zu geraten, das berüchtigt ist für seine Bigotterie, den weit verbreiteten religiösen Irrsinn und den massiven Einfluss von reaktionären selbsternannten TV-Predigern auf Politik und Gesellschaft, oder meinen Sie nicht @JR’s China Blog? :-)
Die offizielle Urteilsbegründung des Urteils des Supreme Court zur Öffnung der Ehe enthält einen logischen Fehler. Sie nennt die Ehe eine „der ältesten Institutionen der Zivilisation“ und bezieht sich damit wahrscheinlich auf die frühesten bekannten Gesetzeskodizes des Ur-Nammu und des Hammurapi aus sumerischer und babylonischer Zeit.
Dauerhafte Monogamie wurde jedoch bereits in den frühen Ackerbaukulturen der Jungsteinzeit praktiziert, um allzu häufige Erbteilungen des Landes zu vermeiden.
Zivilisation als Nebenwirkung der Ehe:
Nachdem die Ehe in den frühen Ackerbaugesellschaften der Jungsteinzeit eingeführt worden war, nahm die Konkurrenz der ehemals dominant kleine Horden anführenden Männer um Frauen und Nachwuchs so stark ab, dass Männer nun über das Lebensnotwendige hinaus zusammenarbeiten konnten.
So konnten nicht nur arbeitsteilige Gesellschaften entstehen, die Männer konnten zudem ihre nun nicht weiter durch Kämpfe untereinander und für die Begattung möglichst vieler Frauen gebundene Tatkraft zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensumstände einsetzen. Ihre Motivation dazu wurde durch ihre Verantwortung für Frau und Kinder noch weiter gesteigert.
Dort, wo die monogame Ehe die vorherrschende Form des Zusammenlebens darstellte, bildeten sich die ersten Hochkulturen. Egal ob in Mesopotamien oder Ägypten oder unabhängig davon in Indien, China und später in Europa und Amerika: Stets war die vorherrschende Familienform die dauerhafte verschiedengeschlechtliche Monogamie und diese wurde von der Gesellschaft mit z.T. drakonischen Strafen geschützt. Lediglich den Königen war es als Zeichen ihrer Macht erlaubt, mehrere Frauen zu ehelichen.
Die Zivilisation ist also ein Nebeneffekt einer aus einem ganz anderen Grunde eingeführten vorzivilisatorischen Institution namens Ehe.
Die Unfähigkeit vieler Hochkulturen, die Einschränkungen, die die Ehe für den einzelnen mit sich bringt auch dann noch aufrechtzuerhalten, wenn die Phase individuellen Wohlstands erreicht war, führte in der Folge zu einem Nachlassen der kulturellen Entwicklungsgeschwindigkeit und zum Niedergang der Kultur.
Folgen einer Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare
Die zivilisatorische Wirkung der Ehe beruht hauptsächlich auf der konkreten Inaussichtstellung einer eigenen Familie für jeden jungen heterosexuellen Mann im Alter zwischen 15 und 30 Jahren. Durch die Aufgabe des Ehe-Strukturelements Verschiedengeschlechtlichkeit geht nicht nur die gesellschaftlich-moralische Unterstützung für die Mehrheit der heterosexuellen jungen Männer für ihr Begehren verloren – die nun prominentere Institution der gleichgeschlechtlichen Ehe rückt zudem Frauen z.B. die Freundinnen der Wunschpartnerin zusätzlich als mögliche Konkurrentinnen der jungen Männer um eine Beziehung mit einer Frau in den Focus und senkt damit zusätzlich die Zuversicht der jungen Männer auf eine eigene Familie. Diese Männer werden ihre Energien in Zukunft statt in Ausbildung und Karriere zu sublimieren in die Eroberung und Begattung möglichst vieler Frauen investieren – und wenn dies mehr Männer tun, werden sie auch wieder anfangen, gegeneinander um die Frauen zu kämpfen.
Ethische Dimension
Die Etablierung der gleichgeschlechtliche Ehe hat nicht nur mittelfristig das Potenzial, unserer Zivilisation erhebliche Schäden zuzufügen. Eine Unumkehrbarkeit dieses Prozesses durch eine verfassungsrechtliche Absicherung der Ehe für Alle würde zukünftigen Generationen zudem ein mächtiges Instrument zur Stärkung ihrer Zivilisation aus der Hand zu schlagen - etwas, wozu wir ungefähr so viel Berechtigung haben, wie zur Naturzerstörung im Hinblick auf die Ressourcen, die wir künftigen Generationen hinterlassen.
Einordnung der eingetragenen Lebenspartnerschaft
Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es die eingetragene Lebenspartnerschaft. Sie ist in geringerem Maße gesellschaftliches Normativ und schränkt damit in geringerem Maße die Orientierung der jungen Generationen an einem Sozialisierungssystem ein, das den Grossteil der Bevölkerung immer wieder aufs Neue zivilisiert.
Einordnung des Urteils des Supreme Courts und der Öffnung der Ehe in vielen westlichen Ländern:
Die US-Richter haben kein Urteil über die Ehe gefällt – das obliegt ihnen genauso wenig, wie sie etwa über das Wesen der Natur urteilen können. Sie haben ein Urteil über ihre Zivilisation gesprochen.
Fazit:
Deutschland ist nicht rückständig, sondern vernünftig, wenn es dem Trend zur Öffnung der Ehe nicht folgt, sondern die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare soweit abbaut, wie das ohne eine Schädigung der Institution Ehe möglich ist.
Quellen:
Zur Einführung der Ehe in den frühen Ackerbaugesellschaften siehe:
https://en.wikipedia.org/wiki/...
Zur Ehe als Regel in den frühen Hochkulturen siehe:
https://en.wikipedia.org/wiki/...
Zur Ehe als Mittel des Triebverzicht und zur Entstehung von Gesellschaften durch Triebverzicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/...
Triebverzicht und Sublimierung als Ursache für zivilisatorischen Fortschritt:
https://en.wikipedia.org/wiki/...
oder meinen Sie nicht
Nein, das meine ich nicht. Der Einfluss des "religiösen Irrsinns" ist in den USA wahrnehmbarer als in Deutschland, muss aber - bei diesem Themenbezug - keineswegs stärker sein. Und immerhin ist Amerika nicht nur stark religiös geprägt; es ist Deutschland bei der LGBT-Bewegung seit langem mindestens ebenbürtig.
Nicht weit von meinem Wohnort entfernt liegt das geistliche Rüstzentrum Krelingen. Der Verein hat in der niedersächsischen CDU bis heute einen erheblichen Einfluss. Da die Krelinger aber nicht ständig laut schreiend im Fernsehen auftreten (solche Phonstärken sind in Deutschland etwas aus der Mode gekommen), fällt das nicht so unliebsam auf.
Gehen Sie getrost davon aus, dass es solche "Rüstzentren" unter diesem oder anderem Namen auch anderswo in Deutschland gibt, und dass es zu ihren Kernkompetenzen gehört, politisch Einfluss zu nehmen.
Die Vorstellung, man müsse sich bessern, weil man sonst rückständiger als Amerika sei, ist bestenfalls hohl und schlimmstenfalls ein Appell an den Antiamerikanismus einiger Leser.
Kein gutes Motiv für eine bessere Welt, meine ich.
@Scheidungskind schrieb am 12.08.2015 um 12:47 Uhr u.a.
„Folgen einer Öffnung der Ehe für Homosexuelle „(…) die zivilisatorische Wirkung der Ehe beruht hauptsächlich auf der konkreten Inaussichtstellung einer eigenen Familie für jeden jungen heterosexuellen Mann zwischen 15 und 30 Jahren.
Durch die Aufgabe [sic] des Ehe-Strukturelements Verschiedengeschlechtlichkeit geht nicht nur die gesellschaftlich-moralische Unterstützung für die Mehrheit der heterosexuellen jungen Männer bei der Suche nach einer Partnerin verloren – die nun prominentere Institution der gleichgeschlechtlichen Ehe rückt zudem z.B. die Freundinnen der Wunschpartnerin zusätzlich als mögliche Konkurrentinnen der jungen Männer um eine Beziehung in den Focus und senkt zusätzlich die Zuversicht der jungen Männer auf eine eigene Familie. Diese Männer werden ihre Energien in Zukunft statt in Ausbildung und Karriere zu sublimieren in die Eroberung und Begattung möglichst vieler Frauen investieren – und wenn dies mehr Männer tun, werden sie auch wieder anfangen, gegeneinander um die Frauen zu kämpfen“
Saul Rednow:
Weder wird dadurch, dass auch gleichgeschlechtliche Lebenspaare heiraten dürfen, die Verschiedengeschlechtlichkeit der Ehe aufgegeben, wie von @Scheidungskind behauptet, denn an der Möglichkeit zu heiraten ändert sich für heterosexuelle Menschen, (junge Männer), mit der Ehe-Öffnung nicht das Geringste (einer von vielen Denkfehlern der „Gegenargumentation“).
Und ebenfalls tangiert die Ehe-Öffnung nicht die, ebenfalls von @Scheidungskind behauptete „Senkung der Zuversicht der jungen (heterosexuellen) Männer auf eine eigene Familie“, wieso sollte sie auch?
Fazit: Die Ehe-Öffnung nimmt keinem einzigen heterosexuellen Menschen irgend etwas, weil sie deren Rechte (und Pflichten) innerhalb der Ehe gar nicht tangiert. Die Ehe-Öffnung nimmt nichts, sondern fügt etwas hinzu für Menschen, die zu Unrecht diskriminiert wurden und werden.
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Zitat @Scheidungskind: „(…) Die Etablierung der gleichgeschlechtliche Ehe hat nicht nur mittelfristig das Potenzial, unserer Zivilisation erhebliche Schäden zuzufügen …“
Saul Rednow: Diese Behauptung ist genauso falsch und in der Tendenz volksverhetzend (§ 130 StGB), wie die Nazi-Propaganda von der „Zersetzung der Gesellschaft“ durch ‚Mischehen’ etwa zwischen Juden und Nichtjuden und zwischen Schwarzen und Weißen.
@Scheidungskind prognostiziert mit seiner absurden, ,Untergangsprophezeiung folglich die baldige „Zerstörung“ der nachstehend aufgelisteten Hochkulturen, die bekanntlich allesamt (teilweise schon seit über einem Jahrzehnt) die Zivil-Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet haben und damit alle! ausschließlich gute Erfahrungen machten
Niederlande 2001 +++ Belgien 2003 +++ Kanada 2005 +++ Spanien 2005 +++ Südafrika 2006 +++ Norwegen 2009 +++ Schweden 2009 (zuvor, seit 1995 Eingetragene Lebenspart- nerschaften) +++ Argentinien 2010 +++ Island 2010 +++ Portugal 2010 +++ Brasilien 2013 +++ Dänemark 2013 (zuvor, seit 1989 Eingetragene Lebenspartnerschaften) +++ Frankreich 2013 (zuvor Eingetragene Lebenspartnerschaften / Pacte Civil) +++ Neuseeland 2013 +++ Uruguay 2013 +++ Großbritannien 2014 +++ Luxemburg 2014 +++ Irland 2015 +++ Grönland 2015 +++ Guam 2015 +++ USA (in etwa 32 Bundesstaaten inzwischen eingeführt) usw.
Während die meisten der aufgeführten Länder von Anfang an ein einheitliches Eherecht für alle Eheleute (heterosexuelle und homosexuelle) schafften, ersetzten die Länder Dänemark, Schweden und *Frankreich, die zuvor eine ähnliche Regelung, wie das deutsche „Lebenspartnerschaftsgesetz“ hatten, ihre Übergangslösungen bereits vor Jahren durch die Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Lebenspaare (*in Frankreich haben gleichgeschlechtliche Paare seit der Ehe-Öffnung die Wahl zwischen Ehe und Pacte Civil).
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Zitat @Scheidungskind: „(…) Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es die eingetragene Lebenspartnerschaft …“
Saul Rednow: Es entbehrt ja durchaus nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, wenn - angesichts der nunmehr auch in Deutschland in Aussicht stehenden Ehe-Öffnung - plötzlich die, von Anfang an nur als Übergangslösung konzipierte“ und 2001 gegen den erbitterten **Widerstand von CDU/CSU und der beiden großen Kirchen, durch SPD und Grüne beschlossene sog. „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ für homosexuelle Paare nun plötzlich von Rechten und religiösen Fundamentalisten als „angemessen“ unterstützt wird :-)
(**mit „Schaum vor dem Mund“ eiferten 2001 Konservative, Rechtsextreme und Kirchen gegen „den Untergang des Abendlandes durch die Einführung der ‚Eingetragenen Lebenspartnerschaft’ für gleichgeschlechtliche Paare“. Man entblödete sich noch nicht einmal gegen das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen und verlor).
@Scheidungskind, Sie haben eine blühende Phantasie und setzen Sie ein, um "pseudowissenschaftlichen Unsinn" zu verbreiten, so hart muss ich das leider formulieren.
Es ist reine Propaganda, die den untauglichen Versuch unternimmt Vorurteile und irrationale Ängste gegen die Ehe-Öffnung zu schüren.
Sie haben in diesem Thread zudem kein einziges stichhaltiges Argument gegen die Öffnung der Zivil-Ehe geliefert.
Anhang:
Homophobie (von griech. homós: gleich; phóbos: Angst, Phobie) bezeichnet eine soziale, gegen Lesben und Schwule gerichtete, Aversion und Feindseligkeit, die lesbische Frauen und schwule Männer teilweise massiv beeinträchtigt, sowie die irrationale, weil sachlich durch nichts zu begründende, Angst vor homosexuellen Menschen und ihrer Lebensführung.
Dahinter verbirgt sich häufig eine, meist unbewusste, Angst davor, dass die eigene, vorgeblich heterosexuelle, Identität des homophob Agierenden in Frage gestellt werden könnte und damit die oft ein Leben lang ängstlich aufrecht erhaltene Lebenslüge vom Heterosexuellen (Ehemann und Familienvater) in sich zusammen fällt.
Während das Thema Homosexualität heterosexuelle Menschen kaum beschäftigt, weil es sie nicht wirklich tangiert, beschäftigen sich homophob auftretende Menschen häufig exzessiv und wie besessen mit dem Thema und wollen sie bekämpfen.
Homophobie wird zwischenzeitlich auch gelegentlich als eine Unterform des Rassismus angesehen (nicht zu verwechseln mit Rassenhass), weil sie die typischen Merkmale des Rassismus aufweist:
1. Konstruktion und Betonung tatsächlicher oder konstruierter Unterschiede zwischen (Verbal-)Täter und Opfer
2. Wertung dieser realen oder konstruierten Unterschiede zum Nutzen des (Verbal-)Täters und zum Schaden des ins Visier genommenen Opfers
3.) Eine unzulässige Verallgemeinerung und Verabsolutierung dieser realen und konstruierten Unterschiede
4.) Daraus abgeleitet, die angebliche Legitimation einer Aggression gegen andere und eines Privilegs für den (Verbal-)Täter
Mehr zum Thema Ehe-Öffnung findet sich hier:
https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/bundespraesident-gauck-lobt-irlands-eheoeffnung
https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/dont-leave-you-with-that
https://www.freitag.de/autoren/saul-rednow/unheilige-allianz
Mir geht es nicht um einen „Negativ-Wettbewerb“ in Sachen religiöser Fundamentalismus und dessen Einfluss auf politische Entscheidungen von us-amerikanischer und deutscher Regierung. Jedoch widersprechen meine eigenen Erfahrungen Ihren Schilderungen @JR’s China Blog.
Während es sich bei den USA, nach Selbsteinschätzung, um „God’s own country“ handelt und „Gottes Wille“ immer wieder ganz ungeniert als Begründung für viele Verhaltensweisen der jeweils Regierenden herhalten muss, haben wir es in Deutschland - jedenfalls vordergründig - mit einem säkularen Staat zu tun.
Andererseits bin ich aber auch gar nicht der große Unterstützer der vom Autor Peter Rehberg gewählten Überschrift für seinen Artikel. Ich hätte an seiner Stelle sicher anders formuliert, so what?
Doch offenbar hat seine Formulierung genau für die Provokation und Aufmerksamkeit gesorgt, die er wollte und die z.B. einen Kommentator @JR’s China Blog auf den Plan rief :-)
Doch offenbar hat seine Formulierung genau für die Provokation und Aufmerksamkeit gesorgt
Saul: Homophobie ist ein echtes Problem, und häufig genug auch eine konkrete Gefahr. Darum geht es Ihnen hier aber offenbar gar nicht. Ihr Problem scheint vielmehr darin zu liegen, dass Sie keine Diskussion aushalten, die Sie Ihre Mitmenschen nicht nach Ihren Vorstellungen interpretieren und dominieren können.
Das ist aber keine Frage der sexuellen Orientierung (oder wie auch immer gefärbter Reaktionen darauf), sondern eine des Charakters.
Mit der „Argumentation“ schon am Ende?
Im übrigen kapiere ich ganz besonders diesen „letzten“ Kommentar von Ihnen nicht, waren SIE es doch schließlich, der hier den allerersten Kommentar absetzte, der ach so missglückt witzig an den Blogautor Peter Rehberg gerichtet war.
Also, was wollen Sie eigentlich von mir? Sie sind es doch schließlich nicht, dem Grund- und Menschenrechte vorenthalten werden, also kommen Sie mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Wenn Ihnen doch noch sachliche Argumente, wofür auch immer, einfallen sollten, bitte gern, Sonst war’s das für mich hier im Moment, weil auch @Scheidungskind nur seine bereits in einem anderen Thread zum Besten gegebenen Pseudo-Sprüche absondert.
S.R.
P.S. Ihre versuchten Ferndiagnosen dürfen Sie sich gern sparen. weil sie nicht nur falsch sind, sondern auch sachlich nichts zum Thema des Blogs beitragen
Der Kommentar ging an @JR's China Blog
Ihre versuchten Ferndiagnosen dürfen Sie sich gern sparen
Kann ich natürlich tun. Muss ich aber nicht. Ihre Mutmaßungen über meinen ersten Kommentar in diesem Thread sind ja auch nichts Anderes.
Allerdings kann ich für meine Annahme den einen oder anderen Grund anführen. Den z. B., dass jeder Ihrer Threads geschlossen bleibt, während Sie Ihre Ressentiments »anderswo unterbringen.
Also, was wollen Sie eigentlich von mir?
Ja, weiß ich nicht. Was gibt Ihnen Anlass zu glauben, dass ich etwas von Ihnen will? Habe ich Sie schon mal von mir aus angesprochen?
@Peter Rehberg
Ergänzung:
Im Deutschen Bundesrat (Ländervertretung) wurde am 12. Juni 2015 durch Mehrheitsbeschluss angenommen:
1.) Entschließung des Bundesrates 274/15
Entschließung für eine vollständige Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Paaren …
PDF-Datei:
http://www.queer.de/docs/bundesrat-274-15.pdf
2.) Gesetzesantrag 273/15
Entwurf eines Gesetzes zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts …
PDF-Datei:
http://www.queer.de/docs/bundesrat-273-15.pdf
Link jetzt hoffentlich aktiviert :-)
http://www.queer.de/docs/bundesrat-273-15.pdf
Scheidungskind
Sehr geehrter Herr Rednow, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, die allerdings nicht immer mit meinem ursprünglichen Beitrag zu tun hat.
Ihr erster Einwand, der eine ernsthafte Erwägungen lohnt, ist der, dass die Verschiedengeschlechtlichkeit durch die Ehe für Alle nicht aufgegeben wird, weil ja verschiedengeschlechtliche Paare durchaus weiterhin heiraten dürfen:
Saul Rednow:
Weder wird dadurch, dass auch gleichgeschlechtliche Lebenspaare heiraten dürfen, die Verschiedengeschlechtlichkeit der Ehe aufgegeben, wie von @Scheidungskind behauptet, denn an der Möglichkeit zu heiraten ändert sich für heterosexuelle Menschen, (junge Männer), mit der Ehe-Öffnung nicht das Geringste (einer von vielen Denkfehlern der „Gegenargumentation“).
Und ebenfalls tangiert die Ehe-Öffnung nicht die, ebenfalls von @Scheidungskind behauptete „Senkung der Zuversicht der jungen (heterosexuellen) Männer auf eine eigene Familie“, wieso sollte sie auch?
Fazit: Die Ehe-Öffnung nimmt keinem einzigen heterosexuellen Menschen irgend etwas, weil sie deren Rechte (und Pflichten) innerhalb der Ehe gar nicht tangiert. Die Ehe-Öffnung nimmt nichts, sondern fügt etwas hinzu für Menschen, die zu Unrecht diskriminiert wurden und werden.
Antwort Scheidungskind:
Mit dem "Strukturelement der Verschiedengeschlechtlichkeit" meinte ich die "ausschließliche Verschiedengeschlechtlichkeit." Mit diesem Strukturelement war und ist die Ehe die stärkste Kulturinstitution, die die gesellschaftliche Heteronormativität stützt. Das schließt Toleranz gegenüber anderen Formen nicht aus, gibt der Mehrheitsgesellschaft aber deutlich Orientierung.
Die gesellschaftliche Heteronorm sichert der heterosexuellen Mehrheit ab der frühkindlichen Prägung die bewußte und unbewußte Gewissheit, später einmal mit dem anderen Geschlecht verheiratet zu sein und Kinder zu haben. Diese Gewissheit wird im Laufe der Kindheit und Jugend immer wieder verschiedentlich bestätigt, so dass beim Erwachen des Sexualtriebes der Eigeninitiative ein klares und erstrebenswert Ziel geboten wird, das den Erwerb gesellschaftlicher Anerkennung und persönlichen Glücks auf unkompliziertem Weg erlaubt und Spielräume läßt und Energien freisetzt für Ausbildung und Karriere.
Mit dem Hinzukommen der ehelichen Norm der Gleichgeschlechtlichkeit (als einer Möglichkeit unter mehreren) bilden für junge Männer Frauen nicht nur mehr das Ziel ihrer Sehnsucht, sondern auch eine neue Konkurrenz, die weit schwerer einzuschätzen ist, als die eigenen Geschlechtsgenossen und der dadurch und durch das veränderte gesellschaftliche Leitbild viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, als unter der Voraussetzung vollständiger Information über die sexuelle Orientierung von Einzelpersonen nötig und sinnvoll.
Die neue Unklarheit in der Zielsetzung für heterosexuelle junge Menschen wird vor allem jene treffen die seit ihrer frühen Moralentwicklung ab etwa dem 4. Lebensjahr mit den neuen Möglichkeiten und Leitbildern konfrontiert werden und die sich daher bei der Brautschau bereits von ihrem Weltbild – ihren „inner working models“ - her weit weniger legitimiert und sicher fühlen, als die Generationen vor ihnen.
Und um das ganz deutlich zu machen: Es geht hier nicht darum, dass die Leute unsicher werden, was Ihre eigenen Begierden sind, sondern dass sie ihr Streben nach exklusiver Bindung eines Partners des anderen Geschlechtes an sie als weniger legitim empfinden, weil sie sich dabei weniger von der dann weniger eindeutig definierten Institution Ehe unterstützt fühlen.
Saul Rednow:
Zitat @Scheidungskind: „(…) Die Etablierung der gleichgeschlechtliche Ehe hat nicht nur mittelfristig das Potenzial, unserer Zivilisation erhebliche Schäden zuzufügen …“
Saul Rednow: Diese Behauptung ist genauso falsch und in der Tendenz volksverhetzend (§ 130 StGB), wie die Nazi-Propaganda von der „Zersetzung der Gesellschaft“ durch ‚Mischehen’ etwa zwischen Juden und Nichtjuden und zwischen Schwarzen und Weißen.
Antwort Scheidungskind:
Dann ist die Behauptung, die Einführung des Kommunismus – also der materiellen Gleichstellung aller Menschen – werde unserer Zivilisation Schaden zufügen ebenso volksverhetzend?
Saul Rednow:
@Scheidungskind prognostiziert mit seiner absurden, ,Untergangsprophezeiung folglich die baldige „Zerstörung“ der nachstehend aufgelisteten Hochkulturen, die bekanntlich allesamt (teilweise schon seit über einem Jahrzehnt) die Zivil-Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet haben und damit alle! ausschließlich gute Erfahrungen machten
Antwort Scheidungskind:
Die „ausschliesslich guten Erfahrungen“ lassen sich anhand der Ist-Zahlen so nicht nachvollziehen:
In den Niederlanden entwickelte sich vor 2001 die Zahl der Hochzeiten über mehr als 20 Jahre stabil (+-10%). In der Folge der Einführung der Ehe für Alle durchbrach die Zahl der Heiraten diesen langfristigen Trend deutlich nach unten und liegt nun knapp 30% unter dem Wert von 2001.
Zu Zusammenhang der Ehe für Alle auf die Ehe als Institution siehe: http://virtuoussociety.com/2014/07/23/new-study-gay-marriage-in-holland-may-have-reduced-marriage-rates-among-liberals/
Seit dieser Studie sind die Zahlen in den Niederlanden nochmals deutlicher gefallen.
In Spanien war der Trend vor 2005 leicht steigend. Seit 2006 zeichnet die Trendlinie eine stark fallende Entwicklung bei der Zahl der Hochzeiten.
Ihre Wahrnehmung ist offenbar stark von Ihren Wünschen beseelt.
Saul Rednow:
Niederlande 2001 +++ Belgien 2003 +++ Kanada 2005 +++ Spanien 2005 +++ Südafrika 2006 +++ Norwegen 2009 +++ Schweden 2009 (zuvor, seit 1995 Eingetragene Lebenspart- nerschaften) +++ Argentinien 2010 +++ Island 2010 +++ Portugal 2010 +++ Brasilien 2013 +++ Dänemark 2013 (zuvor, seit 1989 Eingetragene Lebenspartnerschaften) +++ Frankreich 2013 (zuvor Eingetragene Lebenspartnerschaften / Pacte Civil) +++ Neuseeland 2013 +++ Uruguay 2013 +++ Großbritannien 2014 +++ Luxemburg 2014 +++ Irland 2015 +++ Grönland 2015 +++ Guam 2015 +++ USA (in etwa 32 Bundesstaaten inzwischen eingeführt) usw.
Saul Rednow: Während die meisten der aufgeführten Länder von Anfang an ein einheitliches Eherecht für alle Eheleute (heterosexuelle und homosexuelle) schafften, ersetzten die Länder Dänemark, Schweden und *Frankreich, die zuvor eine ähnliche Regelung, wie das deutsche „Lebenspartnerschaftsgesetz“ hatten, ihre Übergangslösungen bereits vor Jahren durch die Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Lebenspaare (*in Frankreich haben gleichgeschlechtliche Paare seit der Ehe-Öffnung die Wahl zwischen Ehe und Pacte Civil).
Antwort Scheidungskind:
Was Sie als „absurde Untergangsprophezeiung“ bezeichnen, ist eine psychoanalytisch fundierte Analyse von Abweichungen wichtiger Bestimmungsgrößen für zivilisatorische Entwicklungstendenzen.
Die durch die Öffnung der Ehe für Alle verursachte Gefährdung des Sublimierungsprozesses männlicher Triebenergien in zivilisatorisch wertvolle Gemeinschaftswerke als Grundlage der Entwicklung von Hochkulturen wird die Motivation der Männer, in Ausbildung und berufliche Ochsentour zu investieren stark zu Gunsten von unmittelbaren Fortpflanzungserfolg senken.
Wenn sich die uneindeutige neue Definition der Ehe in den kindlichen Weltbildern festgesetzt und in den inner working models junger Männer gehalten hat, werden etwa 20 Jahre nach Einführung der Ehe für Alle motivationsbedingt die Qualität männlicher Bildungsabschlüsse und die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder stark sinken. Die sich verschlechternden Aussichten junger Männer auf Familie in Verbindung mit den folgenden strukturellen Auswirkungen der Wettbewerbsfähigkeit auf Arbeitsmarkt, Immobilienpreise und Investitionen wird zur Schwächung der Zentralgewalt und demokratischer Institutionen dieser Länder und Gesellschaften führen.
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Saul Rednow:
Zitat @Scheidungskind: „(…) Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es die eingetragene Lebenspartnerschaft …“
Saul Rednow: Es entbehrt ja durchaus nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, wenn - angesichts der nunmehr auch in Deutschland in Aussicht stehenden Ehe-Öffnung - plötzlich die, von Anfang an nur als Übergangslösung konzipierte“ und 2001 gegen den erbitterten **Widerstand von CDU/CSU und der beiden großen Kirchen, durch SPD und Grüne beschlossene sog. „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ für homosexuelle Paare nun plötzlich von Rechten und religiösen Fundamentalisten als „angemessen“ unterstützt wird :-)
(**mit „Schaum vor dem Mund“ eiferten 2001 Konservative, Rechtsextreme und Kirchen gegen „den Untergang des Abendlandes durch die Einführung der ‚Eingetragenen Lebenspartnerschaft’ für gleichgeschlechtliche Paare“. Man entblödete sich noch nicht einmal gegen das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen und verlor).
Antwort Scheidungskind:
Da sich in Deutschland der langfristig sinkende Trend bei den Hochzeiten durch die Einführung der eingetragenen Partnerschaft nicht verändert hat, hat diese neue Institution für gleichgeschlechtliche Partnerschaften offenbar keine nachteiligen Änderungen in der Sozialisation nach sich gezogen.
Aber die Befürworter der Ehe für Alle wollen eben gerade die Ehe als Symbol für ihre Gleichberechtigung für sich vereinnahmen, weil sie ein gesellschaftlich bedeutsames Symbol ist und sie damit auch Bedeutung im gesamtgesellschaftlichen Rahmen erlangen wollen. Die Befürworter der Ehe für Alle wollen über sich hinaus in die Sphäre der Heterosexuellen Bedeutung erlangen und die Sozialisation genau dieser Menschen ändern.
Diese Änderung ist jedoch zweischneidig und in Bezug auf den Bestand und die Entwicklung unserer Zivilisation sogar als kritisch zu beurteilen.
Saul Rednow:
@Scheidungskind, Sie haben eine blühende Phantasie und setzen Sie ein, um "pseudowissenschaftlichen Unsinn" zu verbreiten, so hart muss ich das leider formulieren.
Es ist reine Propaganda, die den untauglichen Versuch unternimmt Vorurteile und irrationale Ängste gegen die Ehe-Öffnung zu schüren.
Sie haben in diesem Thread zudem kein einziges stichhaltiges Argument gegen die Öffnung der Zivil-Ehe geliefert.
Antwort Scheidungskind:
Lieber Herr Rednow,
ich respektiere und bewundere Ihre Motivation und Hartnäckigkeit, Ihren Lebensweg konsequent zu gehen und an Verbesserungen für sich und Ihre Schicksalsgenossen zu arbeiten. Aber weder in sachlichen Zusammenhängen, noch von der Qualität Ihres Leseverständnisses erkenne ich Ihre Befähigung, die von mir dargestellten psychologischen, soziologischen und anthropologischen Zusammenhänge abschließend zu beurteilen. Vielmehr stehen Sie weiteren eigenen Erkenntnissen durch Ihr emotionales Bedürfnis nach Zustimmung, Anerkennung und Selbstaufwertung im Wege.
Herr Rednow: Anhang:
Homophobie (von griech. homós: gleich; phóbos: Angst, Phobie) bezeichnet eine soziale, gegen Lesben und Schwule gerichtete, Aversion und Feindseligkeit, die lesbische Frauen und schwule Männer teilweise massiv beeinträchtigt, sowie die irrationale, weil sachlich durch nichts zu begründende, Angst vor homosexuellen Menschen und ihrer Lebensführung.
Dahinter verbirgt sich häufig eine, meist unbewusste, Angst davor, dass die eigene, vorgeblich heterosexuelle, Identität des homophob Agierenden in Frage gestellt werden könnte und damit die oft ein Leben lang ängstlich aufrecht erhaltene Lebenslüge vom Heterosexuellen (Ehemann und Familienvater) in sich zusammen fällt.
Während das Thema Homosexualität heterosexuelle Menschen kaum beschäftigt, weil es sie nicht wirklich tangiert, beschäftigen sich homophob auftretende Menschen häufig exzessiv und wie besessen mit dem Thema und wollen sie bekämpfen.
Homophobie wird zwischenzeitlich auch gelegentlich als eine Unterform des Rassismus angesehen (nicht zu verwechseln mit Rassenhass), weil sie die typischen Merkmale des Rassismus aufweist:
1. Konstruktion und Betonung tatsächlicher oder konstruierter Unterschiede zwischen (Verbal-)Täter und Opfer
2. Wertung dieser realen oder konstruierten Unterschiede zum Nutzen des (Verbal-)Täters und zum Schaden des ins Visier genommenen Opfers
3.) Eine unzulässige Verallgemeinerung und Verabsolutierung dieser realen und konstruierten Unterschiede
4.) Daraus abgeleitet, die angebliche Legitimation einer Aggression gegen andere und eines Privilegs für den (Verbal-)Täter
Antwort Scheidungskind:
Ihr Anhang macht Ihre Schwäche beim Leseverständnis deutlich: Sie scheinen nicht erkannt zu haben, dass meine Hypothese überhaupt keine Aussagen zu Homosexuellen macht, sondern sich ausschließlich mit den Konsequenzen einer Umdeutung der Ehe in der Sphäre der Heterosexuellen Mehrheit beschäftigt.
Sie müssen sich wohl eine neue Herleitung Ihrer Kampfbegriffe „Homophobie“ und „Rassismus“ einfallen lassen, wenn dieser Anhang mehr sein soll als ein irrtümlich in Ihren Post kopiertes inhaltliches Nullum.
The philosophical and moral case for same-sex marriage is compelling, schreibt der von Ihnen verlinkte konservative Blogger. Das scheint mir der springende Punkt zu sein. Will sagen: selbst wenn Sie eine ursächliche Rolle der Ehe-Öffnung in der Schwächung der Institution (Ehe) als solche nachweisen könnten, ginge es hier nicht um eine Art zivilisatorischer Wettbewerbsfähigkeit (so glaube ich das von Ihnen verteidigte Anliegen zu verstehen), sondern um Menschenrecht.
Das ist der eine Punkt. Der andere: dass diese ursächliche Verbindung zwischen Öffnung und Schwächung der Ehe besteht, haben Sie, soweit ich sehe, nicht nachgewiesen. Der Springerlink enthält lediglich einen Abstract, und der Virtuous-Society-Blogger verlinkt auf eben den Abstract.
Können Sie's knapper und nachvollziehbarer darstellen als oben?
Korrektur: die offenbar zugrunde liegende pdf-Datei habe ich gefunden. Um sie lesen zu können, müsste ich allerdings Mathematiker sein - bin ich nicht. Können Sie sie in Worte fassen?
Zitat @Scheidungskind:
„(…) In den Niederlanden entwickelte sich vor 2001 die Zahl der Hochzeiten über mehr als 20 Jahre stabil (+-10%). In der Folge der Einführung der Ehe für Alle durchbrach die Zahl der Heiraten diesen langfristigen Trend deutlich nach unten und liegt nun knapp 30% unter dem Wert von 2001.
Zu Zusammenhang der Ehe für Alle auf die Ehe als Institution siehe: http://virtuoussociety.com/2014/07/23/new-study-gay-marriage-in-holland-may-have-reduced-marriage-rates-among-liberals/
Seit dieser Studie sind die Zahlen in den Niederlanden nochmals deutlicher gefallen.
In Spanien war der Trend vor 2005 leicht steigend. Seit 2006 zeichnet die Trendlinie eine stark fallende Entwicklung bei der Zahl der Hochzeiten …“
Saul Rednow: „May-have-reduced-marriage-rates …“ or may-have-not-reduced :-)
Es sind hanebüchen abwegige Konstruktionen, die von reaktionären Kreisen über angebliche Zusammenhänge von Eheöffnung und Rückgang der heterosexuellen Trauungen in Umlauf gebracht werden. Diese Konstrukte entsprechen weder der Realität noch halten sie einer wissenschaftlichen Überprüfung stand.
Im Grunde ist es ist eine Bankrotterklärung der Eheöffnungsgegner aus dem rechten, rechtsextremen und religiös-fundamentalistischen Lager, da sie kein einziges belastbares Gegenargument anführen können, um etwas gegen die Öffnung der Zivil-Ehe in Deutschland ins Feld führen zu können. Es ist pseudo-wissenschaftlicher Unsinn aus der rechten und reaktionären Dunstwolke Ewig Gestriger und reliöse Eiferer.
Der Trend zu weniger Hetero-Ehen ist weit verbreitet (auch in Ländern ohne Eheöffnung), hat absolut Null mit der Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare zu tun, denn sie tangiert heterosexuelle Menschen bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Heirat überhaupt nicht, es sind ganz andere (u.a. wirtschaftliche) Gründe, die Menschen davon abhalten zu heiraten, wozu auch die längere Lebenserwartung und die höheren (teilweise übertriebenen) Ansprüche an einen Partner/in zählen.
P.S. Von „Kampfbegriffen“ kann bei Homophobie und Rassismus nicht die Rede sein. Es handelt sich dabei vielmehr um die treffende Charakterisierung vieler Eheöffnungsgegner, die nicht rational handeln, sondern nachweisbar zwanghaft phobisch.
Die Homoehe wäre aus Menschhenrechtsgesichtspunkten dann zwingend, wenn es keinen anderen rechtlichen Rahmen zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gäbe als die Ehe. Den gibt es aber bereits und so sieht auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in seinem Urteil von 2014 zwar ein Recht auf Anerkennung der Partnerschaft, jedoch kein Recht darauf, dass dies in Form der Ehe geschehen muss.
Die Link, den ich zum veränderten Heiratsverhalten gepostet hatte, steht mit meiner Hypothese eigentlich in keinem Zusammenhang, sondern sollte Herrn Rednow nur verdeutlichen, dass die Erfahrungen mit der Öffnung der Ehe keineswegs so eindeutig positiv sind, wie er behauptet.
Meine Hypothese lautet sehr verkürzt, dass unsere Zivilisation nur entstehen konnte, weil die Ehe als Institution es vermochte, die Männer über die konkrete Aussicht auf eine eigene Frau bzw. Familie für jeden davon abzuhalten, intensiv und fortgesetzt um Frauen gegeneinander zu konkurrieren, sondern statt dessen auf die Institution Ehe vertrauend zusammenzuarbeiten. Da die Öffneng der Ehe keinen eindeutigen Zusammenhang mehr zwischen Männern und Frauen herstellt, sondern Männer sogar in eine Konkurrenzsituation zu Frauen bringt, wird die Aussicht der heterosexuellen Männer auf eine eigene Familie getrübt und das zivilisatorisch unverzichtbare Vertrauen in die Institution Ehe sinkt bei der überwiegenden Anzahl der Männer.
sondern Männer sogar in eine Konkurrenzsituation zu Frauen bringt
Bei statistisch maximal zehn Prozent Homosexualität? Das scheint mir arg weit hergeholt. Da würde ich doch erstmal eine für die breite Bevölkerung aussichtsreichere Wirtschaftspolitik abwarten wollen, bevor ich die Homo-Ehe für eine geschwächte Institution verantwortlich mache.
Die Homoehe wäre aus Menschhenrechtsgesichtspunkten dann zwingend, wenn es keinen anderen rechtlichen Rahmen zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gäbe als die Ehe.
Ich will nicht versuchen zu entscheiden, ob die Ehe ein Menschenrecht ist oder nicht. Sie berührt allerdings aus meiner Sicht das Menschenrecht Homosexueller, wenn speziell deren Sexualverhalten zum Problem erklärt wird, und sei es auch "nur" indirekt. Triebverzicht - also z. B. Verzicht auf Seitensprung oder der Puffbesuch - ist eine Wahl, die in jeder Beziehung getroffen werden kann, aber die längst nicht immer so getroffen wird.
Auf die Institution Ehe vertrauend zusammenarbeiten: das funktioniert, soweit ich das in meinem (übrigens in weiten Teilen ländlichen) Umfeld beobachten kann, überhaupt nicht mehr. Mann vertraut seiner Frau, und frau verraut ihrem Mann - wenn es gut läuft. Weil man sich das selbst oder sich gegenseitig nicht antun möchte. Aber der allgemeinen Konvention zuliebe?
So theoretisch tickt vielleicht die Tugendtheorie, aber nicht die Praxis.
Korrektur: Weil man das Gegenteil sich selbst oder sich gegenseitig nicht antun möchte.
Die Öffnung der Zivil-Ehe für gleichgeschlechtliche Lebenspaare wird in den nächsten Monaten, voraussichtlich noch in dieser Legislaturperiode, erfolgen. Davon gehe ich aus.
Im Bundestag wird über Gesetzesinitiativen von GRÜNEN und DIE LINKE. abgestimmt, wobei die Abstimmung fraktionsübergreifend frei gegeben wird, was mit einer Gewissensentscheidung begründet wird.
Im Vorfeld versuchen Gegner der Ehe-Öffnung, die fast ausschließlich aus dem rechten, rechtsextremen, reaktionären, religiös-fundamentalistischen und krankhaft homophoben Umfeld stammen, noch einmal Stimmung dagegen zu machen.
Ihre (hanebüchenen) „Argumente“ lassen sich vereinfacht etwa so zusammen fassen:
„Wenn auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen, verringert sich die Zahl der heterosexuellen Paare, die heiraten.“ Angeführt werden hierbei Länder, in denen die Ehe-Öffnung bereits erfolgte. Unterschlagen wird dabei allerdings, dass es sich um einen globalen Trend zu weniger Eheschließungen handelt und der Rückgang von Trauungen auch in Ländern zu beobachten ist, in denen es bisher keine Ehe-Öffnung gab.
Die Gründe für weniger Trauungen liegen u.a im wirtschaftlichen Bereich (Arbeitslosigkeit und prekäre Jobs erlauben keine langfristige Lebensplanung) und auch darin, dass sich wirtschaftlich unabhängige Frauen nicht mehr so früh an einen Partner binden wollen, sondern erst Karriere machen (die Ansprüche von gut ausgebildeten, unabhängigen Frauen an einen Lebenspartner, sind bei diesen Frauen mit höherem Lebensalter dann deutlich höher als bei den nicht gut ausgebildeten und damit abhängigeren Frauen, manchmal sind die Ansprüche dann von Männern kaum noch zu erfüllen).
Zum angeblichen Beweis für die „Ehe-Öffnung als Ursache für den Rückgang von (heterosexuellen) Ehe-Schließungen“ von Eheöffnungsgegnern herangezogene Studien, sind belegbar reine „Auftragsarbeiten“ von rechten und reaktionären „Wissenschaftlern“, die den Gegnern der Ehe-Öffnung ideologisch nahe stehen und deren Ergebnisse weder seriös belegt sind, noch international von der Wissenschaft anerkannt oder auch nur zur Kenntnis genommen werden.
Fazit: Die Öffnung der Zivil-Ehe für gleichgeschlechtliche Paare hat keinerlei Auswirkungen auf die Zahl der Eheschließungen heterosexueller Paare; sie beeinflusst auch in keiner Weise die Zahl der Geburten und hat in Ländern, wie Spanien, Portugal, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien usw. usw. lediglich zu etwas mehr Gerechtigkeit und einem entspannten Umgang mit schwulen Männern und lesbischen Frauen geführt.
Auch wurde in keinem dieser Länder und der anderen in denen die Eheöffnung erfolgte, anschließend über „Geschwister-Ehe“, „Viel-Ehe“ oder ähnliches auch nur diskutiert, auch wenn das die Gegner der Ehe-Öffnung gern als Schreckgespenst an die Wand malen. In den allermeisten Ehegesetzen die relevant sind, war der Ausschluss von Ehen zwischen Verwandten und Ehen mit mehr als einem Partner ohnehin schon vorher enthalten, daran hat sich nichts geändert.
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„Kulturzerstörung, Zersetzung der Gesellschaft, Untergang des Abendlandes, Wirkung einer Atombombe und eines Tsunamis, Werk des Teufels“ etc.
Das sind „Argumente“ aus dem irrationalen Spektrum religiöser Spinner, die diese tatsächlich anführen, um gegen die Ehe-Öffnung Stimmung zu machen, zuletzt etwa zu hören auf dem Kongress „Freude am Glauben“ des homophoben Fundamentalistenvereins ‚Forum Deutscher Katholiken e.V.“ vom 31.07.- 02.08.2015 in Fulda.
Da sich gegen zusammen phantasierte bösartige Verschwörungstheorien, die pure Erfindung sind (wie etwa auch das Märchen von der „Jüdischen Weltverschwörung“), nicht wirklich argumentieren lässt, betrachtet man sie wohl am besten als das was sie sind:
Von interessierten Kreisen bewusst in die Welt gesetzte „Dolchstoßlegenden und volksverhetzende Propaganda“, gerichtet an Menschen mit geringer Intelligenz und naivem Gemüt, die es gewohnt sind blind zu glauben, anstatt auch zu hinterfragen und die sich durch die Präsentation von „Feindbildern“ sehr gut unterdrücken und beherrschen lassen (Schaffung von Schuldgefühlen, etwa weil man „nicht energisch genug gegen die schwul-lesbische Weltverschwörung“ [sic] vorgeht).
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„Homosexualisierung der Gesellschaft(en)“.
Dieses Ammenmärchen ignoriert bewusst sämtliche Erkenntnisse über sexuelle Identität als unveränderlicher Bestandteil der Persönlichkeit und behauptet, „es handele sich um eine freie Entscheidung heterosexuell oder homosexuell zu sein“.
Auf dem Schwachsinn von der „freien Entscheidung zur Homosexualität“ beruht u.a. auch das von der russisch-orthodoxen Kirche forcierte und von Putin (der sich damit die Unterstützung der Religiösen sichern wollte) unterzeichnete Gesetz gegen sog. „Homo-Propaganda“.
Auf soviel Unwissenheit und Naivität lässt sich eigentlich nur noch in satirischer Form antworten. Ich zitiere (aus dem Gedächtnis) das nachstehend eingebettete Satire-Video des NDR Satiremagazins ‚Extra 3’ „Alptraum Homo-Ehe“, in dem ein Nachrichtensprecher sinngemäß sagt: „Wegen der großen Beliebtheit der Homo-Ehe probieren immer mehr Heterosexuelle die Homo-Ehe aus“ - und dann kommt ein vorher [sic] heterosexueller Mann ins Bild der klagt: „Ich wollte die Homo-Ehe doch nur ’mal ausprobieren und jetzt bin ich schwul, das konnte doch schließlich keiner ahnen“
So ähnlich scheint man sich das in einigen homophoben Kreisen vorzustellen :-)
Nun ja, diese Auffassung mag sicher tatsächlich Konsens sein, allerdings wohl hauptsächlich in der Gummizelle, wo man auch an die Welt-Herrschaft von Außerirdischen, an Chemtrails und ähnliche „Erkenntnisse“ glaubt.
Homophobie ist keine medizinisch-psychologische Indikation, sondern ein Begriff aus den Sozialwissenschaften für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Der wissenschaftlich korrekte Begriff wäre sexueller Orientierismus - mit dem läßt sich nur nicht so bequem und schmissig um sich werfen.
Da Sie den Begriff offenbar als psychologische Indikation für diejenigen verwenden, die statt der gleichgeschlechtlichen Ehe die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft für angemessener halten, handelt es sich dabei aus Ihrem Mund um einen Kampfbegriff - und um einen hysterischen dazu.
Den Rest, den Sie schreiben, kannten wir schon. Es handelt sich um eine totale Verweigerung oder Unfähigkeit, auch nur über mögliche Konsequenzen einer Umdeutung der Ehe nachdenken zu wollen. Damit sind Sie leider kein Diskussionspartner mehr.
JR:
sondern Männer sogar in eine Konkurrenzsituation zu Frauen bringt
Bei statistisch maximal zehn Prozent Homosexualität? Das scheint mir arg weit hergeholt. Da würde ich doch erstmal eine für die breite Bevölkerung aussichtsreichere Wirtschaftspolitik abwarten wollen, bevor ich die Homo-Ehe für eine geschwächte Institution verantwortlich mache.
Antwort Scheidungskind:
Nicht die Statistik ist relevant, sondern die Wahrnehmung der Realität – und es ist gerade die Wahrnehmung, welche die Befürworter der Ehe für Alle mit Ihrer Forderung nach Öffnung genau der Institution Ehe ändern wollen.
Wenn Homosexuelle das wollen, dann müssen Sie sich auch mit den Folgen einer geänderten Wahrnehmung auseinandersetzen, statt eine Auseinandersetzung darüber pauschal von sich zu weisen, indem sie mit dem Finger in diese oder jene beliebige andere Ecke deuten - sonst müssen Sie sich den Vorwurf gefallen lassen, nach Freiheit zu streben ohne die damit verbundene Verantwortung tragen zu wollen.
JR:
Die Homoehe wäre aus Menschhenrechtsgesichtspunkten dann zwingend, wenn es keinen anderen rechtlichen Rahmen zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gäbe als die Ehe.
Ich will nicht versuchen zu entscheiden, ob die Ehe ein Menschenrecht ist oder nicht. Sie berührt allerdings aus meiner Sicht das Menschenrecht Homosexueller, wenn speziell deren Sexualverhalten zum Problem erklärt wird, und sei es auch "nur" indirekt.
Antwort Scheidungskind:
Nicht das Sexualverhalten Homosexueller ist das Problem, sondern jede Umdeutung der Institution Ehe an sich hat Auswirkungen auf die Sozialisation nachfolgender Generationen.
JR:
Triebverzicht - also z. B. Verzicht auf Seitensprung oder der Puffbesuch - ist eine Wahl, die in jeder Beziehung getroffen werden kann, aber die längst nicht immer so getroffen wird.
Antwort Scheidungskind:
Das behauptet auch niemand. Wenn eine Kultur auf Triebverzicht beruht, wird er die allgemeine Norm darstellen aber nicht in jedem Fall die Praxis – die Stärke des Triebes ist individuell und ein Abbau überschüssiger Triebenergien im Verborgenen verhindert Neurosen.
Die Rückseite der Medaille „Zivilisation“ heißt zwangsläufig Doppelmoral – das eine ist ohne das andere langfristig nicht zu bekommen.
JR:
Auf die Institution Ehe vertrauend zusammenarbeiten: das funktioniert, soweit ich das in meinem (übrigens in weiten Teilen ländlichen) Umfeld beobachten kann, überhaupt nicht mehr. Mann vertraut seiner Frau, und Frau verraut ihrem Mann - wenn es gut läuft. Weil man sich das selbst oder sich gegenseitig das Gegenteil nicht antun möchte. Aber der allgemeinen Konvention zuliebe?
So theoretisch tickt vielleicht die Tugendtheorie, aber nicht die Praxis.
Antwort Scheidungskind:
Es ist etwas Unterschiedliches, ob nahezu jeder Jugendliche mit einer gewissen Naivität oder Verliebtheit und seinem jugendlichen Ungestüm auf gesellschaftliche Konventionen blicken um seine Chancen auf ein Leben mit Familie, Wohlstand und gesellschaftlicher Anerkennung zu taxieren, oder ob manches Ehepaar nach Jahrzehnten desillusioniert nicht mehr in der Lage ist, seine Fassade nach mit Leben zu füllen.
Bei ersteren ist ein positives Ergebnis für das generationenübergreifende Funktionieren einer Gesellschaft unabdingbar. Bei Zweiterem ist die kulturelle Festlegung i.A. so verfestigt, dass es bei der Suche nach dem kleinen Glück bleibt und keine revolutionären Umwälzungen zu erwarten sind.
Nicht die Statistik ist relevant, sondern die Wahrnehmung der Realität
Dann frage ich mich aber, was Ihr Link auf die Statistiken weiter oben eigentlich sollte, Scheidungskind. Ich habe ja nicht viel davon verstanden, aber Wahrnehmungen wurden da nicht nachgewiesen, sondern Zahlen.
Nicht das Sexualverhalten Homosexueller ist das Problem, sondern jede Umdeutung der Institution Ehe an sich hat Auswirkungen auf die Sozialisation nachfolgender Generationen.
Jede Umdeutung hat - mehr oder minder - Auswirkungen auf individuelle oder kollektive Wahrnehmungen, klar. Aber welche Auswirkungen? Die Umdeutung der Ehe hat - je nach historischer Wahrnehmung - mit der Industrialisierung, dem Frauenwahlrecht, den Gleichberechtigungsschritten der 1950er Jahre oder denen danach begonnen. Sich hier auf die Öffnung der Ehe für Homosexuelle zu fokussieren scheint mir Ihre Wahl zu sein, Scheidungskind. Das Recht dazu müssen Sie haben.
Aber nachvollziehbar finde ich Ihre Wahrnehmung nicht.
Die Ehe ist nichts weiter als ein Vertrag, zu dem man von diesem Staat auch durchaus gezwungen werden kann, wenn der Lebenspartner, mit dem man dauerhaft zusammenleben möchte, aus einem >>falschen<< Land stammt.
„(..) Den Rest, den Sie schreiben, kannten ‚wir’ [Pluralis Majestatis?] schon …“
Kein Wunder Hochwürden, denn da Sie ihren Sermon bereits wörtlich in einem anderen Thread abließen (nur die „Flegeljahre“ haben sie diesmal weggelassen :-) ), konnte ich es mir sparen völlig neu zu formulieren, schließlich hatte ich Ihnen bereits in dem anderen Thread auf ihre identischen Kommentare mehrfach ausführlich geantwortet, siehe hier:
https://www.freitag.de/autoren/herrcarlo/der-auf-den-begriff-gebrachte-mensch
„(…) Damit sind Sie leider kein Diskussionspartner mehr …“
Ich bin untröstlich, habe die Ehre.
S.R.
JR
Nicht die Statistik ist relevant, sondern die Wahrnehmung der Realität
Dann frage ich mich aber, was Ihr Link auf die Statistiken weiter oben eigentlich sollte, Scheidungskind. Ich habe ja nicht viel davon verstanden, aber Wahrnehmungen wurden da nicht nachgewiesen, sondern Zahlen.
Antwort Scheidungskind
Wenn wir aus heutiger Sicht nach einem soziologischen Ursache – Wirkungs – Zusammenhang suchen, liegen die Ursachen im Allgemeinen in der subjektiven Wahrnehmung und die Wirkungen in objektiv messbaren statistischen Änderungen, die sich im Anschluss an die Ursache – also in der Zukunft niederschlagen. Dass diese Änderungen in der Zukunft auch wieder subjektiv wahrgenommen werden, ist die Sache der zuküftigen Betrachter aber für den heutigen Betrachter, der aus seinem heutigen Wertesystem betrachtet, nicht relevant. Es ist also legitim, auf objektive Auswirkungen subjektiver Ursachen zu verweisen, um die Ursachen zu beurteilen.
JR
Nicht das Sexualverhalten Homosexueller ist das Problem, sondern jede Umdeutung der Institution Ehe an sich hat Auswirkungen auf die Sozialisation nachfolgender Generationen.
Jede Umdeutung hat - mehr oder minder - Auswirkungen auf individuelle oder kollektive Wahrnehmungen, klar. Aber welche Auswirkungen? Die Umdeutung der Ehe hat - je nach historischer Wahrnehmung - mit der Industrialisierung, dem Frauenwahlrecht, den Gleichberechtigungsschritten der 1950er Jahre oder denen danach begonnen. Sich hier auf die Öffnung der Ehe für Homosexuelle zu fokussieren scheint mir Ihre Wahl zu sein, Scheidungskind. Das Recht dazu müssen Sie haben.
Aber nachvollziehbar finde ich Ihre Wahrnehmung nicht.
Antwort Scheidungskind
Ich habe nicht nur das Recht dazu, sondern es ist angesichts des Themas des Artikels schlicht zwingend, eine Ursache – Wirkungs - Betrachtung für die Umdeutung der Ehe anzustellen. Unter Sicherheitsgesichtspunkten ist es in jedem System, das existenzielle Wirkungsmechanismen beinhaltet, schwer fahrlässig, geplante Änderungen nicht auch auf wahrscheinliche Folgen hin zu untersuchen.
Vielleicht ist Ihre Wahrnehmung der Ehe dadurch beeinflusst, dass ihre Eltern nicht verheiratet waren oder dass die Ehe auseinander gegangen ist oder viel gestritten wurde. Aus psychoanalytischer Sicht findet die langandauernde Prägung von Kindern hauptsächlich im Raum zwischen Kind und Eltern statt und damit rückt die Ehe als konstituierendes Element der Familie ins Blickfeld, um zu erwartende Änderungen in langfristigen Einstellungen in Bezug auf Beziehungen und Eigenmotivation abzuschätzen.
Also, Scheidungskind: Sie sehen das so; ich halte es für Kaffeesatzleserei zu Lasten einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Dabei wird es in dieser Diskussion voraussichtlich bleiben.
Das scheint der Wissenschaft nicht so ganz standzuhalten. Die Ehe lässt sich ehevertraglich einrichten, aber die Ehe selbst ist ein gedankliches Wahnsinnsteil aus dem Wotanswald, oder noch vorher, der dadurch nicht unkomplexer wird, dass der Staat sich z. T. von den Religionsgemeinschaften erzählen lässt, um was es da gehe.
Wenn Sie nicht noch kurzfristig ein Standardwerk über Entwicklungspsychologie in die Hand nehmen, wird es wohl so sein.
Warum keine Diskussion in Ihrem Artikel zur Xenophobie?