Niemand außer den Tätern weiß bisher, wer Alexej Nawalny schädigen wollte, und warum. Als die wahrscheinlichste Variante gilt die eigenständige Aktion einer autonom handelnden Gruppe, die sich im Einklang mit der Staatsführung sieht. Würde sich das bewahrheiten, wäre es kein Grund zur Beruhigung. Denn es würde bestätigen, dass das Gewaltmonopol des Staates in Russland nicht mehr funktioniert. Ja, Russland hat, im letzten Jahrzehnt wieder verstärkt, ein autoritäres Regime mit starken Rechtsstaatdefiziten und Korruptionsauffälligkeit sowie eine Ordnung, die staats- und privatkapitalistische Charakteristika kombiniert. Man sollte sich dafür interessieren, woher dies kommt.
Das riesige Land war seit jeher ein Vielvölkerimperium, kein Nationalstaat; politische Freiheit kannte Russland einige Monate nach dem Sturz des Zarismus im März 1917. Nach der Revolution, der Epoche des „realen Sozialismus“ und der sozialen Katastrophe der Jelzin-Ära wurde die Befestigung der Staatsautorität und das Funktionieren der Institutionen seit der Übernahme der Regierung, dann der Präsidentschaft durch Wladimir Putin von der großen Mehrheit als Befreiung empfunden – das gilt auch für den Übergang zu einer unabhängigen, interessengeleiteten Außen- als Großmachtpolitik. Die Russische Föderation ist 1991 auf ein Territorium zurückgestutzt worden, das dem des 17. Jahrhunderts nahe kommt.
Aus russischer Sicht ist die NATO heute von der Elbe bis an den Bug und weiter vorgerückt. Dass die ostmittel- und südeuropäischen Länder im Hinblick auf ihre historischen Erfahrungen bestrebt waren, sich mit einem NATO-Beitritt unter die Fittiche des US-Atomschirms zu begeben, ist verständlich; für Russland aber ist es unter jeder denkbaren Regierung problematisch. Das Gefühl der Einkreisung verstärkte sich, als von den USA unterstützte Regimewechsel im Randbereich Russlands statt prorussischer prowestliche Oligarchen an die Macht brachten. Die einstige konventionelle militärische Überlegenheit des Warschauer Pakts, mit der die Sowjetunion die globale, atomare Überlegenheit der USA ausbalancierte, ist einer deutlichen NATO-Überlegenheit auf diesem Sektor gewichen.
Das Denken in Deutschland ist auch nach 1990 diktiert vom Atlantizismus mit der Führungsrolle der USA und der Ideologie der „westlichen Wertegemeinschaft“. Ein vereintes Europa könnte an die Stelle des „Westens“ treten, wird bis heute aber meist als Ergänzung der atlantischen Verbindung verstanden. Die russische Zustimmung zur NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands resultierte aus der 1989/90 akuten Wirtschafts- und Ernährungskrise der UdSSR, war aber zugleich mit der Erwartung verbunden, eine darüber hinausgehende NATO-Osterweiterung würde nicht erfolgen, es würde sich um eine Zwischenlösung handeln, bis ein gesamteuropäisches Sicherheitssystem die alten, vom Kalten Krieg geprägten Bündnisse erst überwölben und dann überflüssig machen würde.
Die Auflösung der NATO war, wie die seinerzeitige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice freimütig erklärte, die einzige ernsthafte Sorge der USA angesichts der deutschen Einigung. Eine gesamteuropäische, gestufte Integration mit einer speziellen Sicherheitsstruktur, wie sie Michail Gorbatschow mit seiner Formel vom gemeinsamen Haus Europa umriss, stand zur Fortexistenz eines westlichen politisch-militärischen Blocks regelrecht im Widerspruch. Dies ist der tiefere Grund dafür, dass die von verschiedenen Seiten angeregte Aufnahme Russlands in die NATO ausblieb.
Mehrere Angebote der russischen Führung zu einem Neuanfang, namentlich in Putins Rede vor dem Bundestag 2001, sind missachtet worden. Die erneute Entfremdung und tendenzielle Verfeindung zwischen vielen westlichen Staaten und Russland ist durch beide Seiten vorangetrieben worden, auch durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim. Doch auch dieser Vorgang war Teil eines größeren komplexen Geschehens, wo ein struktureller Konflikt im Innern der Ukraine durch rivalisierende Angebote der EU und der Eurasischen Wirtschaftsunion, durch eine prowestliche Bewegung im Westen des Landes und darauf reagierende Separationsbestrebungen im Osten bis zum Bürgerkrieg, unter offenkundiger Beteiligung Russlands und weniger offenkundiger der USA, eskalierte.
Die westliche, vor allem die deutsche Entspannungspolitik, deren Kern die Herstellung eines anderen Verhältnisses zu Moskau war, hatte sich schrittweise entwickelt, nachdem die Welt während der Kuba-Krise am Rand eines großen Atomkriegs gestanden hatte. Speziell die 1969 gebildete Regierung Brandt/Scheel machte sich die Devise zu eigen, man müsse den territorialen Status quo de facto anerkennen, um die Blockkonfrontation, die Teilung des Kontinents und der Nation in einem längeren Prozess zu überwinden. Das war nur möglich, indem die Interessen beider Seiten realistisch zugrunde gelegt und Vertrauen aufgebaut wurden. Am Anfang stand also die Bereitschaft, bestehende Konflikte mit den Augen des Kontrahenten und künftigen Partners wahrzunehmen – nicht um seine Perspektive einfach zu übernehmen, sondern um zu verstehen, warum er denkt, wie er denkt, und handelt, wie er handelt. Genau dies fehlt der deutschen Außenpolitik heute.
Peter Brandt , Sohn Willy Brandts, ist Historiker und Mitherausgeber des 2019 im Westend-Verlag erschienenen Aufrufs Frieden! Jetzt! Überall!
Kommentare 133
Tolle Geschichtsstunde! Für so ein banales Sammelsurium an Naseweisheiten hätte man das Papier besser nicht schmutzig gemacht.
"Sammelsurium an Naseweisheiten"
"na·se·weis/ˈnaːzəva͜is,náseweis/Adjektiv(meist von Kindern) sich vorwitzig einmischend, ein bisschen vorlaut"
Laut Wortdefinition trifft das eher für Ihren quasi Nichtkommentar zu.
Was genau ist für Sie falsch / unzutreffend am / im - Blogtext?
Der 1. Absatz ist kompletter Quark:
|| Als die wahrscheinlichste Variante gilt die eigenständige Aktion einer autonom handelnden Gruppe, die sich im Einklang mit der Staatsführung sieht. ||
Mir fällt noch eine wahrscheinlichere ein…Dazu würde die einzelnen Puzzleteile viel besser passen. Die Frage ist: Wer hat die Macht mit der RF dieses Spiel zu inszenieren?
|| Würde sich das bewahrheiten, wäre es kein Grund zur Beruhigung. Denn es würde bestätigen, dass das Gewaltmonopol des Staates in Russland nicht mehr funktioniert.||
Auf die Erweckung dieses Eindruckes wird von westlicher Seite hingearbeitet. Anders ist die Verweigerung der Zusammenarbeit und Kommunikation zwecks Aufklärung des Falles nicht zu erklären. Die russische Regierung wird derzeit wie ein Pariastaat behandelt.
|| Ja, Russland hat, im letzten Jahrzehnt wieder verstärkt, ein autoritäres Regime mit starken Rechtsstaatdefiziten und Korruptionsauffälligkeit sowie eine Ordnung, die staats- und privatkapitalistische Charakteristika kombiniert. ||
Peter Brandt klammert die 90-er Jahre komplett aus. Mehr Korruption & Rechtssaatdefizit als in dieser Zeit ist gar nicht mehr möglich. Der Artikel ist absolut überflüssig, da er die entscheidenden Fragen zu dem Vorfall nicht stellt.
die schwäche der zivil-gesellschaft in rußland historisch zu verstehen ist eines.
sich in stören-friede mit despotischen ambitionen einzufühlen, ist etwas anderes.
anstrengungen im westen, sich zu entspannen, schafft einen entspannten westen.
daß sich putin und sein drang, opposition zu eliminieren,
aggressive außenpolitik zu betreiben,
daraufhin entspannen, ist: wunsch-denken, das nicht neu ist.
ich rede keinem spannungs-aufbau im westen die rede,
aber klare zurückweisungen könnten helfen,
putins empathische sensorik zu erreichen, so stumpf und dumm
wie lukaschenko scheint er nicht zu sein.
"Was genau ist für Sie falsch / unzutreffend am / im - Blogtext?"
Falsch ist, ihn abzudrucken, und dann auch noch auf der Titelseite. Er enthält nur lauter banales Zeug. Butter bei die Fische! Oder soll das provokativ sein: "Russland verstehen"? Das unterscheibt Ihnen auch Adenauer noch aus dem Grab.
Eine schlüssige Zusammenfassung
++ Ein vereintes Europa könnte an die Stelle des „Westens“ treten, wird bis heute aber meist als Ergänzung der atlantischen Verbindung verstanden. ++
In letzter Zeit war davon öfters die Rede, vor allem seit "Trump", aber es gelingt nicht. Dafür gibts viele Gründe, zu alte Abhängigkeiten wahrscheinlich, aber auch Misstrauen gegenüber Russland.
Sie wirken ein wenig aufgeschreckt. Warum eigentlich? Russland macht doch wirklich Sorgen. Vor allem aber dieses Verdikte, von wegen "überflüssig" usw. zeugt vom Unwillen andere, als die eigene Meinung dazu überhaupt zur Sprache zu bringen.
Sorgen bereiten eher die EU & die deutsche Regierung. Haben Sie die Erklärung des Europäischen Parlaments vom 17.09.2020 gelesen? Mal abgesehen davon, dass Vermutungen als Fakten dargestellt werden uvm., herrscht hier ein Stil & Ton, der üblicherweise gegenüber Pilleländern als Ausdruck von Dominanz angewandt wird. Jetzt können Sie natürlich entgegnen: Who the fuck ist das Europäische Parlament?
Aber wer oder was treibt die deutsche Regierung?
Eine autonom handelnde Gruppe also, soso. So autonom wie damals die nicht gekennzeichneten Soldaten auf der Krim..? Die seien feeienhalber dort, liess der neue Zar im Kreml verlauten. Und deshalb dürften sie auch machen, was sie wollen. Mit dem T-14 Kampfpanzer in die Ferien, haha: der war wirklich gut! Was mit den Agenten kürzlich im winterlichen Grossbritannien los war- da kam übrigens dasselbe Nervengift zur Anwendung- ist nach Ansicht des neuen Zars ja auch nicht hinlänglich geklärt. Nein, wir sollten aufhören, naiv in die grosse, neue Welt hinaus zu schauen. Aber gleichzeitig sollte sich der Westen auch davor hüten, sich in innerrussische Angelegenheiten zu mischen!
Anders als die Redaktionäre und/ oder Peter Brandt muss ich Russland nicht verstehen.
Mir reicht es völlig aus, Russland - und das heißt für mich zunächst: die russischen Menschen und die russische Seele - zu RESPEKTIEREN. Klaus Bednarz war darin ein Meister. Meine Lieblings DVD der letzten hundert Jahre: "Die Ballade vom Baikalsee."
Wer es gerne anders mag, sollte einen Blick in ein Geschichtsbuch werfen. Und sich etwas intensiver mit dem Zweiten Weltkrieg befassen.
Zwei Fragen entnebeln dabei den Blick (auch eine Empfehlung an Herrn Röttgen):
° Wer hat wen überfallen?
° Wer hat wie viele Tote und Verwundete zu beklagen?
Noch Fragen???
Ein vereintes Europa wird so wenig an die Stelle des Westens treten, wie Deutschland oder die Schweiz an die Stelle Europas. Armstuhlfriedensgeneräle erkennt man unter anderem daran, dass sie Australien, Britannien, Kanada, Neuseeland, und Teile Afrikas und Lateinamerikas en passant unter den Tisch fallen lässt.
Ein vereintes Europa wird so wenig an die Stelle des Westens treten, wie Deutschland oder die Schweiz an die Stelle Europas. Armstuhlfriedensgeneräle erkennt man unter anderem daran, dass sie Australien, Britannien, Kanada, Neuseeland, und Teile Afrikas und Lateinamerikas en passant unter den Tisch fallen lassen.
Klaus Bednarz war darin ein Meister.
Das stimmt. Aber sein Respekt hat ihn nicht blind gemacht.
Die Einschätzung von Herrn Brandt bezüglich der mutmaßlichen Täterschaft bei Nawalny stimmen überein mit vielen innerhalb Russlands, abseits von Staatsmedien. Gerade bekannte politische Analysten vermuten die Täter/Auftraggeber im Umfeld oder auf der mittleren Ebene der Staatsmacht, etwa im regionalen Establishment des Tatorts, tausende Kilometer entfernt von Moskau, gegen das Nawalny dort ja gearbeitet hat.
PersönlicheAngriffe gegen den Autor deswegen sind absolut ungerechtfertigt. Insbesondere wenn die, die sie vorbringen, Geheimdiensttheorien anhängen, die ich persönlich für sehr abenteuerlich halte.
Ich frag jetzt mal nicht, wer denn - in Ihrer Wahrnehmung - blind geworden sein soll. :-)
Wirkliche Russlandfreunde, so wie ich den Begriff verstehe, können beides: einmal Respekt - bis hin zu Liebe - für dieses große, großartige, leidgeprüfte Land und seine Menschen empfinden. Und außerdem Entscheidungen der politischen und wirtschaftlichen Elite kritisieren.
In der causa Deutschland ist dies für mich ähnlich, aber weniger ausgeprägt. Vermutlich wegen der geringeren Distanz. Früher war Deutschland das Land der Dichter und Denker, seit geraumer Zeit der Richter und Henker. (Zuspitzung beabsichtigt.)
Auch wenn es noch immer vieles Liebenswerte auch heute noch gibt: kluge Individuen, schöne Landschaften, die der MIK - dank machtvollen Widerstands - noch nicht zerstören konnte, tolle Weine, gutes Essen u. a. m.
„Sanktionen haben Putin zum Nachdenken gebracht“ (Russland und der Westen)
Und das Ergebnis seiner sechsjähringen Meditationen war dann der Giftanschlag auf einen mäßig wichtigen Oppositionellen? In einer Zeit, in der es sich nicht nur der große Diktator ohne Nachzudenken an zwei Fingern hätte ausrechnen können, was seine Aktion für Folgen haben würde...
Doch, ich bin wirklich der Meinung, wenn erzieherische Maßnahmen von einem derartigen Erfolg gekrönt werden, dann sollte man keinen Moment zögern, diese auch weiterhin strategisch zur Anwendung zu bringen.
"Würde sich das bewahrheiten, wäre es kein Grund zur Beruhigung. Denn es würde bestätigen, dass das Gewaltmonopol des Staates in Russland nicht mehr funktioniert. "
Wobei man über die Machenschaften der unkontrollierbaren amerikanischen Geheimdienste, deren Spitzeleien, ihre Folter und häufig auch tödlichen Eingriffe überall auf der Welt, wo es ihrem Gutdünken angebracht erscheint, natürlich nicht und niemals beunruhigt sein muss. Beziehungsweise darf, jedenfalls nicht wenn man in Deutschald Regierungsverantwortung übernehmen möchte. Auch, dass es sich in Sachen Nawalny um eine Inszenierung von eben dieser Seite handeln könnte, ist selbstverständlich nichts weiter als eine Verschwörungstheorie. Damit macht man sich keine Freund, im Gegenteil, man vergrault sic sich.
"Aus russischer Sicht ist die NATO heute von der Elbe bis an den Bug und weiter vorgerückt."
Was heißt denn aus russischer Sicht? Ist das nicht eine objektive Tatsache? Trotz der mündlichen Zusicherungen an Gorbatschow, die er sich, gutgläubig wie er war nicht schriftlich hat geben lassen?
So was wie who the fuck... würde ich sowieso nicht sagen. Aber, eines ist schon wahr: Es eignet sich u. a. gut für solche harschen Verlautbarungen.
Ich denke, die deutsche Regierung, die laut diesem interessanten Beitrag als bisherige gute Vermittlerin zwischen Russland und anderen europäischen Ländern belobigt wird, hat Gründe, sich mal bisschen weniger um Vermittlung zu bemühen. Ende der Beziehung schreibt ein renommierter Autor aber erst nachdem er aufgezählt hat, wie bitter auch Putin das alles aufstößt. Vielleicht hat die deutsche Regierung jetzt mal die Nase voll.
Der hier verlinkte Beitrag jammert auf ziemlich hohem Niveau, aber am Ende sieht aber am Ende doch Licht im Dunkeln.
Zitat: ++ Was das Verhältnis zu Berlin betrifft, wäre eine Auszeit angebracht. Man sollte die Deutschen selbst entscheiden lassen, ob sie eine weitere Gaspipeline aus Russland brauchen oder nicht. Sobald etwas Zeit vergangen ist, muss man auf neuer Grundlage die Verständigung mit Deutschland suchen, gestützt auf nachbarschaftliche Beziehungen, Berechenbarkeit und den beiderseitigen Nutzen. Für Moskau besteht die wichtigste Aufgabe in Europa im Augenblick darin, Belarus nicht durch dieselbe Inkompetenz zu verlieren, durch die es die Ukraine verloren hat. Russland sollte nicht zulassen, dass der belarusische Staatschef Alexander Lukaschenko Putin für dumm verkauft, und dafür sorgen, dass Putin das belarusische Volk – und übrigens auch das russische Volk – nicht falsch einschätzt. ++
Ich finde das alles recht schlüssig und denke mir der Rest ist viel viel rhetorische Umkränzung.
Was mir allerdings Sorgen macht, ist der Umgang z. B. der Nachdenkseiten mit diesem Beitrag. Eine Reihe ähnlich alternativer Medien werfen die Schatten der Kriegshetze und Kriegsvorbereitung gegenüber Russland an die Wand. Und das ist gewollt, aber nicht von Deutschland. Wirklich nicht. Das ist russische Panikmache, die ich auch in anderen Zusammenhängen beobachte. Das sind eben keine Unschuldslämmer, ganz und gar nicht. Wichtig ist darum: Ruhe bewahren.
Wenn wir einmal davon ausgehen, daß der Anschlag von Nawalnyfeinden in R ausgeübt wurde, die mit der Staatsmacht in enger Verbindung stehen, was ich für nicht unwahrscheinlich, aber alles andere als bewiesen halte, gibt es zwei mögliche Erklärungen: 1. die Affäre kommt Putin ungelegen, ist eigenmächtig erfolgt, die Regierung kann den Fall nicht juristisch ahnden, weil die Täterkreise zu einflußreich sind, oder 2. die Sache war von oben geplant. In diesem Fall muß man davon ausgehen, daß das, was sich jetzt als Skandal ergeben hat, eingeplant, also gewollt ist. Dh, man betreibt mit der westlichen Eskalationsstrategie das Geschäft Moskaus. Das kann sein, dann ist aber nicht Putin der Dumme, sondern wir sind es. Oder kann man Putin für so dumm halten, daß er einen geplant mißglückenden Anschlag ausüben läßt und die Beweise dem Westen frei Haus liefert, ohne die eskalierende Wirkung zu bedenken? Liegt aber 1. vor, würde eine kluge Strategie Moskau einen diplomatischen Ausweg bieten, der dazu beiträgt, daß sich solche Vorfälle nicht wiederholen.
Was mich an manchen Kommentatoren nervt, ist, daß sie so verbohrt argumentieren, daß sie zugleich Putin abgründige Böswilligkeit und grenzenlose Dummheit unterstellen. Für mich ist beides Unsinn, aber wenn schon, müßte man sich auf eines von beiden festlegen.
"Vielleicht hat die deutsche Regierung jetzt mal die Nase voll. "
Vielleicht ergibt das Ganze aber mehr Sinn, wenn man davon ausgeht, dass hier in D mindestens zwei unterschiedliche Gruppierungen versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Gruppierungen, die parteiübergreifend sind. Politiker, die das einbeziehen, werden manches Mal zu Dingen gezwungen sein, die so aussehen, als ob sie gar nicht zu ihnen passen. Wie im Schach, wo durch einen raffinierten Zug der Gegner letztendlich doch das geschehen lassen muss, was man für richtig hält, also im Spiel den Sieg erreicht. Am Jahresende werden wir sehen, ob Frau Merkel NS2 durchsetzen konnte. Auch wer gegen diese Gasleitung ist, sollte ihr dabei die Daumen drücken. Alles andere würde für uns viel zu teuer werden (Vertragsstrafen, Verlust an Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit). Wie viel Gas nachher durch diese Röhre strömt, steht doch auf einem ganz anderen Blatt.
>>Was mir allerdings Sorgen macht, ist der Umgang z. B. der Nachdenkseiten mit diesem Beitrag.<<
Die kommen auch in dem Leserbrief einer gewissen Magdalene Geisler zum Ausdruck, deren Leserbrief auf den Nachdenkseiten veröffentlicht wurde:
"Geehrter Herr Müller,
manchmal habe ich das Gefühl, Sie haben das Handwerk der politischen Analyse völlig aus der Hand gelegt und sind nur noch Politagitator. Vielleicht aber war das schon immer so. Permanenter Wahlkampf gegen die Merkel-Regierung. Lassen Sie’s lieber, Merkel ist besser als Sie denken, aber mit Frauen…. Naja, geht auch nicht so gut bei Ihnen. (...) Was tun Sie? Sie nutzen auch die Gunst der Stunde um einzig und allein irgendwelche Erbärmlichkeiten der Bundesregierung bloß zu legen. Was haben Sie davon. Was bloß? Nichts außer Stammtischgemecker und uralte Ressentiments."
Ja, das war auch das letzte Mal, dass ich mich an die NDS mit einer Mail gewendet habe. Davon abgesehen hat er mich dann als Troll abqualifiziert.
In einer weiteren Mail habe ich das entkräftet. Wir haben ja sogar gemeinsame Bekannte. Ist auch alles ok. Die Nachdenkseiten haben eben auch ihre Sicht- die von anderen "Frame" genannt wird. Auch die lassen weg, was ihnen nicht in den Kram passt. usw. Und verlieren zunehmend an Bedeutung und Akzeptanz.
Ja, diese ganze Gasleitung ist ein Symbol für ganz andere Auseinandersetzungen. Aber, genau deshalb sollte sie zu Ende gebracht werden.
Auch wenn die Einschätzung von Peter Brandt mit russischen Analysten übereinstimmt, bedeutet es nicht, dass es so stattgefunden hat. Doch die (uns bekannten) Puzzleteile passen nicht zusammen:
I.| Warum sollte Putin in diesem Fall genehmigen, dass Nawalny ausgeflogen werden konnte? Die Vermutung, Putin hätte darauf vertraut, dass Merkel den Deckel drauf hält, ist mehr als unwahrscheinlich. Er kennt die Schwächen der deutschen Regierung & Institutionen.
II.| Warum wurde ein Nervengift eingesetzt, dann auch noch eines aus der Gruppe, die mit dem Skripal-Fall in Verbindung gebracht wird? Angenommen das stimmt, bedeutet die Wahl des Mittels einen Angriff auf die russische Regierung. Die Täter können in der RF zu suchen sein aber wahrscheinlicher außerhalb, ggf. als Hintermänner.
Womit habe ich den Autor persönlich angegriffen? Mit meiner Meinung, dass sein Artikel zu dieser Causa überflüssig ist? Immerhin hat er nach zähem Beginn inzwischen einen Diskurs ausgelöst.
Was Sie oder ich als abenteuerlich halten, spielt keine Rolle. Mir geht es um Schlüssigkeit der Deutungen.
Gemach. Ein Giftanschlag ist keine Annexion. Es hätte durchaus auch schlimmer kommen können. Beruhigt Sie das denn gar nicht?
"Naja, geht auch nicht so gut bei Ihnen. (...) Was tun Sie? Sie nutzen auch die Gunst der Stunde um einzig und allein irgendwelche Erbärmlichkeiten der Bundesregierung bloß zu legen."
Was wäre dann sonst wohl die Aufgabe der Medien. Wobei es völlig legitim ist die Person besonders zu "bearbeiten", die auch nach:
"Artikel 65 Grundgesetz (GG) bestimmt der Bundeskanzler die Richtlinien der Regierungspolitik und trägt dafür die Verantwortung. Diese Richtlinienkompetenz umfasst die Vorgabe eines Rahmens für das Regierungshandeln, den die einzelnen Ministerien mit Inhalten ausfüllen."
Welches Geschlecht auch immer dabei, was spielt das schon für eine Rolle. Sollte es jedenfalls nicht! So kann man leicht die Ebenen verwechseln, wie es wohl gefühlt bei Leserin im "Merkelbeschützungsmodus" abgelaufen ist.
Das die dann auch noch so einen Leserbrief veröffentlichen. :-) Aber das wird sicher von einigen in die "Alibischublade" abgelegt.
Ich frag jetzt mal nicht, wer denn - in Ihrer Wahrnehmung - blind geworden sein soll. :-)
Und ich verliere darüber kein Wort, schon gar nicht ungefragt. All I'm saying is das Bednarz nicht blind war. :)
Sie machen sich lächerlich mit ihrem naiven Geschreibsel.
Naja, Hareimue ... :))
Dh, man betreibt mit der westlichen Eskalationsstrategie das Geschäft Moskaus.
Darin steckt viel Allmachtsglaube, und zwar westlicher. Den teilen ja sowohl Unterstützer als auch Kritiker der westlichen Russlandpolitik.
Natürlich schaden schlechte Beziehungen zum Westen der russischen Wirtschaft. Aber nichts schadet dem System Putin so sehr wie eine Bevölkerung, die dieses System nicht mehr fürchtet.
Wenn man also einmal davon ausgeht, der Anschlag sei mit Genehmigung der Führung erfolgt, dann war das Ziel die Schadensbegrenzung für das Regime, aber nicht der Wunsch, neue Sanktionen zu provozieren. Die nähme man damit lediglich in Kauf.
Wenn das das Ziel gewesen wäre, wie kann man unterstellen, daß R und/oder P so skrupellos waren, den Anschlag auszuführen, und so blöd, den Kritiker nicht ohne fehlende Beweise/Beweismöglichkeiten zu eliminieren (einen Unfall inszenieren oder eine Person spurlos verschwinden zu lassen)? Das ist gerade das, was ich genervt moniert habe.
Warum sollten sie Nawalny endgültig eliminieren? Und warum sollten die USA im Irak Massenvernichtungswaffen finden? Man zeigt, was man sich leisten kann.
>>Was wäre dann sonst wohl die Aufgabe der Medien.<<
Stimmt. Eigentlich sollten sie Regierungshandeln kritisch betrachten und damit nicht nur den Alltagsrezipienten eine Einordnungshilfe geben sondern auch der Politikerklasse einen Spiegel vorhalten. Die große Mehrheit der Medien dürfte sich, was Regierungshandeln betrifft, als dessen Wegbereiter betrachten. Die wirtschaftliche Macht der sozialkritschen Medien ist gegenüber Unternehmen wie Springer oder Bertelsmann, auf die die Bundeskanzlerin zählen kann, sehr bescheiden. Insofern dient das Bashen kleiner linksstehender Medien als Korsettstütze der Hartz-IV-Parteien.
++ Was wäre dann sonst wohl die Aufgabe der Medien. Wobei es völlig legitim ist die Person besonders zu "bearbeiten", die auch nach:"Artikel 65 Grundgesetz (GG) bestimmt der Bundeskanzler die Richtlinien der Regierungspolitik und trägt dafür die Verantwortung. Diese Richtlinienkompetenz umfasst die Vorgabe eines Rahmens für das Regierungshandeln, den die einzelnen Ministerien mit Inhalten ausfüllen." ++
Völlig einverstanden. Aber, wenn eine Person "bearbeitet" wird (schöner Ausdruck) ohne ihr politisch wirklich gerecht zu werden und zwar sowohl was die akzeptablen als auch die kritikwürdigen Aspekte ihres politischen Handelns betrifft, dann ist das genau so manipulativ, wie es den sogenannten MSM immer vorgeworfen wird. Müller ist zutiefst eindimensional in seiner Sicht. Bei dem sind - nicht erst seit heute- politische Akteure, die ihm nicht in den Kram passen, ganz schnell "Einflussagenten".
Apropos "Merkelbeschützermodus". Das hat die wirklich nicht nötig. Sehen Sie die Bundesregierung wirklich als Verein von Kriegstreibern mit einer Kanzlerin, die wie kein anderer sonst noch immer moderiert und versucht, die Konflikte abzuschwächen? Übrigens im Kontrast zu den Grünen.
Apropos: Beschützermodus: mir tut sogar der Spahn Leid, der inzwischen als Massenmörder im Netz beschimpft wird oder Heiko Maas, den eine verirrte Seele dieser Tage mit Eichmann verglichen hat. Die Maßstäbe sind völlig abhanden gekommen. Und - noch einmal -Albrecht Müllers NDS sind schon lange nicht mehr unabhängig. Die sind beteiligt an dem Narrativ, es herrsche eine Kriegsaufbruchstimmung gegenüber Russland. Absolut daneben und politisch auch völlig abwegig.
Was soll es denn sonst sein? Friedenspolitik? Sie machen sich lächerlich mit ihrem naiven Geschreibsel.
Friedenspolitik betreiben leider im Moment die wenigsten Staaten. Aber wenigstens betreibt die Bundesregierung noch sowas wie Politik des Konfliktausgleichs.
»Russland sucht traditionell Zugang zum Mittelmeer, und seit Putin in Syrien militärisch und diplomatisch die Oberhand gegen die Golfstaaten und den Westen gewonnen hat, konnte Russland erneut einen strategischen Zugang über das Schwarze Meer zum Mittelmeer erringen. Und das Mittelmeer erstreckt sich bekanntlich zwischen Europa, Asien und Afrika und ist ein Nebenmeer des Atlantischen Ozeans, denn die Straße von Gibraltar verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantik. Die russische Beteiligung an den Konflikten in Syrien und Libyen dient zum einen dem Zweck, eine Regime-Change-Agenda der Globalisten in Schach zu halten, und zum anderen, dem Kreml Tiefwasserhäfen und Militärflugplätze am östlichen Mittelmeer zu verschaffen. Dies ist ein entscheidender Wendepunkt für Russen.
…
Tatsache ist jedoch, dass die harte Politik der EU gegenüber der Türkei auch ein klares Signal an Russland ist, das in den vergangenen Jahren seinen Zugang zum Mittelmeer wiedergewonnen hat. Vor allem die Türkei und Zypern sehen Russland als einen Vermittler im Konflikt um das Mittelmeer, was für die westliche Seite ein Albtraum und Verlust an geopolitischem Einfluss bedeutet. Mittlerweile hoben die USA kürzlich das Waffenembargo gegen Zypern auf, was Russland im Endeffekt noch mehr Gewicht im Streit um Mittelmeergebiete verleiht. Denn die Türken betrachtet nun die Transatlantiker und die EU nicht mehr als neutrale Akteure in diesem Konflikt. Russland steigt somit zu einem noch gewichtigeren Akteur am Mittelmeer auf.«
Vielleicht, weil das Problem in dieser Gestalt endgültig beseitigt wäre? Und würde man denn damit weniger zeigen, was man kann?
Ihre Antwort also: skrupellos und nicht dumm. Dazu habe ich bemerkt, daß in dem Fall der Westen so dumm ist, das Spiel Russlands zu spielen. Denn dann wäre die Strategie Rs die Eskalation, die Gegenstrategie müßte Deeskalation sein. Um R schwach aussehen zu lassen, müßte man dann zeigen, daß man Mitleid mit dem armen Opfer hat, daß man R helfen will, sich gegen Verleumdungen zu wehren und die Autorität der Regierung wieder herzustellen.
Wenn beide Seiten einen Vorteil in der Eskalation sehen, dann sind beide dumm, eine folie à deux. Oder infantile Sandkastenspiele.
Wie man‘s auch dreht, die Position raffiniert böse und verblendet dumm kann nicht widerspruchsfrei unterstellt werden.
Nun ja, die BRD hat einen Vorteil: Dort ist die schlimmste Korruption völlig legal. So lässt es sich bequem einen guten Platz im Weltvergleich erlangen...
na, da muß ja jedem russen, ob arm ob reich, ob in der metropole,
der schlafstatt oder auf dem lande: das herz aufgehen!
endlich ein gewichtiger akteur im weltmacht-poker zu sein!
Noch eine kurze Frage zum "Demokratischen Widerstand": was ist an der Froderung nach "erziehrischen Massnahmen" demokratisch, wenn der Verantwortliche noch nicht feststeht?
Ist das Ihr Lebensmotto: Zweiter Schritt vor dem ersten?
Na, denn Prost, Otto Soest.
>> ... würde ich sowieso nicht sagen.<< Das weiß ich doch ;-)
Trenin geht auch davon aus, dass der Fall Nawalny ein Inside-Job war _ ohne näher darauf einzugehen. Demnach hat Putin mit der Bewilligung der Ausreise Nawalnys in Merkel eine Komplizin gesehen, die ihm ´bei der Suche nach einem gemeinsamen Ausweg behilflich sein´ werde. Mit Verlaub _ das ist doch Kokolores! Trenin wirft hier Nebelkerzen. Etwas weiter schreibt er: ´Dass die deutsch-russische Feindschaft wieder auflebt, wird die NATO nicht stärken.´ Was bezweckt der Kerl?
Die Schlüsselfrage ist, wer oder was Merkel bewogen hat, Nawalny aufzunehmen & Putin, die Ausreise zu bewilligen. Nawalny wurde angeblich schon einmal vergiftet, ohne dass seine Behandlung in einem westlichen Land forciert wurde. Warum diesmal & warum jetzt? Aus welchen Gründen wurde kein transparentes Verfahren zur Untersuchung von Nawalnys Blutprobe gewählt sondern die Analyse anstatt in einem unabhängigen Institut einem NATO-Labor überlassen? Wozu die mangelnden Informationen über die genaue Giftart? Merkel sprach von Novitchok-Gruppe _ aber was heißt das & vor allem was genau weiß sie?
Wenn Sie mir verraten, welcher NDS-Beitrag Ihnen Sorgen bereitet, wäre es hilfreich. Dass Kriegshetze & vorkriegerische Handlungen für eine Eskalation des Kalten Krieges seit geraumer Zeit stattfinden, ist offensichtlich & gerade letzte Woche vom Europäischen Parlament mit Deutlichkeit abgesegnet. Ob Merkels ´Schaukelpolitik´ die richtige Haltung bislang & aktuell darstellt, bezweifele ich. Ich würde auf den Tisch hauen & die Flaschen zum Klirren bringen!
Einfache Antworten gibt es darauf (wohl) nicht, zumal wenn
"eine Person "bearbeitet" wird (schöner Ausdruck) ohne ihr politisch wirklich gerecht zu werden und zwar sowohl was die akzeptablen als auch die kritikwürdigen Aspekte ihres politischen Handelns betrifft, dann ist das genau so manipulativ, wie (...)",
betrifft das ja immer die individuelle Einschätzung, wie sie den eigenen Vor-Urteilen entspricht.
Damit will ich nicht sagen, das sich über die Abstimmung gemeinsamer Kriterien, also z.B. die über Russland, USA, China, Ölpipeline, Militärstützpunkte, Klimamaßnahmen, Corona usw. (ohne Wertung der Aufzählung). So in der Art wie die Einzelparameter beim Wahl-O-Mat.
"Kriegstreiber"? Auch hier ließe sich "abstimmen", welche Parameter dafür genauer besprochen und welche Gewichtung sie haben sollten. Denn wenn man im Allgemeinen verbleibt, gibt es ein Hin und Her der Ansichten dazu, wobei meistens die Aspekte auf "einer Seite" gesammelt werden, die den eigenen Präferenzen entsprechen. Selbst das halbleere oder halbvolle Glas sagt bereits einiges über das Muster dafür aus.
Allerdings halte ich die Politik der Bundesregierung (beider Parteien!) nicht für hinreichend, was den Willen zum Frieden betrifft. Das lässt sich bereits an ihren Ansprüchen erkennen, wie sich Deutschland hinsichtlich der militärischen Potentiale aufstellt und für mich zumindest in keinerlei Hinsicht erkennen lässt, wie denn dieser Wahn der neuen Spirale der Militärbudgets unverzüglich beendet werden kann.
Und was ist da ein beeindruckenderes Signal, als in vielerlei Hinsicht voranzugehen, beginnend mit der überfälligen Unterzeichnung des Vertrages zum Verbot von Atomwaffen. Beinhaltend damit natürlich auch keine atomare "Nachrüstung" in Büchel und Schließung dieses Standortes.
Keine Stimme erhebt sich von der offiziellen Seite der Regierung (zumindest mir nicht bekannt), was die Fälle Assange und Snowden betrifft. Jetzt ließe sich sagen, Nawalny ist eine ganz andere Kategorie, der sollte doch tatsächlich ermordet werden (ohne das jetzt zu vertiefen). Auch in diesen 3 Fällen geht es um sehr viel. Konkret wird da aber mit völlig unterschiedlichen Maßstäben gehandelt (bzw. eben nicht!).
"Kriegstreiber" würde ich nun nicht verwenden, aber man kann auch die Feuer weiter brennen lassen, ohne die entscheidenden Baustellen schließen zu wollen. Ein undifferenziertes Schwarzweißdenken oder auch das amerikanische "Gut und Böse" haben eine Gewichtung in der Politik erhalten, die für Diplomaten eigentlich wenig Spielraum lässt.
Ihr "Die Maßstäbe sind völlig abhanden gekommen." würde ich insofern übernehmen, aber etwas anders verstanden. Uns dürfte klar sein, dass Deutschland allein es auch nicht leisten kann. Aber der "Wille zum Frieden" ist für mich zumindest keine mehr im alten Modus der militärischen Aufrüstung, die euphemistisch in allen Ländern natürlich nur der Verteidigung dienen soll. Fragt sich nur, wer die Verteidigungslinien bestimmt, wo denn die nationalen Interessen betroffen sind.
Und klar ist mir auch, das einige östliche "Verbündete" von Deutschland keinesfalls einen Schwenk in dieser Politik erwarten (Frankreich wäre da noch als spezielle Nuss zu knacken). Aber das wäre eben die Aufgabe einer überzeugenden Friedenspolitik zu beweisen/leisten, das es für alle nur diese Schiene gibt. Zumal diese Mittel dingend an anderen Stellen benötigt werden.
Wir (Deutschland/Europa) hat es noch mit dem Problem Türkei zu tun. Durch unsere Verträge betreffend der Flüchtlinge haben wir uns Daumenschrauben anlegen lassen. Aus der Falle müssen wir heraus. Ansonsten (was bereits der Fall ist), fällt die Humanität ständig unter den Tisch, bzw. ersäuft im Mittelmeer.
Mein Fazit: Deutschland mit Merkel befindet sich deutlich unter seinem friedenspolitischen Potential.
Wie man‘s auch dreht, die Position raffiniert böse und verblendet dumm kann nicht widerspruchsfrei unterstellt werden.
Tue ich das? Soweit ich das sehe, erkläre ich, warum es durchaus Sinn ergibt, Nawalny zu vergiften, aber nicht zu töten.
Ich habe mir vorgenommen, geduldig zu sein wie Papst. Also, mal ausführlich (und selbstverständlich nicht in Stein gemeißelt):
Die Opposition wird üppig (und ungebührlich investigativ) und braucht mal wieder eins auf die Rübe.
Andererseits will man mit dem Nervengift nicht gleich ein halbes Flughafencafé (oder wo immer das Zeug letztlich verabfolgt wurde) hopp nehmen.
Ein Nawalny, der überlebt, aber vielleicht nur als Schatten seiner selbst, ist als Abschreckungsrequisite auch nicht zu verachten.
Noch etwas vereinfacht: ein Thriller lebt nicht von einer leibhaftigen Zombie-Inflation, sondern von der Ungewissheit.
Und wenn man dann nach sorgfältiger Beratung auch noch davon ausgehen kann, dass sich der außenwirtschaftliche Schaden in Grenzen halten wird (die Wirklichkeit scheint die optimistischeren Prognosen derzeit zu bestätigen), dann leistet man sich eben etwas.
Ich weise empfehlend auf "Flegels" informativen Kommentar mit Artikelauszug hin. Wir reden von einer atomaren, Sicherheitsrat-Ständige-5 Großmacht mit einer entsprechenden Außen- und Militärpolitik.
Ein Großteil der FC - ja, auch Sie, Herr Wendemann - behandelt das Thema Russland mit einer Sanftmut und Zärtlichkeit, bei der ich mich regelmäßig an ein ostmediterranes Findelkind erinnert fühle:
Natoverfolgtes Babykörbchen im ägyptischen Ried, Prinzessin & Freundinnen treten ans Nilufer, brechen in gerührte Juchzer aus und verbringen das schutzbedürftige Moseskind in Herrn Kaisers Palast.
Eine Oper in vielen tausend Teilen. Und ganz schön naiv, ehrlich gesagt.
:)
Ich denke, die Mutmaßerei, wer, warum, vielleicht noch wo und wann ist ohnehin unsinnig. Wir werden es eh nie erfahren bzw. wirklich je wissen. Und ich unterstelle, keiner hier hat soviel Insiderwissen, dass er/sie begründete Mutmaßungen anstellen kann. Vielleicht taucht einmal was bei Wikileaks auf ...
Die Spiegelung funzt nicht. Lübcke war kein Merkel-Gegner.
Sie teilen die Nöte des Friedensnobelpreisträgers und Killers Obama.
September · Newsletter-Ausgabe #116 von Sahra Wagenknecht, MdB - Auszug
»Nur noch ein Zehntel der neuen Gasleitung Nord Stream 2 fehlen bis zur Fertigstellung, 120 der 1230 Kilometer langen Pipeline, viele Milliarden Euro stecken bereits im Bau. Nun wurden die Arbeiten gestoppt, die USA bedrohen beteiligte Unternehmen und deren Mitarbeiter mit brachialen Sanktionen, die natürlich völkerrechtswidrig sind. Seit dem Attentat auf den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny sind auch in Deutschland die Forderungen der Nord Stream Gegner noch einmal lauter geworden. Man müsse jetzt „Härte“ gegen Putin zeigen, für „Menschenrechte“ eintreten.
Nun ist ein versuchter Mordanschlag ein Verbrechen, keine Frage. Aber erstens sind die Hintergründe des Anschlags bisher überhaupt nicht geklärt. Und zweitens ist die Forderung, deshalb nun Nord Stream 2 zu stoppen, an Scheinheiligkeit und Verlogenheit kaum zu überbieten. Wann hat sich die Bundesregierung bei Rohstoffimporten je um Menschenrechte gekümmert? Wir importieren Öl aus Saudi-Arabien, dort werden Gegner des Regimes nicht nur von Geheimdiensten bedroht, ihnen drohen per Gesetz Strafen wie Auspeitschen oder Köpfen. Oder aus Libyen, wo Folter an der Tagesordnung ist. Und die USA? Über 1000 Unschuldige, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren, sind bisher allein dem vökerrechtswidrigen US-Drohnenkrieg zum Opfer gefallen. Sind das weniger wichtige Opfer als Herr Navalny?
Wenn ein Land Oppositionelle verfolgt, die Korruption und Staatsverbrechen aufdecken, ist das zweifellos eine schlimme Sache. Aber während man aus Navalny einen Helden macht, wird der Whistleblower Julian Assange wie ein Schwerverbrecher ins Gefängnis gesteckt und muss Haftbedingungen aushalten, die Ärzte als psychische Folter bezeichnen und um sein Leben fürchten lassen. Nach einer Auslieferung an die USA drohen ihm 175 Jahre Haft.
Und überhaupt, die USA, unser „Verbündeter“? Was für Verbündete sind das eigentlich, die uns mit Sanktionen belegen, einen Handelskrieg führen und deutsche Politiker, Firmen und ihre Mitarbeiter bedrohen. Nur um einen Markt für ihr eigenes, teureres und dreckigeres Fracking-Gas zu erhalten. Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde.
Über die empörende Scheinheiligkeit, mit der derzeit über Nord Stream 2 diskutiert wird, spreche ich diese Woche im Video.«
>> Aber, wenn eine Person "bearbeitet" wird (schöner Ausdruck) ohne ihr politisch wirklich gerecht zu werden und zwar sowohl was die akzeptablen als auch die kritikwürdigen Aspekte ihres politischen Handelns betrifft, dann ist das genau so manipulativ,…<<
Haben Sie eine Ahnung wie viele Medien in diversen Ländern von der deutschen Regierung indirekt gesteuert & gesponsert werden (tw. gehören sie deutschen Verlagshäusern) & genau das gegen die jeweilige Regierung täglich tun? Da ist ein unabhängiger Albrecht Müller, der ohnehin nur in ´Insider-Kreisen´ bekannt ist, eine absolut harmlose Erscheinung. Ihre Empörung hat doch andere Ursachen…
Müller ist nicht eindimensional, er kann nur nichts mit Merkels Politik anfangen, die Sie als ´Schaukelpolitik´ bezeichnen. MM nach hat er Recht, mit einer derartigen Politik werden auch Geister geweckt, die nicht so einfach loszuwerden sind.
Hat denn jemand behauptet, die russische Regierung oder Putin wären dumm? Was nervt Sie denn tatsächlich?
Insgesamt empfinde ich den Beitrag von SW schwach aber insofern interessant, weil um den heissen Brei herumgeredet wird.
Kann ich so stehen lassen.
»Mein Fazit: Deutschland mit Merkel befindet sich deutlich unter seinem friedenspolitischen Potential.«
Das ist aber sehr freundlich ausgedrückt angesichts deutscher, auch völkerrechtswidriger Kriegsbeteiligungen.
Die Bundesregierung ist oft genug selbst noch vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages dafür gerügt worden. Liefert sie z.B. nicht die Zielkoordinaten für völkerrechtswidrige Bomben? Wird Deutschland am Hindukusch unter Leitung diverser Bundesregierungen durch Frau Merkel etwa nicht mehr verteidigt?
Deutsche Soldaten haben im Ausland nichts zu suchen!
Da Dir ja nachgesagt wird, dass Du Russland mit "einer Sanftmut und Zärtlichkeit" behandelst, also gleichsam "ganz schön naiv" bist, müssen wir uns nun ernsthaft überprüfen, was denn da so falsch gelaufen ist.
Wenn ich es mir genau überlege, haben wir doch noch eine unerledigte Aufgabe zu erledigen, die unsere Eltern, präziser Väter, in Russland einfach vermasselt haben. Die verstehen doch eh nur eine Sprache, nämlich die der "harten Hand".
Das wäre doch genau auf der "Wellenlänge" von Putin, diesem harten Hund. Wenn man den so auf dem Pferd reiten sieht, siehe hier, dann ist das doch völlig klar.
Also, endlich mal in den Realitätsmodus umschalten, meint: die Politik der Stärke einsetzen. :-)
++ Demnach hat Putin mit der Bewilligung der Ausreise Nawalnys in Merkel eine Komplizin gesehen, die ihm ´bei der Suche nach einem gemeinsamen Ausweg behilflich sein´ werde++
Ja, also ich habe das so verstanden, dass er hofft, dass sie ihm bei der Aufklärung dieser Untat behilflich ist oder hilft, das alles ein bisschen niedriger zu hängen. Das aber hat sie nicht getan, sondern offensichtlich auf den Tisch gehaun (s. unten)
Der gemeinsame Ausweg ist doch sowieso schon gefunden: Sie verurteilt das Ganze mit Nachdruck und nach einer Weile tritt ein, was Trenin ja voraussieht: eine prekäre Ruhe.
+ Ob Merkels ´Schaukelpolitik´ die richtige Haltung bislang & aktuell darstellt, bezweifele ich. Ich würde auf den Tisch hauen & die Flaschen zum Klirren bringen!+
Sehr friedliebend. Aha. Prost Wodka. Vielleicht auch noch mit dem Schuh auf den Tisch wie einst Chruschtschow? Wissen Sie denn, ob sie das nicht auch schon mal getan hat? (s. oben)Aber ich glaube es auch nicht. So was ist doch einfach viel zu "kriegerisch" :-))
Zu den NDS - Seiten schreibe ich weiter unten noch was. Aber, ich sehe auch inzwischen ein, dass das eher so ein älteres Ressentiment von mir ist. So wichtig sind die in der Tat nicht. Und kriegen ohnehin mächtig Gegenwind.
++ Haben Sie eine Ahnung wie viele Medien in diversen Ländern von der deutschen Regierung indirekt gesteuert & gesponsert werden (tw. gehören sie deutschen Verlagshäusern) & genau das gegen die jeweilige Regierung täglich tun? Da ist ein unabhängiger Albrecht Müller, der ohnehin nur in ´Insider-Kreisen´ bekannt ist, eine absolut harmlose Erscheinung. Ihre Empörung hat doch andere Ursachen…++
Ja, ich weiß dass viele Medien beeinflusst werden, wie die öffentliche Meinung gesteuert wird von der einen wie von der anderen Seite. Das wissen wir doch alle. Das ist so seit allen Zeiten und - wie gesagt - mehrdimensional. Gerade lese ich endlich mal Walter Lippmann "Die öffentliche Meinung".
Was Müller betrifft. Ja, das stimmt. Da habe ich mich ein bisschen festgebissen. Aber, mit ihm persönlich hat das nur bedingt zu tun. Vor allem mehren sich die Beobachtungen, dass er nicht ganz unabhängig agiert und - ganz schlimm - das Corona-Gemache und Getue - Clickbiting halt.
Zwischen der "Operation Barbarossa" und der pharaonischen Mutterrolle ist eine Menge Luft. Wer derart viel Handlungsspielraum nicht wahrnimmt, kann dem Frieden vermutlich keine Chance geben.
Spielen Sie jetzt darum mit faschistischem Gedankengut? Verbrennen Sie sich mal nicht dran - wenn schon nicht der Anstand, so sollte doch zumindest Erfahrung klüger machen, Pleifel.
Ironie muss schon mal sein, wenn Sie so huldvoll belehrend unterwegs sind. Das können Sie besser, JR.
Reset.
Den Vernichtungskrieg ab 1941 haben Sie ins Spiel gebracht, Pleifel. Demnach sind Sie ja offensichtlich der Auffassung, dass er hier etwas zu suchen hat.
»Wir Deutschen müssen uns unserer Vergangenheit immer bewusst sein - das bedeutet aber nicht, dass wir die Augen vor den Gräueltaten derer, denen wir furchtbares Unrecht angetan haben, verschließen sollten.«
Welche meinen Sie genau? Ich spreche von der jüngeren Geschichte – von den letzten 20 Jahren, während derer Putin-Russland dem Wertewesten bei seinen Gräueltaten nicht in den Weg kam.
Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien mit einer Bilanz dieser westlichen, zumeist völkerrechtswidrigen Interventionskriege von mittlerweile 1,5 Millionen Menschenleben und zig-Millionen Flüchtlingen ist die obszöne Reputation, die sich mit der sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ verbindet, die mal als NATO, mal als Coalition Of The Willing, mal als Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat Staaten überfällt.
Was soll eigentlich die perverse Russlandhetze? Wofür ist sie gut?
Unbestritten, und "Zwischen der "Operation Barbarossa" und der pharaonischen Mutterrolle ist (ja auch) eine Menge Luft."
Es gibt halt Modi, wie man schnell wieder in den bekannten Katastrophen enden kann. Dazu sind die unterschiedlichen Positionen bekannt.
Das ist abwegig, Pleifel, und darum kaufe ich es Ihnen auch nicht ab. Überlassen Sie die "Ironie" lieber der FDP - die experimentiert damit rund alle zwanzig Jahre.
Warum sollte ich die Sequenz verlängern. @endemann wird schon den passenden Kommentar geben. Obwohl, seine Höflichkeit (...).
Zäumen wir das (Trojanische?) Pferd mal von hinten auf:
Wenn Sie als Fazit den "Großteil der FC" (zu dem ich mich an dieser Stelle gerne zähle) als ganz schön naiv attributieren: so what?
Ihre poetische Sprache gefällt mir, da treffen wir uns in der Bildhaftigkeit. "Sanftmut und Zärtlichkeit" zeige ich gerne, denn ich habe einige davon, also auch zu vergeben. Und für Findelkinder war und ist an meinem großen Herzen stets viel Platz.
Eines unterschlagen Sie jedoch mal wieder gerne: Russlandliebe ist kein Synonym für Liebe zu Putin, Medwedew, den vielen Oligarchen, kurz: zu den russischen Dreggsäggen. Sich mit denen herumzustreiten ist p r i m ä r die Aufgabe russischer Oppositioneller, nicht deutscher Transatlantiker. Letztere haben mit den verheerenden Zuständen dies- und jenseits des großen Teiches reichlich zu tun. Die Themen setze ich bei einem klugen, wissenden Schreiber mit Niveau ganz kühn als bekannt voraus.
Ich habe hier im Wesentlichen keine Beiträge gelesen, die Putin & Cie. als Findelkinder verharmlosen würden. Vielleicht macht Ihr eigenes, subjektives Koordinatensystem Sie an dieser Stelle aufmerksamer. Kann sein.
Natürlich macht es für bestimmte Kreise einen pervertierten "Sinn", Nawalny zu vergiften. Solange wir jedoch im Trüben fischen (ich befürchte, dank der Macht der Geheimdienste wird sich daran nichts ändern), bleibt die Schuldfrage u n geklärt. Ich gehöre zu jenen, die die Schuldigen eher in Sibirien als in Moskau vermuten. Aber auch das ist Kristallkugel pur.
Langer Rede, kurzer Sinn: wir können hier viel am Spekulatius herumknabbern und den ein oder anderen Wodka dazu kippen. Wir können uns aber auch wichtigeren Themen für Ortsansässige und Zugereiste zuwenden. Letzte Woche war die 'Woche des Grundeinkommens': Haben Sie in diesem Forum etwas davon mitbekommen? Ich nicht.
Mein Fazit: den Wald vor lauter Bäumen nicht aus dem Blick verlieren! Den echten nicht - und den sinnbildlichen genausowenig. Glück auf ... und: Nastrovje!
Es werden sich einige hier sehr freuen, wenn ich mich hier zu Wort melde. Einiges in dem Artikel kann ich unterschreiben, bei anderem gibts vehementen Widerspruch. Ein kleiner Widerspruch betrifft die Jelzin-Zeit. Egal wer damals russischer Präsident gewesen wäre, jeder hätte mit den Folgen der Ineffizienz der ehemals sowjetischen Wirtschaft und den darauf folgenden notwendigen Umstrukturierungen einer Gesellschaft zu kämpfen gehabt. Weder Belarus, noch die Ukraine, noch Russland waren dazu ansatzweise in der Lage. Was die Ukraine betrifft, so sollten Sie sich denn doch mal genauer ansehen, welche Personen da als "Separatisten" auftauchten. Da könnte das Urteil, es habe einen nennenswerten Separatismus im Donbas gegeben, doch etwas anders auffallen. Die meisten führenden Köpfe waren russische Staatsbürger, die aus Russland angereist waren. Nicht nur Girkin.
Ich hatte Sie genau so verstanden, Putin ist ein skrupelloser Machtpolitiker, der kalkuliert, was er kann, und das auch umsetzt. Ich sehe zwar nicht, wo es vorteilhaft ist, Nawalny am Leben und auf dem Präsentierteller zu lassen (es ist doch Quatsch, daß die Alternative das Hopp eines Flughafencafes wäre, false-flag-Aktionen sind auch den Russen nicht unbekannt), aber ansonsten sage ich gar nichts gegen den Verdacht, daß hier die Statuierung eines Exempels, eine solche selbstverständlich geleugnete Machtdemonstration exekutiert werden sollte. Putin ist ein Machtpolitiker, von dem keine humanistischen Anwandlungen zu erwarten sind. Er versucht, seine Macht zu erhalten und vermehren, indem er für R politische Erfolge einfährt. Wie weit es ihm um die eigene Bevölkerung geht, kann ich nicht beurteilen, ich kenne nur einige Bemerkungen, die sich gut anhören, möglicherweise nur Phrasen sind. Ich verstehe gar nicht, warum mir angedichtet wird, ich würde „das Thema Russland mit einer Sanftmut und Zärtlichkeit“ behandeln. Um R müssen sich die Russen schon selbst bekümmern, wir Deutschen oder der Westen, wir sollten eine friedliche und soziale Entwicklung nicht behindern, sondern – in unserem eigenen Interesse – fördern. Es geht mir nur um unsere Politik, um unsere vernünftige Reaktion auf die Politik der anderen. Also, daß bei uns eine vernünftige Politik getrieben wird. Eine Deeskalationspolitik ist falsch, wenn sie Appeasement gegenüber einem unbeirrbaren Aggressor bedeutet. Solch einen Aggressor sehe ich nicht in Russland/Putin. Die treibende Kraft für den derzeitigen Kalten Krieg sehe ich eher bei uns. Das könnte eine Fehleinschätzung sein, das kann man mir vorwerfen, triftige Gründe habe ich bislang keine vernommen. Wenn es die nicht gibt, sind die, die mir hier widersprechen, Kalte Krieger, die man politisch bekämpfen muß.
Sie meinen, Putin ist gerissen, aber nicht dumm. Das mag sein. Ich habe kritisiert, daß hier von manchen Putin grotesk verzeichnet wird, indem er zugleich als Unhold und als Idiot gezeichnet wird. Das paßt absolut nicht zusammen. Man kann mit ihm klug umgehen, wenn er ein Lump ist, und man kann anders klug mit ihm umgehen, wenn er ein Depp ist. Bleiben wir bei dem Unhold, der aus Eigeninteresse sichtbar verborgen Anschläge verübt und der Welt zeigt, was für ein übler Bursche er ist. Dann will er die Eskalation. Ich sage nun nur, daß wir dann seine Politik betreiben, wenn wir nicht listig ihm eine Deeskalation aufnötigen, sondern uns auf den Kalten Krieg einlassen. Wer die Sprache der Gewalt für die einzig effektive hält, ist schon immer im Kriegsmodus. Linke sind für den Frieden, warum sollten sie gegen Putin kämpfen, wenn sie die Kalten Krieger, womöglich schlimmere, im eigenen Haus haben? Der einzige unvermeidliche Kampf, den die Friedfertigen führen müssen, ist der Krieg den Palästen, der muß hier wie in R und überall geführt werden. Der Kalte Krieg ist in Wahrheit ein Krieg den Hütten, der Reichen gegen die Armen.
siehe meinen vorstehenden Kommentar
Ja, wir waren nach dem Krieg lange genug Weicheier.
Ach je - bei aller Gegensätzlichkeit habe ich wenig gegen Ihre Einwände anzubringen. So ganz verstehe ich auch nicht die Aufregung um die Vergiftung Navalnys. Irgendein mächtiger Siloviki wirds schon gewesen sein. Die Tomsker Clique, der Chef der Vagner-Söldner - einige finden sich im Umkreis von Putin, denen man das zutrauen kann. Was mich eher erstaunt, wie sehr Putin auch bei Herrn Brandt als Friedensengel auf Zeit gesehen wird. Da gibts einen engen Berater Putins namens Vladislav Surkov. Schon spannend, wie unbekannt der in Deutschland ist. Egal wohin ich schaue, sein Name begegnet mir immer wieder. Beim Abschuß der MH17, bei der Gründung von Einiges Russland, bei der Ausplünderung besetzter Gebiete mittels einer Monopolfirma. Ach ja. Surkov hat im Februar 2020 warme Worte für die Ukraine gefunden: "Die Beziehungen zur Ukraine waren nie einfach, selbst als die Ukraine Teil Russlands war. Die Ukraine war für die imperiale und sowjetische Bürokratie immer problematisch. Zwanghafter Zwang für brüderliche Beziehungen, dies ist die einzige Methode, die sich in der Ukraine in der Vergangenheit als wirksam erwiesen hat. Ich glaube nicht, dass eine andere erfunden wird." - Klingt irgendwie nach den täglichen Problemen, die ein Massa gegenüber seinen Sklaven hat. Wie gesagt, Surkov ist bis Anfang diesen Jahres 20 Jahre lang so ziemlich der engste Berater von Putin gewesen. Wer etwas über Putin sagen will, sollte Surkov kennen. Surkovs Interview im Februar 2020 ist sehr vielsagend...
"Allein den Deutschen bleibt die dumme deutsche Arroganz!"
Wenn es Ihnen damit besser geht, warum nicht.
Was China betrifft, immerhin ist es von anderen großen Völkern begrenzt/eingehegt. Wenn es nun nicht nach den Vorstellungen der Partei geht, dann wir die "helfende Hand" auch schnell zum "Schwert in der Hand".
Die Zukunft interessiert aber und weniger das Ausgraben gegenseitiger Verfehlungen. Da dürfte China mit den Toten ihrer sogenannten Kulturrevolution, siehe hier und auch Russland mit seinem internen Terror, siehe hier, ihre eigene Arroganz zu bearbeiten haben.
Von Vorteil wäre da mal eine kritische Aufarbeitung, die Deutschland ja extern auferlegt wurde. Wer hat nun seine Hausaufgaben besser gemacht?
Bei Nawalnys Ausflugsgenehmigung hat es in jedem Fall eine Rolle gespielt, dass der Kreml erkannt hat, dass der Fall eine internationale Dimension hat und eine Verweigerung nichts besseres produziert, als der Ausflug. Solche Entscheidungen sind immer ein Abwägen von für und wider.
Eine Aktion eines fremden Geheimdienstes auf russischem Boden halte ich weiter für eine abenteuerliche Theorie. Gäbe es darauf die geringsten Hinweise, würde man diese im russischen Staats-TV herauf und herunter zeigen. Das ist aber nicht der Fall. Dort werden die verschiedensten Theorien aufgestellt, die sich gegenseitig widersprechen. Zudem wird Nawalny vom FSB überwacht, dessen Aufgabe auch Spionageabwehr ist.
Also das Parteiblättle Kubas Gramna sacht (Das ist das Boot mit dem Fiesel, ääh, Fiedel die Revolution anzettelte), die ja gute Beziehungen zu Moskau haben:
..."En el incidente solo resultó dañado el bloguero (Nawalny). Algunos políticos proponen aquí que a su regreso a su país, como lo solicitó Navalny, este sea sometido a exámenes para demostrar que fue agredido fuera de Rusia"...
Übersetzer X =
..." der Blogger (Nawalny) wurde bei dem Vorfall (nur) verletzt. Einige Politiker hier schlagen vor, dass er nach seiner Rückkehr in sein Land, wie von Navalny gefordert, Tests unterzogen wird, um zu zeigen, dass er AUSSERHALB Russlands angegriffen wurde"...
Die müssen es ja wissen.
Nawalny wurde angeblich schon einmal vergiftet, damals hatte das keine ´internationale Dimension´. Wer oder was hat den aktuellen Vorfall zu solch einer gemacht?
Weder die russische Regierung noch die staatlichen Medien würden zugeben, dass ausländische Geheimdienstler, ob mit oder ohne interner Hilfe, auf russischem Territorium russische Staatsbürger (egal welche) vergiften, dazu noch mit einem Nervengift. Das passt nicht zum autoritären Charakter & der Demonstration von Stärke _ es käme bei der russischen Bevölkerung gar nicht gut an. Der ganze Vorfall an sich tut das auch nicht. Eine Verweigerung der Ausreise hätte doch deutlich mehr Spielraum für Vertuschungen geboten, egal was der Westen dann daraus macht. Da ist die Deutung, dass die Vergiftung von oben angeordnet wurde & die Welt erfahren soll, wie bereit man zu gehen ist deutlich konsequenter gedacht. Wenn auch nicht logischer, da sich die Unterstellung des Motivs ideologisch begründet.
Schuh auf den Tisch knallen ist auch gut, oder die Handtasche _ egal, Hauptsache es kracht im Kabuff ;-)))
Putin, das Weichei, hoffte also auf Angies Hilfe _ was für ein Idiot. Mann weiß doch, dass Frauen grundsätzlich & an der Macht sowieso nicht zu trauen ist.
<<Bei Nawalnys Ausflugsgenehmigung ...>>
Wieso brauchte Navalny überhaupt eine Ausflugsgenehmigung (übrigens ein interessantes Wort)?
Russland kann bis heute keine Straftat erkennen. Seine Familie möchte eine Behandlung in einem anderen Krankenhaus, ein geeignetes Transportmittel steht zur Verfügung, der Patient ist transportfähig, auch in Russland gibt es keine Leibeigenen mehr. Also warum benötigt man da noch "Putins" Zustimmung?
Für den Hinweis auf Surkov habe ich ganz besonders zu danken.Ich ahnte, dass ich schon früher mehr von ihm wusste, dass aber das neuronale Sieb des Alters auch hier zu gewissen "Durchlässigkeiten" geführt hat.Auf Umwegen stieß ich soeben auf Peter Pomerantsev, der Surkov mal so charakterisiert haben soll: "Demokratische Rhetorik und undemokratische Absicht."Ich habe inne gehalten, wie ich es gelegentlich gerne tue. Und siehe da: ich fand, für ein Alleinstellungsmerkmal Surkovs taugte diese Beschreibung herzlich wenig.Im Gegenteil: im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts dürfte dies für die meisten einflussreichen Menschen in Politik, Medien und Wirtschaft zutreffen. Im Norden, im Süden, im Osten und - natürlich - auch im Westen. Wäre das Thema Deutschland, wo wir immerhin leben, mir würden ad hoc eine Reihe von "Surkovs" einfallen. Ein gravierender Unterschied soll nicht unerwähnt bleiben: in hiesen Breitengraden sind Verschleierungstechniken geschickter - und erfolgreicher. Ein Zeichen größerer ökonomischer Macht ...
... in hiesigen Breitengraden ...
"Ausschwitz war historisch einmalig."
Bis auf ein paar "Ewiggestrige" bestreitet das wohl keiner (mehr), obwohl jedes Verbrechen "einmalig" ist.
Aber, ihre Einlassungen ziehen einen schönen Kreis um die eigenen Baustellen, was also auch meine genannten Beispiele betrifft. Sie haben ja die Wahl, auf welchem Bein Sie sich stärker aufstellen wollen. Vermutlich besitzen Sie zwei Staatsangehörigkeiten. Da WuMing noch nicht zum deutschen Traditionsnamen werden konnte, können Sie ja Zeichen setzten. Oder auch einfach die betrübliche deutsche Staatsangehörigkeit ablegen. Ist aber recht kompliziert, wie es sich ergeben kann, siehe hier (wieder etwas gelernt).
Andererseits, wenn Sie gleiches in China betreiben würden (also Vergangenheitsaufarbeitung), dürfte es nicht so unwahrscheinlich sein, das man Sie entweder "aus dem Verkehr zieht", Schreibverbot erteilt oder gleich nahelegt, unverzüglich das Land zu verlassen.
Also genießen Sie weiterhin den Schutz der demokratischen, deutschen Arroganz.
Ich gehe davon aus das WuMing "Peter Müller" oder Andreas Schmidt" heisst.
;-)
Ok, das ist so banal, da hätte ich auch drauf kommen können. :-)
Jetzt schwant mir, wozu der Artikel dient: als Steilvorlage für Hobby-Imperialist*en!
Deutschland muss dies, Russland sollte das, Europa muss handeln, Amerika ist auch schlimm ... als ob das irgendwen jucken würde, wenn die FC sich stellvertretend den Kopf des Klassenfeinds zerbricht.
Was das Schmierentheater um Nawalny für uns bedeutet, geht dabei unter, ist auch für den Autor kein Thema. Und: mit "uns" meine ich ausdrücklich nicht Deutschland!
Oder er heisst "Lorenzo De Silvestri"
;-D
"Sie wollen also Menschen, die nicht ihrer Meinung sind und noch dazu nicht "biodeutsch", am liebsten ausbürgern!"
Nun, den Stammtisch bedienen Sie wohl ständig selbst, verwechseln Sie also nicht die Personen. Eine Analyse der eigenen Heimatbefindlichkeiten müssen Sie allerdings schon selbst vornehmen.
..."Stalin vergab den Deutschen, er sagte, die Hitlers kommen und gehen, das deutsche Volk bleibt bestehen"...
Echt starker Tobak.
Wieviele Russen hat Stalin in den Gulag ausgebürgert?
NKWD-Befehl Nr. 00447
++ Mann weiß doch, dass Frauen grundsätzlich & an der Macht sowieso nicht zu trauen ist. ++
Aha. Und das ist auch gut so. :-)))))))))))
Da hast Du Recht. Starker Tobak.
Liest sich wie ein Kinderaufsatz von jemandem, der kurz vor der Prüfung noch schnell durch die Historie einen kleinen Zickzack-Run gemacht hätte, manches trifft er manches nicht. Noch besser ist, historische Ereignisse in den großen Mixer der Vergangenheit zu schütten und dann aber... schütteln, schütteln, schütteln. Das wird ein scharfer Cocktail.
Russland und Deutschland sind eine fruchtlose Hassliebe. Da ist - leider -was dran.
Ich sage nun nur, daß wir dann seine Politik betreiben, wenn wir nicht listig ihm eine Deeskalation aufnötigen, sondern uns auf den Kalten Krieg einlassen.
Das halte ich für weltfremd. Wer die Wahl zwischen Skorbut und Barribarri hat, wählt vermutlich Skorbut. Und wenn Moskau die Wahl hat, die Opposition wachsen zu sehen oder sie zu einem überschaubaren Preis einzuschüchtern, wird es die Einschüchterung wählen - schlimmstenfalls aus Regimesicht mit den Folgen eines mild verlaufenden Skorbuts.
Für die Eskalationen zahlt natürlich nicht nur Russland einen Preis, sondern auch der Westen - z. B. die hiesige Landwirtschaft, oder der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft.
Ich finde, der Westen sollte sich auf überschaubare Sanktionen einigen, aber die Bundesrepublik sollte sich, wie schon von Magda gesagt, nicht vorschreiben lassen, wie sie ihre Gasgeschäfte mit Russland gestaltet.
Das aber nicht, weil ein Stopp des Nord Stream 2 Projekts "das Geschäft Moskaus" betriebe (das täte es ganz gewiss nicht), sondern weil die Bundesrepublik berechenbar sein muss, sowohl für Russland, als auch für ihre Bündnispartner.
..."aber die Bundesrepublik sollte sich, wie schon von Magda gesagt, nicht vorschreiben lassen, wie sie ihre Gasgeschäfte mit Russland gestaltet"...
Das wird nach dem 3. November bzw. 20. Januar geregelt, nicht vorher noch die QAnons in den USA verrückter machen als es eh schon ist.
Ist es nicht merkwürdig, wie leicht auch hier im Forum die Forderung nach Sanktionen über die Lippen kommt? Auf welcher Grundlage basieren diese Forderungen? Das Völkerrecht kann es nicht sein, da dort einzig der UN-Sicherheitsrat die Befugnis hat, Sanktionen zu verhängen. In einem sehr lesenswerten Artikel der "Stiftung Wissenschaft und Politik" wird aufgezeigt, welches Recht sich die USA herausnehmen, eigene Gesetze exterritorial anzuwenden.
Eines unterschlagen Sie jedoch mal wieder gerne: Russlandliebe ist kein Synonym für Liebe zu Putin, Medwedew, den vielen Oligarchen, kurz: zu den russischen Dreggsäggen.
Verstehe ich gar nicht, wieso mir angehängt wird, ich wolle etwas unterschlagen. Als ob das in einem Thread wie diesem überhaupt möglich wäre! Da will man mir doch offensichtlich Blödheit und Gerissenheit gleichzeitig unterstellen.
Also: mir ist schon klar, dass es in den meisten Fällen keine Putinliebe ist (obwohl Dreggsägge ja fast schon auf eine Gleichsetzung mit der hiesigen politischen Klasse hinausläuft, mithin ganz schön radikal).
Was ich mit Sanftmut und Zärtlichkeit meine, ist das Mantra, Russland müsse sich in die Enge getrieben fühlen, und das sei der Grund für sein imperialistisches Verhalten. Ist doch Quark. Es ist sowohl ein geschichtliches als auch ein aktuelles imperiales Verhalten, mit einer entsprechenden Politik, und auch hier wäre es ein Fortschritt, die dortige Angstmache mit der hiesigen gleichzusetzen - auch, wenn der Vergleich immer noch hinken würde.
Statt dessen: die gebrochenen Versprechen der NATO, Bakers und Genschers, die tiefe Enttäuschung des Projekts des Gemeinsamen Hauses, die Gefahr einer vom Ausland angezettelten orangenen Revolution (das mit dem Ausland ist ganz wichtig, denn sonst handelte es ja womöglich um einen ganz legitimen Aufstand) ...
Wo ständig fromme Glaubensbekenntnisse runtergebetet werden, muss halt auch mal eine anständige Teufelsanbetung her. Ist hiermit geschehen.
Sehen Sie? Es geht auch ohne Unterschlagungsvorwürfe.
Ich expliziere das vorstehende Argument von Grenzpunkt.
Was ich sage, mag weltfremd sein in dem Sinn, daß sich Staaten kaum kooperativ verhalten, sondern als Konkurrenten auftreten, die bürgerlichen Verhältnisse im Inneren so im Äußeren spiegeln, und daß man überall Machtpolitik für Realpolitik hält und kaum einmal über dieses Niveau hinausgelangt. Das ist eine Politik der Konkurrenz, ein Denken, das nicht darauf zielt, zu Vereinbarungen zu kommen, die beiden Seiten nutzen geschweige denn, jenseits von Nutzen einfach das Richtige zu tun, sondern nur den eigenen Vorteil im Auge hat. In schöner Offenheit demaskiert sich hier ein destruktives Denken, das vorschlägt, Sanktionen zu ergreifen, die der Gegner schon als Kollateralschäden eingespeist hat, die beiden Seiten schaden, aber dem Gegner vielleicht etwas mehr; daß der Gegner seine Politik darum ändert, davon geht man ja wohl nicht aus. Vielleicht ist man aber sogar zu einer sich selbst mehr schädigenden Sanktionspolitik bereit, wenn man am Ende der Sieger bleibt (so wird in der Wirtschaft mit Dumpingpreisen verfahren). Das ist Politik der Stärke, Kriegslogik, der andere soll nicht zu einer ihm selbst nutzenden Änderung der Politik bewegt, sondern durch Macht in die Knie gezwungen werden, koste es, was es wolle.
Ich will nicht sagen, daß eine solche Machtpolitik nicht manchmal unvermeidlich ist. Aber bei nüchterner Betrachtung der heutigen Akteure staune ich über die Naivität, mit der wohl auch für Sie feststeht, wir sind die Guten, Putin muß kleingehalten werden, wenn er nicht besiegt werden kann, eine friedliche, kooperative Koexistenz ist nicht möglich. Sie nennen eine Politik des Ausgleichs und der vertraglichen Bindung naiv und fordern ein Machtwort. Paßt zur Politik der moralischen Stärke der grünen Heuchler.
Nun gut, Sie sind nur ein halber Kalter Krieger, eventuell auch weniger, denn Sie wollen ja an vertraglichen Vereinbarungen festhalten. Für einen Linken ist mir aber schon die kriegerische Symbolpolitik eine Kapitulation vor dem Prinzip Macht, Realpolitik bzw Politik des status quo statt Denkpolitik, die etwas zum Besseren wendet.
Aber bei nüchterner Betrachtung der heutigen Akteure staune ich über die Naivität, mit der wohl auch für Sie feststeht, wir sind die Guten, Putin muß kleingehalten werden, wenn er nicht besiegt werden kann, eine friedliche, kooperative Koexistenz ist nicht möglich.
"Kleingehalten" ist auch ein Ausdruck von Sanftmut und Zärtlichkeit. Sie müssen mir ja nicht glauben, aber Bednarz für naiv zu erklären, erschiene mir gewagt - und der befürwortete ja seinerzeit, im ukrainischen Kontext, Sanktionen.
Es geht nicht ums "Kleinhalten", es geht um Opportunitätskosten. Wir reden viel über das Geschehene, aber nicht über das, was man mit den von Ihnen so scharf verurteilten Mitteln mutmaßlich hat verhindern können.
Eine Anmerkung noch zu Ihrem Bezug auf Grenzpunkt. Sanktionen sind ein legitimes politisches Mittel. Sanktionen extraterritorial durchsetzen zu wollen ist hingegen illegitim. Aber in welchem Umfang ein Land Geschäfte mit einem anderen macht, darf es durchaus selbst entscheiden. Es darf in dieser Hinsicht sogar dumme Entscheidungen treffen, und - Stichwort Kuba - ausgesprochen ekelhafte Entscheidungen.
Wichtiger Unterschied - gut, dass wir darüber mal gesprochen haben.
P. S.: Von mir aus auch ein ganzer kalter Krieger. Es gibt so viele Leute, die Ihnen darin zustimmen würden, dass ich mich um das Fass gar nicht mehr mit jemandem streiten muss.
Ein bislang eher suboptimaler Tag nimmt Fahrt auf. Danke dafür.
Ich wäre der Letzte, der gegen Luzifers Erscheinen etwas einzuwenden hätte. Und das Verhalten des Gegenübers als Triebfeder für das Eigene zu nehmen, finde ich spätestens seit meiner - glücklich geschiedenen - zweiten Ehe lächerlich. Da war das Motto der Gegenseite: "Ich bin so, weil Du ..." und führte u. a. zu Würfen mit gefüllten Weizenbiergläsern oder nächtlichen Bedrohungen mit dem Brotmesser.
Zurück zu Russland und den anderen Akteure auf der Weltbühne. Die bedeutenden sind ALLE imperialistisch und unterscheiden sich nur in Nuancen und Details. Sympathien und Antipathien müssen andere Quellen haben.
Oder um es mal anders zu sagen: Linke müssen eine Alternative zur imperialen Politik, wie sie HIER WIE DORT betrieben wird, aufzeigen, nicht an der Eskalationsschraube mitdrehen. Ich rede auch nicht dem Krieg mit Trumpamerika, der destruktivsten Imperialmacht, das Wort. Eine Perspektive auch da aufzeigen, sollte doch möglich sein. Also zeigen, daß die USA allein (bzw in der Schmuddelecke mit den Bolzonaros der Welt) stehen, wenn sie weiterverfahren wie bisher. Nicht mitmachen, weil wir angeblich die Besseren sind.
Ja nu - denkbar wäre ja auch keins von beidem, weder Sym- noch Antipathien. Gustav Heinemann liebte bekanntlich nur seine Frau.
Das muss man nicht so halten, aber sich von Russland glücklich scheiden lassen wird auch nicht funktionieren. Abrüstung auf Weizenbiergläser vielleicht schon.
Ansonsten gibt es ja durchaus Kooperationsfelder, und ich habe momentan auch nicht den Eindruck, dass es der anderen imperialen Macht, westlich des Atlantiks und im virtuellen Fort Trump östlich der Oder, gelingen wird, die z'widre Pipeline noch zu kappen.
Aber das ist halt der Punkt: wenn man kein Lateinamerikaner oder Kanadier ist, hat man Amerika nicht direkt vor der Tür. Das macht die USA relativ sympathisch. Polen, Balten oder auch Vietnamesen singen davon ein täglich Lied.
Ich weiß, was Sie meinen. Aber auch hier stimme ich eher Magda zu, sofern ich sie richtig verstanden habe. Deutschland steht ja nicht just in der Schmuddelecke. Es tauscht keine täglichen Beleidigungen mit anderen Staaten aus, es kooperiert mit nahezu aller Welt (nicht ohne Vorüberlegung, aber die hatten zuvor ja auch lange gefehlt), und es ist weder links noch rechts "gut" oder "besser".
Wenn „Opportunitätskosten“ meint, daß Unfreundlichkeit oder schädigendes Verhalten entsprechende Konsequenzen haben sollte, widerspreche ich nicht. Ich sehe mit Wohlwollen die BDS-Bewegung, soweit sie auf Sanktionen verzichtet. Der persönliche Boykott ist absolut legitim, kann, wenn er nicht andere zum Koboykott zwingt, nicht als Bestrafung von einer höheren moralischen Warte aus angesehen werden, sondern ist nur Interaktionsverweigerung, wenn sie eigene Verhaltensstandards inakzeptabel unterschritten sieht. Das kann man auf Staaten übertragen. Dann macht man eine Mindestmoral (oder Rechtsstaatlichkeit) zur Bedingung der bilateralen Beziehungen. Man sollte freilich berücksichtigen, welche Dynamik die Verweigerung auslöst, nicht immer ist sie die klügste Lösung. Was aber bei einer Moralisierung überhaupt nicht geht, ist Doppelmoral. Und davon strotzt die westliche Politik.
Laut wikipedia schätzen Experten im Jahr 2004 die Gesamtzahl der Stützpunkte weltweit, auf die die USA jederzeit zurückgreifen können, auf ungefähr 1000.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Milit%C3%A4rbasen_der_Vereinigten_Staaten_im_Ausland
Unter diesen Umständen dürfte es schwierig sein, ein Land zu finden, in welchem man "Amerika" nicht direkt vor der Tür hat.
Wer da nur auf das jeweilige Staatsgebiet abstellt, hat m E eine sehr veraltete Ansicht von der Art und Weise, wie in heutiger Zeit globale Macht ausgeübt wird.
Um das noch zu verschärfen. Ich habe im Sinne des Vorkommentars nichts einzuwenden, wenn man - bilateral – Staaten aus dem symmetrischen internationalen Regelsystem ausschließt, auch wenn sie sich international korrekt verhalten, allein weil die innerstaatliche Repression inakzeptabel ist. Dieser Standpunkt muß sich aber durch konsequente einheitliche Maßstäbe legitimieren. Staatsterrorismus müßte demnach in Ost und West die gleichen Maßnahmen auslösen. Das bleibt unser Verhalten auf groteske Weise schuldig.
"Perspektiven" (Endemann), Alternativen aufzeigen, gar umsetzen?
Ergänzend zu Wagenknechts, freundlicherweise von Flegel eingstellten, gewohnt klugen Statements eine Erinnerung an diesen Gastbeitrag Putins in der SZ (11/2010)
Von Lissabon bis Wladiwostok
Handelspakt zwischen Russland und Europa: Moskau will als Lehre aus der größten Krise der Weltwirtschaft seit acht Jahrzehnten wesentlich enger mit der Europäischen Union zusammenarbeiten.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/putin-plaedoyer-fuer-wirtschaftsgemeinschaft-von-lissabon-bis-wladiwostok-1.1027908
Ist nicht die Unterbindung einer solchen wirkmächtigen Kooperation das angestrebte Ziel jeder US-Regierung? Und muss man daher nicht die völkerrechtswidrige "Intervention" der USA in das Pipeline-Projekt so verstehen?
Wer hat sich Putins Rede im Bundestag angehört? Er hat mithin in einer Dekade zweimal (2001/2010) einer weitreichenden Annäherung (Wandel durch Handel) das Wort geredet. In dieser Phase bestimmten Schröder und Merkel die Leitlinien der deutschen Politik.
Mit Vorkommentar war mein Vorkommentar gemeint, dem Vorkommentar im wörtlichen Sinn kann man aber nur zustimmen.
Ich sehe darin ein Angebot, die Brandtsche Ostpolitik wiederzubeleben. Es hätte andere Weichen gestellt. Man hätte sich ja nicht blauäugig darauf einlassen müssen, sondern alles nachvollziehbar der Kontrolle unterstellen können.
Sie gingen ja gerade auf die BDS-Bewegung ein. Die handeln als Einzelne, aber kollektiv, und berufen sich auf die von Ihenen gerade verschärften einheitlichen Maßstäben. So weit, so gut.
Das ist gerade der Unterschied. Staaten folgen nicht (nur) Verhaltensstandards (obwohl das, was UN und Recht dazu hergeben, besser ist als nichts), sondern eben auch ihren Interessen. Sie nehmen mit dem, was sie tun, Einfluss. Im besten Fall verhindern sie damit einigen Schaden - wie oben angemerkt.
Als EU-Mitglied tut Deutschland gut daran, auch die Interessen seiner östlichen Unionspartner im Blick zu behalten, und die seiner souveränen Partner über die EU hinaus.
Beispiel Vietnam. So lange die USA auf See bleiben bzw. ihre Marine nur gelegentlich - auf Einladung - Besuche unternehmen, sind sie dort hoch willkommen. Die Amerikaner sind ja nicht die einzigen Imperialisten, sondern lediglich (noch) die größten.
"Die Geschichte bekräftigte die Richtigkeit solch eines entschlossenen Schrittes. [Putin in der SZ, Seite 5: gemeint war Kohl] Heute [2010], unter neuen geschichtlichen Umständen, bietet sich uns die Chance, ein einheitliches und prosperierendes Europa aufzubauen. Setzen wir uns dieses Ziel, wird die Kompromissgestaltung in konkreten Fragen viel einfacher gelingen."
Im Heute (der globalen C-Pandemie, der heraufziehenden Klimakatastrophe --> auftauender Permafrost, um ein Beispiel zu nennen, mit all seinen globalen Folgen) erscheint es dringend angezeigt damit aufzuhören, an einzelnen Schräubchen zu drehen, sondern gedanklich einen großen Schritt zurückzutreten, um sich die globale, problembeladene Gemengelage, hier EU und Russland, den Kontinent Europa, zu vergegenwärtigen und sich zu fragen:
1. Wie können gemeinsam Ziele, Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, um bis 2050 von Lissabon bis Wladiwostok CO2-frei zu werden?
2. Wie kann der "Krieg der Reichen gegen die Armen" (Warren Buffett)
- siehe dazu Putin auf Seite 1 der SZ: "Die Verteilung des geschaffenen Wohlstands [vollzog sich] äußerst ungleichmäßig, und zwar sowohl zwischen verschiedenen Ländern, als auch unter einzelnen Bevölkerungsschichten, was die Erosion der Beständigkeit der Weltwirtschaft bewirkte, das Aufflammen der lokalen Konflikte schürte und die Konsensfähigkeit der Weltgemeinschaft bei der Erörterung von akuten Problemen hemmte. -
eingedämmt werden? Man lese dazu die Beiträge des Harvard-Professors Michael Sandel (aktuell in der SZ, aber auch im Handelsblatt).
"Die Demokratien stehen auf dem Prüfstand, wir sind Zeugen einer populistischen Revolte. Die Wahl Trumps, der Brexit, der Erfolg der AfD – das sind die wütenden Antworten auf die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft. Der Moralphilosoph Michael J. Sandel sieht die Ursache dafür in der Tyrannei der Leistungsgesellschaft.”
Vom Ende des Gemeinwohls – Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreißt
Wahre Worte.
Wobei ich in der abschließenden Aufzählung nicht verstehe, dass die Vietnamesen dort erscheinen. Immerhin haben die vor einem halben Jahrhundert die häßliche Fratze der USA in Form von Agent orange und anderen Scheußlichkeiten schmerzhaft am eigenen Leib erfahren müssen.
Vielleicht liegt es daran, dass Ostasiaten da sanftmütiger und verzeihender sind. Ich trage das den Yankees bis heute noch nach. Aber ich bin ja auch, wie hier schon andere so treffend festzustellen glaubten, ein alter verbitterter Mann. (An manchen Stellen stimmt das sogar. Aber nicht flächendeckend.)
Die Kanadier finde ich bewundernswert. Ob die die stoische Haltung der inneren Neutralität und Unbeteiligtheit praktizieren?
Am 28. Mai 2020 titelte die SZ:
"G-7-Gipfel: Merkel hält USA für nicht mehr verlässlich"
"Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen", sagte die Kanzlerin.
Heute :
"Vor aller Augen zerbricht das System der Checks and Balances, die Halteseile reißen, die Stützpfeiler bersten. Ganz gleich, wie die Wahl in den USA ausgeht: Wie soll dieses aufgehetzte, waffenstarrende Land je wieder zur Ruhe kommen?
Heinrich Wefing, DIE ZEIT ("Höchststrafe")
Vor diesem Hintergrund: Ist es nicht endlich an der Zeit, vom Reden ins Handeln zu kommen? Und die Analyse von Peter Brandt ernst zu nehmen und daran anzusetzen? Zumal in den USA zur Frage der - verspäteten - Auszählung der Briefwahl-Unterlagen noch ganz andere Szenarien durchgespielt werden?
Vietnam und seine Nachbarschaft müssen aus wenig viel machen - das erfordert Pragmatismus. Höflichkeit ja, Sanftmut eher nicht. Harmonie, ja, aber wenn sie gestört wird, Harmonie bis aufs Messer - verkürzt dargestellt.
Ansonsten sind Asiaten auch untereinander nicht besonders rücksichtsvoll. Das relativiert fast alles.
Über Kanada kann ich nicht viel sagen. Über alte Männer schon: ich gehe davon aus, dass wir beide über Fünfzig sind. Also sind wir verbitterte alte Männer. Bloß nicht darüber streiten - man überzeugt frau nicht und verärgert sie nur. :)
"Wenn euch dieser Preis für ein wenig Symbolpolitik angemessen erscheint, (...)."
"Uns" müssten Sie schon schreiben oder sind Sie aktuell in der Variante als Chinese?
MoonOfAlabama hat gerade den sehr aufschlußreichen Artikel »The End Of The 'Rules Based International Order'« veröffentlicht. Darin heißt es gleich zu Beginn:
"That the 'rules based international order' is supposed to include vague concepts of 'democracy', 'human rights', 'fundamental freedoms', 'diversity' and more makes it easy to claim that this or that violation of the 'rules based international order' has occurred. Such violations can then be used to impose punishment in the form of sanctions or war."
Es wird sicher Zeit, die Regeln neu auszurichten, weg von "vague concepts" hin zu gleichberechtigten Interessen aller Staaten. Diese vagen Konzepte enthalten in ihrem Kern unauslöschlich den Ansatz der moralischen Überlegenheit, die für kein Land dieser Erde gelten sollte. Der Fall Nawalny, der ja nicht nur den ehemaligen Bundesrichter Fischer fragen ließ "Was geht ein Mordversuch an einem Russen in Russland durch Russen die deutsche Regierung, das Unternehmenskonsortium "North Stream 2" und sogar die gesamte deutsche Bevölkerung an?", zeigt überdeutlich, dass "Parteien, Minister, solche, die es werden möchten oder mal waren, sowie Redakteure allerorten, es "Russland" jetzt mal zeigen müssen, dass es so nicht geht." Verdammt moralisch, vor allem, wenn man fragt: "Wann kündigen "wir" dann die Verträge mit den übrigen 100 Staaten, in denen im letzten halben Jahr dasselbe oder Schlimmeres vorgekommen ist?"
Oben genannter Artikel enthält auch den Verweis auf einen dreiteiligen Beitrag des ehemaligen indischen Botschafters M.K. Bhadrakumar zur russisch-chinesischen Allianz:
The Sino-Russian Alliance Comes of age — Part 1
The Sino-Russian Alliance Comes of Age — Part 2
The Sino-Russian Alliance Comes of Age — Part 3
Darin heißt es: "… they also accept and continuously affirm their commitment to a number of fundamental precepts of the international order — in particular, the primacy of state sovereignty and territorial integrity, the importance of international law, and the centrality of the United Nations and the key role of the Security Council."
Man kann dann auch die Reden von Xi Jinping und Vladimir Putin zur gegenwärtigen UN-Vollversammlung danebenlegen und wird die vielen Übereinstimmungen erkennen. Deutschland und die EU wären gut beraten, dieses Bündnis im Osten nicht nur nicht zu verärgern, sondern im eigenen Interesse sich um aktive Zusammenarbeit zu bemühen.
Was sind denn nun die nationalen Interessen? Den wechselseitigen Handel zu schädigen, um einen Machtpolitiker zu bestrafen, der sich eines nicht weniger zimperlichen Machtpolitikers als Konkurrenten zu entledigen versucht (was ja keinesfalls bewiesen ist)? Wo ist da das deutsche oder europäische Interesse? Ist nicht Moral der Beweggrund, und also keineswegs ein Interesse? Oder wird Moral für Interessen funktionalisiert, soll sie unsere Verhandlungsposition stärken?
Soll man vielleicht von vornherein zweigleisig fahren, situationsbedingt mit Moral kommen oder einem guten deal wedeln, ein vorteilhaftes Geschäft abschließen. Das ist Doppelmoral zweiter Stufe, das kann keiner besser als Trump: dem Raketenmann mit Vernichtung drohen und dann mit ihm den „besten deal des Jahrhunderts“ ausbaldowern, der sich alsbald als heiße Luft erweist. Sollen wir uns daran ein Beispiel nehmen?
"Über Fünfzig".
Ei, horsch emoh her, wie goldisch (Hessisch für Wortgeschrittene).
Ich laufe unter der Rubrik UHu, auch bekannt als "Jenseits von Gut und Böse". (Letzteres natürlich nicht für speziell sozialisierte Frauen im reiferen Alter.)
Übrigens: natürlich können wir alle etwas, auch etwas mehr über Kanada sagen. Wo steht denn geschrieben, dass dies stimmen muss?
^^
Wie ein Staat mit seinen Bürgern umgeht, ist eine nationale Privatsache. Unter anderen auch Russland hat sich zu einem MR-orientierten Umgang mit seinen Bürgern verpflichtet.
Mit Sanktionen umgeht man einen Ausschluss Russlands aus dem Europarat - man war ja schon mal kurz davor, und das wäre tatsächlich eine Sackgasse.
Die Alternative wäre, den Europarat dicht zu machen oder ihn auf die Gebiete westlich der RF zu begrenzen. Keine Alternative aber wäre es, einfach nur die weisen Häupter zu wiegen.
Doppelmoral? Klar. Wo Moral und Interessen sich mischen, können Sie darauf wetten.
UHu oder ÜHu?
UHu reicht für den Moment ...
Das Ende der Vorherrschaft der weißen Rasse würde bei mir kein Bedauern erzeugen. Ich würde eher das Wegfallen JEDER Herrschaft begrüßen. Das traue ich Menschen in ihrer umfassenden Schwarmdummheit nicht zu.
Herrn Xi sehe ich nicht als Vollender der Französischen Revolution, dafür gibt es in seiner bisherigen Politik keine erkennbar signifikanten Anhaltspunkte.
Aber gut, in den 1970ern habe ich bereits andere Formen der Irrungen und Wirrungen erlebt, etwa die, die damalige Sowjetunion, die VR China unter Mao oder gar Albanien unter Envr Hondscha als das gelobte Land zu sehen.
Alles eine Frage des Blickwinkels. Dass die großen Veränderungen mit Umdenken und 'Um-Handeln' herbeigeführt werden müssen, ist hier längst Konsens. Das Wiederkäuen eine Plattitüde.
Die "Gleichheit aller Nationen" ist für mich Nonsense, wie wir bereits am Beispiel der EU erleben 'dürfen'. Da müssen andere Modelle her.
Danke für Ihre Selbstoffenbarung.
Auch wenn Sie sich hier als Freund der einfachen Lösungen ... und des einfachen Denkens ... so ganz und gar nicht chinesisch zeigen: Eine Feinjustierung könnte Ihnen weiterhelfen.
Wer sich in ein Forum begibt, sollte zunächst einmal ventilieren, was dessen Charakteristika sind.
Auch wenn Sie mit jedem Ihrer Kommentare zeigen: "Denken ist letztendlich belanglos", gilt dies deshalb nicht auch für Andere.
DenkMalWieDer.
Vielleicht sollten Sie Ihr Weltbild doch schon einmal an das 21. Jahrhundert anpassen. Diese Studie der Harvard Kennedy School könnte ein Anfang sein, deshalb der nachfolgende Text daraus. Die Beiträge des brasilianischen Journalisten Pepe Escobar sind ebenfalls lesenswert, um sich mit der aktuellen chinesischen Politik vertraut zu machen, ohne durch die Brille des Neoliberalismus blicken zu müssen, wie sie uns in hiesigen Medien präsentiert wird.
"Zusammenfassung
In diesem Kurzdossier werden die Ergebnisse der am längsten andauernden unabhängigen Bemühungen zur Ermittlung der Zufriedenheit der chinesischen Bürger mit den Leistungen der Regierung untersucht. China ist heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, und die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) regiert seit rund siebzig Jahren. Dennoch sind langfristige, öffentlich zugängliche und landesweit repräsentative Umfragen auf dem chinesischen Festland so selten, dass es schwierig ist zu wissen, wie normale chinesische Bürger über ihre Regierung denken. Wir stellen fest, dass erstens seit Beginn der Umfrage im Jahr 2003 die Zufriedenheit der chinesischen Bürger mit der Regierung praktisch durchweg gestiegen ist. Von den Auswirkungen der breit angelegten nationalen Politik bis hin zum Verhalten der lokalen Stadtbeamten bewerten die chinesischen Bürger die Regierung als fähiger und effektiver als je zuvor. Interessanterweise berichten marginalisiertere Gruppen in ärmeren, im Landesinneren gelegenen Regionen sogar vergleichsweise häufiger über einen Anstieg der Zufriedenheit. Zweitens scheint die Einstellung der chinesischen Bürger (sowohl positiv als auch negativ) auf reale Veränderungen in ihrem materiellen Wohlstand zu reagieren, was darauf hindeutet, dass die Unterstützung durch die doppelte Herausforderung eines rückläufigen Wirtschaftswachstums und einer sich verschlechternden natürlichen Umwelt untergraben werden könnte. Obwohl die KPCh anscheinend nicht unmittelbar von einem Volksaufruhr bedroht ist, kann sie die Unterstützung ihres Volkes nicht als selbstverständlich hinnehmen. Obwohl staatliche Zensur und Propaganda weit verbreitet sind, zeigt unsere Umfrage, dass die Wahrnehmung der Leistung der Regierung durch die Bürger am stärksten auf reale, messbare Veränderungen des materiellen Wohlstands des Einzelnen reagiert. Für Regierungschefs ist dies ein zweischneidiges Schwert, da Bürger, die sich an eine Erhöhung des Lebensstandards gewöhnt haben, erwarten, dass diese Verbesserungen anhalten werden, und Bürger, die Regierungsbeamte für ihre effektive Politik loben, können ihnen in der Tat die Schuld dafür geben, wenn solche politischen Fehlschläge sie oder ihre Familienmitglieder direkt betreffen. Unsere Umfrage untermauert zwar die Aussagen über die Widerstandsfähigkeit der KPCh, aber unsere Daten weisen auch auf spezifische Bereiche hin, in denen die Zufriedenheit der Bürger in der heutigen Ära des verlangsamten Wirtschaftswachstums und der anhaltenden Umweltzerstörung sinken könnte."
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Klar. Macht aber nichts. Foristen re-inkarnieren nach dem Tod, so oft sie wollen.
Foristenchinesisch wäre das durchaus: die patriotischen Söhne des Gelben Kaisers treten wilhelminisch auf.
Danke für den Hinweis - und die Mühen, die ich Ihnen damit machen durfte..
Ich bin zu alt, um diese Notwendigkeit für mich zu sehen. Ich mag prägnante Feindbilder und kluge Gegner (Feinde kenne ich nicht). Alles verstehen mag ich nicht. Das würde mir Struktur nehmen. Auch ein gewisser Prozentsatz an Unverständnis ist notwendig, für mich jedenfalls.
Russland verstehen heißt nicht zwangsläufig auch China verstehen zu wollen. Ich liebe die alten chinesischen Denker und die alte Seidenstraße. Traditionelle chinesische Medizin finde ich interessant. Das wars denn auch schon so ziemlich ...
Chapöchen. Dieser tiefgründigere Blick aufs Detail hat mich leider nicht erfüllt.
Ich sollte doch öfter zum Betreuten Denken gehen. :-)
Ich folge gerne dem Kern Ihrer Aussage.
Neulich sah ich von Michael Moore 'Fahrenheit 11/9'. Darin ging es unter anderem um vergiftetes Wasser, 10.000 erkrankte Kinder und die Reaktion von exponierten Politikern.
Der Zynismus von Barack Obama hat mich angewidert. Ein Mensch, der völlig unberechtigt den Friedensnobelpreis erhalten hat, ergeht sich in einem schlechten Witz über die Auswirkungen des vergifteten Wassers auf die Bewohner. Was für eine Verarsche.
In diesem Punkt ist mir Donald Trump zehnmal lieber. Da weiß man, wo man dran ist. Tiefschürfende Reflektionen sind überflüssig. In seiner humanitären Begrenztheit ist Trump berechenbar.
Tja, wie Sie schon weiter oben anmerkten - geht doch nichts über ein prägnantes Feindbild. Aber wenn Sie die Wahl dazwischen hätten, einem garantiert hungrigen und einem vielleicht hungrigen Löwen zu begegnen, würden Sie eine Begegnung mit dem vielleicht hungrigen vorziehen.
Es sei denn, Uhu ist Ihnen genug.
Ich hoffe, Ihren Denkfehler damit prägnant aufgezeigt zu haben.
Also, ich würde versuchen, jedem Löwen aus dem Weg zu gehen. Geht wohl nicht bei löwischen Menschen. Da würde ich versuchen, dem, von dem ich weiß, daß er Argumenten gegenüber nicht zugänglich ist, auszuweichen und lieber dem begegnen, von dem ich das nicht weiß. Also lieber Obama/Putin als Trump. Ich korrigiere mich: lieber dem, von dem ich weiß, daß er beeinflußbar ist. Also vielleicht doch lieber Trump? Ja, wenn ich wüßte, wie.
Bei aller Liebe zur bildhaften Sprache: wer ist in Ihrem Bild "garantiert hungrig" und wer nur "vielleicht hungrig"?
Wie auch immer Ihre Antwort ausfallen wird: in freier Wildbahn werde ich versuchen, JEDEM Löwen auszuweichen und die Gegenwart eines Stoff-Löwen vorziehen.
Vielleicht habe ich auch selbst genügend Löwenhaftes an mir. Immerhin schenkte mir mal ein zehnjähriges, künstlerisch begabtes Mädchen ein selbstgemaltes Bild von einem Löwen. "Das bist Du" sagte sie lächelnd zu mir. Sie hatte wohl mein Potenzial erkannt ... und in dem damaligen Job war ich eh 'Löwenbändiger'.
"Wie die einzelnen Länder in ihrer inneren Ordnung dann die Menschenrechte interpretieren, bleibt deren innere Angelegenheit."
Eben nicht WuMing, denn wenn diese neue "Weltordnung" eine ist, die zwar darunter "Pluralität in der Gleichheit" versteht, nicht aber mit "Willkür in der Auslegung/Anwendung/Umsetzung" verwechselt, dann schafft diese sich auch durchsetzungsfähige Fähigkeiten, um die Menschenrechte global zu schützen.
Dann hätten aktuell sowohl China wie auch die USA (usw. ) ein gravierendes Problem, denn beide Länder haben da große Defizite.
Im Übrigen, was Sie mit weißer Rasse definieren/verstehen, ist mit der Farbe weiß verbunden ja ein chinesisches Schönheitsideal, wie hier nachzulesen. Zudem waren diese "Farbspiele" den Chinesen nicht bekannt.
Und "Umdenken müßte ihr, Umdenken müßte ihr und zwar radikal." spricht jetzt wieder der Chinese und verleugnet/vergisst dabei seinen europäischen Anteil. Ich wiederhole mich zwar, scheint aber notwendig zu sein.
Ich weiß. Lieber zwischen übel riechenden Löwenzähnen verrecken als an Obama ein gutes Haar zu lassen. Kosmos, Kosmos.
Vielleicht sollten sich die Staaten wieder auf etwas einigen, wass sie schon 1970 getan haben. Menschenrechte sind ein viel zu vages Konzept und können sehr einfach als Waffe missbraucht werden. Im Nachbarblog habe ich schon darauf hingewiesen, poste es hier aber noch einmal:
2004 hat die BpB in dem Beitrag "Die souveräne Gleichheit der Staaten - ein angefochtenes Grundprinzip des Völkerrechts" darauf aufmerksam gemacht:
"Alle Staaten genießen souveräne Gleichheit. Sie haben dieselben Rechte und Pflichten und sind gleichberechtigte Mitglieder der internationalen Gemeinschaft, ungeachtet aller Unterschiede wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer oder anderer Natur." Weiter heißt es: "Jeder Staat hat die Pflicht, die Rechtspersönlichkeit der anderen Staaten zu respektieren. Die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit jedes Staates sind unverletzlich. Jeder Staat hat das Recht, seine politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Ordnung frei zu wählen und zu entwickeln." (Deklaration über die Prinzipien des Völkerrechts betreffend freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen den Staaten in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen ("Friendly Relations Declaration") vom 24. 10. 1970, Anhang zu Resolution 2625 (XXV), in: United Nations Year Book 24, New York 1970, S. 788, sowie in: Christian Tomuschat (Hrsg.), Völkerrecht, Baden-Baden 20042, Nr. 6.)
"Die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit jedes Staates sind unverletzlich."
Das ist ein schöner Satz, der sich auf die Welt der heutigen Kräfteverhältnisse bezieht (beschränken muss), wenn sichtbares Unrecht in den Ländern zwar verurteilt, aber dagegen außer schöne Worte meistens nicht getan werden kann. Jedenfalls nicht in den Ländern, die sich als Weltmächte verstehen, bzw. Waffenpotentiale besitzen, die eine UNO hilflos zurücklassen (was wiederum so gewollt ist).
Das Zitat wäre also vielleicht zutreffend in einer idealen Welt, die wir nicht haben und wahrscheinlich auch nicht geben wird. So bleibt die UNO immer noch hinter den Vorstellungen von Kant zurück, der das wohl gesehen hatte (also die Notwendigkeit der Mittel zur Durchsetzung).
Schauen Sie sich bitte mal diesen Film an. Jeder hat seine "dunklen Seiten", aber nach dem Film gespaltenem Amerika musste ich mein gefühltes Gedächtnis ein wenig neu ausrichten.
Dagegen dann noch als Kontrastmittel Trump: Amerika First". Und das alles in ZDFinfo.
Solche Filme gehören in die Prime Time!
Manchmal dachte ich: Jetzt hätte er mal "explodieren" müssen, mit der Faust auf sein Pult schlagen usw. Denn was seine großen Hoffnungen betraf, die er für das ganze Amerika umsetzen wollte, also die Gesundheitsreform, neue Waffengesetze und die Einwanderung betreffend, ist trotz Mehrheiten in der Bevölkerung quasi an einer Mauer von "Bösartigkeit" gescheitert.
Aus meinem Kommentar und dem an Grenzpunkt geht aber hervor, dass es eben nicht (mehr) um einzelstaatliche Aktionen (allein) geht, sondern um eine völkerrechtlich verbindliche Struktur, die die jetzige der von Mächten dominierte der UNO aufhebt/überwindet.
Dazu würde für mich dann auch gehören, das Prozesse/Verurteilungen innerhalb eines Staates noch an einer übergeordneten Instanz vorgelegt werden kann, wie es wohl absolut sinnvoll wäre z.B. im Fall Assange. Denn es ist selbst hier in einem sich demokratisch nennenden Land mit "unabhängiger" Justiz kaum von unabhängig auszugehen. Es sieht sehr nach einem politischen Prozess aus mit erwartbarem Ausgang. Alles andere würde mich überraschen.
Im Fall Nawalny hat sich Deutschland auch für mich nicht korrekt aufgestellt, man hätte bei den Untersuchungen auch russische Experten hinzuziehen können, zumindest eine zügige Analyse der angeforderten Ergebnisse übermitteln sollen.
Allerdings stößt dann ihre Vermutung "Die Tat - ein gewöhnlicher Kriminalfall - geschah offensichtlich auf russischen Boden und muß von der russischen Polizei untersucht werden." dann an ihre Grenzen, wenn es das eben nicht war und/oder politische Intereesen wie im Fall Assange vorliegen.
In diesen Fällen haben die Betroffenenen zurzeit schlechte Karten. Und Snowden muss deshalb auch im russischen Exil bleiben, was ziemlich kurios ist.
Aber eine Frage umgehen Sie immer wieder/noch. Sie formulieren so, als ob ausschließlich ihr chinesischer Teil das eigentliche ausmacht. Obwohl Sie doch auch einen Teil von sich selbst kritisieren. Das dürfte doch klar sein, oder?
..."Die unterentwickelten Länder, die Länder der Dritten Welt, haben keine Lust mehr auf die Belehrungen und Bevormundungrn durch die alten Kolonialmächte"...
Was reden Sie da?
Die International Monetary Fund holt da schnell die Peitsche raus wenn ein "unterentwickeltes Land" frech wird.
Das jetzt China in Afrika und in Lateinamerika ein neuer Neo - "Kolonialmachts" - Faktor wird macht die Sache nicht einfacher.
Da Sie sich ja schon in Argentinien als "Insider" geoutet haben macht Ihre obige Erklaerung es noch viel einfacher Sie zu verstehen. Weder verstehen Sie "globale" - noch "lokale" Zusammenhaenge.
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