Kaum ein anderes Genre treibt die Diskussion um politische Korrektheit mehr voran als die Popmusik. Kein Tabubruch, der noch nicht über die Musiksender in die Jugendzimmer flackerte. Der Treueschwur von Pop und Porno bringt heute kaum jemanden mehr aus der Ruhe. Doch fallen die Hüllen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, werden die Stimmen laut. Obgleich der Südwestrundfunk (SWR) nur mit sanfter Erotik wirbt, muss der Sender für das Plakat des „New Pop Festivals“ derzeit Kritik einstecken. Das Engagement des in die Jahre gekommenen Playboys Gunter Sachs erzielte seine Werbewirkung bislang vorrangig durch hämische Kommentare.
Skandalös ist dabei weniger, dass Sachs eine nackte Blonde vor seine Kamera einlud. Besorgniserregend sind vor allem Informationswert und Ästhetik des Plakats, das kaum zum Kartenverkauf beitragen dürfte. Weder die teilnehmenden Bands noch den Veranstaltungsort führt es auf. Das Motiv, das wirkt wie die Videohülle eines Soft-Porno-Musicals, beschreibt der 76-jährige wie folgt: „Fliegende Notenlinien schmiegen sich in warmem Dämmerlicht um einen nackten Frauenkörper in Ballettpose.“ Die Zusammenarbeit von Radio und Playboy hat eine Herausforderung bravourös gemeistert: Die Kreation eines Plakats, das keine Botschaft enthält. Dabei hat SWR3 einige interessante Rockbands eingeladen. Sie werden wohl die Zeit im Tourbus nutzen, der unbekleideten Dame eine Lederjacke aufzumalen. Denn trotz der Nähe zum Porno gilt die alte Regel des Pop immer noch: Die ganz nackte Wahrheit sieht man nie.
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